Handwerk Special Nr. 239 vom 02.07.2022

Der kleine Ort Schuld an der Ahr wurde über Nacht berühmt. Von hier kamen die ersten Fernsehbilder aus dem Ahrtal, die das tatsächliche Ausmaß nach der Flut auf drastische Weise dokumentierten. Mitten drin indiesemSchlachtfeld ausTrümmern und Schlamm, blickte Steinmetz- und Steinbildhauermeister Torsten Robert auf die Reste seiner einst modernenWerkstatt und das mit viel Geld zusammengekaufte Materiallager. „Man musste kein Experte sein um zu wissen: Totalschaden!“ Ein Schritt nach dem anderen plante er den Neuanfang.Aufräumen, reinigen, trocknen, schauen, wie dieWerkstatt und dasMateriallagerkünftigeingerichtetwerdenkönnen. WasüberWochenundMonatefolgte, längst auch noch nicht abgeschlossen ist: Robert stellte alles auf den Prüfstand. Zehn Monate später. In der Steintec-Halle stehendiemodernstenBearbeitungsmaschinen für Steinprodukte, die der Markt momentan anbietet. Das Geschäftsmodell, die Kundenansprache, die Vermarktungsstrategien – alles wurde einmal von rechts auf links gekrempelt. „Ich konnte viele neue Kunden gewinnen und die Auftragslage ist gut“, erzählt er und konzentriert sich auf Unternehmen als Kunden, die wiederum Steintec-Produkte ihren Kunden anbieten. Auch neue Partnerschaften mit anderen HandwerksbetriebenimAhrtalzählendazu, so die Zusammenarbeit mit der Tischlerei Rönnefarth in Dernau, wie Roberts Betrieb flutgeschädigt. „Und auch einen neuen Online-ShopmitKonfiguratorbietenwirnunan undbedienenKundeninganzDeutschland!“ Investitionen indieZukunft, die sichausder Flutkatastrophe ergeben haben. 12 Über 100 Baustellen, Mitarbeiterplus und der eigene Wiederaufbau „Bis Ende 2023 habe ich Arbeit, Arbeit, Arbeit“, berichtet der selbstständige Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Mario Klein (im Bild oben) aus Hönningen an der Ahr. Bei den Kunden Gas geben und den eigenen Betrieb auch wieder aufbauen – das war nach der Flut die große Herausforderung. Die ist er mit viel Engagement und unverwüstlichem Optimismus angegangen. Mario Klein weiß aus den täglichen Erlebnissen auch: „Ich bin noch lange nicht so weit mit dem Wiederaufbau, wie meine Kunden!“ Für die ist er da, nach Feierabend auch für sich selbst. Doch wann hat in diesen Tagen ein Handwerker schon Feierabend? „Vor dem 14. Juli 2021 hatte ich zehn Mitarbeiter, heute sind es 15.“ Schon das spricht Bände. Zu tun gibt es genug und an jeder Ecke. Und auch die Ausbildung Jugendlicher darf nicht zu kurz kommen. „Es gab sehr viele Bewerbungen. Total erfreulich, aber so viele Lehrlinge konnten wir gar nicht einstellen.“ Zwei werden ab Herbst das Team verstärken, „zwei weitere Jugendliche sind dann im zweiten Lehrjahr.“ Auch Klein kennt das Flutphänomen aus eigener Erfahrung: Die Tragödie hat in vielen Menschen eine starke Empathie ausgelöst – zu den Flutopfern, zum Ahrtal, aber auch zum Handwerk. Das ist hier im Dauereinsatz und erledigt das, was vielen wichtig ist: Anpacken und die Schäden beseitigen! „Über 100 Baustellen haben wir seit der Katastrophe abgeschlossen und aktuell kommt jeden Tag eine neue dazu.“ Zu tun gibt es also genug ... mindestens bis 2023. Kontakt: Stein-Tec Robert GmbH Tel.: 02691/ 9329 103 www.steintec-robert. de Mit der Flut gingen alte Strukturen über Bord Kontakt: Fliesen Klein GmbH Tel.: 0177/ 350 98 87 www.fliesen-klein. net Die Wassermassen haben sein Steinmetz-Unternehmen in Schuld überrollt. Doch Torsten Robert (im Bild) hat den Wiederaufbau auch genutzt, seine Angebotspalette, die Geschäftsausrichtung und den Maschinenpark neu zu strukturieren.

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