Handwerk Special Nr. 69 vom 18. August 1999 - page 29

Kunsthandwerk:
Ein Bestandteil des ‘Schönen’ ist präzise Konstruktion - mit Hilfe modernster Technik.
Sie glänzen und schimmern silbern und
verwirrend, entfalten ihren eigentümli-
chen Reiz so recht erst dann, wenn in ei-
ner lauen Sommernacht Licht auf sie
fällt, wenn sie von einem Luftzug be-
wegt ihren schwebenden Tanz begin-
nen: die „Tourbilons“, kreiert von
Hansjörg Beck, Schmuckdesigner
aus Kirchen-Freusburg, an der
Grenze von Westerwald und Sieger-
land.
Die Idee zu seinen filigranen Objek-
ten,zumAufhängendraußenwiedrin-
nen geeignet, schlummerte schon seit
Studienzeiten in seinem Kopf. Da-
mals, zwischen 1974 und 1979, als er
inSchwäbisch-GmündanderFachhoch-
schule für Gestaltung Schmuckdesign
studierte, wurde nicht zuletzt auch die
Liebe zur Geometrie in ihm geweckt.
Spielerisches und Technisches
Die hat ihn seitdem nie mehr völlig losgelassen, ist
auch bei den „Tourbilons“ unverkennbar, die er zum
Gebrauchsmusterschutz angemeldet hat. Was so spiele-
risch aussieht, wurde durchaus ernsthaft undmit modern-
ster Technik entwickelt und produziert. Damit die „Lamel-
len“ der Windspiele aus Edelstahl wirklich exakt geschnit-
ten sind - gerade in der Genauigkeit liegt ja ein Teil ihres
Reizes begründet -, bediente sich Hansjörg Beck der Laser-
technologie im Metall- und Technologiezentrum der HwK Ko-
blenz. „Das war gar nicht so einfach, denn da das Blech der
Tourbilons so dünn ist, verschoben sie sich immer wieder bei der
Arbeit, so daß wir die Computer erst anders programmieren mußten,
damit die Maschine nicht jedesmal stehenblieb.“
Schwierigkeiten, die man den zarten Gebilden, denen Beck dann per
Hand ihre endgültige Form verleiht, nicht ansieht. Ihren Namen verdanken
sie schlicht der Suche imWörterbuch. „Wir wollten einen Namen, der etwas
mit Drehen oder Tanzen, mit Bewegung zu tun hat und stießen dabei auf ‘to turn’
im Englischen und ‘tourner’ im Französischen und landeten schließlich bei ‘tour-
billon’, demWort für Wirbel-
wind.“Das zweite „L“wurde
im Deutschen weggelassen,
allein schon zwecks Erleich-
terung der Aussprache.
Schmückende Geometrie
AuchalsSchmuckdesignerbenutzt
Hansjörg Beck immer wieder Geo-
metrisches, Kreise, Kugeln, Drei- und
Vierecke, geometrisiert letztlich auch die
Formen aus der Natur, von denen er sich
inspirieren läßt, Blätter beispielsweise, Kri-
stalle, Muscheln. Trotzdem wirken seine
Schmuckobjekte nie formalistisch streng, denn der
formalen Strenge tritt auch hier auflockernd Spiele-
risches und teilweise sogar Erzählerisches entgegen.
Wie bei der Brosche, an deren Anfang ein ungewöhnlich
langer, aber leider irgendwann zerbrochener Malachitstab stand.
Beck schliff die Teile nicht um, sondern nutzte sie als Bruchstücke für
eine aus Silber gefertigte Anstecknadel, kombiniert mit ein paar Borsten
aus seinem Werkstattbesen. Witz gehört bei ihm eben fast immer mit dazu.
Sie bewegen sich imWind und
reflektieren das Licht in vielen
Facetten: Die „Tourbilons“
von Hansjörg Beck, die
er mit Hilfe des
HwK-Laserzen-
trums ge-
schnitten
hat.
Man kann seinen
Kaffee und Tee ganz einfach trinken -
oder ihn nach allen Regeln der Kunst
und Tischkultur zelebrieren, zubereiten
und servieren in kostbarem Tafelsilber.
Anregungen dafür, wieman „Kaffee, Tee,
Milch & Zucker glänzend serviert“, gibt
bis 31. August eine Ausstellung in der
Goldschmiede Hofacker, Schloßstr. 14,
Koblenz. Das silberne Tafelzubehör wur-
de von 22 Gold- und Silberschmieden
bzw. Metallgestaltern geschaffen.
Weniger kostbar in seinem rein materiel-
len Wert als Gold, erlaubt Silber einen
desto großzügigeren, auch spielerischen
Umgang mit demMaterial, eignet sich für
Edles, Klassisches, Dekoratives genauso
wie für Witziges, Ausgefallenes. Zucker-
dose und Teesieb, Kaffeekanne, Streu-
löffel und Milchkännchen – im glänzen-
den Silbergewand und gestylt durch
Designerhand werden aus alltäglichen
Gebrauchsgegenständen künstlerische
Objekte, ausgeklügelt imDetail, raffiniert
in der meist sehr modernen, geradlinigen,
konsequent verfolgten Form. Besondere
Akzente setzt die Kombination von Silber
mit anderen Materialien, beispielsweise
Schiefer, Gießharz oder Acryl.
Öffnungszeiten:
Montags bis freitags, 9.30 - 18.30 Uhr,
samstags, 9.30 - 16 Uhr.
Informationen
,
Tel.: 0261/398-277, Fax: -993, e-mail:
1...,19,20,21,22,23,24,25,26,27,28 30,31,32
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