Handwerk Special Nr. 239 vom 02.07.2022

Wenn Holzwürmer zu Mutmachern werden In der Flutnacht versuchten die Dernauer Tischler noch zu retten, was zu retten ist. Doch irgendwann war Schluss und die „Holzwürmer“ brachten sich selbst nur noch in Sicherheit. Der Blick vom Obergeschoss auf dieWassermassen versprach nichts Gutes. Am nächsten Morgen dann das ernüchternde Fazit: die Maschinen im Schlamm verschwunden, das Materiallager verteilt in der Halle und weit darüber hinaus. „Was über Jahre mühsam aufgebaut wurde, war in einer Nacht zerstört.“ Doch anstatt sich diesem Chaos hinzugeben, organisierte Chef Maik Rönnefarth (Bild oben 2.v.r.) die ersten Sperrmüllcontainer. Ein Gabelstapler funktionierte noch, der zur Allzweckaufräummaschine umfunktioniertwurde. „EineWoche später haben wir dann die neuen Maschinen bestellt“,blickterzurück.Ohnezuwissen,was die Versicherung letztlich bezahlen wird. „Wirwarenauchfür solcheFälleversichert, dochdasAbwicklungsverfahrenstelltesich dann als Buch mit sieben Siegeln dar.“ Nach vorne schauen und bloß nicht unterkriegen lassen – das ist seit jeher die Mentalität des 45-jährigen Tischlermeis- ters, der sich 2004 selbstständig machte und immer schon auf hochmoderne Fertigungsverfahren setzte. Das erklärt auch die Höhe des Hochwasserschadens, der in die Millionen geht. Doch das Materielle ist eine Sache. „Als Vorgesetzter ist es für mich ein Selbstverständnis,mich in einer solchenSituation in besonderem Maße um die Mitarbeiter zu kümmern.Hiermusste icheinGespürdafür haben, wer welche Form der Begleitung oder Unterstützung benötigt. Aber sie waren auch fürmich da und haben angepackt, dabei wirklich alles gegeben. Ich kann wirklich sehr stolz sein auf dieses Team!“ AuchneueMitarbeiter hat dieKatastrophe indieFirmagespült. „Aus demHelferkreis kamen Leute und blieben“. Rönnefarth und sein unbeugsamer Optimismus sind legendär.DieVerantwortung für das Team war der größte Treiber „wie auch das Signal an andere betroffene Unternehmen, für den Aufbau der Region zu kämpfen.“DieDrehzahl dabei ist hoch, das Tempo ebenso. Ein Jahr nach der Flut ist dasUnternehmenweit gekommen„undwir werdenbundesweit einenSpitzenplatz unter denmodernstenTischlereienbelegen.“ Die zerstörte Werkstatt nach der Flutnacht (rechts) und wiederaufgebaut im Juni 2022 (oben). Ahr-Ausbildungszahlen steigen Das Handwerk im Ahrtal bildet mehr Jugendliche aus, als vor der Hochwasserkatastrophe und steuert auf ein Zehnjahreshoch zu. Jede Hand wird gebraucht beimWiederaufbau, insbesondere die der Fachhandwerker. Viele Jugendliche wie auch Betriebe haben sich deshalb entschieden, gemeinsamdiesenWegzugehen.Mit 704Lehrverträgenschlossdas letzte Ausbildungsjahr schon auf Rekordniveau. Und auch ein BlickaufdieneuabgeschlossenenAusbildungsverhältnisse stimmt optimistisch, denn imSommer 2022 liegt eineweitereSteigerung (109) imVergleichzumgleichenZeitpunkt des Vorjahres (100) vor. Mehr Infos zur handwerklichen Ausbildung imLandkreis Ahrweiler gibt ClaudiaWildermann, Tel. 0261/398-282 oder 02641/ 9148115, claudia. wildermann@hwk-koblenz.de. Die Tischlerei Rönnefarth in Dernau musste nach der Flutkatastrophe alles neu aufbauen – und hat das als Chance gesehen, noch besser, noch moderner zu werden. 11 Kontakt: Schreinerei Rönnefarth GmbH Tel. 026 43/ 90 490 0 www. holzwuermer24.de

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