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Handwerk und Tourismus im Westerwald (2)

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Nr. 201

16. Juli 2016

www.handwerk-special.de

Bis 1948 war sie in Betrieb und

stellteÖleausRaps,Bucheckern,

Mohn und Leinsamen her. Da-

nach tauchen wir ein in üppiges

Grün, folgen den Schildern

bergan nach Hausen und zum

Malberg. Dort wurde früher

Basalt abgebaut und ein Gipfel-

kreuzwie auch eine Skihüttemit

Lift gibt es hier auch.

Immer wieder

diese Römer

Mitten imWaldwandernwirwe-

nig später auf das Gebildeichs-

häuschen zu. Schenkt man der

Sage glauben, so soll sich einst

ein Wandersmann hier vor Räu-

bern in einer Eiche versteckt ha-

ben. Unversehrt und unentdeckt

zimmerte er ausDankbarkeit ein

Gedenkkreuz. Erst später ent-

stand dieKapelle.Wir rasten auf

den einladenden Bänken bevor

wir weiterziehen. Schon schiebt

sich die Rekonstruktion eines

Römerturms in den Fokus. Wie

auf eine Perlenschnur gereiht

ziehen die sich bis zum Rhein

hinunter.AlsTeil des gewaltigen

Limes begrenzten sie das riesige

römische Reich nach Norden

hin. Wer mehr über die Sanda-

lenträger erfahren möchte, dem

sei inRheinbrohl dieRömerwelt

empfohlen. Eine Attraktion für

Jung und Alt zugleich. Wir

wandern weiter bis in Arienhel-

ler der Westerwald-Steig zum

Rhein-Steig wird.

Auf der Sonnenseite

des Rheins

Dann erblicken wir Bad Hön-

ningen. Auf einer Anhöhe über

dem Rheintal inmitten von

sattgrünen Weinreben wurzelt

Schloss Arenfels. Als trutzige

Festung im Jahre 1259 gegrün-

det, wechselte der Prunkbau bis

in die Gegenwart nicht nur häu-

fig den Besitzer, sondern auch

sein Aussehen. Im 16. und 17.

Jahrhundertwurdediewehrhafte

Anlage zu einer schlossartigen

Sommerresidenzausgebaut.Wie

auch so viele andere Burgen und

Schlösser am Rhein wurde auch

Arenfels im neugotischen Stil

umgebaut. Das gelb getünchte

Bauwerk nennt man auch ger-

ne das „Jahresschloss“ wegen

seiner 365 Fenster, 52 Türen

und 12 Türme. Heute können

Feierlichkeiten darin ausgerich-

tet werden, aber auch am „Tag

des offenen Denkmals“ haben

Interessierte dieMöglichkeit zur

Besichtigung (nächster Termin

11. September). Eine letztekurze

Rast, schon stehen wir in den

gepflasterten Gassen von Bad

Hönningen.Wemes nach vielen

Stunden in den Wanderschuhen

jetzt nach „Beine baumeln

lassen“ verlangt, der ist in der

Immer den Durchblick behalten

Seit der Betriebsgründer die Optikerfilialen an seine Kinder

Edith Nebrich und Norbert Weißenfels 1989 weitergab, führt

die Tochter den Betrieb in Bad Hönningen und der Sohn die

Räumlichkeiten in Rheinbrohl erfolgreich weiter.

Wenn man den Erzählungen

von Augenoptiker- und Uhr-

machermeister Norbert Wei-

ßenfels lauscht, spricht die Er-

fahrung rundumdaswichtigste

Sinnesorgan des Menschen.

Ein engagierter Handwerker

wie er im Buche steht: Ober-

meister der Augenoptikerin-

nung Koblenz-Trier, stellver-

tretender Vorsitzender des

SüdwestdeutschenAugenopti-

kerverbandes,Vorsitzenderdes

Meisterprüfungsausschusses in

Rheinland-Pfalz.

Dabei begannen die ersten

Schritte des Vaters in die

Selbstständigkeit ganz anders.

Der gelernte Uhrmacher er-

kannte allerdings schnell, dass

sich mit der Augenoptik ein

weiteres wichtiges Geschäfts-

feld am Rhein etablieren lässt.

Das war 1948 – und der Erfolg

gibt ihm bis heute Recht.

NorbertWeißenfels absolvierte

seineLehre nicht imelterlichen

Betrieb, sondernbei einemehe-

maligen Lehrling des Vaters.

„Heute“, so sagt er, „kommen

dieKunden von überall her und

wissen um die kompetente Be-

ratung,Augenglasbestimmung,

aber auch um die großartige

Auswahl und Markenvielfalt.“

Und der Westerwald-Steig?

„Selbst gelaufen bin ich den

noch nicht,“ schmunzelt der

Handwerksmeister, „dafür

kommen immerwiederWande-

rer in die Geschäftsräume, die

sicheineÜberziehbrillekaufen,

weil siedieSonnenbrillezuhau-

se vergessen haben...“

Optik Weißenfels, Bad Hönningen/Rheinbrohl

Gegr. 1948 | 2 Filialen | Meisterbetrieb | 8 Mitarbeiter, Augenglasbestim-

mung, Schmuck und Brillenfassungen |

www.optik-weissenfels.de

Norbert Weißenfels arbeitet mit modernster Technik.

Club der Meisterinnen

Rita Wierschem und Beate Nies haben den Betrieb von ihrem

Vater 1993 übernommen. Im Mai 1883 wurde das traditions-

reiche Unternehmen von Friseurmeister Bernhard Krämer

gegründet. In der vierten Generation führen nun die beiden

Schwestern erfolgreich den Salon weiter.

Wer den Friseursalon in der

Altstadt von Bad Hönningen

betritt, spürt sofort das ange-

nehme Betriebsklima in den

ansprechend ausgestatteten

Räumlichkeiten. Für Rita

Wierschem und Beate Nies,

beide Friseurmeisterinnen aus

Leidenschaft, ist der Beruf

nicht einfach nur Beruf, son-

dernBerufung.Dies vermitteln

dieBeidenauch ihrenMitarbei-

tern. So viel Liebe zum Hand-

werk ist wohl ansteckend. Da

muss man sich nicht wundern,

dass zwei ihrer Angestellten

ebenfalls die Meisterschule

besucht und erfolgreich ab-

geschlossen haben. 2017 wird

eine weitere Mitarbeiterin den

Meisterbrief in den Händen

halten können.

Zum Westerwald-Steig haben

die beiden Schwestern ein

besonderes Verhältnis. Denn

gerne tauschen sie auch mal

Schere, Kamm und Fön gegen

Wanderschuhe und durch-

streifen die üppige Natur. „Da

haben wir noch eine schöne

Geschichte parat,“ sagt Beate

Nies und kann sich das Lachen

nicht verkneifen, als sie von

vier Männern aus dem Ruhr-

pott berichtet. „Die sind den

Westerwald-SteigvonHerborn

nachBadHönningengewandert

und haben sich zum Abschluss

allesamt hier eine Dauerwelle

verpassen lassen.“AuchdieZu-

kunft scheint demUnternehmen

gesichert. Die Kinder stehen

als fünfte Friseur-Generation

bereits in den Startlöchern.

Friseure Wierschem & Nies, Bad Hönningen

Gegr. 1883 | Meisterbetrieb, 8 Mitarbeiter, 1 Lehrling | Herren-, Damen-

und Kinderschnitt, Balayage | Tel. 02635/ 1724

Rita Wierschem (rechts) und Beate Nies.

Kristall-Rheinpark-Therme gut

aufgehoben.NurwenigeGehmi-

nuten von der Altstadt entfernt

bietet die imvenezianischen Stil

gehaltenemoderneAnlage alles,

was zu wirklicher Entspannung

beiträgt. Die Becken werden

gespeist durch das warme mi-

neralstoffreiche Heilwasser der

Bad Hönninger Quelle. Danach

empfehlen wir in der Altstadt

in einem der vielen Restaurants

zu schlemmen und so den wun-

derbaren Tag auf dem Wester-

wald-Steig ausklingen zu lassen.

Der Fernwanderweg ist 235

Kilometer lang und in 16

Etappen zwischen Herborn

und Bad Hönningen geglie-

dert. Seit 2009 gehört der

Weg zu den „Top Trails of

Germany“. Die beschrie-

bene letzte Etappe Nummer

16 beginnt in Waldbreit-

bach und führt nach Bad

Hönningen an den Rhein.

Der Tourabschnitt misst ca.

13,5 Kilometer wobei es

370 Höhenmeter zu mei-

stern gilt. Für die familien-

freundliche Route sollten

4-5 Stunden einge-

plant werden.

Westerwald-Steig

weitere Infos:

www.westerwald.info

Kirche von Bad Hönningen mit dem

Thermalbad links daneben.

Foto: Klaus Herzmann