Handwerk im Winter vom 9. Dezember 2006 - page 3

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50 Jahre Meisterschaft –
„Die 50 Jahre sind wie im Flug ver-
gangen. Viel hat sich im Handwerk
verändert, aber immer noch gilt der
Grundsatz: Wer sich regt und enga-
giert, kann nur gewinnen“, so
Adolf Klein, Elektroinstallateur-
meister aus Bad Kreuznach. Er und
weitere 120 Handwerkssenioren
waren nach Koblenz gekommen,
um den Goldenen Meisterbrief in
Empfang zu nehmen.
Mit dem Goldenen Meisterbrief ehrt
die HwK Koblenz in diesem Jahr
Handwerksmeisterinnen und -meis-
ter, die 1956 ihre Meisterprüfung
abgelegt haben. Adolf Klein wurde
von seiner Ehefrau Elfriede beglei-
tet. „Man muss alt sein, um geehrt
zu werden. In diesem Jahr ist alles
golden: Goldene Hochzeit, Golde-
ne Konfirmation, Goldenes Sportab-
zeichen, Goldener Meisterbrief. Am
goldigsten aber ist meine Frau“,
lacht der rüstige 80-Jährige, der bei
RWE in leitender Position tätig war.
„Der Meisterbrief war meine Sicher-
heit, die Basis für meine Tätigkeit“,
betont er. Auch andere Goldene
Meister waren mit ihrer Familie zur
Ehrung gekommen.
HwK Koblenz verleiht Handwerkssenioren Goldenen Meisterbrief – Veränderungen im Handwerk aktiv und meisterlich gestaltet
HwK-Präsident
Karl-Heinz
Scherhag (l.)
gratulierte 120
Handwerks-
senioren zu ih-
remGodenen
Meisterbrief
und dankte ih-
nen für den
jahrzehntelan-
gen Einsatz für
das Handwerk
imKammerbe-
zirk Koblenz.
Ein Leben für das Handwerk
Elektroinstallateur-
meister Adolf Klein
aus Bad Kreuznach:
„Goldene Hochzeit,
Goldene Konfirmation,
Goldenes Sportabzei-
chen, Goldener Meis-
terbrief. Am goldigsten
aber ist meine Frau
Elfriede!“
Standardfenster aus Billiglohn-
ländern und konzentrieren sich hier
auf anspruchsvolle Spezialan-
fertigungen. Die Bäcker haben die
Filialisierung selbst betrieben, um
gegen Brotfabriken zu bestehen. Der
Wettbewerb wandelt sich. Was
bleibt, das ist die persönliche Qua-
lifikation, um diese Herausforderun-
gen zu bestehen, gemeinsam in ei-
ner Handwerksorganisation, die die-
se Herausforderungen in gleicher
Weise aber auch als Chance sieht“,
fuhr Scherhag fort.
Er verwies auf das neue HwK-Kom-
petenzzentrum für Gestaltung, Fer-
tigung und Kommunikation. „Sie
haben im Grunde vor 50 Jahren
nichts anderes gemacht. Bevor Sie
ein Möbelstück erstellt
haben, haben Sie sich
Gedanken über des-
sen Form, dann über
die Herstellung und
schließlich darüber,
in welchen Schritten
das Kunden vermit-
telt werden kann,
gemacht. Die
neuen Techniken
beschleunigen
diese Vorgänge.
Wir haben ge-
lernt und lernen
weiter, mit die-
sen Techniken
umzugehen. An
diesem Hand-
werksbild haben
Putzmachermeisterin Hannelore Lenze aus Koblenz ist mit ihren beiden ers-
ten Lehrlingen, GerdaWeber (l.) und Helga Fries (r.), zur Meisterfeier ge-
kommen. „Der Kontakt ist immer geblieben. Wir waren wie eine Familie“,
so die 74-Jährige, für die Hüte zur perfekten Kleiderordnung zählen. „Scha-
de, dass es in unserem kreativen Handwerk Nachwuchssorgen gibt. Dabei
ist der Beruf doch eine wunderbare Möglichkeit, die Phantasie auszuleben.
Hüte sind aber wieder im Kommen“, ist sie zuversichtlich. Als einen der
„schönsten Tage des Lebens“ bezeichnet sie die Überreichung des Goldenen
Meisterbriefes. Hannelore Lenze ist eine von drei Meisterinnen, die zur Eh-
rung gekommen sind. „In 50 Jahren wird es weit mehr Goldene Meisterbrie-
fe für Frauen geben. Heute haben doch die jungen Frauen alle Chancen. Be-
rufstätigkeit muss mit der Familiengründung nicht aufhören“, ist sie sicher.
Die ersten Lehrlinge der Meisterin
In einer familiären Feier ließ HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag 50 Jahre Handwerksgeschichte Revue passieren.
18.250 Tage Leben für das
und mit dem Handwerk
„50 Jahre Meisterschaft - 50 Jahre,
das sind 18.250 Tage Leben für und
mit dem Handwerk. Tage, die Sie
stündlich erlebten und manchmal
durchleben mussten. Das ist eine
herausragende Leistung, die wir mit
der Verleihung der Goldenen Meis-
terbriefe würdigen möchten“, be-
grüßte HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag die Handwerkssenioren.
„Der Dreiklang Lehrling - Geselle -
Meister hat Bestand. Das, was Sie
vor 50 Jahren erreicht haben, wird
von uns heute immer noch als erstre-
benswertes Ziel für die junge Gene-
ration formuliert. Der Titel Meister
hat nichts an Attraktivität verloren.
Er bedeutet immer noch Können und
Führungsqualität innerbetrieblich
undVertrauen in die Leistungsfähig-
keit nach außen“, so Scherhag in
seiner Laudatio.
„Im Jahr Ihrer Meisterprüfung 1956
bestand die neue Handwerks-
ordnung nach dem Krieg gerade drei
Jahre. Sie haben nach diesen neuen
Regeln Ihre Prüfung bestanden. Es
Goldschmiedemeister Erich Horn-
berger aus Neustadt/Wied erzählt:
„Wenn ich nachts nicht schlafen
kann, schaue ich, ob es in der
Werkstatt meines Sohnes, der den
Betrieb übernommen hat, etwas zu
tun gibt.“ Sorgenvoll sieht der 82-Jährige die Zunahme
von „Billigschmuck überwiegend aus Fernost“. „Auf
Touristenreisen wird gekauft und uns bleiben dann die
Reparaturen“, sagt er. Ein großes Lob zollt er seiner
Frau Elfriede, die ihn zur Ehrung begleitet hat. „Ohne
sie wäre ich heute nicht hier. Sie hat mich immer hun-
dertprozentig unterstützt und dem Geschäft die Seele ge-
geben“, lächelt er.
Steinmetzmeister Heinrich Rech aus
Hülzweiler/Saar ist hörbehindert und
mit einer Gebärdendolmetscherin zur
Meisterfeier gekommen. Der 72-Jähri-
ge arbeitet immer noch im eigenen Ge-
schäft mit sieben Mitarbeitern und ei-
nem Lehrling. „Früher war die Arbeit
sehr viel schwerer, da es kaum
Maschinen zur Bearbeitung
der Steine gab. Mein ver-
dientes Geld habe ich
später immer zuerst in
Maschinen investiert.
Ich musste mich im-
mer durchbeißen.
Dieser Biss fehlt der
jungen Generation
heute manchmal.“
„Auch in schwierigen Situationen nicht gleich aufgeben, nicht
schwarz, sondern vorwärts sehen“, ist sein Rat an die Jugend.
war ein Neuanfang, der ein Teil der
nachfolgenden Wirtschaftswunder-
jahre begründete. Die Welt von da-
mals war nicht besser und nicht
schlechter als die heutige. Sie war
nur anders. Die Schuhmacher, da-
mals das häufigste Handwerk,
kämpften gegen die billigere Indus-
trieproduktion. Heute kaufen bei-
spielsweise die Tischler einfache
Herrenschneidermeister Adolf Busch aus Boppard, der die
Feier mit Gesang musikalisch umrahmte, betont, dass
ständigeWeiterbildung heute für einen Handwerker
wichtiger denn je sei. „Die Gewichtung hat sich verscho-
ben. Die körperliche Arbeit geht immer mehr zurück.
Nicht nur die Hightechmaschinen erfordern Kopfarbeit.
Wer in seinem Beruf etwas erreichen möchte, kann sich
Stillstand nicht erlauben“, so sein Rat an die junge Genera-
tion. Er erzählt, dass er nach Jahren der Selbstständigkeit die
Technische Akademie in Hohenstein besucht hat und
dann für Entwicklung und Fertigung beim
Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaf-
fung (BWB) zuständig war.
Fotografenmeister Werner Gottwald aus Vallendar ist mit Ehefrau Christel
gekommen. „Von den technischen Möglichkeiten im neuen HwK-Kompe-
tenzzentrum bin ich fasziniert“, schwärmt er. „Was jetzt im Bereich der Me-
dien alles möglich ist, hätte man nie für möglich gehalten.“ Bis 1997 hat er
sein Geschäft geführt. Jetzt fotografiert er immer noch gern. „Ich habe mir
erst kürzlich eine Digitalkamera gekauft“, verrät er.
Sie mitgearbei-
tet. Der Goldene
Meisterbrief do-
kumentiert, dass Sie in der Kette der
handwerklichen Tradition Ihren Bei-
trag für Ihre Zeit und die Basis für
die nachfolgende Zeit geleistet ha-
ben.“ Der Kammerpräsident unter-
strich, dass es für ihn eine besonde-
re Ehre sei, die Goldenen Meister-
briefe zu überreichen, „weil ich in
der Handwerksfamilie gelebt habe,
noch heute arbeite und in drei Jah-
ren selbst in den Genuss des Golde-
nen Meisterbriefes kommen werde.“
Dank an die
Handwerksorganisation
Büroinformationselektronikermeis-
ter Hans-Eugen Lambert erinnerte in
seinem Schlusswort daran, dass „es
in den letzten 50 Jahren galt, viele
Hürden zu überspringen, um den
Anschluss nicht zu verlieren“. Er
dankte den Präsidenten, Hauptge-
schäftsführern und den Vollver-
sammlungen, die „die Handwerks-
meister nie allein gelassen und mit
Rat und Tat unterstützt haben“.
„Auch heute erfahren wir noch hohe
Wertschätzung. Die Altmeisterfeier
ist Grund anzuhalten in unserer
schnelllebigen Zeit.“
Mit ihrer Altmeisterfeier hält die
HwK Koblenz Tradition und Erin-
nerung an das Geleistete der Hand-
werkssenioren lebendig. Ihnen ge-
bührt Dank und Ehre, schrieben sie
Büroinformationselektroniker-
meister Hans-Eugen Lambert
doch ein StückWirtschaftsgeschich-
te unseres Landes. Der Kammerprä-
sident lobte das jahrzehntelange En-
gagement der Altmeister bei der
Ausbildung von Lehrlingen und das
Heranführen der Gesellen an die
Meisterprüfung. Sichtbar bewegt
nahmen die Altmeister ihren Golde-
nen Meisterbrief entgegen.
Infos zur Altmeisterfeier bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...14
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