Handwerk im Winter vom 9. Dezember 2000 - page 12

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„Handwerk imWinter“
9. Dezember 2000,Auflage: 282.000
Idee und Verantwortung:
Karl-Jürgen Wilbert
Redaktion: Jörg Diester, Markus
Gaida, Beate Holewa, Janet
Kölschtzky, Dr. Lieselotte Sauer-
Kaulbach
Layout: Jörg Diester
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Simone Roosen
Herausgeber:HwK Koblenz,
56063 Koblenz, Tel.: 0261/398-0,
in Verbindung mit dem Mittel-
rhein-Verlag Koblenz
Fotos: HwK Koblenz, FOCUS
Fotostudio, Foto Gauls, G. Jura-
schek, G. Matten, Rembserhof, T.
Dünker, M. Weißenfels
Anzeigen: Bernd Kienzle
(verantwortl.; Tel.: 0261/892-
790), Rudolf Speich (Tel.: 0671/
25744), Informa, RZ-Anzei-
genservice (Tel.: 0261/892-457),
56070 Koblenz
Technische Herstellung: Druck-
haus Koblenz
Heizen
in purer Natur
Thomas Dünker baut Öfen aus finnischem Speckstein
Ein Stein, der aus der Kälte kommt,
aus Finnland, nahe an der Grenze
zu Russland. Ein Stein, der auch per-
fekt dazu geeignet ist, Kälte zu ver-
treiben: Denn finnischer Steatit, bes-
ser bekannt als Speckstein, weich und
daher leicht zu bearbeiten, ist gegen
Hitze widerstandsfähig und dank sei-
ner großenDichte und der damit ver-
bundenen Wärmespeicher- und -
leitfähigkeit ein vorzügliches Mate-
rial für Öfen.
Seit zwei Jahren, seit der Eröffnung
seines Ofenstudios in Oberzissen
baut Thomas Dünker, Ofen- und Lüf-
tungsbauermeister, neben Kamin-
auch Specksteinöfen einer finnischen
Firma – und stößt damit bei seinen
Kunden auf wachsendes Interesse.
„Ein großer Vorteil ist eben die un-
gewöhnliche Dichte des Materials, d.
h. man kommt bei einem Speckstein-
ofen mit einem erheblich geringeren
Volumen als bei einem Kachelofen
aus – bei gleicher Heizleistung. Das
macht einen solchen Ofen selbst für
kleinere Räume geeignet“, erläutert
Dünker. Der 28-jährige kennt beide
Seiten des Heizens undVerbrennens,
denn er ist nicht nur Ofen- und Lüf-
tungsbauer,
son-
dern auch Schornsteinfegermeister,
genau wie sein Vater. Seine Leiden-
schaft für den Ofenbau entdeckte er
als Hospitant in einem Betrieb
und weil’s ihm so viel Spaß
machte, legte er auch noch
in diesem Handwerk die
Meisterprüfung ab.
Wenn er mit seinen beiden Mitarbei-
tern zu Werke geht, sieht es vor Ort
zunächst fast wie bei einem „Ofen-
puzzle“ aus: Fein
säuberlich num-
meriert liegen alle
Teile des Ofens ein-
zeln bereit, in Finnland, zugeschnit-
ten und bearbeitet. In ein, maximal
zwei Tagen ist das gute Stück schon
vollendet, innen und außen aus
Speckstein und ganz ohne Schamot-
te gebaut. Gemauert, verfugt wird mit
einemKleber ausWasserglas und ge-
mahlenem Steatit. Nach zwei Wo-
chen kann der Ofen erstmals ange-
feuert werden. Bei dieser konstanten
Abgabe der Wärme durch Strahlung
reichen bereits 20 Grad aus, um Be-
haglichkeit zu verbreiten. Geheizt
wird, wie beimKachelgrundofen, nur
mit gut abgelagertem Holz mit ma-
ximal 20 Prozent Restfeuchte.
Zweifacher Hand-
werksmeister: Schorn-
steinfeger und Ofen-
bauer Thomas Dünker,
der beim Ofen immer
öfter auf finnischen
Speckstein setzt
Feuer fasziniert den Menschen, seitdem seine Ahnen in grauer Vorzeit lernten es
zu zähmen. Feuer als Quelle von Licht und Wärme, als unwiderstehliche Kraft,
mit der sich selbst Steine erhitzen und Erze schmelzen lassen. KeinWunder, dass
Feuer als natürliche Wärmequelle in den eigenen vier Wänden heute wieder zu-
nehmend gefragt ist, dass man es „zähmt“ in edlen oder anheimelnden Öfen aus
Metall, Keramik oder Speckstein. Die sind mittlerweile nicht nur umweltfreund-
lich, sondern machen darüber hinaus unabhängig von immer teurer und knap-
per werdendemÖl. „Mit der Kombination Kaminofen, Solarenergie und Niedrig-
energiehaus lässt sich der Ökosteuer ein schönes Schnäppchen schlagen“, kom-
mentieren Michael Weber und Wolfgang Flick, Ofenbauermeister aus Bad
Marienberg, die u. a. Kamine und Kachelöfen bauen.
Faszination
Feuer
Feuer hinter Flügeln
Bei ihm zeigt das Feuer Zähne. Oder
es verbirgt sich hinter Flügeltüren.
Die Öfen des Günter Matten, Metall-
baumeister und vielfach mit höchsten
Preisen dekorierter Metallgestalter
und -designer, sind in vielem unge-
wöhnlich. Sind Feuerstellen mit Ob-
jektcharakter, glänzende Kuben, El-
lipsen oder Zylinder aus blank po-
liertem Metall, heißen „Barca“ oder
„Hai“. Feuerstellen, die ihr heißes In-
nenleben hinter kühler Hülle verstek-
ken, hinter gezackten oder glatten
Türen. „Feuerritter“, deren Visiere
sich auf- oder zuschieben bzw. -klap-
pen lassen, gewappnet in Rüstungen
aus Lamellen, auf denen Licht spielt.
„Ich überrasche die Leute gerne“,
kommentiert Matten selber dieses
„Versteckspiel“ mit dem Feuer. Au-
ßerdem, meint er, sei das allein schon
im Sommer besser, wenn man den
Ofen nicht brauche. In seinerWerk-
statt in Niederroßbach (We-
sterwald), die er zusammen
mit seinem Partner, dem Ma-
schinenbaumeister Uwe Lisken
betreibt, erzählt er von
seinen neuesten Entwür-
fen, die in Serie gefertigt
werden, bei denen er als
Designer mitwirkt. „Ge-
rade dafür ist es aber unent-
behrlich, dass man sein Hand-
werk beherrscht, weiß, was
und wie etwas machbar ist.“
Sein neuestes Ofenprojekt: Eine mit
Gas betriebene Feuerstelle, „geeig-
net für alle, die keinen Platz fürs Holz
oder keine Zeit und Lust zumHacken
haben“.
Übrigens: Auch das „Besteck“ fürs
Feuer gibt’s mittlerweile im unver-
kennbaren Matten-Design.
Das neue
Kachelofen-Feeling
Draußen ist es kühl
und regnerisch. Mieses
Wetter, aber genau das rich-
tige, um das warme Plätzchen an
einem Kachelöfen zu genießen.
Das richtige Kachelofen-Feeling
kann man u.a. im Rembserhof,
Ransbach-Baumbach, erleben und
sich dabei fachmännisch beraten
lassen, welche der vie-
Ölkrisen und steigende Ölpreise, kon-
tinuierlich zugenommen. Vier Ofen-
bauertrupps sind nicht nur bundes-,
sondern sogar europaweit tätig.
Wer sich für einen Kachelofen ent-
scheidet, kann wählen, ob er nur ei-
nen Raum oder sein ganzes Haus da-
mit heizen möchte. Möglich ist mit
dem entsprechenden Ofentyp alles,
selbst ein reines Umweltgewissen.
Dafür sorgen speziell entwickelte
Katalysatorsteine. „Wenn sie aller-
dings einen Kachelofen mit Holz
richtig durchbrennen lassen, entste-
hen dabei ohnehin nicht mehr Schad-
stoffe als beim normalen Verrotten.“
Das Äußere des Ofens lässt sich ganz
individuell gestalten. Alle Fliesen
werden per Hand gefertigt, die Mo-
tive in Red- oder Knibistechnik ein-
geritzt und bemalt. Möglich sind aber
auch verputzte Flächen, abgestufte
oder geradlinige Konturen. Gelhard
blättert imKatalog, zeigt Kachelöfen
in allenVariationen, deren Dekor teil-
weise so etwas wie eine Visitenkarte
ihrer Besitzer ist. Unter denen finden
sich besonders viele, die aus Passion
oder im Beruf engen Kontakt zur
Natur haben. Ein Zufall?Wohl kaum!
len Möglichkeiten die
Passende für seine speziellen Bedürf-
nisse wäre.
„Wir nehmen uns für das Beratungs-
gespräch viel Zeit, fahren auch zum
Kunden hin, denn der Kachelofen
soll ja wirklich auf ihn maßgeschnei-
dert sein“, erklärtAchimGelhard, seit
25 Jahren zusammen mit seiner Frau
Jutta in dem ehemaligen Forsthaus in
Sachen Keramik aktiv. 1978 entstand
der erste Kachelofen; seitdem hat die
Nachfrage danach, angeregt durch
Stoff für kompakte Öfen: Speckstein aus Finnland
Gestuft und in warmen Farben: Die Kachelöfen vom Rembserhof
Komplett per Hand gefer-
tigt: Die Ofenfliesen von
Achim Gelhard
Ein gutes Gespann: Gün-
ter Matten und sein Part-
ner Uwe Lisken.
Kühle Stahlhülle für
heiße Flammen: Die
Metallfeuerstellen des
Günter Matten
Holz aus heimischen Wäldern als
Brennstoff im Kachelofen oder in
modernen Holzheizungen macht
keine Schulden bei der Natur: Es
gibt nur so viel Kohlendioxid ab,
wie es zuvor als Baum aus der Luft
gebunden hat.
Für den umweltgerechten Einsatz
von Holz als Brennstoff sind diese
Regeln zu beachten:
1. Nur mit naturbelassenem, luft-
trockenem Holz mit maximal 20 %
Restfeuchte heizen. Anhaftende
Rinde kann mit verfeuert werden.
2. Heizholz wird am besten zwi-
schen Dezember und Februar ge-
schlagen und vor dem Lagern in
Scheite von 10 bis 20 cm Umfang
gespalten.
3. Heizholz muss vor dem Verbren-
nen 2 bis 3 Jahre luftig und vor
Feuchtigkeit geschützt gelagert
werden, damit sich die Restfeuchte
auf 15 bis 20 % reduziert. Heizholz
lagert am besten unter einem vorge-
zogenen Dach oder in einer luftigen
Holzhütte und zu Kreuzstapeln
aufgeschichtet.
4. Frischgeschlagenes Heizholz
darf nicht in Kellerräumen gelagert
werden, da es dort nicht trocknet
sondern stockt; es darf auch nicht
in Plastikfolien eingepackt werden.
Holz braucht Luft und Wind zum
Trocknen.
5. Um sicher zu gehen, dass das
Heizholz den richtigen Trocken-
grad erreicht hat: Ofenbauer verfü-
gen über entsprechende Brennholz-
feuchte-Messgeräte.
6. Holz verschiedener Baumarten
hat unterschiedliche Heizwerte.
Nadelholz kauft man am besten
nach Gewicht, Laubholz nach
Raummetern. Heizen mit Holz
spart fossile Energie ein: Ein
Raummeter luftgetrocknetes Laub-
holz (ca. 450 kg) enthält die Heiz-
energie von etwa 210 Litern Heizöl
oder 385 kg Braunkohlebriketts.
7. Halten sie sich genau an die
Bedienungsanleitung des Ofenher-
stellers und die von ihm genehmig-
ten Brennstoffe.
Brennholz aus heimischen Wäldern
bieten Ihnen die Forstämter bzw.
Forstreviere an.
Infos im Internet:
Heizen
mit
Holz
Meisterlich starten
Meisterlich ins neue Jahr starten:
Im Januar 2001 beginnt bei der
HwK Koblenz die Meistervor-
bereitung Teil 3 und 4 (Koblenz
und Rheinbrohl; Vollzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK, Tel.: 0261/398-400.
Geld für Solarstrom
Der Bau von Solarstromanlagen
wird durch den Bund finanziell un-
terstützt - ab 2001 möglicherweise
jedoch in geringerem Umfang. An-
träge sollten also bald gestellt wer-
den.
Informationen gibt das HwK-Zen-
trum für Umwelt und Arbeitssicher-
heit, Tel. 0261/398-651, Fax: -992,
e-mail:
Erlebnis Wärme bei den Öfen Günter Mattens
Gemütlichkeit aus der Werkstatt des Rembserhofes
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