Handwerk Special Nr. 113 vom 4. September 2006 - page 14

1856 gegr. Meisterbetrieb Konditorei und Café 7 feste Mit-
arbeiter Tel.: 02644 / 2794, Internet:
Steckbrief: Bäckerei Harth, Erpel
Führt mit 30
Jahren das
fünf Mal
ältere
Familien-
unter-
nehmen:
André Harth.
Backen mit Tradition / Bäckerhandwerk als berufliche Zukunft
4. September 2006
Nr. 113
Erpeler Familienunternehmen backt seit 150 Jahren Brot & mehr
Als zwei Zentner Mehl
noch 65 Billionen kosteten
„Die Spezialität des
Hauses ist das Erpeler
Schwarzbrot, ein fein
geschrotetes Roggen-
Vollkornbrot. Das Re-
zept wurde 1923 erfun-
den, als zwei Zentner
Mehl noch 65 Billionen
Mark kosteten und der
Brotpreis bei 1.200
Millionen Mark lag“,
schmunzelt der 30-
jährige Bäckermeister
und Konditor André
Harth aus Erpel.
Mit seiner Mutter Auguste führt
er die Bäckerei inzwischen be-
reits in der 6. Generation. Auch
nach 150 Jahren wird hier, wenn
auch mit moderner Technik,
nach alten überlieferten Fami-
lienrezeptengebacken.EineTon-
ne Mehl wird pro Woche zu den
unterschiedlichsten Backwaren
verarbeitet. Neben den Kunden
in der Bäckerei, die nicht nur aus
Erpelkommen,verwöhntdasFa-
milienunternehmenmitdemMo-
bilservice auch die Einwohner
der umliegenden sechs Dörfer
mit Brot aus selbst gezüchtetem
Sauerteig und Brötchen. Eis aus
eigenerHerstellung,einumfang-
reiches Angebot an Torten und
Kuchen sowie Herzhaftes als
Imbiss runden das Angebot ab.
Im an-
geschlosse-
nen Café, das inzwi-
schen auch schon 50 Jahre
besteht, können bis zu 100 Per-
sonenbewirtetwerden.DieVor-
derfront des ersten Backofens,
die dort in die Wand eingebaut
wurde, zeugt von der langen
Geschichte des Betriebes.
„DasFrühstücksbuffet amSonn-
tag zum Preis von 8 Euro 90
wird besonders gern angenom-
men“, freut sich Auguste Harth.
Sie erzählt, dass „die Familie in
allenLebenslagen
immer zusam-
menhält und alle
mit anpacken“. In
diesem Zusam-
menhang spricht
sie vomTod ihres
Mannes, Bäcker-
meister Matthias
Harth, vor 4 Jah-
ren. „André war
in Amerika und
hatte dort bereits
ein halbes Jahr in einer Bäckerei
gearbeitet, um neue Erfahrun-
genzu sammeln, als er hier plötz-
lich dringend gebraucht wurde.“
Wie der Vater
so der Sohn
André erzählt, dass es für ihn
von Anfang an klar war, Bäcker
zu werden, nicht nur, weil er
sich der Tradition verpflichtet
fühlte. „Es ist spannend, in alten
Dokumenten, die sich in Famili-
enbesitz befinden, nachzulesen
und sich in die Zeit zurückzu-
versetzen, als alles begann. Der
Vater hat sein Wissen immer an
den Sohn weitergegeben“, sagt
er. So baute der damals 44-jähri-
ge Firmengründer, Winzer und
BäckerMatthiasHarth1856eine
Backstube mit eigenem großen
Backofen. Hier wurden erstmals
größere Mengen an Backwaren
für die Erpeler Bürger, überwie-
gend Winzer, Handwerker und
Landwirte, hergestellt. Bis 1921
wurden Produkte in der Wohn-
küche der Familie zum Verkauf
angeboten. Der erste Laden ent-
stand dann 1922. Sechs Jahre
später wurde eine hochwas-
serfreie Backstube gebaut. Bis
vor 50 Jahren standen noch drei
Generationen Harth - Großva-
ter, Vater und Sohn - gemein-
sam in der Backstube. Es folgten
in den 90er Jahren mehrere Um-
bauten und Erweiterungen. Das
Motto „Qualität aus Tradition“
gilt für die Harths als Triebkraft.
In dem Jahr, als Bäcker und Winzer Matthias Hart seine Backstube
gründet,erfindetWernervonSiemens denDoppel-T-Anker alsGrund-
lage für die industrielle Stromproduktion. Es ist das Todesjahr von
Heinrich Heine und Robert Schumann. Piraterie wird in der Deklara-
tion von Paris international als illegal geächtet. Und: In Deutschland
wird zum ersten Mal überhaupt eine Erdölbohrung durchgeführt.
Anno dazumal
Aus der Chronik 1856
Wie sehen sie
aus, die Lehr-
linge 2006?
Und wer sind
ihre Ausbilder?
Einige stellen
wir hier vor.
Über 2.100 Jugendliche haben bisher einen
Lehrvertrag für das aktuelle Ausbildungsjahr
unterschrieben. Einige von ihnen und ihre
Ausbildungsbetriebe stellen wir in dieser Aus-
gabe vor.
Gleich vier neue Lehrlinge hat Bäckermeister
undDipl.-Betriebswirt (FH)Karl-EdgarHaub-
rich (im Bild mit Lehr-
lingSabineLedent) ein-
gestellt. Die 18-Jährige:
„Was gut schmeckt, soll
auch das Auge verwöh-
nen. Kreative Gestal-
tung macht mir viel
Freude. Die Lehrstelle
habe ich im Internet
gefunden.“
Paul Kravcov (18) will
Bäcker werden. „Nach
derSchulehabeichmeh-
rere Praktika gemacht.
Vorgestellt
Einstieg ins Handwerk
I
nfos
Der Bäckerberuf gefällt mir und da ich Frühaufsteher bin, habe ich
keine Problem, morgens in der Backstube zu stehen. Die Lehrstelle
habe ich über die HwK-Lehrstellenbörse im Internet gefunden.“
CarolinEscher(16)wirdBäckereifachverkäuferin.„Ichhabeverschie-
dene Berufe im Praktikum ausprobiert. Der Umgang mit Menschen
gefällt mir gut. Die Kunden wollen individuell bedient werden. Als
Fachverkäuferin trägt man sehr viel zurWohlfühlatmosphäre bei.“ Sie
hat die Lehrstelle ebenfalls in der HwK-Lehstellenbörse gefunden.
Auch die 21-jährige Olga Martens will Bäckereifachverkäuferin
werden. „Ich habe mich in unterschiedlichen Berufen umgesehen.
Auf den Ausbildungsberuf Bäckereifachverkäuferin bin ich in der
HwK-Lehrstellenbörse aufmerksam geworden. Ich wusste bisher
nicht, dass es so viele Brot- und Brötchensorten gibt.“
Und was sagt der Lehrherr der vier? „Wir hatten in diesem Jahr an
die 70 Bewerbungen“, so Karl-Edgar Haubrich. Er führt den Betrieb
seit 11 Jahren, hat 88Mitarbeiter, darunter 11 Lehrlinge, in 5 Filialen.
Neben ansprechenden Noten, vor allem in Mathematik, ist ihm eine
„positive Ausstrahlung“ wichtig, imVerkauf außerdemgute Deutsch-
kenntnisse. Ein Praktikum ist Voraussetzung für den Lehrvertrag.
Mehr Infos zur Lehrstellenbörse im
Internet:
Arbeitskreis
„Gesunde Ernährung“
Info-Tel.: 0261/398-331
Im HwK-Arbeitskreis „Ge-
sunde Ernährung - Bäcker,
Konditoren und Fleischer“
am 27. September werden
Fleischspezialitäten aus EU-
Ländern vorgestellt. Lebens-
mittelrechtlicheBestimmun-
gen sind weiteres Schwer-
punktthema im Rahmen die-
ser Abendveranstaltung.
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