Nachgefragt
zu aktuellen Themen
Mit der Vollver-
sammlung haben
Arbeitgeber- und
Arbeitnehmervertre-
ter aus Handwerks-
betrieben des Kam-
merbezirks wichtige
Entscheidungen für
die künftige Ent-
wicklung der „Wirt-
schaftsmacht von
nebenan“ gefasst.
Im Interview geht
HwK-Präsident Kurt
Krautscheid darauf
ein und nennt zum
Jahresende wichtige
Ereignisse 2016 und
Erwartungen 2017.
Herr Kraut-
scheid, wo steht
das Handwerk,
wohin wird es
sich entwickeln?
Diewirtschaftliche Lage ist gut, die Prognosen stimmen ebenfalls
optimistisch. 2016 war insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Das ist
nicht nur für unsere Betriebe erfreulich, damit verbindet sich auch
eine deutliche Botschaft an die Jugend: Kommt ins Handwerk!
Denn hier könnt ihr euch verwirklichen und Karriere machen.
Für gute Arbeit gibt es gutes Geld! Und Arbeit gibt es genug.
Das wird auch 2017 so bleiben. Betrachten wir die aktuelle Auf-
tragslage, reicht diese bei vielen Unternehmen weit hinein ins
kommende Jahr. Die Rahmenbedingungen stimmen und vieles
spricht für Investitionen, von denen das Handwerk profitieren
wird. Ich nenne nur die internationale Zinspolitik, die Anleger
dafür bestraft, Geld auf der Bank anzulegen. In der Folge wird
in Sachwerte und deren Erhalt investiert, also Immobilien. Der
Boom am Bau wird sich auch 2017, sehr wahrscheinlich auch
darüber hinaus, fortsetzen. Das sind natürlich gute Argumente für
die Nachwuchsgewinnung. Denn Handwerk bedeutet Zukunft!
Wir dürfen durchaus mutiger und offensiver für die Werte des
Handwerks in der Öffentlichkeit werben. Das schließt neue Ideen
und Wege bei der Ansprache Jugendlicher ein. Projekte sollen
stärker Schulen, Lehrer, Schüler undEltern erreichen. Daswirmit
unserenBotschaften ankommen, zeigt der vermehrteZustromvon
Abiturienten oder Studienabbrechern ins Handwerk. Das ist das
Ergebnis einer breit angelegten Initiative, die nun Erfolge zeigt.
Und wenn wir eine Einser-Abiturientin als Konditorlehrling in
unseren Reihen begrüßen dürfen [Beitrag auf Seite 12 in dieser
Ausgabe], ist das sicherlich die beste Werbung für ein modernes,
jugendliches und leistungsorientiertes Handwerk!
Zur modernen, zukunftsorientierten Darstellung passt auch
die Transparenzoffensive der Kammer. Welche neuen Be-
schlüsse hat es dazu in der Vollversammlung gegeben?
Wir haben eine Neufassung der Beitragsstruktur verabschiedet
und gehen damit den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung
der Haushaltsführung. Im Ergebnis werden leistungsstarke Be-
triebe etwas mehr Beitrag zahlen, leistungsschwächere werden
entlastet. Die Einnahmen der Kammer bleiben in der Summe aber
unverändert. Wichtig war uns auch, die vielen kleinen Fußnoten
mit Ausnahmeregelungen aus der Satzung zu bekommen. Über-
sichtlichkeit und Klarheit stehen im Vordergrund. Das schließt
auch die Verwendung des Beitragsaufkommens ein. Hierzu liegt
eine langfristige Planung für die Modernisierung und Sanierung
bestehenderAus- undWeiterbildungszentrenderKammer vor. Se-
henwir auf das Alter dieser Einrichtungen und die technologische
Entwicklung im Handwerk, ist das gut investiertes Geld für eine
moderne und hochwertige Ausbildung wie auch Qualifizierung.
Es gibt also einen ganz klaren Fahrplan bei der Umsetzung einer
langfristigen Kammerstrategie, der für Verlässlichkeit und Über-
sichtlichkeit steht – im Haus und darüber hinaus.
HwK-Präsident Kurt Krautscheid.
HwK-Vollversammlung
Beitragsstruktur wird moderner Haushaltsführung angepasst
Foto: Fotostudio Reuther
Einmal jährlich tagt mit
der Vollversammlung
das Parlament des Hand-
werks im Kammerbezirk
Koblenz und entscheidet
über wichtige künftige
Entwicklungen und Be-
schlüsse.
„Der jüngste Konjunkturbericht
bringt es auf den Punkt: Das
Handwerk ist wirtschaftlich auf
einem Allzeithoch unterwegs.
Auftragslage, Auslastung und
die künftigen Entwicklungen
werden optimistisch bewertet“,
begrüßte HwK-Präsident Kurt
Krautscheid die Mitglieder der
Vollversammlung. Krautscheid
sprach auch von „spannenden
Zeiten, die wir mit Blick auf
die nationale und internationale
politische Lage und Trends mo-
mentan erleben.DieUS-Wahlen
sind auch als Signal an die
„Etablierten“ zu sehen, dass
die Devise „weitermachen wie
bisher“ insAbseits führenkann.“
Nach gründlicher Analyse Ver-
besserungspotentiale erkennen
Parlament des Handwerks tagte / Bundessiegerin Antje Harz
3
Nr. 205
3. Dezember 2016
www.handwerk-special.deBundessiegerin Antje Harz ist fit für Europa
Antje Harz aus Ramers-
bach hat den Bundes-
leistungswettbewerb im
Maler- und Lackierer-
handwerk gewonnen. Die
20-jährige Rheinland-Pfäl-
zerin setzte sich unter
den Teilnehmern aus 12
Bundesländern durch.
Die Aufgabe im diesjährigen
Wettbewerb stand ganz im
Zeichen der Musical-Stadt
Fulda, demAustragungsort. Im
Rahmen eines vorgegebenen
Konzepts solltenMotivezuden
Musicals „Bonifatius“, „Die
Päpstin“, oder „Der Medicus“
gestalterisch auf Wandflächen
in Kombination mit Lackar-
beiten, einer Klebetechnik und
einer freienWandtechnikhand-
werklich umgesetzt werden.
„Alle waren Landessieger und
haben toll gearbeitet. Bis zur
Auswertung habe ich nicht
mit dem Sieg gerechnet“; so
Antje. Sie verwirklichte in 12
Zeitstunden ihre Ideen zum
Musical „Die Päpstin“. Vor
allemder Gesamteindruck und
die Perfektion in der Ausfüh-
rung brachten Antje den Bun-
dessieg. Zusammen mit dem
Zweit- und Drittplatzierten
wird sie nun in der Maler-Na-
tionalmannschaftmitwirkenund
sich dort für Projekte auf euro-
päischer Ebene qualifizieren.
„Manbenötigt vielDisziplinund
Willen, vor allemaberLiebezum
Beruf, um erfolgreich zu sein.
Auch wenn ich stolz bin und alle
mich loben,werde ichmichnicht
auf demErreichtenausruhen“, so
die Siegerin.
Gelernt hat sie ihr Handwerk
im Malerbetrieb Bugdoll in
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier
wurde sie nach der Lehr auch
übernommen. Ab Januar wird
sie in den Betrieb ihres Onkels,
Malermeister Wolfgang Harz,
in Ahrweiler einsteigen. „Er hat
meinenBerufswunschimmerun-
terstützt und mich geprägt. Das
ich nicht im Familienbetrieb
lernte, war sein Wunsch. Ich
sollte anderswo Unternehmer-
luft schnuppern.“ Der 64-jäh-
rige Betriebsinhaber sieht in
seinerNichtedieNachfolgerin.
„Noch stehe ich ihr zur Seite
undunterstütze siebeiweiteren
beruflichen Qualifizierungs-
zielen. Gedacht ist an den
Restaurator im Handwerk und
natürlich an denMeisterbrief.“
Für das Titelfoto in Handwerk
Special ist die Bundessiegerin
gernnachKoblenzgekommen.
Im Ambiente der HwK-Win-
terausstellung hat sie sich von
FotografHerbert Piel ablichten
lassen. Mehr zur HwK-Win-
terausstellung ab Seite 19.
Foto: P!ELmedia
Bundessiegerin Antje Harz mit ihrem „Trainer“ und
Onkel Wolfgang Harz.
unddiesekonsequent umsetzen–
„das führt in der Politikwie auch
inderUmgestaltung einerHand-
werkskammer zumErfolg.“Kurt
Krautscheid erwähnte in diesem
ZusammenhangdieFortführung
der 2015 eingeleiteten Transpa-
renzoffensivederHwKKoblenz,
die auch eine Neuordnung der
Rücklagenermittlungeinschloss.
„Mit der Neufassung der Bei-
tragsstruktur und damit der
Beitragssatzung wird nun der
nächste Schritt in derWeiterent-
Die HwK-Vollversammlung hat unter anderem den
Kammerhaushalt 2017 einstimmig verabschiedet.
wicklung der Haushaltsführung
unternommen.“
Vergleichbare Strukturen und
wenige „Ausnahmen“ nennt die
durch die einstimmig beschlos-
sene neue Beitragsstruktur, die
gerecht und leistungsorientiert
Leistungsstarke mehr belasten
und Leistungsschwache entla-
sten soll.
Ausführlicher Beitrag unter
www.hwk-koblenz.de