Handwerk im Frühjahr vom 24. März 2007 - page 7

Anzeigen
Haareschneiden als
Lebenswerk
Ältester aktiver Friseurmeister aus ganz Deutschland feiert in Remagen seinen 90. Geburtstag
Schnitte
mit heißer
Schere
Salon Braun-Frick seit über 70 Jahren im Dienst der Schönheit
„Die Kunden sind unser Kapital“,
ist Siegrid Frick überzeugt. „Sie
muss man wie eine Pflanze hegen,
sodass sie immer wieder gerne
kommen.“ Die gute Kooperation
mit ihnen liegt der 65-Jährigen, die
ihren Salon an drei Tagen in der
Woche geöffnet hat, am Herzen.
Bereits 1933 wurde der Salon von
ihremVater, Friseurmeister
Leonard Braun, gegründet.
1962 wurde dem Herrensalon ein
Damensalon angegliedert, nachdem
seine Tochter und heutige Inhabe-
rin als eine der Jüngsten ihre Meis-
terprüfung abgelegt hatte.
Siegrid Frick ist denWandel der Zeit
mitgegangen und hat sich entschlos-
sen, neue Wege zu gehen. „Gemein-
sam mit meinen Mitarbeitern habe
ich zahlreiche Seminare besucht, um
unser Wissen über Haarpflege, Kopf-
hautprobleme, Haarausfall, siliko-
nisierte Haare, Schuppen und vie-
les mehr zu vertiefen“, sagt sie. Ihr
Äußeres - das Alter sieht ihr keiner
an - bestätigt ihre Einstellung: „Ar-
beit und Weiterbildung halten jung.“
Haarsprechstunde
Haarsprechstunden über intensive
Behandlungen, beispielsweise bei
Kopfhautverschlackung
nach
Krankheit und Diäten oder Haaraus-
fall, bietet sie ebenso an wie spezi-
elle Haarpflegean-
gebote im
Wechsel der Jah-
res-
zeiten. So steht im Frühjahr eine
Kopfhautentschlackung im Pro-
gramm. Ultraschall wird bei Kopf-
hautproblemen eingesetzt und Haar-
saunen vertiefen die Wirkung der
Kopfhautbehandlungen. Bei Haar-
farben und Umformungen wird mit
Kopfhautschutz gearbeitet. Der
Hochzeitsservice „Rund um den
Kopf der Braut“ wird weit über
Bad Sobernheim hinaus gern in
Anspruch genommen.
Kundinnen mit langen
Haaren liegen der
Friseurmeisterin
vor allem am Her-
zen. „Wir haben kei-
ne Angst davor, im
Gegenteil, Hoch-
steck- und Flecht-
frisuren sind beson-
ders in“, lacht sie.
Extra für diese Kundin-
nen wurde ein italieni-
sches Spezial-Langhaar-Be-
cken erworben. Der Langhaarschnitt
nach der Proportionslehre garantiert
die optimale Haarlänge. „Dazu wird
ein bestimmter Teil des Kopfes ver-
messen und so das Maß für die idea-
le Haarlänge genommen“, so Siegrid
Frick.
„Lieber lang
pflegen als kurz
schneiden“, ist
ihre Philosophie
für Langhaarträ-
gerinnen. Intensive
Haarpflege ist ihr
wichtig. „Das fängt mit der
Vorbereitung der Haare für die Nähr-
stoffaufnahme an“, sagt sie. Ihr Tipp
für volles, vitales Haar: richtig wa-
schen und pflegen, nicht zu heiß föh-
nen, Bürsten mit natürlichen Bors-
ten verwenden, viel trinken und vi-
taminreich essen.
Steckbrief: Salon Braun-Frick, Sobernheim
Friseurmeisterin aus Leidenschaft: Siegrid Frick.
Gegr. 1933
|
4 Mitarbeiter
|
Hochsteck- u. Brautfrisuren, Haar-
pflegeseminare
|
Tel.: 06751/ 2552
|
„Solang ich lebe, schneid ich auch
Haare. Wenn ich den Haarschnei-
der nicht mehr in die Hand neh-
men kann, werd ich krank. Dann
wars das!“, ist Hermann Löffler
aus Remagen überzeugt. Der Fri-
seurmeister, der jetzt seinen 90.
Geburtstag feierte, arbeitet noch
täglich in seinem Salon. Er ist der
älteste aktive Friseurmeister in
Deutschland.
„Wenn der Hermann mal nicht mehr
ist, wo sollen wir denn hin mit un-
seren alten Köpfen?“, „An meinem
Haar ist seit 60 Jahren nur der Her-
mann dran!“, „Man kommt in den
S a l o n
u n d
i s t
in der Fami-
lie“ - so das Urteil
der Stammkunden. Seit Jahrzehnten
halten sie
ihrem
Friseur die Treue.
Und Hermann Löffler denkt noch
lange nicht daran, seinen Herren-
salon in der Drususstraße 4 zu
schließen. Seinen Arbeitstag unter-
bricht er höchstens mal für ein Mit-
tagsschläfchen, doch selbst dazu
nimmt sich der rüstige Handwerks-
senior nicht immer Zeit. „Der Kon-
takt, das immer un-
ter Menschen sein, die Freude an
meinem Handwerk halten mich fit“,
sagt er. Dazu zählt er auch die Her-
renriege, mit der er sich immer don-
nerstags zur Gymnastik trifft und
danach schon mal „gern ein Bier-
chen zischt“.
Ins Rheinland kam der gebürtige
Schwabe durch den Krieg. Der da-
mals 28-jährige Friseurgeselle war
als Kriegsgefangener im Kriegsge-
fangenenlager „Goldene Meile“ auf
den Feldern und Rheinwiesen zwi-
schen Sinzig und Remagen.
„Ich habe mehr vegetiert als gelebt“,
erinnert sich der 90-Jährige, der bis
auf 40 Kilo abgemagert war. Kurz
erwähnt er seine Kriegserlebnisse
als Kapitän eines Panzerspähwagens
im Frankreich-, Russland- und Afri-
ka-Feldzug. Wenn er von seiner gro-
ßen Liebe, Ehefrau Elisabeth, mit
der er im Som-
mer 60 Jahre
verheiratet ist
und Diamant-
Hochzeit fei-
ert, spricht,
leuchten seine
Augen. „Sie
ist mein guter Geist und kehrt noch
heute die abgeschnittenen Haare im
Geschäft zusammen“, schmunzelt
er.
Fundgrube für Nostalgiker
Seinen eigenen, auf Herren spezia-
lisierten Salon eröffnete der Hand-
werksmeister 1953. „Dass ich nur
für Herren da bin, hat sich so erge-
ben. Als Geselle in einem Rema-
gener Friseurgeschäft habe ich im-
mer die Männer frisiert, für Damen
waren die Inhaberinnen zuständig“,
sagt er.
Nostalgiker können in Löfflers Her-
rensalon ins Schwärmen kommen.
An der Einrichtung hat sich nämlich
seit der Eröffnung kaum etwas ge-
ändert. Zeitungen liegen auf echten
Nierentischen. Trockenhaube und Fri-
seurstühle haben die Jahrzehnte gut
überstanden und der Haarschneider
ist seit 100 Jahren im Einsatz. „Er ist
sozusagen ‚unkaputtbar’“, lacht der
begeisterte Karnevalist, der Ehren-
mitglied der Narrenzunft Remagen
ist. Als Schminkmeister machte er
auch hier seinemHandwerk alle Ehre.
90 Jahre und kein bisschen berufsmüde: Friseurmeister Hermann Löffler.
Steckbrief: Herrensalon Löffler, Remagen
Meisterbetrieb
|
Gegr. 1953
|
Einmannbetrieb, in dem Ehefrau
Elisabeth mithilft
|
Tel.: 02642/ 23 620
Meisterkurs für
Friseure
Die nächsten fachpraktischen und
fachtheoretischen Meistervorberei-
tungskurse für Friseure beginnen am
2. April (Vollzeit) und am 3. Sep-
tember (Teilzeit) in Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
HwK, Tel.: 0261/ 398-415, E-
Mail:
Internet:
Ausbildungsengagement durch die Familie vorgelebt
Bad Hönninger frisieren in der 4. Generation
„Wir haben selbst Kinder und
wissen, wie wichtig ein Ausbil-
dungsplatz für junge Menschen
ist. Auszubilden hat etwas mit
innerer Einstellung zu tun“, so
die Friseurmeisterinnen Rita
Wierschem und Beate Mies.
Die Schwestern leiten den 1883 ge-
gründeten Friseursalon Krämer in
Bad Hönningen bereits in der 4.
Generation. „Man muss ein Gespür
für die zukünftigen Lehrlinge ha-
ben. Der persönliche Eindruck, den
wir während eines Praktikums ver-
tiefen, zählt mehr als die Schul-
noten“, betonen sie. Sie erzählen,
dass ihnen das Ausbildungsenga-
gement von Großvater und Vater
Altbewährt
und
noch
im-
mer
im
Ein-
satz:
ein
Haar-
bestäuber.
Die beiden Friseurmeisterinnen Beate Mies (r.) und Rita Wier-
schem (l.) investieren viel Engagement in die Ausbildung ihrer
Lehrlinge Angelika Krupp und Elif Arsalam (2.v.r.).
vorgelebt wurde. „Man muss fach-
lich up to date sein und viel ver-
mitteln, darf aber die menschliche
Komponente nicht unterschätzen.
Auch wir lernen von der Jugend,
ihrem Elan und ihren neuen Ideen.
Das muss man ihr auch sagen“, so
RitaWierschem und Beate Mies. Für
jahrzehntelanges Ausbildungsen-
gagement wurde der Salon kürzlich
von der HwK ausgezeichnet.
„Tolle Chefinnen, zu denen man
auch mit einem privaten Problem
kommen kann“, so die Lehrlinge
Angelika Krupp aus Erpel und Elif
Arsalam aus Rheinbrohl. Die jungen
Mädchen loben das „gute Betriebs-
klima im Salon, in dem Lehrling wie
Geselle und Meister wertgeschätzt
werden“. „Das Wohlfühlerlebnis
bei uns schätzen die Kunden. Die
gute Atmosphäre überträgt sich“,
denkt auch Rita Wierschem. Die
47-jährige Friseurmeisterin erzählt,
dass sie einige Kunden schon seit
30 Jahren bedient. „Manchmal
kommt jemand, nur um zu erzäh-
len.“ „Es tut gut, bei Ihnen zu sein“,
hört die Meisterin dann schon mal.
Die fachliche Schulung ihrer Mit-
arbeiter liegt den Chefinnen eben-
so am Herzen. „Wir führen regel-
mäßig Übungsabende zu Schnitt-
und Färbetechniken durch. Ge-
schultes Personal ist neben Bera-
tung und Service ein Kundenga-
rant. Wichtig, um Kunden zu ge-
winnen und zu behalten, ist aber
auch, sich in Vereinen zu engagie-
ren, besonders im ländlichen
Raum“, sagen sie.
Auch hier gingen die Generationen
vor ihnen mit gutem Beispiel vor-
an. So rief Vater Gregor, Friseur-
meister und darüber hinaus auch lei-
denschaftlicher Ortschronist, eine
Laienspielgruppe ins Leben, in der
heute Tochter Beate Mies ebenso
engagiert mitspielt, wie sie auch im
Kirchenchor singt. Die Philosophie
des inzwischen verstorbenen Va-
ters, dass „die Mitarbeit im Verein
verbindet, die Identifikation mit
dem Heimatort unterstreicht und
dieses mitten drin sein fürs Ge-
schäft nur förderlich sein kann“,
wird von den Töchtern gelebt und
genießt wie auch die handwerkli-
che Tradition in der Familie einen
hohen Stellenwert.
Dilek Özbek, 20 Jahre, Friseurlehrling
„HwK war für mich eine wichtige Station!“
„Das Jahr Ausbildung bei der
Handwerkskammer Koblenz war
sehr wichtig für meine berufli-
che Entwicklung. Sonst hätte ich
meinen Wunschberuf nicht ler-
nen können“, ist Dilek Özbek
sicher. Die 20-jährige Türkin
mit deutschem Pass wird Friseu-
rin.
Sie ist im dritten Lehrjahr und
wird von Friseurmeisterin Petra
Lehnigk in Koblenz-Rübenach
ausgebildet. Das erste Ausbil-
dungsjahr absolvierte sie im
Rahmen der „Berufsausbildung
in außerbetrieblichen Einrich-
tungen“ (BaE) in der Friseur-
werkstatt der HwK. „Hier bin
Friseurmeisterin Petra Lehnigk eröffnete 2006 den
neuen Salon in Koblenz-Rübenach und bildet seitdem
Dilek Özbek aus.
ich menschlich gereift und wurde
in meinem Berufsziel gestärkt“,
erinnert sich Dilek. Jetzt ist sie im
Biosalon „In Haarmonie mit der
Natur“ angekommen. „Es ist toll,
dass ich nach bestandener Gesel-
lenprüfung hier weiterarbeiten
kann“, freut sie sich.
„Für mich zählen natürliches Auf-
treten, das Feingefühl für Nähe
und Distanz zum Kunden und
Zuverlässigkeit bei einem Lehrling
mehr als Schulnoten“, so Petra
Lehnigk. „Dilek erfüllt diese Kri-
terien. Während eines Praktikums
hat sie mich überzeugt“, sagt sie.
Die Friseurmeisterin ist seit drei
Jahren selbstständig.
Mit der Eröffnung eines Bio-
salons erfüllte sie sich ihren
Traum. „Wir benutzen ausgesuch-
te, naturreine Produkte aus biolo-
gischem Anbau. Chemische
Dienstleistungen wie Dauerwellen
oder oxidative Haarfärbungen und
-tönungen bieten wir nicht an. Die
Natur bietet viele Möglichkeiten,
Haut und Haar zu pflegen und zu
verschönern“, verrät sie ihre Phi-
losophie.
Sie weiß, dass man diese Auffas-
sung mit ihr teilen muss, um im
Biosalon erfolgreich zu arbeiten.
Auch hier hat sie mit Dilek Özbek
eine passende Kollegin ausgebil-
det.
Die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrich-
tungen (BaE) wird als Ergänzung zur betrieblichen
Ausbildung gezielt für Jugendliche mit Lern- und/oder
sozialen und sprachlichen Defiziten angeboten und
durch die Agenturen für Arbeit finanziell unterstützt.
Die jungen Leute beginnen eine Lehre bei der HwK in
einem von neun angebotenen Handwerksberufen. Ziel
ist die schnellstmögliche Übernahme in eine betriebli-
che Ausbildung. Dabei wird ein neuer Lehrvertrag
unter Anrechnung der Zeit bei der HwK eingetragen,
sodass der Lehrling keine Zeit verliert. Während den
Wochen bei der HwK werden die jungen Leute indivi-
duell theoretisch und praktisch gefördert und umfassend
sozialpädagogisch betreut. Die Pädagogen und Aus-
bildungsmeister holen die Jugendlichen dort ab, wo sie
stehen. Sie werden fachlich und menschlich fit ge-
macht, ihre Lehre in einem Betrieb fortzusetzen. Zur-
zeit werden über 200 Jugendliche in den Zentren der
HwK ausgebildet.
Infos bei der Pädagogischen Anlaufstelle der HwK Ko-
blenz, Tel.: 0261/398-347, E-Mail:
BaE macht fit für Ausbildung
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16
Powered by FlippingBook