Handwerk Special Nr. 183 vom 04.10.2014 - page 8

Westerwald: Tischler-Traditionsbetrieb / bester Nachwuchs-Tischler
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Nr. 183
4. Oktober 2014
Kammersieg
Björn Blum aus Montabaur ist der beste Nachwuchstischler
im nördlichen Rheinland-Pfalz. Der 23-Jährige siegte beim
Leistungswettbewerb des Handwerks auf Kammerebene und
wird nun beim Landesentscheid antreten.
Björn Blum hat sein
Handwerk im Unterneh-
men „MD Treppen und
Fenster GmbH“ in Max-
sain (Ww.) gelernt. Spä-
ter möchte er den Mei-
sterbrief erwerben oder
Holztechnik studieren.
Nahziel ist jedoch der
Landeswettbewerb in
seinem Handwerk am
11. Oktober in Koblenz.
Infos zum Wettbewerb
bei der HwK, Tel. 0261/
398-419, gesellenprue-
Björn Blum ist bester Tischlergeselle
Hochzeit von Tür und Haus
„Wie ein Lippenstift das
Gesicht einer Frau ein-
malig werden lässt, prägt
die richtige Haustür das
Gesicht eines Hauses.
Farbe, Design und Materi-
al geben Aufschluss über
Geschmack und Lebens-
stil seiner Bewohner“, so
Tischlermeister Markus
Löhr aus Höchstenbach
im Westerwald.
„Hochzeit nennt man es, wenn
sich Haustür und Gebäude ver-
binden. Wir sorgen dafür, dass
alles perfekt klappt und die Ehe
lange Bestand hat“, sagt der
46-Jährige. Er führt die 1850
gegründete Tischlerei in der
fünften Generation. „Als ich
den Betrieb 2004 von meinem
Vater übernommen habe, wurde
noch die gesamte Palette des
Schreinerhandwerks angeboten,
vomInnenausbaubiszurTreppe.
Ich bin volles Risiko gegangen
und habe erstmalig die Spezi-
alisierung auf Haustüren aus
Massivholz gewagt.“
Markus Löhr erklärt, dass er sich
mit der Tischlerei ganz „auf eine
Sache konzentrieren und nicht
verzetteln“ wollte. Vater Tisch-
lermeister Horst Löhr, der in
diesemJahr vonderHandwerks-
Westerwälder Haustüren-Profis fertigen einzigartige Unikate
Schreinerei Löhr, Höchstenbach
Gegr. 1850 | 13 Mitarbeiter | Haustüren aus Massivholz, Ausstellung in
Hachenburg | Tel.: 02680/ 8586 |
kammer (HwK) Koblenz mit
dem Goldenen Meisterbrief ge-
ehrt wird, hat seinem Sohn nach
der Betriebsübergabe „nie rein-
geredet“. „Ich helfe auch heute
noch gern in der Werkstatt aus,
aber der Markus ist der Chef“,
lacht der 74-Jährige. Jahrzehnte
hat er sich als stellvertretender
Obermeister der Tischler-In-
nung des Westerwaldkreises
engagiert. „Wenn sich auch die
technischen Möglichkeiten in
der Holzbearbeitung im Laufe
der Jahre stark verändert haben,
steht immer der Mensch hinter
dem Produkt. Die Kundennähe,
fern jeder Anonymität, zeichnet
doch das Handwerk aus“, so der
Handwerkssenior. Er schaut
stolz auf den Traditionsbetrieb
zurück.
Entstehungsprozess
in Manufaktur
„Haustürensolleneinladendwir-
ken für Freunde und Bekannte,
aber vor ungebetenen Gästen
schützen. Sie müssen Wind und
Wetter trotzen und mit guter
Wärmedämmung helfen, Ener-
gie zu sparen. Vor allemmüssen
sie zum Stil des Hauses passen
und sind so auch wesentliches
Gestaltungskriterium“, so Mar-
kus Löhr. Der Tischlermeister
fährt deshalb vor jeder Auf-
tragserteilung zu den Kunden.
Dannwirdabgesprochen,obeine
moderne oder eher nostalgisch
wirkende Haustür das Gesicht
des Hauses unterstreicht. „Das
erfordert Einfühlungsvermögen,
LiebezumDetailundzurPräzisi-
on“. Dann lädt Löhr denKunden
in seine Werkstatt ein, so dass
er live verfolgen kann, welche
Arbeitsschritte vom Ausgangs-
material bis zum Endprodukt
notwendigsind.„Ersiehtso,dass
wir eine Manufaktur sind und
wirklichnochnach traditioneller
Handarbeit fertigen.“
Ein Highlight ist die professio-
nelle Bleiverglasung der Tür in
eigener Herstellung. Dazu wird
eigens eine Glaserin beschäftigt.
Ein Mitarbeiter erlernte im Bay-
rischenWald das Holzschnitzen.
Gleich, ob ein Familienwappen,
ein Bild oder ein besonderes
Zeichen die Haustür zieren soll,
für den ausgebildeten Holz-
schnitzer ist dies kein Problem.
Zum Einsatz kommen speziell
ausgesuchte Hölzer. Bei den Be-
schlägen wird auf deutsche Mar-
kenfabrikate gesetzt, um höchste
Sicherheit zu gewährleisten.
110HaustürenproJahrverlassen
die Westerwalder Werkstatt,
in der vier Tischlermeister ar-
beiten. Sie treten die Reise bis
nach Spanien an. Auch in der
Schweiz kannmanTüren „made
by Löhr“ finden. Besonderen
Reiz hat für Markus Löhr die
Zusammenarbeit mit der Denk-
malpflege bei der Ausstattung
denkmalgeschützter Gebäude.
So manche Jugendstilvilla trägt
seine Visitenkarte in Form einer
Haustür. „Manchmalwar nur ein
altes Bild die Vorlage.“
Noch mehr Individualität bieten
sogenannte Altholztüren. „Das
zirka 300 Jahre alte Eichenholz
wird auf 60 Grad erhitzt, um
es holzwurmfrei zu machen“,
erklärt der Fachmann.
Tischler seit Generationen: Seit 1850 widmet sich
Familie Löhr der Holzbearbeitung, unten Markus
Löhr (links) und Vater Horst, die sich auf die Tür-
fertigung spezialisiert haben.
Foto: privat
Foto: privat
Foto: privat
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