Reportage 1988 und ein herzliches Wiedersehen 28 Jahre später
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Nr. 200
18. Juni 2016
www.handwerk-special.deK/Reine Frauensache
Eigentlich wollte Kathrin
Killian Grundschul-
lehrerin werden. Doch
dann hieß es aufgrund
des Fachkräftebedarfs:
„Werde alles, nur keine
Lehrerin!“. Also suchte
sie Alternativen. Und fand
sie im Handwerk: Ab 1986
wurde die damals 19-jäh-
rige Abiturientin im Ma-
yener Maschinenbaube-
trieb Limbach ausgebildet
– zur Maschinenbauerin.
Parallel zur Lehre absolvierte sie
vier Jahre lang jedenSamstagdie
Zusatzqualifikation„Betriebsas-
sistentin im Handwerk“. Kein
leichter Weg, der auch gesäumt
war vonKlischees undVorurtei-
len.Heutezieht sieResümee– im
Ausbildungsbetrieb Limbach.
Die Illustrierte „Stern“ hat über
sie geschrieben, die „Rhein-Zei-
tung“, der SWR einen Film-
beitrag über den „Fall Killian“
gedreht. Und natürlich fehlt
Kathrin Killian und ihre Erlebnisse als Maschinenbauerin 1986
Kathrin Killian, ausbild.-begl. Werksunterricht
für Metallberufe wie Feinwerkmechaniker, Technischer Zeichner, Industrie-
und Zerspanungsmechaniker I E-Mail:
killians@web.deauch ein Beitrag in „Handwerk
Special“ nicht, nachzulesen im
unteren Teil dieser Seite. Darin
berichtet Kathrin Killian ganz
offen, was einer jungen Frau
1986 auf dem Weg zur Hand-
werkslehre alles wiederfahren
konnte.Berater desArbeitsamtes
zogendieAugenhochund rieten
ab,weil „dieserBeruf zudreckig,
zu schwer und die Männerwelt
des Handwerks zu grob seien“.
Doch die junge Kathrin gab
nicht auf und bewarb sich. Die
Antworten ließen nicht lange
auf sich warten und so wurde sie
zu den Limbachs nach Mayen
eingeladen. „Ich werde niemals
jenen Samstag vergessen, als
mir Chef Walter Limbach die
Werkstatt zeigte und ich meine
Runden durch die menschenlee-
ren Hallen drehen durfte, ohne
einen blassen Schimmer davon,
was mit diesem Maschinenpark
möglich war.“
Am 1. August 1986 begann sie
dann die Ausbildung – in einer
Werkstatt voller Leben, dass sie
nun selbst mitprägte. „Der Chef
sagte bald zu mir: Mädchen be-
kommenunseremBetriebsklima
gut!“. Denn der Umgangston
verbesserte sich, die Hilfsbe-
reitschaft ebenso. „Nichts von
wegenMachooderFrauenhaben
hier nichts verloren: Wenn ich
Hilfe brauchte, war sie da!“, er-
innert sichKathrinKillian. „Das
war eine ganz tolle Truppe“.
Berater der Handwerkskammer
Koblenz empfahlen parallel zur
Ausbildung den Betriebsassi-
stenten als berufsbegleitende
Zusatzqualifikation zu machen.
Mit demAbschluss kamKathrin
dann medial ganz groß raus,
denn Magazine, Zeitungen und
Fernsehsender berichteten über
die junge Frau und ihren erfolg-
reichen Weg durch die Männer-
und Weiterbildungswelt.
Heute ist Kathrin Killian da
angekommen, wo sie eigentlich
hinwollte und erteilt Werks-
unterricht für Metallberufe in
Unternehmen. Dabei schult
sie Lehrlinge ergänzend zum
Berufsschulunterricht, schließt
Wissenslücken, bereitet im
engen Zusammenspiel mit dem
Betrieb Azubis auf Prüfungen
vor. „Eine ideale Kombination
aus Handwerk und Pädagogik“.
Für den Beitrag in „Hand-
werk Special 200“ hatte Chefin
Christiana Comes-Limbach re-
cherchiert, wie die „Ehemalige“
zu erreichen ist und den Kontakt
nach Jahren wieder hergestellt.
Es folgte das Wiedersehen an
alter Wirkungsstätte.
Kathrin Killian vor der Maschine, an der sie auch für
„Handwerk Special“ Nummer 1 im Frühjahr 1988 foto-
grafiert wurde (Bild unten).
Kathrin Killian (links)
wurde in der ersten
Ausgabe von Handwerk
special vom 28. Januar
1988 als Lehrling bei
„Limbach Maschinen-
bau“ vorgestellt.