Handwerk Special Nr. 239 vom 02.07.2022

Schwerpunktthema: Mutmacher aus dem Handwerk und ihre Geschichten HANDWERK SPECIAL 239 2. Juli 2022 www.handwerk-special.de Zwei Titelbilder, gleicher Ort: Ahrtal 2022 und 2016 (auf Seite 2) Handwerkskammer Koblenz and r s Ko l

Mutmacher aus dem Handwerk Liebe Leserinnen und Leser, in wenigen Tagen begehen wir den ersten Jahrestag der verheerenden Flutkatastrophe des Sommers 2021. Ein Ereignis, das mit unendlich viel Leid und extremer Zerstörung verbunden ist. Das Ahrtal zählte zu den besonders betroffenen Gebieten. Fast 600 Handwerksbetriebe entlang der Ahr meldeten Schäden und wir als Handwerkskammer Koblenz waren sofort zur Stelle mit Unterstützung im Krisenmanagement, in der Hilfe vor Ort wie auch bei der Organisation vieler großer und kleiner Herausforderungen. Unsere Handwerksbetriebe rückten schnell in den Mittelpunkt der Wiederaufbauarbeiten. Sie waren und sind mit ihren Fähigkeiten gefragt. Doch auch die eigenen Betriebsstätten und Wohnhäuser mussten aufgeräumt, repariert oder wieder ganz neu aufgebaut werden. Ebenso zählten die Mitarbeiter zu den Flutopfern und alle Bedürfnisse und Belange mussten in Einklang gebracht werden. Eine Herkulesaufgabe. Wo fängt man in all dem an? Wo hört man auf? Gibt es überhaupt ein Ende? Ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe stellen wir Handwerkerinnen und Handwerker als Mutmacher vor, die ihre ganz eigenen Geschichten geschrieben haben. Das geht quer durch alle Altersgruppen und Gewerke, reicht vom Chef über die Mitarbeiter bis hin zu den Lehrlingen. Als Handwerkskammer haben wir diese Entwicklungen mitgeprägt und werden das auch weiterhin tun. Unsere regelmäßigen Jour fixe-Runden in der Ahr-Akademie haben von Tag eins an betroffene Handwerksbetriebe und Verantwortliche aus den Handwerksorganisationen, dem Krisenmanagement, der Landesregierung, den Helferkreisen, der Politik und von Versorgungsunternehmen an einen Tisch gebracht. Es wurde nicht nur nach Lösungen gesucht, sehr oft wurden sie in diesen Runden konkret gefunden und anschließend gemeinsam umgesetzt. Wir werden das auch weiterhin im Sinne unserer Handwerksbetriebe verfolgen und ihnen dort helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Denn wer die Lage im Ahrtal realistisch betrachtet, wird sagen können: Einiges konnte bereits erreicht werden, am Ziel sind wir längst nicht. Hier wird das Handwerk auch weiterhin seinen wichtigen Beitrag leisten. Gerne weise ich hierbei auch auf unsere Internetplattform www.handwerk-baut-auf.de hin, die bei der Vermittlung handwerklicher Leistungen ein wichtiges Werkzeug ist. Natürlich gibt es auch Mutmacher aus dem Handwerk außerhalb des Ahrtals. Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich Kontakt: Handwerkskammer Koblenz, Tel. 0261/ 398-103 ralf.hellrich@hwkkoblenz.de Impressum: V.i.S.d.P.: Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich Redaktion / Layout: Jörg Diester Mitarbeit: Klaus Herzmann, Lena Terhorst Fotos: wie an Fotos gekennzeichnet / private Fotos aus Betrieben / HwK Koblenz Herausgeber: Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-EbertRing 33, 56068 Koblenz, Tel. 0261/ 398-161, in Verbindung mit dem Mittelrhein-Verlag Koblenz Anzeigen: rz Media GmbH, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz, Evangelos Botinos (verantwortlich) Techn. Herstellung: Industrie Dienstleistungsgesellschaft mbH, 56070 Koblenz Auch die stellen wir vor, so eine iranische Fotografin, die sich nach ihrer Flucht in Deutschland einen Lebenstraum erfüllt. Oder eine 35-jährige Ehefrau und Mutter, die nun als Lehrling im Sanitär-, Heizungs- und Klimaunternehmen des eigenen Ehemannes ausgebildet wird. Sie ist eine von vielen Frauen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben – auch diese Mutmacher-Geschichten können Sie nachlesen. Unsere Sommerausgabe beginnt traditionell mit den Ausflugs- und Wanderzielen „entlang des Handwerks“. Ganz bewusst stellen wir dieses Mal das Ahrtal in den Mittelpunkt. Fahren Sie dorthin! Auch das ist ein Signal im Sinne des Ahrtals und seiner Menschen. Ihr Seite 11, 12, 17 Innovative Steinmetze, Tischler und Metallbauer Seiten 3 bis 15 Bäckerehe- paar Brand steht stellvertretend für die Ahrtal-Mutmacher Seite 11: zwei Titelfotos mit der Ahr und die Geschichte dahinter 02 aus dem Inhalt Seiten 13, 14, 19 Frauen erobern das Handwerk, auch in „typischen“ Männerberufen

Ahrtal – Wandern für den Wiederaufbau Immer mehr Menschen entdecken ihr Land zu Fuß. Dabei lässt sich die Natur hautnah erleben, Neues ergründen und man kann ganznacheigenemWunsch Zieleerkunden. Auch nach der Flutkatastrophe ist Vieles im Ahrtal möglich. Klaus Herzmann hat seine Wanderschuhe geschnürt und war in Begleitung von Bad Neuenahr-Ahrweiler bisnachSinzigaufdemAhrSteigunterwegs. Ein von der Welt vergessenes Nebental des Rheins, eine arme Region, dessen Einwohner vor langer Zeit ihr Glück in der Auswanderung suchten – das war das Ahrtal im19. Jahrhundert.Dann entdeckten die Dichter und Maler der Romantik den Flusslauf mit seinen schroffen Felsformationen, phantasieanregenden Burgen und einmaligenWeinterrassen. Siemachten die Gegend bekannt und legten den Grundstein für den Tourismus, der heuteMenschen aus aller Welt an die Ahr lockt. Ein Ort für all jene, diegern intensivLandschaft undNatur genießenmöchten – und natürlich die edlen Tröpfchen der Reben. Doch seit der Nacht vom14. auf den 15. Juli 2021 ist nichts mehr so wie es früher war. Die Bilder der verheerenden Flutnacht im Ahrtal haben sich tief in das Bewusstsein derMenschen gegraben. Große Teile der so beliebten Genuss-, Radfahr- und Wanderregion sind über Nacht sprichwörtlich den Bach runter gegangen. Nichts desto trotz ist die Landschaft vielfach unberührt und hat nur etwas von ihremCharme eingebüßt,wie wir bei einem Besuch im Ahrtal feststellen konnten. Wie oft wir bereits im Ahrtal unterwegs waren? Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen. Nur dieses Mal ist es anders als sonst. Denn geprägt wird das Landschaftsbild auch von Baumaschinen. Es wird repariert, begradigt, geschaufelt, gebaggert und saniert. Vieles wurde bereits geschafft, einiges bleibt noch zu tun. Das zeigt sich unter anderem deutlich im urbanen Zentrum des Tals: Bad Neuen– ahr-Ahrweiler mit seinen gepflasterten historischen Gassen. Aber der Tenor unter den Einheimischen: Anpacken, nach vorne blickenundnicht nur überNegatives berichten, sondern auch darüber, was und in welchem Rahmen die Ahrtalregion auch jetzt noch und wieder für den Besucher attraktiv ist. Für uns bedeutet das: Wanderschuhe an und los, ein bekanntes Tal neu entdecken! Fortsetzung auf Seite 4 Foto: Klaus Herzmann 03 Kontakt: Klaus Herzmann Tel. 0172/ 6 513 378 klaus-herzmann.de Foto: Laura Antonia Herzmnann Die Ahr Seit der Hochwasserkatastrophe im letzten Sommer kennt ganz Deutschland den kleinen Nebenfluss des Rheins. Dabei misst die Ahr insgesamt nur eine Länge von etwas mehr als 85 Kilometern. Trotz ihrer Kürze münden in die Ahr über 100 Nebenflüsse und Bäche. Sie hat ein Niederschlagseinzugsgebiet von fast 900 km². Das macht Überschwemmungen, eingeleitet durch lokalen Starkregen, zu keinem Einzelfall. Bereits in den Jahren 1804 und 1910 war das Ahrtal Schauplatz ähnlicher Ausnahmefluten, wie im letzen Sommer. Dabei sind die errechneten Wassermengen des Jahres 1804 bis heute unerreicht. Rund eine Million Liter pro Sekunde transportierte die damalige Scheitelwelle Richtung Rhein. Im Normalfall sind es 8.000 Liter. Hydrologen setzen die Fluten der Jahre 1910 und 2021 auf ein identisches Niveau von 500.000 Litern je Sekunde. Was ist im Ahrtal aktuell touristisch möglich? „Viel!“, weiß Fotograf und Reisejournalist Klaus Herzmann nach einem Besuch. Foto: Klaus Herzmann m Fotograf und Reisejournalist Klaus Herzmann stellt touristische Rad- und Wanderrouten vor.

Gleich zu Beginn unserer Tour besuchen wir zwei große Attraktionen in Ahrweiler, die von der Flut verschont blieben: Der ehemalige Regierungsbunker, der heute ein beeindruckendes Museum ist. Und die Römervilla am Silberberg. Letztere ist ein archäologischer Fundplatz, der die wechselnde Nutzung von der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts bis ins Frühmittelalter dokumentiert. Von hier ist es auch nicht weit ins benachbarte Bad Neuenahr und zum Start der Etappe 7 des AhrSteigs, der über rund 16Kilometer nach Sinzig an den Rhein führt. Wir wandern über den Neuenahrer Berg mit schönen Fernsichten, bevor sich das Tal weitet und in eine endlose Felder- und Wiesenlandschaft übergeht. Heimersheim gefällt uns hier besonders gut mit einer „Sitzbank für Riesen“, die wir ausgiebig für eine Rast nutzen. Nach weiteren drei Stunden ist der Mühlenberg mit seinem Feltenturm erklommen. Dieser hält nicht nur einen wunderbaren Panoramablick für uns parat, sondern bringt uns das Ziel zum Greifen nah. Bergab geht’s in die Barbarossastadt Sinzig. Die sowohl an der Ahr als auch am Rhein liegendeStadt Sinzighat viel zubieten:Den Auftakt macht hier natürlich das Wahrzeichen der Stadt, nämlich die im Jahr 1220 erbaute, mächtige Stauferkirche St. Peter. Übrigens eineder bedeutendstenGotteshäuser im Rheintal mit einer wertvollen Orgel. Direkt daneben liegt derZehnthof von1697, der früher als Kaiserpfalz diente undKaiser Barbarossa auf seinen Reisen Quartier bot. Unterwegs auf derFrankfurt-AachenerKrönungsstraße, die in jener Zeit auch eine der bedeutendstenHandelsstraßenwar, logierte der für seinen rotenBart berühmteKaiser in seinemLeben gleich viermal in Sinzig. Ihm zu Ehren wurde ein Standbild in den Park von Schloss Sinzig platziert (mehr Infos zum Schloss siehe Kasten rechts). Ja, das Ahrtal ist zweifelsohne gezeichnet von der Flut und es wird noch einige Zeit dauern, alles aufzubauen. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen! – lohnt sich ein Besuch, wie wir erleben durften. Auch als aktive Unterstützung der vielen im Tourismus tätigen Ahrtalbewohner, für die das Wiederkehren der Besucher endlichwieder ein Stückchen Normalität bedeuten würde. 04 Schloss Sinzig Auf den Grundmauern der zerstörten Wasserburg ließ der Kölner Kaufmann Gustav Bunge von 1854 bis 1858 eine Sommervilla errichten. Das im Stil eines neugotischen Schlosses erbaute Gebäude beherbergt heute das Stadtarchiv und das Heimatmuseum. Letzteres ist definitiv einen Besuch wert. Neben Ausstellungsstücken wie der Kunstsammlung von Philipp Niederée können hier spektakuläre Funde aus der römischen Terra-Sigillita-Manufaktur als Glanzstücke einer Sammlung römischer Keramik bewundert werden. Mehr Infos: www.museum-sinzig.de Foto: Klaus Herzmann Foto: Klaus Herzmann „Sitzbank für Riesen“ bei Heimersheim, auf der sich Wanderer ganz schön klein fühlen. Bekannt für seine Weinanbaugebiete, zeigt sich der Zusammenhalt mit dem Ahrtal auch über die Aktion „#SolidAHRität“ auf den Etiketten der Flutweine.

EinBlick auf die blankenZahlen schockiert: 800.000 Euro Schaden, 5,2 Tonnen Wurst- und Fleischware entsorgt, von ehemals 29 Mitarbeiter auf acht Mitarbeiter runtergefahren, alle Maschinen wertlos – Totalschaden nach 20 Jahren Arbeit. Wohnhaft in Bad Bodendorf, erfuhr Fleischermeister Horst Albrecht von der Flut durch den Schwiegersohn nachts um 1.30 Uhr. „Komm schnell Horst, der Laden steht unter Wasser.“ So schlimm kann das doch nicht sein, dachteAlbrechtundfuhrnachBad Neuenahr. Was er dort sah und erlebte, wird er nie wieder vergessen. Nur gut 200 Meter von der Ahr entfernt, „schoss der Fluss nun mitten durch den Laden – vorne rein, hinten wieder raus“, erzählt der Mitfünfziger. Was zurück blieb, „war ein Ort der Verwüstung. Alles stank nach Öl, nichts war mehr zu gebrauchen.“ Wo bis zum 14. Juli 2021 eine schöne Fleischerei mit Restaurantcharakter stand, klafft heute eine große Wunde. Ein Behelfsladen wurde neben dem ursprünglichen Standort errichtet und ging schon zwei Monate nach der Flut in Betrieb. „Von hier versorgen wir seitdem die Menschen mit qualitativ hochwertigenWurst-undFleischwaren.Wir konnten und wollten die Leute hier nicht im Stich lassen“, sagt Albrecht. Ehefrau Agnes versorgt parallel täglich mit dem mobilen Verkaufswagen die Region. Und auch ein kostenloser Lieferservice für das Stadtgebiet zählt zum Angebot der Albrechts. „Gott sei Dank liegt der Hauptproduktionsort inNiederzissenundbliebvom Wasser verschont. So konntewenigstens die Herstellung weiter laufen.“ 05 Kontakt: Bäckerei Hippchen Tel. 02642/ 423 20 Instagram: baeckerei_ralf_hippchen Bäckerei Hippchen aus Sinzig: Helfer in der Not Die Traditionsbäckerei Hippchen aus Sinzig versteht ihr Handwerk. Das kann man in der Filiale nicht nur sehen und bei einer Tasse Kaffee schmecken, sondern auch neu im Internet auf Instagram verfolgen. Backen wie eh und je, mit Sauerteig und die Grundzutaten kommen aus der Region, wie das Mehl aus der Mosenmühle, die ihr Handwerk bereits seit dem 14. Jahrhundert verrichtet. Das alles sind Garanten für täglich schmackhaftes Backwerk aus dem Hause Hippchen. „Die Bäckerei war selbst nicht von der Flut betroffen“, erzählt das Ehepaar. „Als allerdings der Strom ausfiel, packten wir sofort unsere Waren zusammen und verteilten diese an Betroffene und an die zupackenden Helfer.“ Als drei Tage nach der Flutnacht die Filiale wieder öffnete, hörte man die bewegten Schicksale der Menschen über die Verkaufstheke hinweg. „Das war manches Mal fast unerträglich“, erzählt Bäckermeister Ralf Hippchen. Unterstützung leistete sein Betrieb dann direkt und unkompliziert mit kostenfreiem Backwerk. Auch ein Bäckerlehrling aus Bad Neuenahr, dessen Betrieb von der Flut schwer betroffen war, wurde schnell und unkonventionell übernommen. Nicht zaudernd, sondern zupackend, helfen wenn Hilfe gebraucht wird – eine Selbstverständlichkeit für den Bäckermeister und sein Team. Kontakt: Fleischerei Albrecht Tel. 02642/ 423 20 www.fleischerei- albrecht.de Kreative Lösungen Foto: Klaus Herzmann Foto: Klaus Herzmann 20 Jahre Arbeit in einer Nacht den Bach runter ... klingt frustrierend und ist es sicherlich auch. Doch Fleischermeister Horst Albrecht (im Bild) und sein Team setzten nach der Flut alles daran, einen erfolgreichen Neustart hinzulegen.

Privat in Sinzig wohnhaft, erfuhr der Uhrmachermeister Ralf Retterath durch die Polizei von der nahenden Flut. „Man sollte schnellstmöglich die Häuser verlassen“, erzählt RalfRetterath.Mit demWichtigsten im Auto und über zig Umwege erreichte er sein Atelier in Bad Neuenahr. Instinktiv tat er dort genaudasRichtige: „Im letztenMoment rettetenwir dieWertgegenstände aus dem Tresor, bevor die Flut den Verkaufsräumeinnahm. Letztlich standdas Wasser eineinhalbMeterhoch imGeschäft.“ Hilfe kam in den Tagen danach unkonventionell und schnell von der „positiven Flut“ an freiwilligenHelfern. „Dafür bin ichheute noch sehr, sehr dankbar“, erzählt er. Auch davon motiviert, machte er sich sofort an die Arbeit. „So besorgte ich mir Bautrockner aus Bayern, weil hier keine zu bekommen waren, stellte einen Tapeziertisch in den Laden um „Ersthilfe“ bei den vielenUhrenzu leisten, die teils erstWochen nach der Katastrophe aus den Wertfächern der Bank freigegeben wurden.“ Ebenso beschaffte er sich aus einer alten Druckerei inBonneinenSetzkasten für seine sensiblen Ersatzteile. „Manchmal habenmeineHände so gefroren, dass ich wegen der fehlenden Heizung gar nicht weiterarbeiten konnte“. Mit viel Energie baute er sich parallel zur Arbeit sein schmuckes Atelier wieder auf. „Wir müssen nach vorne schauen“, sagt Retterath, „nicht nur ständig über die Schrecklichkeiten der Flutnacht berichten, sondern Menschen außerhalb des Ahrtals vermitteln, dassman trotzdemviel Schönes in diesen Landschaften erleben kann.“ 06 Kontakt: Eiscafe Cortina Tel. 02641/ 263 40 www. eiscafecortina.com Traditionelle Eismaschinen blieben verschont Die gute Nachricht: Das „Eis-Café Cortina“ in Bad Neuenahr feiert im nächsten Jahr sein 60-jähriges Betriebsjubiläum. Selbst die Flut konnte den traditionellen Eismaschinen, die einst der Vater von Italien mitbrachte, nichts anhaben. „Gleich zwei Weckrufe meiner Tochter Sharon waren nötig, um die surreale Situation der Flutnacht zu begreifen“, erzählt Renato Da Cas, der das Familienunternehmen 1986 vom Vater Agostino übernahm. „2020 wurde der komplette Innenraum wie auch der Außenbereich rundum renoviert, der Eingang verlegt und etwas erhöht“, fügt er hinzu. „Wie Papierschiffchen sind während der Flut die zentnerschweren Blumenkübel vorbeigeschwommen.“ Durch die Erneuerung der Fensterfront blieb das Eis-Café weitestgehend verschont. Doch der Keller wurde komplett geflutet: Kühl- und Schaltanlage, Öltank – alles zerstört. Neun Wochen gab es keinen Strom. „Die Hilfsbereitschaft der Nachbarn und die fremder Menschen war beispiellos. Jeder packte mit an, jeder umsorgte jeden. Das war beeindruckend schön“, erzählt der Speiseeisprofi mit gerührter Stimme. Umso glücklicher war Familie Da Cas, als sie wieder ihr „Eis- Café Cortina“ eröffnen konnte. Hinzu kamen noch ein paar ganz neue Eiskreationen, inspiriert durch das zehnjährige Enkelkind Liam. Kontakt: Uhrmachermeister Ralf Retterath Tel. 02641/ 915 912 info@atelier- retterath.de Rettung in allerletzter Sekunde Mit viel Tatkraft und manch kreativer Idee erstrahlt das Atelier Retterath nach dem Flutschaden wieder im alten Glanz. Foto: Klaus Herzmann Foto: Klaus Herzmann

Brand-Wunder im Hochwasser Doch trotzderverheerendenZuständenach demJahrhunderthochwasser standfürviele Betriebsinhaber schnell fest: Aufgeben ist keine Option. Wir bauen wieder auf! Ein Beispiel für diese Stehaufmentalität: dieBäckerei Brand inBadNeuenahr. „Wir standenvor einemSchlammloch.Hierwar einst das Zentrum der Bäckerei“, erinnert sich Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz. Von Anfang an um den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen bemüht, besuchte er die Brands, wie viele andere Betriebe auch, direkt nachderFlutkatastrophe. „Das Wasser hat quasi den Innenhof ausgespült. Ob hier jemals wieder in einem Ofen gebacken werden könnte, wollten selbst die kühnsten Optimisten nicht mit einem uneingeschränkten „ja“ beantworten.“, muss er zugeben. Doch neun Monaten später ist das kleine Brand-Wunder geschafft - und Ralf Hellrich erneut Gast im Betrieb. Die Gummistiefel an den Füßen hat er eingetauscht gegen einen bunten Blumenstrauß in den Händen, den er dem taffen Bäckerehepaar übergibt. GiselaundUlrichBrand führen seit 27 Jahren die 1964 gegründeteFamilienbäckerei und Konditorei. Die Wassermassen jener Katastrophennacht 2021 kamen für sie völlig überraschend. „Wasser im Laden – ab da wussten wir, es wird ernst“, erinnert sich das Handwerkerehepaar, das über der Backstube imgleichenHauswohnt. InwenigenStundengingeinLebenswerkunter – bei denBrandswie bei Tausenden anderen auch. Schädenblieben zurück– solche, die sich in Euro abrechnen lassen wie auch körperliche, seelische, emotionale. „Es ist dann auch eine Mentalitätsfrage, sich mit den Trümmern auseinanderzusetzen, die gestern noch die vertraute Backstube, der Verkauf oder Wohnbereich waren“, sagt Gisela Brand. „Allein die Schäden an den Maschinen beliefen sich auf 800.000 Euro“, berichtet sie, ohnedie zerstörteEinrichtung und bauliche Reparaturarbeiten in dieser Rechnung zu berücksichtigen. Nichtsdestotrotz haben die Brands ihren Betrieb wiederbelebt und konnten am 4. April 2022 die ersten Kunden begrüßen. „Acht Monate und neunzehn Tage“, kommt es wie aus der Pistole geschossen, wennmanGiselaBrandfragt,wie langedas gedauert hat. „Wir haben durchgearbeitet, tagtäglichEnergie undGeld investiert, damit ein Wunsch in Erfüllung geht: wieder Brot undBrötchen aus eigener Produktion verkaufen zu können.“ Und die harte Arbeit macht sich bezahlt! Alles ist tipp top, die Einrichtung, das gesamte Erscheinungsbild treibt jedem Besucher ein Staunen ins Gesicht – auch dem Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich. „Wenn man das sieht, weiß, wie es hier vor neun Monaten aussah, grenzt es an ein Wunder. Was es letztlich aber nicht ist, denn der Wiederaufbau steht für unbeugsamenEinsatzderFlutbetroffenenwie auch für die Solidarität mit dem Ahrtal. Davon geht ein starkes Signal aus!“ Auch das wird bleiben so wie die Erinnerung an jene Katastrophennacht. Beides wird in die Geschichte eingehen – das eine als Schicksalsschlag, das Folgende als gemeinschaftliches Wiederaufbauwerk, das letztlich das Tal mehr und dauerhaft in seinem Erscheinungsbild prägen wird. Kontakt: Bäckerei Brand Tel. 02641/ 24 816 www.baecker-brand. de Finanzielle Wiederaufbauhilfen Der Betrieb der Brands (Artikel links) war versichert – für die Reparatur ihrer Wohnung wollen sie Wiederaufbauhilfe vom Land Rheinland-Pfalz beantragen. Wo hört der Betrieb auf, wo beginnt der Wohnbereich? „Das ist eine Frage, die in unserem Fall noch geklärt werden muss und dann werden wir das Antragsverfahren beginnen“, erklärtBäckermeisterUlrichBranddienächsten Schritte. Ihrem Beispiel sollten betroffene Unternehmen und Privatpersonen möglichst schnell folgen. Denn nur noch bis zum 30.Juni 2023 können Anträge bei der zuständigen Investitions- undStrukturbank (ISB) eingereicht werden. Mitte Mai 2022 informierte die ISB über erst 184 vollständigeAnträgevonUnternehmen–unddas bei allein 585 betroffenen Handwerksbetrieben. Infos zur Aufbauhilfe: www.wiederaufbau.rlp.de Foto: privat 07 Fast 600 Handwerksbetriebe wurden durch die Extremflut im Ahrtal beschädigt oder komplett zerstört, darunter auch die Bäckerei von Gisela und Ulrich Brand. Die verwüstete Bäckerei nach der Flut 2021 (Bild rechts) und nach dem achtmonatigen Wiederaufbau (oben).

Die damalige Wachmannschaft auf dem Turm über dem Bunkereingang hätte sich ganz bestimmt die Augen gerieben: Ein Piratenschiff hat das Bunkerplateau eingenommen! Verantwortlich dafür ist unter anderem das Dernauer Handwerksunternehmen „Otto Bau“. Selbst in der Flutnacht massiv vom Hochwasser betroffen, zählt das vor 46 Jahren gegründete Familienunternehmen nun zu den aktiven Wiederaufbauern. Wer im Ahrtal unterwegs ist, wird die Baufahrzeuge mit dem markanten Otto-Logo an jeder Ecke wiederfinden. Ob Straßen- oder Kanalbau,Aushub-undFundamentarbeiten, Abriss-wieauchRückbaumaßnahmen–mit dem traditionellen Leistungsspektrum sind die 40 Mitarbeiter beim Wiederaufbau an allenEckengefragteExperten. Dabei ist der Betrieb selbst in der Flutnacht „abgesoffen. LKW, Bagger, Baumaschinen, selbst die Rüttelplatten wurden weggeschwemmt“, erzählt Chef Gerd Otto, der zusammen mit Sohn Leon das Unternehmen leitet. Rund drei Millionen Euro Schaden standen nach wenigen Flut-Stunden zu Buche. Dochmit neuemGerät ging es direkt weiter. „Unser Interesse war von Tag eins an, unsere Region wieder nach vorne zu bringen“, nennen die beidenBauingenieure ihr Hauptmotiv, dass sie antreibt. Da auch der KindergartenunddieGrundschuleinDernauzerstört wurden, musste für den Weiterbetrieb ein Provisorium errichtet werden. Das entstand auf dem Bunkerplateau im benachbarten Marienthal. Als Kriegshauptquartier für die Bundesregierungbis1997betrieben, erobern nun die jungen Ahrtalbewohner das Areal – und für sich ein Stück Normalität zurück. 08 Gerd und Sohn Leon Otto. Kontakt: Otto Bau GmbH. Tel.: 02643/ 1879 www.otto-dernau.de Piratenschiff entert Regierungsbunker Ein Handwerksunternehmen baut am Regierungsbunker? An dem ein Piratenschiff vor Anker gegangen ist? Und künftig werden hier Kinder spielen und Schüler lernen? Am Tag nach der Flutnacht 2021 (Foto unten rechts) sind viele Otto-Baumaschinen nur noch Schrott, manche sind in den Wassermassen ganz verschwunden. Anzeige Räume zum Leben. Bäder zum Träumen. Arthur Richter Service GmbH Telefon: 0261 88908-0 Telefax: 0261 88908-90   24-STD-NOTDIENST Heizung/Sanitär: 0163 7871038 Lüftung/Kälte: 0163 7871039 meTall-handWerKe saniTär-heizung-Klima

10 Marienthal an der Ahr am 4. Juni 2021 ... sowie nach der Flutnacht am 15. Juli 2021. Marienthal an der Ahr am 17. Juni 2022.

Wenn Holzwürmer zu Mutmachern werden In der Flutnacht versuchten die Dernauer Tischler noch zu retten, was zu retten ist. Doch irgendwann war Schluss und die „Holzwürmer“ brachten sich selbst nur noch in Sicherheit. Der Blick vom Obergeschoss auf dieWassermassen versprach nichts Gutes. Am nächsten Morgen dann das ernüchternde Fazit: die Maschinen im Schlamm verschwunden, das Materiallager verteilt in der Halle und weit darüber hinaus. „Was über Jahre mühsam aufgebaut wurde, war in einer Nacht zerstört.“ Doch anstatt sich diesem Chaos hinzugeben, organisierte Chef Maik Rönnefarth (Bild oben 2.v.r.) die ersten Sperrmüllcontainer. Ein Gabelstapler funktionierte noch, der zur Allzweckaufräummaschine umfunktioniertwurde. „EineWoche später haben wir dann die neuen Maschinen bestellt“,blickterzurück.Ohnezuwissen,was die Versicherung letztlich bezahlen wird. „Wirwarenauchfür solcheFälleversichert, dochdasAbwicklungsverfahrenstelltesich dann als Buch mit sieben Siegeln dar.“ Nach vorne schauen und bloß nicht unterkriegen lassen – das ist seit jeher die Mentalität des 45-jährigen Tischlermeis- ters, der sich 2004 selbstständig machte und immer schon auf hochmoderne Fertigungsverfahren setzte. Das erklärt auch die Höhe des Hochwasserschadens, der in die Millionen geht. Doch das Materielle ist eine Sache. „Als Vorgesetzter ist es für mich ein Selbstverständnis,mich in einer solchenSituation in besonderem Maße um die Mitarbeiter zu kümmern.Hiermusste icheinGespürdafür haben, wer welche Form der Begleitung oder Unterstützung benötigt. Aber sie waren auch fürmich da und haben angepackt, dabei wirklich alles gegeben. Ich kann wirklich sehr stolz sein auf dieses Team!“ AuchneueMitarbeiter hat dieKatastrophe indieFirmagespült. „Aus demHelferkreis kamen Leute und blieben“. Rönnefarth und sein unbeugsamer Optimismus sind legendär.DieVerantwortung für das Team war der größte Treiber „wie auch das Signal an andere betroffene Unternehmen, für den Aufbau der Region zu kämpfen.“DieDrehzahl dabei ist hoch, das Tempo ebenso. Ein Jahr nach der Flut ist dasUnternehmenweit gekommen„undwir werdenbundesweit einenSpitzenplatz unter denmodernstenTischlereienbelegen.“ Die zerstörte Werkstatt nach der Flutnacht (rechts) und wiederaufgebaut im Juni 2022 (oben). Ahr-Ausbildungszahlen steigen Das Handwerk im Ahrtal bildet mehr Jugendliche aus, als vor der Hochwasserkatastrophe und steuert auf ein Zehnjahreshoch zu. Jede Hand wird gebraucht beimWiederaufbau, insbesondere die der Fachhandwerker. Viele Jugendliche wie auch Betriebe haben sich deshalb entschieden, gemeinsamdiesenWegzugehen.Mit 704Lehrverträgenschlossdas letzte Ausbildungsjahr schon auf Rekordniveau. Und auch ein BlickaufdieneuabgeschlossenenAusbildungsverhältnisse stimmt optimistisch, denn imSommer 2022 liegt eineweitereSteigerung (109) imVergleichzumgleichenZeitpunkt des Vorjahres (100) vor. Mehr Infos zur handwerklichen Ausbildung imLandkreis Ahrweiler gibt ClaudiaWildermann, Tel. 0261/398-282 oder 02641/ 9148115, claudia. wildermann@hwk-koblenz.de. Die Tischlerei Rönnefarth in Dernau musste nach der Flutkatastrophe alles neu aufbauen – und hat das als Chance gesehen, noch besser, noch moderner zu werden. 11 Kontakt: Schreinerei Rönnefarth GmbH Tel. 026 43/ 90 490 0 www. holzwuermer24.de

Der kleine Ort Schuld an der Ahr wurde über Nacht berühmt. Von hier kamen die ersten Fernsehbilder aus dem Ahrtal, die das tatsächliche Ausmaß nach der Flut auf drastische Weise dokumentierten. Mitten drin indiesemSchlachtfeld ausTrümmern und Schlamm, blickte Steinmetz- und Steinbildhauermeister Torsten Robert auf die Reste seiner einst modernenWerkstatt und das mit viel Geld zusammengekaufte Materiallager. „Man musste kein Experte sein um zu wissen: Totalschaden!“ Ein Schritt nach dem anderen plante er den Neuanfang.Aufräumen, reinigen, trocknen, schauen, wie dieWerkstatt und dasMateriallagerkünftigeingerichtetwerdenkönnen. WasüberWochenundMonatefolgte, längst auch noch nicht abgeschlossen ist: Robert stellte alles auf den Prüfstand. Zehn Monate später. In der Steintec-Halle stehendiemodernstenBearbeitungsmaschinen für Steinprodukte, die der Markt momentan anbietet. Das Geschäftsmodell, die Kundenansprache, die Vermarktungsstrategien – alles wurde einmal von rechts auf links gekrempelt. „Ich konnte viele neue Kunden gewinnen und die Auftragslage ist gut“, erzählt er und konzentriert sich auf Unternehmen als Kunden, die wiederum Steintec-Produkte ihren Kunden anbieten. Auch neue Partnerschaften mit anderen HandwerksbetriebenimAhrtalzählendazu, so die Zusammenarbeit mit der Tischlerei Rönnefarth in Dernau, wie Roberts Betrieb flutgeschädigt. „Und auch einen neuen Online-ShopmitKonfiguratorbietenwirnunan undbedienenKundeninganzDeutschland!“ Investitionen indieZukunft, die sichausder Flutkatastrophe ergeben haben. 12 Über 100 Baustellen, Mitarbeiterplus und der eigene Wiederaufbau „Bis Ende 2023 habe ich Arbeit, Arbeit, Arbeit“, berichtet der selbstständige Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Mario Klein (im Bild oben) aus Hönningen an der Ahr. Bei den Kunden Gas geben und den eigenen Betrieb auch wieder aufbauen – das war nach der Flut die große Herausforderung. Die ist er mit viel Engagement und unverwüstlichem Optimismus angegangen. Mario Klein weiß aus den täglichen Erlebnissen auch: „Ich bin noch lange nicht so weit mit dem Wiederaufbau, wie meine Kunden!“ Für die ist er da, nach Feierabend auch für sich selbst. Doch wann hat in diesen Tagen ein Handwerker schon Feierabend? „Vor dem 14. Juli 2021 hatte ich zehn Mitarbeiter, heute sind es 15.“ Schon das spricht Bände. Zu tun gibt es genug und an jeder Ecke. Und auch die Ausbildung Jugendlicher darf nicht zu kurz kommen. „Es gab sehr viele Bewerbungen. Total erfreulich, aber so viele Lehrlinge konnten wir gar nicht einstellen.“ Zwei werden ab Herbst das Team verstärken, „zwei weitere Jugendliche sind dann im zweiten Lehrjahr.“ Auch Klein kennt das Flutphänomen aus eigener Erfahrung: Die Tragödie hat in vielen Menschen eine starke Empathie ausgelöst – zu den Flutopfern, zum Ahrtal, aber auch zum Handwerk. Das ist hier im Dauereinsatz und erledigt das, was vielen wichtig ist: Anpacken und die Schäden beseitigen! „Über 100 Baustellen haben wir seit der Katastrophe abgeschlossen und aktuell kommt jeden Tag eine neue dazu.“ Zu tun gibt es also genug ... mindestens bis 2023. Kontakt: Stein-Tec Robert GmbH Tel.: 02691/ 9329 103 www.steintec-robert. de Mit der Flut gingen alte Strukturen über Bord Kontakt: Fliesen Klein GmbH Tel.: 0177/ 350 98 87 www.fliesen-klein. net Die Wassermassen haben sein Steinmetz-Unternehmen in Schuld überrollt. Doch Torsten Robert (im Bild) hat den Wiederaufbau auch genutzt, seine Angebotspalette, die Geschäftsausrichtung und den Maschinenpark neu zu strukturieren.

Hier ist SHK Frauensache! Frank Wershofen im Portrait Er ist selbstständiger Unternehmer, Ausbilder, Kreishandwerksmeister, Wiederaufbauer, Koordinator in der Fluthilfe: Frank Wershofen aus Bad Neuen- ahr-Ahrweiler (im Bild von rechts bei einer Krisensitzung Hochwasser 2021 mit HwK-Präsident Kurt Krautscheid und ADD-Präsident Thomas Linnertz). Zusammenmit seinemBruder Andy leitet FrankWersho- fen das Familienunternehmen für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik in Bad Neuenahr-Heimersheim. Im Unternehmen steht mit den Söhnen der Geschäftsführer bereits die nächsteGeneration „und eigentlich standdieÜbergabe an. Doch dann kam die Flutkatastrophe und hat alles auf den Kopf gestellt“, so Frank Wershofen. Der eigene Betrieb „abgesoffen“, Dauereinsätze bei der Kundschaft, Krisenkoordinator alsKreishandwerksmeister undMittler zwischen helfenden Fachbetrieben aus ganz Deutschland und den Flutbetroffenen – „seit einem Jahr sind wir im Dauereinsatz.“ Auch Zuhören und Trösten zählte zu den neuenAufgaben. „Dochesgabundgibt auch immerwieder viel Anerkennung für das, was die Handwerker insgesamt hier im Tal leisten. Die Ergebnisse sind sichtbar. Das ist Motivation, weiter zu machen“. Den eigenen Betrieb wieder aufzubauen und an die nächste Generation zu übergeben – „das heben wir uns auf für später“. Gemeinsam mischen Alica Weber (links) und Nadja Sebastian einen noch typischen Männerberuf auf. 13 Die Geschichte von Frauen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung als Anlagenmechanikerin für das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk (SHK) im LandkreisAhrweiler ist schnell erzählt:Mit Nadja Sebastian gibt es nur einen Fall. Dem nunAlicaWebernacheifernwird.Wasbeide eint, ist der Ausbildungsbetrieb Wershofen in Bad Neuenahr. Dessen über 30-jährige Geschichte wird nun um ein interessantes – sprich sehr weibliches - Kapitel ergänzt. Eine Männerwelt zwischen Heizkessel, Wärmepumpe und Badarmaturen, in der zwei junge Damen mit Selbstbewusstsein und fachlicher Kompetenz kräftig mitmischen: da ist die 19-jährige Nadja Sebastian aus Dernau mit einer erstklassigen Gesellenprüfung. 31Mitschüler zählte ihre Klasse. Das drittbeste Abschlussergebnis holte die junge Handwerkerin. Dass sie die einzige Auszubildende im Betrieb war, stellte für sie kein Problem dar. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt sie über das 22-köpfige Team. Kunden reagieren jedoch von Fall zu Fall überrascht, „zum Beispiel heute Morgen, als ich mit einem Auszubildenden eine Sanitäreinrichtung installieren sollte und das allein übernommen habe, damit es schnell geht.“ Die Kundin fragte sie daraufhin, ob der junge Mann an ihrer Seite der „Aufpasser“ sei. Die entwaffnende Antwort: „Eher umgekehrt.“ Alles klar! Den Kundenkontakt findet Nadja am interessantesten. Und ansonsten? „Heizungen sind spannend“, sagt sie und lacht. Auch über die Frage, ob es in ihremBeruf etwas gäbe, was Männer besser könnten, muss sie schmunzeln. „Ganz im Gegenteil!“. Frauenwären oft viel sorgfältiger was Detailarbeit angeht und behielten immer den Überblick. Wie gerufen taucht einer ihrer männlichenKollegen auf. „Der Spiegel im Bad ¬ hochformatig oder querformatig?“ Kein Problem für Nadja. „Querformatig“ ruft sie zurück. Doch auch größeren Herausforderungen stellt sie sich. So in der Hochwassernacht 2021, als auch ihr Elternhaus von der Flut stark beschädigt wurde. BeimWiederaufbau kann sie jetzt zum Glück tatkräftig mit anpacken. „Wir werdenüberall sodringendgebraucht.Das ist einerseits Stress, andererseits wissen wir um die Wichtigkeit unserer Arbeit.“ Alica Weber, die zweite Frau im Bunde, wird ihreAusbildung imWershofen-Team erst noch beginnen. Am 10. Juli 2021 zog sie von Trier ins Ahrtal ¬ vier Tage vor der Jahrhundertflut. Alica zählte ab Tag eins zum Helferkreis, entdeckte im Flutgebiet ihr Intresse für den Beruf der Anlagenmechanikerin SHK und das betroffene Unternehmen Wershofen. „Die Umstände haben uns alsMannschaft noch enger zusammengeschweißt“, sagt die 25-Jährige, die bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Fleischerei besitzt.GeradedasSHK-Handwerk ist seit der Flut stark gefragt, denn mit einem Mal war es eben nicht mehr normal, dass aus demHahnWasser fließt, eineDusche funktioniert oder dieHeizung. „Wie wichtig unsere handwerklichen Leistungen sind – das brauchen wir hier nun niemandem mehr erklären!“ In dem Gefühl,wirklichgebraucht zuwerden,will Alica nun als weitere Frau im Landkreis die SHK-Ausbildung absolvieren. Kontakt: Wershofen GmbH Tel. 02641/90 30 60 www.baederstark.de

Und wer ist hier der Chef? DasUnternehmenSchneider–aufdenersten Blick ein normaler, vierköpfiger Betrieb für Sanitär-, Heizung-, und Klimatechnik (SHK) aus Ochtendung. Doch seit Mai 2022hatGeschäftsleiterMichael Schneider eine ganz besondere Auszubildene: seine eigene Ehefrau Nicole packt nun auch tatkräftig mit an. Die 35-Jährige hat dabei einen nicht ganz so üblichen beruflichen Werdegang hinter sich. Zunächst eine Ausbildung zur Bäckerin, nach abgeschlossener Gesellenprüfung ein Studium in Ökotrophologie, und jetzt? Nun drückt sie erneut die Schulbank und macht eine Ausbildung in einem komplett anderen Bereich – und das auch noch im Betrieb ihres Ehemannes. Die zweifacheMutter kümmerte sich in den letzten Jahren vor allem um den Haushalt unddiebeidenKinder (mittlerweilevier und sechs Jahre). Als ihr Mann im Jahr 2021 seinen eigenen Betrieb gründete, war der ursprüngliche Plan, dass sie das Büro übernimmt. Doch es kamganz anders. Nachdem Nicole einige Male auf den Baustellen mit anpackte, merkte sie: „Dasmacht mir Spaß, das will ich richtig können!“ Die Ausbildung in einem anderen Unternehmen zu machen, kam für sie nicht in Frage. „In unserem Betrieb haben wir momentan alle Hände voll zu tun. Da will ich natürlich unterstützen.“ Denn nicht nur im20Kilometer entferntenAhrtal, sondern ganz grundsätzlich werden Handwerker im SHK-Bereich überall gebraucht. „Außerdem“, ergänztNicole, „habe ichmich sofort super mit den anderen Mitarbeitern verstanden, die mich schnell auch als Kollegin akzeptiert haben.“Auf denBaustellen ist Nicole nämlich meistens gar nicht mit ihremEhemann, sondern mit demGesellen unterwegs. Die Einweisung am Morgen gibt’s aber natürlich immer noch vomChef. „Würde ich meine Kinder fragen, wäre das aber immer noch dieMama“, mussMichael eingestehen. Doch auch das Familienleben hat sich mit Beginn der Ausbildung einmal komplett umgekrempelt. Nicole ist jetzt Vollzeit auf der Baustelle oder in der Berufsschule. Michael, der die letzten drei Jahre zusätzlich zu seiner Arbeit in einem Abendkurs seinenMeister absolvierte, hatte wenig Zeit für die Familie. Mittlerweile hat er sich so organisiert, dass er mittags für Kinder, gemeinsames Essen und die Hausaufgaben zu Hause ist. Nachmittags übernimmt jetztmeistens er die notwendige Büroarbeit. „Und das funktioniert super! Wir ergänzen uns einfach sehr gut“,meintMichael.Klingt fast zu schön, umwahr zu sein. Gibt es denn nie Ärger vomChef? „Soll er sich mal trauen“, lacht Nicole. Doch Ausbilder Michael lobt stolz: „Das ist gar nicht nötig. Einmal gezeigt, kriegt sie alles schnell selbstständig hin. Man merkt einfach: Da steckt eigene Motivation und Begeisterung dahinter.“ Die ersten Prüfungen sind entsprechend zufriedenstellend gelaufen, oder wie Chef Michael sagt: „Sehr gut stand drunter!“ Eine anschließende Meisterausbildung ist also naheliegend. „Zum Kurs würde ich sie auf jeden Fall hinschicken“, ergänzt Michael – und übernimmt an dieser Stelle doch einmal kurz die Chefrolle ... Kontakt: Michael Schneider Heizung,- Sanitär GmbH Tel. 0151/ 576 149 00 michael-schneider- heizung-sanitaer.de Josie wusste früh, was sie will! Was sie irgendwann mal machen will? Auf diese Frage hatte Josie Möhren schon mit 13 Jahren eine klare Antwort. „Ich werde Installateur für Heizung und Sanitär beim Betrieb Herschbach in Bad Neuenahr!“ Der Betrieb ist für die jetzt 16-jährige Josie nicht nur im übertragenen Sinne wie eine Familie. Ihre Mutter managt Buchhaltung und Kundenbetreuung. „Schon früher habe ich, wenn ich nachmittags aus der Schule kam, immer so lange gebettelt, bis ich mit auf die Baustellen fahren durfte“, erzählt Josie lachend. Kurz vor ihrem Ausbildungsstart der Schock: Der Betrieb Herschbach geht im Hochwasser 2021 unter. „Mein erster Gedanke war echt: Ich kann die Ausbildung nicht mehr anfangen“, erinnert sich Josie. Doch die Angst war zum Glück unbegründet, denn alle Hände wurden gebraucht. „Unsere wichtigste Aufgabe ist, die Versorgung mit Wärme und Wasser sicherzustellen. Aber auch mentale Unterstützung war oft gefragt. Als sehr emotionaler Mensch musste ich mir manchmal dabei selbst eine Träne verkneifen“, erzählt Josie. „Aber die Erfahrungen haben mir gezeigt: Wir müssen das, was wir haben, wertschätzen und genießen. Und: Meine Berufswahl war genau die richtige!“ 14 Ehefrau, Mutter, Lehrling: Nicole Schneider absolviert ihre Ausbildung im Betrieb von Ehemann Michael.

Elektriker, Fluthelfer, Zuhörer „Am Morgen nach der Hochwassernacht rief uns einKunde anundbat umdringende Hilfe“, erinnert sich Uwe Ockenfeld (im Bild oben rechts). „Doch wir sollten gar nicht erst versuchen, über die normalen Straßen zu fahren.“ So startete der erste Hilfskonvoi des Elektrounternehmens aus Gönnersdorf (Landkreis Ahrweiler) mit Allradpickups und nutzte eine App für Wander- und Radwege quer durch die Wälder Richtung Ahrtal. „Man freut sich ja eigentlich, wenn man dann das Ziel erreicht. Doch der Anblick war erschütternd.“ Es war der Auftakt einer Wiederaufbaumaßnahme, die längst noch nicht abgeschlossen ist. „260 neue Kunden und viel, vielArbeit resultiertendaraus“, erzählt der diplomierte Elektroingenieur, der 1987 auch die Meisterprüfung ablegte und im Jahr 2000 das Familienunternehmen vom Vater übernahm. Zusammen mit Ehefrau Martina (oben Mitte) und Sohn Michael (links), der 2005 die Meisterprüfung bestand, leitet er den 1963 gegründeten Betrieb, der acht Mitarbeiter zählt. Der Heimatort Gönnersdorf liegt selbst an einem Bach, der nur wenige Kilometer vomAhrtal entspringt. „Hier blieb in jener Julinacht alles ganz normal. Und ein paar Kilometer weiter geht die Welt unter. Wir hatten schlicht großes Glück“, sagen die Ockenfelds. Weil es andere nicht hatten, setzen sie sich nun unentwegt für diese Menschenein. „AmTelefonhabe ichganze Lebensgeschichten gehört und natürlich alle Schicksalsschläge der Flutnacht“, berichtet Martina Ockenfeld, im Büro zuständig für alle Abläufe und auch erste Ansprechpartnerin am Telefon. „Das war auch emotional eine ganz neue Situation, besonders wenn man es dann live vor Ort sehenmuss. Extremist es,wennmanweiß, im Haus gab es Tote.“ Doch die Dankbarkeit der Kunden war genausoaußergewöhnlich,wiederOckenfeld-Einsatz. „Selbst aufÜberweisungsträgern standen nette Worte. Und: wir sind nicht auf einemCent sitzengeblieben. Die Zahlungsmoral war und ist vorbildlich.“ Auchdas istMotivation,weiterzumachen. Kontakt: Ockenfeld Elektro GmbH Tel. 02633/ 47 02 10 www. ockenfeld-elektro.de Titelfotos mitten in der Ahr Leben und Arbeiten im Ahrtal – das war und ist auch regelmäßig Thema in „Handwerk Special“. So auch 2016, als ein Bierbrauer bei Marienthal mitten im Fluß für das Titelfoto Platz nahm. Die gleicheStelle imSommer 2022: Sträucher undBäume rechts fehlen seit der Flutkatastrophe. Und auch die linke Böschung sieht lichter aus. Und doch ist hier längst ein Stück alterAhr-Charme zurückgekehrt unddieNatur heilt allmählich die Flut-Wunden im Landschaftsbild. 15 Seit der Flutnacht sind die Elektriker der Firma Ockenfeld im Dauereinsatz zwischen Sinzig und Insul. Und berichten nicht nur über vieeeeeel Arbeit, sondern auch über Dankbarkeit und eine vorbildliche Zahlungsmoral.

Top Partner Exklusiv Partner Die Gesichter der Landesspiele: Zehnkämpfer Kai Kazmirek (Mitte) und die beiden Mitarbeitenden der RMW Koblenz, Christian Pischke und Tanja Dötsch. Gemeinsam stark! Das Sport-Event für Menschen mit und ohne geistige Behinderung

Problemlöser, Vordenker, innovationshungrig Wenn das 14-köpfige Team um die Geschäftsführer Pascal Schäfer und Thomas Hilger (im Bild oben links) aktiv wird, steht eine technologische Zeitreise Richtung Zukunft an. Sie schauen sich die Produktionsabläufe ihrer Kunden an, suchen nach technologischen Verbesserungsmöglichkeiten und entwickeln dann neue Anlagen-Komponenten auf Basis des 3D-Metalldrucks, mit denen alles besser läuft. Das hört sich simpel an. Nur sind die Kunden selbst nationale oder sogar internationale Marktführer, „also technologisch und mit ihrem Knowhow Spitze“, erzählt Thomas Hilger. Der nun an der Spitze vorbei ziehen muss, soll das Vorhandene noch besser werden. Der 36-Jährige ist gelernterMaschinenbaumechaniker und schloss der Lehre ein Studium an. 2016 folgte die Selbstständigkeit und die Produktionsstätte in Niederzissen platzt längst aus allen Nähten. Eine Hightechmaschine steht dort neben der anderen. DasHerz der Produktionmacht die additive Fertigung aus – im Volksmund 3D-Druck genannt. „Wir fertigen mit Metall Schicht für Schicht und die finalen Bauteile sind konstruktivsokomplex, dass siesich in ihren Details mit konventionellen Verfahren wie Fräsen, Drehen oder Bohren gar nicht herstellen lassen.“ Innenliegende Kühlkanäle oder bewegliche Bauteile in geschlossenen Hüllen–das galt nochvor einigen Jahren als Hexerei, in der Sache als undurchführbar. „Wenn uns ein Kunde anspricht, schauen wir uns gemeinsam zunächst das Ist an.“ Dann geht es los. Nachdenken, entwickeln und entwerfen, schließlich Testbauteile additiv produzieren und auf der werkeigenen Teststrecke ausprobieren. „Mit uns spart man Material, Zeit, Energie, Geld und Nerven“, erklärt Hilger den rasantem Kundenzuwachs. „Und der Markt ist in diesem Segment bundesweit sehr übersichtlich.“Aktuell baut Lightway eine neue Produktionshallemit fast zehnfacherFläche. Und das im sechsten Unternehmensjahr. Eine beeindruckende Entwicklung und wer einmal Kunde ist, checkt sofort Möglichkeiten einer weiteren Optimierung. „Die Innovationskraft in uns ist sehr groß“, sagt Hilger und zeigt auf ein kompaktes Bauteil, ein Kilogramm schwer. „Das hat vor der Überarbeitung 170 Kilogramm gewogen – bei gleichen Leistungsparametern.“ Die Dynamik bei der additiven Metallfertigung schätzt Hilger als „extrem hoch ein, gerade vor dem Hintergrund der Energieverknappung und -verteuerung.“ Die weitere Entwicklung dieses hochinnovativen Handwerksbetriebes wird sicherlich alles –nur nicht stehenbleibenoder langweilig ... Kontakt: Lightway GmbH Tel. 02636/ 964 980 www.lightway-3d.de Innovationspreis des Landes 2022 Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz wurde in fünf Kategorien und drei Anerkennungen an acht mittelständische Unternehmen verliehen. Die feierliche Verleihung der Preise (im Bild oben) fand im Zentrum für Ernährung und Gesundheit der Handwerkskammer (HwK) Koblenz statt. Aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz erhielt das Handwerksunternehmen Lightway GmbH aus Niederzissen (Landkreis Ahrweiler; Reportage auf dieser Seite) für das Fertigungsverfahreneines intelligentenundmodularen3D Metalldruck-Ventilgehäuses eine Anerkennung. Der Innovationspreis wird gemeinsam vom Wirtschaftsministerium, den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz vergeben. In diesem Jahr war es die 34. Auflage. vollständigePressemitteilungunterwww.hwk-koblenz.de Infos zumInnovationspreis:www.innovationspreis.rlp.de 17 Lightway aus Niederzissen ist ein hochinnovativer Handwerksbetrieb, der Probleme von namhaften Maschinen- und Anlagenbauern aus der Industrie löst, wenn die ihre Abläufe oder Produkte verbessern wollen.

Niemals aufgeben, das Beste aus schwierigen Situationen machen, Integration leben, die eigenen Fähigkeiten nutzen, um Menschenglücklichzumachen– für all das ist das Fotostudio Samira aus Stromberg (LandkreisBadKreuznach) einglänzendes Beispiel. Am ersten Juni feierten Fotografin Samira Khani und Inhaberin Monika Nachtwey einjähriges Jubiläum. DerWeg dorthin: inspirierend. Samira kommt aus dem Iran. Nach einem Graphikdesignstudium führt sie dort 13 Jahre lang ein eigenes Fotostudio. Sie lernt ihren Mann Ali kennen, Leiter einer Schauspielschule. Sie bekommen eine Tochter. Doch im Jahr 2017 müssen sie alles zurücklassen und fliehen. In ihrem Heimatlanddürfensienicht selbstbestimmt leben. Auch ihr Beruf als Fotografin ist stark eingeschränkt. In Deutschland angekommen, treffen sie auf Monika Nachtwey. Sie engagiert sich seit 2015 als Flüchtlingshelferin.Was das ungleiche Paar direkt eint, ist die Art, Dinge anzupacken. Monika, die trotz ihres Ruhestands kaum in „Ruhe“ steht und Samira, die bei einem Gang zum Zahnarzt die perfekten Räumlichkeiten für ihr eigenes Fotostudio aufstöbert. In Monika Nachtwey findet sie sofort eine Unterstützerin. „Da sind schon Welten aufeinandergeprallt“, erinnert sie sich lächelnd. Die „Wir fangen einfach mal an“-Mentalität von Samira trifft auf Monikas langjährige Erfahrung, die Projektmanagement und Strategie in Marketing- und Unternehmensfragen beschreibt. „Aber es war von Anfang ein harmonisches Zusammenspiel, mit ganz neuen, anderen Sichtweisen und Wegen,“ erzählt Monika Nachtwey. So Kontakt: Fotostudio Samira Inh: M.Nachtwey Tel: 06724/ 5199511 www.samirafoto.de Samiras neue Welt ... Viele, wenn nicht alle Klein- und Mittelstandsunternehmen stehen und fallen mit dem Betriebsinhaber. Fällt dieser als „Dreh- und Angelpunkt“ über einen längeren Zeitraum aus, steht der Betrieb über kurz oder lang still. Sei es, weil die laufende Koordination, Kontrolle und Anleitung der Mitarbeiter bei der Ausführung von Aufträgen fehlt oder weil letztendlich keine neuen Aufträge hereinkommen. Ein paar Tage oder Wochen läuft der Betrieb zwar noch, aber dann entsteht schnell eine existenzbedrohende Lage. Denn die Betriebskosten, wie Miete, Gehälter und vieles mehr laufen weiter. Die neue Inhaber-Ausfallversicherung der SIGNAL IDUNA wurde genau für diesen Fall entwickelt. Fällt der Betriebsinhaber unfall- oder krankheitsbedingt über einen längeren Zeitraumaus, fängt die Inhaber-AusfallversicheDie neue Inhaber-Ausfallversicherung der SIGNAL IDUNA rung die weiterlaufenden Kosten auf. Und das bis zu einem Jahr. Darüber hinaus gibt es für Innungsmitglieder und Mitglieder des Einzelhandelsverbandes eine unfallbedingte Todesfallabsicherung in Höhe von 50.000 Euro. Und zwar ohne Mehrbeitrag. Zur individuellen Gestaltung Ihres Versicherungsschutzes, selbstverständlich auch in allen anderen Versicherungsfragen, wenden Sie sich direkt vertrauensvoll an SIGNAL IDUNA Geschäftsstellen und Vertretungen. Weitere Infos erhalten Sie auch unter www.signal-iduna.de. Kontakt: Tel. 0231/135-0 , gd.koblenz@signal-iduna.de Anzeige kommt die Sache ins Rollen: Beratungsgespräche bei der Handwerkskammer,Diskussionen,Kompromisse, Lösungen. Im April 2021 unterschreibt sie den Mietvertrag und meldet den Betrieb bei der HwK Koblenz an. Endlich kann Samira wieder fotografieren, mit ganz viel Herz und Leidenschaft. Ob Hochzeitsfotos, Passbilder, Fotografien von Babys oder Familienfeiern, „ichmöchte, dass dieMenschen spüren, dass sie gesehen werden, wenn sie das Bild ansehen und denken, ja genau so bin ich, das macht mich aus“, beschreibt Samira. „Die Fotografie ist meine Art, den Menschen, die uns so viel Liebe entgegengebracht haben, Liebe zurückzugeben.“ Und das spürt jeder. Der Kundenkreis geht mittlerweile weit über Stromberg hinaus. Nicht zuletzt, da im Fotostudio SamiraMusik,Kunst undFotografieHand in Hand gehen. Plan für die Zukunft ist es, die Räumlichkeiten für Konzerte und Ausstellungen zu nutzen. Eine erste Kostprobe beim einjährigen Jubiläum wurde begeistert aufgenommen. Das Fotostudio Samira ist somit nicht nur Mutmacher und Bereicherung fürs Handwerk, sondern auch für die Region ein echter Gewinn. und warum es nicht nur einen Weg zum Erfolg gibt: Die Geschichte des Duos Monika Nachtwey (im Bild links) und der iranischen Fotografin Samira Khani beschreibt auch die Botschaft, niemals aufzugeben und Träume als Ziele konsequent zu verwirklichen. 18

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