Handwerk im Frühjahr vom 24. März 2007 - page 11

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Exklusiv-Umfrage:
Bau-Boom
Obermeister verschiedener Gewerke der Bau- und Ausbauhandwerke befragt: Wirtschaftslage ist gut
Und das sagen die
Banken
Verhaltene Nachfrage nach Neubaukrediten bietet Chancen, Modernisierungsmaßnahmen im Trend
Die Bauzinsen liegen nach wie vor
auf einem günstigen Niveau, das
Angebot des Handwerks rund um
den Neubau oder die Renovierung
der eigenen vier Wände ist nicht
zuletzt dank des Komplettservices
„alles aus einer Hand“ spitze. Die
Rahmenbedingungen stimmen
also, den Traum von den eigenen
vier Wänden Wirklichkeit werden
zu lassen.
Allein der Wegfall der Eigenheim-
zulage hat zuVorzieheffekten bei der
Realisierung der Hausbau-
überlegungen geführt und in den
Auftragsbüchern des Handwerks
eine Lücke hinterlassen. Und den-
noch berichten die Unternehmen des
Bau- und Ausbausektors über eine
gute Auftragslage in diesem Früh-
jahr 2007, wie eine Umfrage bei ver-
schiedenen Gewerken zeigt. Wie die
Obermeister im Detail die aktuelle
konjunkturelle Lage für ihre Unter-
nehmen und die der Innungsbetriebe
darstellen, haben wir hier exklusiv
zusammengetragen.
Gregor Orth, Obermeister der Dach-
decker-Innung Bad Neuenahr-Ahr-
weiler: „Die Auftragslage unserer
Innungsbetriebe ist gut. Das gilt für
die aktuelle Auslastung wie auch die
Auftragslage für die nächsten Wo-
chen. Von den zurückliegenden sechs
Jahren, die ich als Obermeister ar-
beite, ist es das beste Frühjahr für
unsere 48 Mitgliedsbetriebe. Dabei
spielt sicher auch das milde Winter-
wetter eine Rolle. Kurzum: Alles
passt zum Jahresanfang 2007. Be-
sonders bei den privaten Auftragge-
bern erkennen wir eine verstärkte
Nachfrage – das reicht für mein
Unternehmen bis in den RaumKöln-
Bonn hinein. Erfreulich insgesamt
auch: Die Zahlungsmoral ist deut-
lich besser.“
Dieter Funk, Obermeister der Ma-
ler-Innung Mayen: „Mit der derzei-
tigen Auftragslage sind die meisten
unserer Innungsbetriebe sehr zufrie-
den. Eine besonders große Nachfra-
ge besteht im Bereich der Fassaden-
beschichtung. Vieles deutet darauf
hin, dass es im Frühjahr weiter auf-
wärts geht. Das milde Winterwetter
führte dazu, dass viele Malerbetrie-
be in den vergangenen Monaten
mehr zu tun hatten, als das sonst in
der kalten Jahreszeit der Fall ist.“
Buga mit Wirtschaftsimpulsen
Wolfgang Schulz, Obermeister der
Straßenbauer-Innung Mittelrhein:
„Für Straßenbaubetriebe in der Re-
gion erwarte ich ein ähnlich positi-
ves Jahr wie das vorangegangene.
Sowohl im Bereich der Oberflächen-
als auch der Kanalsanierung gehen
wir von einer guten Auftragslage
aus. Eine zusätzliche Belebung soll-
ten Maßnahmen imVorfeld der Bun-
desgartenschau in Koblenz bringen.
Den quasi nicht vorhandenen Win-
ter konnte unsere Branche dazu nut-
zen, viele Aufträge abzuarbeiten.“
Herbert
Schoos, Obermeis-
ter der Elektro-Innung Cochem-
Zell:
„Fasse ich die momentane wirtschaft-
liche Lage der 29 Betriebe der Innung
zusammen, geht der Trend eindeutig
nach oben. ImVergleich zum Herbst
des Vorjahres ist die aktuelle Auslas-
tung und Reichweite der Aufträge
deutlich besser. Von einem Auf-
tragsboom zu sprechen, ist aber
noch zu früh. Wir sehen vorsich-
tig optimistisch auf die weitere
Entwicklung.“
Bernd Kossmann, Obermeister der
Zimmerer-Innung Bad Kreuznach:
„In unseremBetrieb kommen zurzeit
viele gute Aufträge rein und das ist
auch bei dem Großteil meiner Kol-
legen so. Vor allem Sanierungen
sind derzeit sehr gefragt. Hoffent-
lich geht das Jahr so gut weiter, wie
e s
begon-
nen hat. Im
vorigen Jahr hatte bis ins Frühjahr
hinein Schnee gelegen. Das hat viele
Arbeiten verzögert. In diesem Win-
ter konnten wir dagegen quasi durch-
arbeiten.“
Jürgen Löhr, Landesbevollmächtig-
ter der Bundesinnung für das Gerüst-
bauer-Handwerk: „Die Auftragsbü-
cher der meisten Gerüstbauer sind
voll. Besonders die öffentliche Hand
hatte zuletzt eine Reihe von Aufträ-
gen zu vergeben. Auch unser Be-
trieb, der auf Brückensanierungen
spezialisiert ist, verzeichnete in den
vergangenen Monaten ein überdurch-
schnittlich hohes Auftragsvolumen.
Wegen der milden Witterung konn-
ten wir eher mit der Arbeit begin-
nen als in anderen Jahren.“
Gute Zeiten für das Bauhandwerk, aber auch für
Bauherren: Die Rahmenbedingungen stimmen.
Eine dünne Nachfrage nach Kre-
diten für Neubauten, dafür aber
ein Anziehen bei den Darlehen für
Modernisierungsmaßnahmen – so
lautet das Fazit der Banken, geht
es um die momentane Geldnach-
frage.
„Bei den Neubauten macht sich ein-
deutig das Wegfallen der Eigen-
heimzulage bemerkbar“, so Win-
fried Hellwig, stellvertretender Lei-
ter des Immobilien-Centers und Team-
leiter Baufinanzierung der Sparkas-
se Koblenz. „Hier gab es eine Reihe
vorgezogener Baumaßnahmen, was
natürlich für
die Folgezeit
eine Lücke
h i n t e r l ä s s t .
Das spüren wir
deutlich.“ Ganz
anders stellt sich die
Kreditnachfrage
für Modernisie-
rungsmaßnahmen
dar. „Hier ist eine
eindeutige Bele-
bung festzustel-
len.“ Entsprechend
gestalten auch die
Banken ihr Angebot
kundenfreundlich und
bieten in diesem Bereich
Sonderkredite. „So unter-
stützen wir das Energiespar-
haus“, erläutert Hellwig eines der
Programme mit einem Zinssatz von
3,5 Prozent und ergänzt auch, dass
die Kreditanstalt für Wiederaufbau
(KfW) eine Reihe interessanter, zins-
günstiger Programme vorhält, „die
wir an unsere Kunden weitergeben“.
Hier werden Baumaßnahmen geför-
dert, durch die deutliche Energieein-
spareffekte erzielt werden können –
so durch Dämmung, moderne Hei-
zungs- oder Photovoltaikanlagen.
„Wir unterstützen dabei auch den
Einsatz ökologischer Technologien,
so den der Wärmepumpen.“ Hellwig
schränkt aber auch ein, dass sich das
Gesamtkreditaufkommen aus einer
Vielzahl kleinerer Kredite ergibt.
„Die Größenordnung, die wir einmal
bei der Baufinanzierung hatten, er-
reichen wir aktuell nicht.“
Ähnlich bewertet auch die Volks-
bank Koblenz-Mittelrhein die Nach-
frage nach Bau- und Ausbaukre-
diten. „Beim Neubau ist die entspre-
chende Nachfrage eher verhalten.
Etwas anders sieht das bei den Kauf-
objekten aus. Das schließt oft auch
Modernisierung oder Renovierung
ein und hier ist die Nachfrage schon
etwas stärker“, beschreibt Werner
Birkenheier,Vertriebsleiter derVolks-
bank. Auch er weist auf besonders
kundenfreundliche KfW-Darlehen
hin und empfiehlt diese gerade für
anstehende Modernisierungsarbei-
ten zu nutzen. „Bei der Abwicklung
über unsere Bank bieten wir wieder-
um den Kunden eine vereinfachte,
schlankere Bearbeitung an – ein
Servicegedanke, den wir aber grund-
sätzlich beim Thema Bau- und Aus-
baudarlehen umsetzen.“
Generell, so die Banken, seien zur-
zeit Modernisierungs- und Renovie-
rungsmaßnahmen nicht zuletzt des-
halb empfehlenswert, weil der Bund
eine Reihe zinsgünstiger Förder-
kredite wie auch reine Zuschüsse in
diesem Bereich biete. Davon profi-
tieren nicht nur die Hausbesitzer –
auch das Handwerk kann sich freu-
en, da es entsprechende Baumaß-
nahmen umsetzt.
Infos zu KfW-
Programmen
Mehr Auskünfte zu den Darlehen
und Zuschüssen der bundeseigenen
Kreditanstalt für Wiederaufbau bei
Renovierung und Modernisierung
gibt auch die Handwerkskammer
Koblenz, die u.a. über Inhalte und
Förderrichtlinien informiert, aber auch
über dieUmsetzung sowie über Lehr-
gänge für Handwerker, beispiel-
weise im Bereich Solateur oder
Energiemanagement.
Infos gibt das Zentrum für Um-
welt und Arbeitssicherheit, Tel.:
0261/ 398-655, E-Mail:
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16
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