Handwerk Special Nr. 111 vom 6. Mai 2006 - page 22

Der türkische Kfz-Me-
chatronikerlehrling
Atilla Güven aus Ro-
senheim/Ww. ist in
Deutschlandgeboren.Er
lernt sein Handwerk im
AutohausLückinNauroth.
„Ich habe bereits eine abge-
schlossene Lehre als Kon-
struktionsmechaniker“, er-
zählt der 23-Jährige. „Nach-
dem es mit einer Arbeitsstelle
nicht geklappt hat, habe ichmich
zu einer zweiten Lehre entschlos-
sen. Ich bin sicher, dass sich da-
durchmeineArbeitsmarktchancener-
höhen.“ Atilla berichtet, dass er sich
wohl fühlt in seinem Arbeitsteam und
keine Fremdenfeindlichkeit kennt. „Man
muss sich aber auch an die Gegebenheiten des
Landes, in dem man lebt, anpassen“, ist er
überzeugt. Den „Ehrenmord“ an der Türkin Arzu
Sürücü, die wegen ihres westlichen Lebensstils bei
ihrer Familie inUngnade gefallenwar und deshalb vom
Bruder umgebracht wurde, lehnt er entschieden ab. „Wir
haben in der Familie diskutiert und sind überzeugt, dass der
Sohn der Ermordeten nicht in der Familie aufwachsen darf.
Einen derartigen Zynismus kann es nicht geben.“
Özcan Acar aus Bad Breisig stimmt dem zu. Der kurdische Metall-
bauer in spe wird in der Firma Schmickler & Schäfer in Sinzig
ausgebildet. „Ich bin glücklich inDeutschland, achte dieMenschen und
ihre Lebensart und werde geachtet. Mit meinen Eltern spreche ich
kurdisch, mit den Geschwistern deutsch. In der Familie wird Toleranz
gelebt.“
LinWang kommt aus Peking. Er lebt jetzt in Koblenz und wird in der
Firma Löhr &Becker Automobile zumKfz-Mechatroniker ausgebil-
det. „Nach Deutschland bin ich mit einer Studentenaustauschgruppe
gekommen. Das duale Ausbildungssystem hat mich fasziniert. Mit
der Familie habe ich beschlossen, mein Studium zu unterbrechen
und eine Lehre in Deutschland zu machen. Später werde ich nach
China zurückgehen und mein Studium wieder aufnehmen oder für
einedeutscheAutofirmaarbeiten“,erzähltder26-Jährige.„Deutsch-
land ist wunderschön, die Kumpel sind o.k., nur die deutsche
Grammatik ist schwer.“ An die Küche hat er sich inzwischen
gewöhnt. „Außerdem gibt es genügend Chinarestaurants“, lacht
er.
Zahlreiche ausländische Jugendliche bereiten sich derzeit
in den Berufsbildungszentren der HwK in Koblenz, Bad Kreuz-
nach, Rheinbrohl und Herrstein in verschiedenen Maßnahmen auf
ihre Integration in Berufs- und Arbeitswelt vor. Die Maßnahmen der
Pädagogischen Anlaufstelle der HwK werden von den örtlichen Arbeits-
agenturen finanziell gefördert. Für dieMitarbeiter der PA ist die be-
rufliche und sozialeEingliederungvon Jugendlichen mit
Startschwierigkeitenseit25JahrenHer-
zenssache.
Mehr Infos bei der HwK Koblenz, Tel.:
Die Jugendseite: Mit der Lehre im Handwerk Richtung Zukunft
6. Mai 2006
Nr. 111
Freundliche Einstellung gegenüber ausländischen Lehrlingen
Willkommen im Handwerk
Offenheit und Tole-
ranz - die zeigt das Handwerk auch auslän-
dischen Mitbürgern gegenüber. Über 2,5 Millionen Arbeitnehmer in
Deutschland sind ausländischer Herkunft. Im Handwerk beginnt
die Integration ausländischer Beschäftigter bereits mit der Aus-
bildung.
Die Ausbildungsberater und Lehrstellenakquisiteure der Handwerks-
kammer Koblenz berichten übereinstimmend, dass die Hand-
werksbetriebe eine positive Einstellung gegenüber aus-
ländischen Jugendlichen haben. Auch für die jungen
Leute ohne deutschen Pass gilt der Grundsatz:
Wer lernenmöchte, demstehen alleMöglichkei-
ten offen, vom Gesellenbrief bis zum Hand-
werksmeister. 381ausländische Jugendliche sind
derzeit in der Lehrlingsrolle der Handwerkskam-
mer Koblenz eingetragen. Sehr begehrt sind dabei
die Berufe Kfz-Mechatroniker, Maler und La-
ckierer sowie Friseur.
Ausländische Lehrlinge
berichten:
„Ichhabe
es nicht so mit Blu-
men und Kindern und wollte
deshalb einen handfesten Beruf
lernen“, bekennt Carmen Quandel.
Die 21-Jährige aus Liebenscheid im
Westerwald wird in der Fuhrländer AG
in Waigandshain ausgebildet. „Mein
VateristauchMetallbauer,sodassmein
Berufswunsch nicht ganz unvermit-
teltkommt“,erzähltsie.NachderLehre
plant die junge Frau zur Bundeswehr
zu gehen. Akzeptanzprobleme hat sie
keine. „Ich werde mit Respekt behan-
delt und komme mit den Jungs gut klar“,
berichtet sie. Ausdrücklich lobt sie den
Umgang mit den Ausbildern der Hand-
werkskammer Koblenz, die sie wäh-
rendder überbetrieblichenAusbildung
in die Feinheiten ihres Berufs einwei-
sen. „Korrekt, fair, rücksichtsvoll“,
so ihr Urteil.
„Es musste etwas Handfestes sein!“
Als Kfz-Mechatroniker zurück nach China
Gelebte Toleranz
HwK bietet Integrationsmaßnahmen
Informationen
zu freien
Lehrstellen im
Handwerk und
alles Wissens-
werte in Sachen
„Ausbildung“
bietet die HwK
Koblenz im Internet.
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zu
er 100
freie Lehrstel-
len.
Ausbildungsinfos
online
„Absolut mein Traum
beruf!“
Der 19-jäh-
rige Hendrik Still sagt es mit voller Überzeugung: „Ich habe meinen
T r a um j o b
gefunden!“. Im DTM-Team „Phoenix Racing“ absolviert er zurzeit eine
Lehre zum
Kfz-Mechatroniker. Selbst Rennfahrer im Toyota Yaris Cup, kommt ihm
diese Ausbil-
dung natürlich sehr entgegen. Sitzt Hendrik am Steuer seines 118 PS-
Flitzers, kümmern sich die Freunde Carsten und Elia um die Technik. Beide
sind selber noch in der Lehre zum Kfz-Mechatroniker, der eine im
Autohaus Vornberger, der andere im Autohaus
Baum (beide Bad Neuenahr-
Ahrweiler).
HwK-Schulfest
Schü-
ler aufgepasst!
Am Mittwoch, 21.
Juni, ist euer Tag. Beim
„Großen Grundschulfest“
der Handwerkskammer Koblenz
dreht sich von 8.30 bis 13 Uhr
alles um Handwerk, Spiel und Spaß
in den Berufsbildungszentren der
HwK in der August-Horch-Straße. Hier
gibt es an zahlreichen Anlaufstellen Infos
zur beruflichen Vielfalt des Handwerks
und zu Karrierechancen nach der Schule.
Welcher Handwerksberuf passt zu mir? Wie
lange dauert eine Lehre und wo gibt es freie
Ausbildungsplätze? - das sind u.a. Themen
beim Grundschulfest der HwK.
Mehr Infos bei der HwK, Tel.: 0261/398-
331, E-Mail: pa@hwk-koblenz.de
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