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Handwerk entlang des Rotwein- wanderweges

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Nr. 201

16. Juli 2016

www.handwerk-special.de

So weit die Füße tragen...

Ahrweiler ist berühmt: Zum einen lockt das Museum „Do-

kumentationsstätte Regierungsbunker“, zum anderen die

historische Altstadt mit ihren urigen Weinlokalen. In einer der

gepflasterten Gassen ist der Betrieb von Karl-Heinz Brandes

heimisch – ein Schuhmacher, der sein Handwerk versteht.

Karl-Heinz Brandes weiß von

was er spricht, nimmt eine

Sohleundklebt diesevorsichtig

unter einen Schuh. „Wir sind

ein rückläufiges Gewerbe,“ sagt

er, „und nur mit hochwertigen

Materialien, die ich verwende,

kann man die Kundschaft über-

Kultur- und Natursehens-

würdigkeiten en masse

Folgen wir weiter der Route

so erreichen wir im Auf- und

Abwärtsgang die Gemeinde

Rech, die uns den Weg in das

benachbarte Dernau weist. Und

in Marienthal werden wir von

der alten Klosterruine begrüßt,

in deren Schatten es sich in der

hiesigen Gastronomie wunder-

bar ausruhen lässt. Hier geistern

bis heute die altenSprüche durch

das ehrwürdige Gemäuer: „Wo

jetztmanübt desTrinkensKunst,

da beteten die Nonnen sunst“.

Gestärkt geht’s weiter den Hang

hinauf. An schönen Aussichten

mangelt es wirklich nicht, wie

auch die „Bunte Kuh“ beweist,

die allerdings einen kleinen

Abstecher verlangt. Hier freuen

wir unsbereits auf diezwei unter-

schiedlichen Gesichter von Bad

Neuenahr-Ahrweiler. Letzterer

Stadtteil punktet mit seiner mit-

telalterlichen Stadtbefestigung

und Fachwerkromantik.

Geheimnisvoll dagegen mutet

der ehemaligeRegierungsbunker

an, der seit einigen Jahren der

Öffentlichkeit zugänglich ist

und unlängst den 600.000sten

Besucher zählen durfte. Unter

größter Geheimhaltung und

dem Decknamen „Dienststelle

Marienthal“ wurde im Kalten

Krieg der Regierungsbunker als

Ausweichsitz der Staatsmacht

gebaut. Der Bunker war Zeit

seines Bestehens mit der Aura

des Geheimnisvollen umgeben.

Erstaunliche Gerüchte machten

die Runde, so war von einem

unterirdischen Luxuskaufhaus

oder gar von einem Bordell

die Rede. Das Geheimnis unter

den Weinbergen lüftete sich

1997 nach dem Beschluss der

Bundesregierung, den Bunker

aufzugeben.

Und dann ist da natürlich noch

Bad Neuenahr mit seinem schö-

nen Kurhaus, dem Spielcasino

sowie der herrlichen Kurpark-

anlage.

Zurück auf der Wanderroute be-

äugenwir denApollinaris-Brun-

nen, dessen berühmtes Wasser

in alle Welt gelangt. Schon

zeigt sich das Landschaftsbild

verglichen mit dem Anfang des

Weges eher flach.

Im Endspurt gelangen wir

über Heimersheim weiter nach

Lohrsdorf und zum Ziel in Bad

Bodendorf. Dort legen wir den

Rucksack von uns, öffnen die

Wanderschuhe und sind be-

geistert über viele erlebnisreiche

Stunden auf dem Rotweinwan-

derweg.

Der Rotweinwanderweg

startet in Altenahr und

führt windungsreich über

ca. 35 Kilometer bis nach

Bad Bodendorf. Die Aus-

schilderung ist perfekt und

zeigt eine rote Traube auf

weißem Grund. Dabei gilt

es ca. 1.500 Höhenmeter zu

meistern. Ohne Zwischenü-

bernachtung auf der Route

empfehlen wir circa 10

bis12 Stunden einzuplanen.

Weitere Informationen gibt

Ahrtal-Tourismus e.V.

www.ahrtaltourismus.de

Rotweinwanderweg

Ahrtal-Tourismus

Info-Tel. 02641/ 91 71 0

zeugen.“Pfusch, nein, das darf

man sich heute nicht mehr er-

lauben.Besonders ineinerZeit,

wo jeder Discounter allerlei

billiges Schuhwerk anbietet.

In 30 Jahren hat sich Karl-

Heinz Brandes einen Ruf

erarbeitet, der für qualitativ

hohe Ansprüche steht. Sogar

dieKindeskinder alterKunden

bringen das Schuhwerk noch

zu ihm in die Ahrhutstraße.

Aber auch Taschen aller Art

gehören zu seinen Patienten.

Dort fehlt eine Schnalle, der

Reißverschluss hängt oder eine

Naht löst sich auf – für den

Handwerker Routine.

Erst letzteWoche kam er dann

doch ins Schwitzen, denn vor

im standen Latschen in Größe

53. „Aber auch dafür habe ich

passende Sohlen bekommen,“

schmunzelt er.

Und der Rotweinwanderweg?

Den ist er natürlich auch

schon abgelaufen. „Wieso in

die Ferne schweifen, wenn

das Schöne so nah“ schiebt er

noch nach. Oft kommen auch

Wanderer zu ihm, die erst nach

den erstenMetern auf der Tour

merken, dassdieWanderstiefel

von einemFachmann repariert

werden sollten...

Schuhmacher Brandes, Bad Neuenahr-Ahrw.

Gegr. 1986 | 1 Mitarbeiter, Schuhreparaturen, Schlüsseldienst, Reparatur

und Überarbeitung von Handtaschen und Schuhen | Tel. 02641/ 366 68

Foto: Klaus Herzmann

Schuhmacher Karl-Heinz Brandes betreibt seine

Werkstatt in der historischen Altstadt von Ahrweiler.

Klaus Herzmann aus Kob-

lenz ist als Fotograf bei

der Handwerkskammer

Koblenz eingetragen und

bereist seit Jahren Regi-

onen mit dem Fahrrad – in

Deutschland und dem eu-

ropäischen Ausland oder

auch auf dem afrikanischen

Kontinent. Diesmal stellt er

Fahrrad- und Wanderrouten

im Ahrtal und im Wester-

wald vor.

Klaus Herzmann

Fotograf aus Koblenz

www.klaus-herzmann.de

Fotos: Klaus Herzmann

Blick auf Mayschoss.

Weinkeller der Winzer-

genossenschaft May-

schoss.

„Wildwechsel“ auf

dem Rotweinwan-

derweg.

Logo des Rot-

weinwander-

weges.