Spezialist fertigt Salutkanonen und für Weltkonzerne
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Nr. 200
18. Juni 2016
www.handwerk-special.deEs wird geböllert
Es kracht und der Ge-
ruch von Schwarzpulver
durchzieht die Luft. Seit
Jahrhunderten sind Sa-
lutschüsse Zeichen der
Ehrerbietung und des
Willkommens.
So ertönten 21 zur Begrüßung
der Queen von England im Juni
2015 bei ihrem Staatsbesuch in
Deutschland. Auch royale Ge-
burten werden traditionsgemäß
von Salutschüssen begleitet.
Zum sakramentalen Segen an
den Außenaltären bei Prozes-
sionen zu Fronleichnam oder
einer Hagelprozession ist das
Böllern üblich. Bei der Pflege
des Brauchtums haben Böller-
schüsse ebenfalls einen hohen
Stellenwert.Undgenauhier fand
dieLeidenschaft vonMetallbau-
ermeister Christoph Hermann
ausRheinbrohl zuSalutkanonen
ihren Anfang.
Hobby in Beruf
eingebracht
„Für den Junggesellenverein
im Ort ist das Böllerschießen
zur Kirmes gelebte Tradition.
Zuerst nutztenwir einegemietete
Kanone. Irgendwann habe ich
eine eigene gebaut“, erzählt der
42-Jährige. Inzwischen zählt
der Familienvater nicht mehr
zum Verein. Die Leidenschaft
für Salutkanonen blieb und der
Bau von Böllergeräten ist ein
weiteres Standbein des Metall-
bauermeisters. Er konstruiert
und fertigt sie nach historischen
Vorbildern und passt sie an die
heutigen Bedürfnisse an.
„Ich war in Museen unterwegs
und habe sehr viel gelesen, um
mir das erforderliche Wissen
anzueignen. Vor allem habe ich
meinHobby,Detailbesessenheit
und das Faible für Geschichte
eingebracht.“ Schützen- oder
historische Darstellervereine
aus ganz Deutschland nutzen
SalutkanonenmadebyHermann.
AuchTechnikverliebteausEuro-
pa schätzendie ausgefallene und
exklusive Arbeit des Metallbau-
ermeisters.
Neben dem Neubau von Salut-
geschützen und -zubehör gehört
auchdieÜberarbeitung, Instand-
setzung undModernisierung der
Metallbauermeister bewahrt alte Tradition für die Zukunft
Hermann Maschinenbau GmbH, Rheinbrohl
Gegr. 2002 | 3 Mitarbeiter | Sondermaschinen, Präzisionsteile, Salutkano-
nen und Zubehör | Tel. 02635/ 925 70 66 |
www.hermann-salut.deRückblick
ins Jahr der ersten
Ausgabe 1988
Als 1988 die erste Ausgabe
von Handwerk Special er-
schien, besucht Christoph
Hermann die Hauptschule.
Über ein Praktikum kam
er zu seiner Lehrstelle als
Konstruktionsmechaniker,
Fchrichtung Metall- und
Schiffsbautechnik. Der
junge Mann qualifizierte
sich später bei der HwK
Koblenz zum Schweißfach-
mann und erwarb den Meis-
terbrief. „Ich wollte früh
Verantwortung übernehmen
und darauf gut vorbereitet
sein“, betont er.
Geschütze, Zündvorrichtungen
undLafetten zur Leistungspalet-
te des Handwerkmeisters.
Bei Rolls-Royce in
Goodeword
Auch bei der Herstellung von
Sondermaschinen und der Ferti-
gungvonPräzisionsteilen für die
glasveredelnde, chemische oder
Auto-Industrie hat sich Chri-
stoph Hermann einen Namen
gemacht.Geradehat erdiezweite
Anlage für Rolls-Royce in Goo-
deword/England fertiggestellt
und dort installiert. Mit ihr wer-
den zukünftig Armaturenbretter
mit Klebstoff beschichtet, bevor
sie danach von Hand mit Leder
bezogen werden. „Der Kunde
hat mich im Internet gefunden
und mir gemailt. Er war von der
Flexibilität und Schnelligkeit
sehr angetan, sodass er direkt
die zweite Anlage bestellt hat“,
freut sich Hermann über den
lukrativen Folgeauftrag.
Angefangen hat der Maschinen-
bauermeister mit dem Bau von
Präzisionsteilen im Nebenge-
werbe2000. „IchhatteeineDreh-
undeineFräsmaschine. Es lief so
gut, dass ich zwei Jahre später
eine Halle gemietet habe und
nun auch komplette Sonderma-
schinen konstruieren und bauen
kann.“ Dank eines mittlerweile
umfangreichenMaschinenparks
hatHermanndieAngebotspalet-
te stetig erweitert und kann seine
Kundenmit Spezialprodukten in
den unterschiedlichsten Dimen-
sionen versorgen.
Sein Dank gilt auch den Mitar-
beitern der HwK-Betriebsbe-
ratung, die ihm bei Fragen zur
Produkterweiterung und Kun-
denakquise zur Seite standen.
Handswerksunternehmer Christoph Hermann aus Rheinbrohl baut und repariert Salutkanonen.
In reiner Handarbeit (links) entstehen Kanonen wie die für die Festung Ehren-
breitstein in Koblenz.
Der Rheinbrohler Maschinenbaubetrieb steht für mo-
dernste Bearbeitungsverfahren wie auch für Traditi-
onsbewusstsein.
Fotos: privat