Handwerk im Winter vom 9. Dezember 2006 - page 5

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Gute
Ideen
für
attraktive
Räume
Marion Spitzlei – Raumausstatterin stylt Räume mit Farben und Formen
Steckbrief: Raumausstattung Spitzlei, Plaidt
Neueröffnung 2006
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4 Mitarbeiter (1 Meister, 1 Lehrling)
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Dekorationen,
Fußbodenverlegung, Accessoires
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Tel.: 02632/ 953770, Fax: 957012
„EinenWohnraum durch gute Ide-
en attraktiv zu gestalten, ist für
mich immer wieder Freude und
Herausforderung zugleich“, so
Raumausstatterin Marion Spitzlei
aus Plaidt. Seit zwei Jahren ist sie
selbstständig.
Im November dieses Jahres erfüllte
sie sich gemeinsammit ihremMann,
Raumausstattermeister Horst Spitz-
lei, den Traum von einem neuen
Domizil mit Werkstatt und geräumi-
gem Ausstellungs- und Verkaufs-
raum in der Hauptstraße. „Ich woll-
te es noch einmal wissen“, bekennt
die 48-Jährige. Nach 14 Jahren be-
ruflicherAbstinenz, in der für sie die
Kindererziehung dominierte, kehrte
sie vor sieben Jahren als Angestellte
in ihren Beruf zurück. „Ich wollte
zunächst Erfahrungen sammeln, der
Wunsch nach einem eigenen Betrieb
war aber vorhanden.“
Mit dem Kopf voller Ideen und stark
motiviert besuchte sie ein Existenz-
gründungsseminar der HwK. „Dort
habe ich das Rüstzeug und den letz-
ten Kick zur Selbstständigkeit erhal-
ten.“ Von den im Seminar vermittel-
ten betriebswirtschaftlichen, steuer-
lichen und rechtlichen Grundlagen
hat sie stark profitiert. „Wir haben
eine Finanz- und Liquiditätsplanung
und Marktbeurteilung durchgeführt.
Blauäugig darf man die Selbststän-
digkeit nicht angehen, in keinem
Alter“, betont sie.
Menschenkenntnis gehört dazu
Am liebsten sind der Raumaus-
statterin die Kunden, die bei der De-
koration sagen: „Machen Sie mal!“
Dann ist Marion Spitzlei in ihrem
Element. Sie geht vor Ort, lässt den
Raum auf sich wirken, spielt dann
mit ihren Ideen. Mit Stilempfinden,
Einfühlungsvermögen und hand-
werklichem Geschick passt sie die
neuen Materialien dekorativ dem
vorhandenen Interieur an. „Woh-
nungseinrichtung ist Ausdruck der
Person, die darin lebt, spiegelt ihre
Gefühle und Individualität wider
und nicht den aktuellen Trend.“
„Ein gutes Stück Menschenkenntnis
ist in unserem Beruf ratsam. Meist
steckt mehr als ein Typ in einem
Menschen, dieser Mix macht Woh-
nen so interessant“, sagt sie. „Nur
eine Wohnung, deren Einrichtung
zum Bewohner passt, abgestimmt
auf räumliche Gegebenheiten und
persönlichen Geschmack, trägt zum
Wohlbefinden bei.“
In ihrem Ausstellungsraum ist zur-
zeit Weihnachten. Engel, Glasku-
geln, festliche, handgenähte Tisch-
decken und Stoffe, wohin das Auge
blickt. „Accessoires gehen zu die-
ser Jahreszeit besonders gut“, weiß
sie. Dass ihr die Kunden zu jeder
Jahreszeit die Treue halten, ist ihr be-
ruflicher Wunsch für 2007. Biss, nie
versiegende Ideen und Herzblut bei
der Arbeit sind ihr Anspruch.
Marion Spitzlei hält in ihrem neu eröffneten Geschäft Angebote zur Wohn-
raumgestaltung für jeden Geschmack vor.
Existenzgrün-
dungsseminar
Themen in den Existenzgründungs-
seminaren der HwK sind Marketing,
Marktbeurteilung, Standort, Kalku-
lation, Rechtsformen, Steuern, Ver-
sicherungen.
Dauer: 3 Tage; Beginn: 29.1. in Ko-
blenz, 9.2. in Herrstein, 23.2. in
Rheinbrohl, 3.3. in Cochem.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Weiterbildung, Tel.: 0261/
398-112, Fax: -990, E-Mail:
Schenken Sie Handwerk!
Wer Claudia Geilens handgewobene Stoffe einmal selber betrach-
ten oder seine Liebste mit einem flauschig weichen Kaschmirschal
beschenken möchte, sollte die Winterausstellung der HwK Ko-
blenz in der Galerie Handwerk besuchen. Noch bis zum 30. De-
zember sind die Webereien aus dem Hause Geilen dort ausgestellt
und - sofern kein anderer schneller war - auch zu kaufen.
Informationen in der Galerie Handwerk Koblenz, Tel.: 0261/ 398-
277, Fax: -993, E-Mail:
Onlineshop rund um die Uhr:
Steckbrief: Weberei Geilen, Plaidt
Gegr. 2006
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Einzelunternehmen
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Web- und Spinnarbeiten
|
Tel.: 02632/ 6789
Garantiert
handgewo-
ben: Flau-
schige
Schals, De-
cken, Jacken
oder Pull-
over und
weitere Be-
kleidungs-
stücke fer-
tigt Claudia
Geilen in
traditionel-
ler Hand-
werksarbeit.
Auf dem
Dachboden
von Claudia
Geilen ver-
birgt sich
eine Samm-
lung alter,
einsatzberei-
ter Spinnrä-
der (u.) und
anderer Ar-
beitsgeräte
für dieWe-
berei.
Altes
Handwerk
neu
beleben
Claudia Geilen war 50 Jahre jung, als sie eine Weber-Lehre begann
Den mechanischenWebstühlen aus
England hatten die hungernden
Leinenweber Schlesiens nichts
mehr entgegenzusetzen. Als Ger-
hard Hauptmann sein berühmtes
Weber-Drama 1893 zur Urauffüh-
rung brachte, war das Leinen-
weber-Handwerk schon so gut wie
ausgestorben. Dass es heutzutage
dennochWebergesellen wie Claudia
Geilen aus Plaidt gibt, hat viel mit
wahrer Liebe zum Handwerk zu
tun. Und mit der Sorge, dass jahr-
hundertealte Techniken in Verges-
senheit geraten könnten.
Als Claudia Geilen für den deut-
schen Entwicklungsdienst in Bur-
kina Zone arbeitete, war sie Mitte 20
- und Arzthelferin. Ein Vierteljahr-
hundert später ist sie noch immer mit
demselben Mann verheiratet, mit
dem sie in den 70er Jahren in Afrika
unterwegs war, hat vier Kinder groß
gezogen und sich fest in den Kopf
gesetzt, ihr liebstes Hobby, die We-
berei, zu ihrem (zweiten) Beruf zu
machen. Wer aber bildet heutzutage
noch in einem Handwerk aus, das
schon vor mehr als 100 Jahren auf
dem Rückzug war?
Gestandene Lehrlinge
„Hätte ich irgendwo in der Region
einen Meisterbetrieb gefunden, dann
hätte ich auch dort in die Lehre ge-
hen können“, erinnert sich die 54-
Jährige. „Aber dieWeberei ist ein so
seltener Beruf geworden; es gibt in
ganz Deutschland nur noch eine ein-
zige Ausbildungsstätte.“ Um diese
zu erreichen, musste Claudia Geilen
über einen Zeitraum von dreieinhalb
Jahren regelmäßig ins wendlän-
dische Waddeweitz im Landkreis
Lüchow-Danneberg fahren.
„In unserem Ausbildungsjahrgang
war ich neben einer über 60 Jahre
alten Frau aus Speyer die einzige
Rheinland-Pfälzerin“, erzählt Gei-
len. Wenn sie heute an einem ihrer
herrlichen Webstühle sitzt, erinnert
sie sich gerne an ihre ehemaligen
„Klassenkameraden“. „Ich bin ja die
einzigeWeberin weit und breit“, sagt
die Plaidterin. „Der Austausch mit
den Kollegen fehlt mir ein bisschen.“
Am 28. Februar dieses Jahres legte
Claudia Geilen vor der Handwerks-
kammer Lüneburg-Stade erfolgreich
ihre Gesellenprüfung ab.
Faszinierendes Handwerk
Grubenmuster, Gänseauge, Hahnen-
tritt, Scheindreher - alle gängigen
Webmuster beherrscht Claudia Gei-
len aus dem FF. In ihrem Zuhause
veranstaltete sie unlängst einen „Tag
der offenen Tür“. Wer sich diesen
nicht entgehen ließ, konnte etwa ei-
nen aufgearbeiteten Webstuhl be-
wundern, der vor mehr als 100 Jah-
ren in der Eifel entstand. Ein deut-
lich jüngeres Exemplar befindet sich
imWohnzimmer. KleinereWeberei-
en wie Kissenbezüge, Küchenhand-
tücher oder edle Schals aus Kasch-
mir und Seide webt die Plaidterin an
diesem. Tisch- oder Bettdecken da-
gegen fertigt sie am größten Web-
stuhl des Hauses, der gleich neben
dem „historischen“ auf dem Dach-
boden steht.
Obwohl Claudia Geilen ihr Hand-
werk beherrscht und es nicht an
Kunden mangelt, die ihre hand-
Experimente mit Filz
Birgit Gutzmer-Brexendorf in der Winterausstellung
Zum ersten Mal stellt Birgit Gutzmer-Brexendorf aus Grafschaft-Holz-
weiler in der Winterausstellung aus. Sie verarbeitet Wolle, Filz und Natur-
fasern zu Schmuck, Taschen und Kleinobjekten.
„Angefangen hat alles in Australien. Ich habe vier Jahre in Sydney gelebt
und für einen Wollexporteur gearbeitet. Hier habe ich mein Faible für die-
ses Material entdeckt und damit experimentiert“, erzählt sie. Die Wolle
kauft sie bei Schäfern der Region, wäscht, färbt und kardiert sie von Hand.
„Ich verwende ausschließlich Pflanzenfarben.“ 150 Farbtöne stehen ihr zur
Verfügung. „Ich bin ein kreativer Mensch und die Natur ist eine Ideen-
schmiede“, sagt die 43-Jährige.
Ihre Filzobjekte für den Wohnbereich entstehen aus nass gefilzter Wolle.
„Die Wolle wird gelegt, mit Olivenseife gewaschen, heißem Wasser gefilzt
und dann gewalkt. Das heißt, die Wolle wird geschrumpft“, erklärt sie den
Vorgang. Fensterbilder und Ketten fertigt sie aus trocken gefilzter Wolle.
Aus gewickelter Wolle stellt sie Märchenwelten für Kinder dar.
„Eine faszinierende Ausstellung. Ich freue mich, dass ich dabei sein kann“,
so ihr Urteil zur Winterausstellung.
Steckbrief: B. Gutzmer-Brexendorf, Grafschaft
Gegr. 2006
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belebt das alte Handwerk des Filzens neu
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Produkte aus Wolle,
Filz, Naturfasern
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Tel.: 02641/ 916222
Als wär’s ein
Stück von mir
Goldschmiedemeisterin kreiert Schmuck, der magisch anzieht
„Wenn die Kunden den von mir
entworfenen und angefertigten
Schmuck annehmen, als sei es ein
Stück von ihnen, empfinde ich
Freude und Stolz zugleich“, so
Goldschmiedemeisterin Petra
Hagenau.
Im November öffnete sie ihr Gold-
schmiedeatelier im neuen Gewand
im Alten Zunfthaus in Ahrweiler.
Wer hier eintritt, empfindet ein un-
beschreiblich anheimelndes Gefühl.
Schlichte Eleganz trifft auf wohltu-
ende Gemütlichkeit. „Zufriedene
Kunden sind der höchste Anspruch,
den man erfüllen kann“, ist die 34-
Jährige, die seit vier Jahren selbst-
ständig arbeitet, überzeugt. Ein
„Vertrauensverhältnis“ zum Kunden
und „absolute Transparenz meiner
Arbeit“ sind der Meisterin, die auch
eine Ausbildung zur Gemmologin
absolvierte, staatlich geprüfte
Schmuckgestalterin und Betriebs-
wirtin des Handwerks ist, wichtig.
Durch
die im
Atelier
integrier-
te Werk-
statt kann der
Kunde Petra Hagenau beim Entste-
hen (s)eines Schmuckstücks über die
Schulter sehen. Hier findet man die
Ziehbank neben der Draht- und
Blechwalze zur Vorbereitung der
Edelmetalle. „Ich genieße es, am
Werktisch zu sitzen und mein Hand-
werk auszuüben und vorzuführen.
Der Kunde kann vom Entwurf bis
zur Fertigung beim Entstehungspro-
zess dabei sein. Die Schönheit des
edlen Materials übt eine magische
Anziehungskraft aus“, sagt sie. „Ich
stelle Schmuck so her, dass man ihn
später ergänzen kann, ein Bausatz
sozusagen.“
Petra Ha-
genau arbeitet am
liebsten mit Terminabsprache. Dann
sitzt sie mit dem Kunden im gemüt-
lichen Ambiente ihres Ateliers und
führt bei einer Tasse Kaffee ein in-
dividuelles Gespräch. „Ich nehme
mir Zeit, hochwertigen Schmuck
kauft man nicht im Vorbeigehen.
Man möchte Individualität ausdrü-
cken und bewundernde Blicke ein-
heimsen. Schmuck übersteht viele
Trends.“ Die Goldschmiedemeis-
terin kombiniert Perlen und edle
Steine mit Filzschnüren und erzielt
dadurch ausgefallene Effekte. Mit
Fingerspitzengefühl kreiert sie Uni-
kate aus Platin, Gold und Silber und
setzt dabei imWortsinn brillante Ide-
en in die Tat um. Sie schafft es, dass
alte Stücke in neuem Outfit strahlen.
Steckbrief: Goldschmiede P. Hagenau, AW
Meisterbetrieb, gegr. 2002
|
1 Lehrl.
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Unikatschmuck, Anfertigungen, Umar-
beitung, Reparaturen
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Tel.: 02641/ 915780
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gewobenen Textilien kaufen - reich
wird sie von dieser Arbeit nicht.
„Ganz von der Weberei leben könn-
te ich nicht“, macht sich die „Jung-
gesellin“ nichts vor. Aber es waren
auch keine finanziellen Überlegun-
gen, die sie dazu brachten, mit 50
Jahren noch einmal in die Lehre zu
gehen. „Die Weberei ist ein faszinie-
rendes, aber leider aussterbendes
Handwerk“, sagt Claudia Geilen.
„Ich möchte nicht, dass die überlie-
ferten Techniken in Vergessenheit
geraten.“ Deshalb und aus purer Lei-
denschaft für den Beruf hat sie die-
se Mühen auf sich genommen.
Auszubilden ist mehr als ein „Job“
In diesem Jahr bildet Petra Hagenau zum ersten Mal aus. Anja Esser freut
sich über die Lehrstelle bei der Meisterin, zu der sie auch über die Arbeit
hinaus einen „guten Draht“ hat. „Ich möchte nicht nur die Fertigkeiten wei-
tergeben, sondern auch die Liebe zum Beruf. Nur wer für den Beruf brennt,
kann sich selbst verwirklichen“, ist Petra Hagenau überzeugt. In diesem Zu-
sammenhang dankt sie der HwK-Ausbildungsberatung, die ihr bei der Erst-
ausbildung hilfreich zur Seite steht. „Hier wurde nicht nur ein Job erledigt“,
so ihr Urteil. Im nächsten Jahr wird sie zusätzlich einen Meister einstellen.
Infos rund um die Lehre bei der HwK-Ausbildungsberatung, Tel.: 0261/
398-323, Fax: -989, E-Mail:
Goldschmiedemeisterin Petra
Hagenau hat den Traum
vom eigenen Betrieb
verwirklicht.
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14
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