Handwerk und Tourismus im Westerwald (1)
10
Nr. 201
16. Juli 2016
www.handwerk-special.deDer Wechsel zwischen
aussichtsreichem Grün-
und Weideland, schier
endlosen Laub- und
Mischwäldern, schmu-
cken Dörfern und die wei-
te Sicht über sanfte Hü-
gel, die sich fast überall
bietet, prägen eine Wan-
derung im Westerwald.
Dazwischen punkten
unzählige Attraktionen
und versprechen unver-
gessliche Augenblicke bei
jedem Schritt.
Der familienfreundliche Fern-
wanderweg Westerwald-Steig
hat eine Gesamtlänge von circa
235 Kilometern und beginnt
offiziell in Herborn. Nach dem
Start schlängelt er sich über
16 Etappen durch den hes-
sischen und hohen Westerwald,
die Kroppacher Schweiz, den
Niederwesterwald und den
Naturpark Rhein-Westerwald.
Mit dem auffällig grünen „W“
in der Ausschilderung fällt die
Orientierung leicht. Ein Streif-
zug durch das rechtsrheinische
Mittelgebirge: Das sind üppige
Naturräume bis hinunter zum
Rhein. Dann wundert es kaum
noch, dass sich der Steig bereits
seit 2009 zu den eindrucks-
vollsten Fernwanderwegen in
Deutschland zählen darf.
Start in
Waldbreitbach
An der Kirchtreppe, direkt zu
Füssen der Pfarrkirche Maria
Himmelfahrt, schnüren wir
unsere Wanderschuhe und
schwingen uns den Tagesruck-
sack auf den Rücken. Eine ältere
Dame macht uns freundlich
darauf aufmerksam, dass immer
zur Weihnachtszeit hier die
weltgrößte Naturwurzelgrippe
aufgebaut ist. „Die ist sogar im
Guinness Buch der Rekorde“
sagt sie stolz. „Und: Ein Kloster
haben wir auch,“ meint sie und
zeigt dabei mit ihrer Hand den
Berg hinauf. „Dawäre aber auch
nochdieAlteÖlmühleaufEurem
Weg,“ berichtet sie und fügt
hinzu: „Unbedingt ansehen!“
Dann, erst dann verabschiedet
sich die freundliche Dame und
zieht des Weges. Informationen
aus erster Hand sind Gold wert.
Direkt an der Wied finden wir
dann auch wirklich die Ölmühle
von 1676. Sie gilt als die Älteste
im Rheinland.
Fortsetzung Seite 11
Beeindruckende Natur zwischen Waldbreitbach und dem Rhein
Foto: Klaus Herzmann
Westerwald-Steig
Bäckerei und Konditorei mit Kult-Status
Herbert Pannhausen übernahm 1989 das Traditionsunter-
nehmen von seinem Vater in Waldbreitbach. Gemütlich liegt
der Betrieb an der Treppe zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt.
Der Ort punktet zur Weihnachtszeit gleich doppelt: Die welt-
größte Naturwurzelgrippe (Guinnessbuch der Rekorde) zum
einen, direkt nebenan die leckeren Printen nach Urgroßva-
ters Rezept.
BeimBacken schwört Bäcker-
meister Herbert Pannhausen
auf Naturprodukte der Region.
„Das Mehl zum Beispiel be-
ziehe ich von der Michelba-
cher Mühle,“ erzählt er. „Man
schmeckt den Unterschied.“
Viele Kunden scheuen auch
nicht eine längere Anfahrt, um
sich mit dem wohl duftenden
Hausbrot einzudecken. Aber
auch die Wanderer auf der
letzten Etappe hinunter zum
Rhein genießen bei Kaffee
und Kuchen die Gastfreund-
schaft der Pannhausens. Immer
dabei: Die 89jährige Mutter,
die freundlich ihre Kunden
versorgt und dabei immer
einen flotten Spruch auf den
Lippen trägt.
VielZeit bleibt nicht fürHerbert
Pannhausens große Leiden-
schaft – den Modellflug. Denn
im Sommer, wenn andere auf
demWesterwaldsteig wandern
unddieNatur genießen, beginnt
für ihnbereits dieVorbereitung
auf die Weihnachtszeit. Denn
dann wird schon der Teig nach
Geheimrezept für seine be-
rühmten Printen angerührt. So-
viel sei allerdings verraten sagt
Pannhausen und lächelt: „Dies
ist nötig, damit sich schon jetzt
das Aroma von Ingwer, Karda-
mon, Zimt, Nelken, Anis und
Muskatblüte entfalten kann.“
Konditorei/Bäckerei Pannhausen, Waldbreitb.
Übern. 1989 | Hauptgeschäft, 1 Filiale und 1 Verkaufswagen | 7 Mitarbeiter
Café, Torten, Hausbrot, Printen in der Winterzeit | Tel. 02638/264
Bäckermeister Herbert Pannhausen mit Mutter Maria.
Hier gehts lang: Hinweistafel auf dem Westerwald-Steig.
Ölmühle von 1676 an der Wied.
Wunderbare Fernsicht (Bild oben links) vom rekonstru-
ierten Römerturm (oben) am Westerwald-Steig.