Handwerk im Sommer vom 13. Juli 2006 - page 12

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Horst Eckhardt, Jahrgang 1948, ist
seit November 2005 Präsident des
Polizeipräsidiums Koblenz, in des-
sen Bereich 8 Landkreise im nörd-
lichen Rheinland-Pfalz und die
Stadt Koblenz liegen. 1,26 Mio.
Einwohner leben hier. Für deren
Sicherheit sorgen u.a. 2400 Mitar-
beiter in verschiedenen Bereichen
des Polizeipräsidiums, dazu gehö-
ren die vier Polizeidirektionen in
Koblenz, Montabaur, Neuwied und
Mayen sowie die Kriminaldirektion
Koblenz wie auch die Verkehrs-
direktion Koblenz.
Ein Baustein der erfolgreichenArbeit
ist auch die Zusammenarbeit mit „zi-
vilen“ Experten, so aus dem Hand-
werk. Was dahinter steckt und wie
sich die Handwerkskammer Koblenz
in das Ziel der Polizeiarbeit für mehr
Lebensqualität einbringt, erläutert
Polizeipräsident Horst Eckhardt im
Interview.
Herr Eckhardt, wie sicher leben
wir im nördlichen Landesteil?
Aus Sicht der Polizeiarbeit gehört
unser Landesteil zu den sicheren
Gebieten. Das gilt für die Bewer-
tung innerhalb der fünf Polizeiprä-
sidien des Landes Rheinland-Pfalz
wie auch den Bundesdurchschnitt.
Erstmals seit fünf Jahren verzeich-
nen wir für das Jahr 2005 einen
Rückgang der Straftaten um fast
fünf Prozent. Parallel steigt die
Aufklärungsquote. Wichtig dabei:
Mit diesen Zahlen verbinden wir
keine statistische Erhebung, son-
dern ein Stück mehr Lebensqualität
der Bevölkerung.
Stichwort Bevölkerung: Eine
erfolgreiche Polizeiarbeit setzt
auch die Zusammenarbeit mit
den Bürgern voraus. Welche
Note geben Sie diesem Bereich?
Eine sehr gute. Die Qualität poli-
zeilicher Arbeit steht in unmittelba-
„Unsere
Arbeit
für
mehr
Lebensqualität
!“
Im Interview mit Horst Eckhardt, Präsident des Polizeipräsidiums Koblenz
rem Zusammenhang
mit der Unterstützung
aus der Bevölkerung.
Das aber nicht nur mit
Hinweisen im Zuge
der Aufklärung einer
Straftat. Potenzielle
Täter wissen um das
durch wachsame Bür-
ger erzeugte hohe Entdeckungs-
risiko. Das schreckt ab und verhin-
dert so eine Straftat bereits im Vor-
feld.
Welche Straftaten nehmen ab,
welche zu?
Straftaten mit Körperverletzung
nehmen leider zu. Sorgenfeld ist
die Gewaltbereitschaft unter Ju-
gendlichen. Gewalt wird als Kom-
munikationsform eingesetzt und
drückt oft eine Frustration über
persönliche Lebenslagen aus. Pro-
bleme mit der Schule, der Lehre,
der Arbeit oder innerhalb der Fami-
lie werden so zum Ausdruck ge-
bracht. Mit den Folgen haben dann
die Polizeibeamten zu tun, doch der
Ansatz, solche Straftaten zu ver-
meiden, liegt im gesamtgesell-
schaftlichen Bereich. Diesem Phä-
nomen muss übergreifend begegnet
werden von Eltern, Schule, Aus-
bildungsstelle, Jugendsozialarbeit.
Wir alle zusammen müssen an den
Ursachen arbeiten. Zugenommen
haben auch die Betrugsstraftaten –
das sind Vermögens- und Fäl-
schungsdelikte. Hier spielen
Internet-Auktionshäuser eine be-
sondere Rolle. Einen Rückgang
können wir bei einfachen und
schweren Diebstählen ausmachen.
Die Zahl an Wohnungseinbrüchen
oder Kfz-Diebstählen nimmt ab,
was gerade auf verbesserte techni-
sche Sicherungen zurückzuführen
ist.
Ein Bereich, in den
die Arbeit des Hand-
werks hineinfällt, mit
dem die Polizei gerade im prä-
ventiven Bereich sehr eng zu-
sammenarbeitet.
Das stimmt. Gerade beim Ein-
bruchschutz lässt sich diese Zusam-
menarbeit sehr gut darstellen.
Handwerker führen die Arbeiten für
mehr Sicherheit im und am Haus
aus, wobei wir ständig Informatio-
nen austauschen, wie Einbrecher
vorgehen und welche Technik sie
besonders wirkungsvoll aufhält.
Darauf baut auch ein Verzeichnis
von „Errichterunternehmen“ auf,
das beim Landeskriminalamt
Rheinland-Pfalz geführt wird. Auf
Antrag können sich entsprechend
geschulte und qualifizierte Hand-
werksbetriebe aufnehmen lassen.
Eine Kooperation, in die sich
auch die Handwerkskammer
Koblenz einbringt.
Mit der Handwerkskammer Ko-
blenz verbindet das Polizeipräsidi-
um seit vielen Jahren eine enge
Zusammenarbeit. Wir führen mit
Mitarbeitern der Pädagogischen
Anlaufstelle regelmäßig Schulun-
Horst Eckhardt, Präsi-
dent des Polizeipräsi-
diums Koblenz: „Aus
Sicht der Polizeiarbeit
gehört unser Landes-
teil zu den sicheren
Gebieten.“
Tipps der Polizei zum Einbruchschutz im Urlaub
Grundregeln für mehr Sicherheit in der Ferienzeit
1. Wenn Sie verreisen, vermeiden Sie alle Hinweise auf Ihre Abwesenheit:
Ihr ungeleerter Briefkasten, ständig heruntergelassene Rollläden,
zugezogene Vorhänge oder Ihre entsprechende Mitteilung auf dem Anrufbe-
antworter sind für ausspähende Einbrecher sichere Zeichen.
Auch der ungemähte Rasen im Garten kann signalisieren: Hier ist niemand zu
Hause.
2. Verschließen Sie die Fenster, Balkon- und Terrassentüren auch bei kurzer
Abwesenheit.
3. Wenn Sie Ihren Schlüssel verloren haben, wechseln Sie umgehend den
Schließzylinder aus.
4. Auch wenn Sie Haus oder Wohnung nur kurzzeitig verlassen: Ziehen Sie
die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie diese immer zweifach ab.
5. Verstecken Sie Ihren Haus- oder Wohnungsschlüssel niemals draußen,
denn Einbrecher kennen jedes Versteck.
6. Rollläden sollten zur Nachtzeit – und keinesfalls tagsüber! – geschlossen
werden; schließlich wollen Sie ja nicht schon auf den ersten Blick Ihre Abwe-
senheit signalisieren.
7. Lassen Sie bei einer Tür mit Glasfüllung den Schlüssel nicht innen stecken.
8. Vorsicht! Gekippte Fenster sind offene Fenster und von Einbrechern leicht
zu öffnen.
9. Schließen Sie Leitern, Gartenmöbel und andere Gegenstände,
die sich als Aufstiegshilfen eignen, weg oder sichern Sie diese z. B. mit einer
Kette. Schalten Sie Außensteckdosen ab.
Schlechte Karten für Einbrecher
In einer speziellenAusstellung informieren Jürgen Quirn-
bach (links), Leiter des Kommissariates Kriminalpräven-
tion, und sein Team über einbruchhemmende Produkte.
Einbrecher, so die Erfahrung der Polizei, versuchen in möglichst kurzer Zeit
und mit wenig Aufwand das Objekt ihrer Begierde „zu knacken“. „Maximal
zwei Minuten investiert ein Einbrecher in den Versuch, Türen oder Fenster zu
öffnen“, weiß Jürgen Quirnbach, Leiter des Kommissariats Kriminalprävention
im Polizeipräsidium Koblenz. „Schafft er es in dieser Zeit nicht, so unserer
Erfahrung, bricht er den Versuch ab.“ Daher kommt der Verschlusstechnik von
Türen und Fenstern eine wichtige Rolle zu. Information und Beratung dazu
gibt es im Koblenzer Polizeipräsidium aus erster Hand. In einer speziell einge-
richteten Ausstellung mit einbruchhemmenden Produkten können sich Bau-
herren, Hauseigentümer oder auch Handwerker über den Stand der Technik
und Möglichkeiten des vorbeugenden Einbruchschutz informieren. Vom si-
cheren Fenster über Kameraüberwachungssysteme bis zumSperrriegel für Türen
gibt es hier einen umfassenden Überblick inklusive Beratung und „Funktions-
test“. Zusätzlich bietet die Polizei Vortäge und orientiert sich dabei an den
Themenwünschen der Anfrage. „Es ist ein Bereich, der stark nachgefragt wird.
Dabei arbeiten wir auch sehr eng mit dem Handwerk zusammen. Handwerker
sind es, die ein-
bauen
oder
nachrüsten. Sie
sind es auch, die
den Kunden be-
raten. Der enge
Informations-
austausch zwi-
schen ihnen und
uns sorgt dafür,
dass Einbrecher
schlechte Kar-
ten haben“, so
Quirnbach.
gen durch, die bei der Arbeit beson-
ders mit Problemgruppen unter
Jugendlichen helfen, tauschen uns
mit den Mitarbeitern aus und wis-
sen, wo es brennt. Die Veranstal-
tungen der Handwerkskammer
nutzen wir gerne, um über ver-
schiedene Bereiche der Polizei-
arbeit zu informieren. Nicht zuletzt
unterstützt uns die HwK beim an-
gesprochenen Verzeichnis „Er-
richterunternehmen“ und informiert
über die Inhalte des Pflichten-
kataloges als Voraussetzung zur
Eintragung. Dabei profitieren wir
natürlich vom direkten Draht der
HwK zu den Handwerksunter-
nehmen.
Beratung bieten Sie Handwerkern
und deren Kunden im Polizeipräsi-
dium wie auch mobil vor Ort. Wel-
che Möglichkeiten gibt es und wie
stark werden diese genutzt?
Im Koblenzer Polizeipräsidium
bieten wir eine Ausstellung zu
einbruchhemmenden Produkten für
Neubauvorhaben wie auch Altbau-
nachrüstung. Das reicht vom
Türschloss bis zum kompletten
Sicherheitssystem für Türen, Fens-
ter und Alarmanlagen. Fachvorträge
runden das Programm ab. Kosten-
losen Beratungsservice bieten wir
mit unserem Sicherheitsmobil, das
auf Anfrage auch vor Ort ist. Unse-
re Fachleute analysieren und bera-
ten dann direkt. Besonders wichtig
aus unserer Sicht: Wirkungsvoller
Einbruchschutz sollte bereits in die
Planungsphase eines Neubaus ein-
fließen. Wie wichtig dieser Service
ist, zeigt die ständig steigende
Nachfrage. Die steht auch für ein
stärkeres Bewusstsein in der Öf-
fentlichkeit und unterstützt unsere
Arbeit, denn schließlich werden so
Straftaten verhindert.
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