Handwerk Special Nr. 183 vom 04.10.2014 - page 5

Handwerk gestaltet mit Stoffen und Metall und bildet aus
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Nr. 183
4. Oktober 2014
Stefanie Monschau bei Planed auf dem Weg zur Metallbauerin
„Metall ist mein Werkstoff. Schweißen und Flexen macht mir
großen Spaß. Büro dagegen ist nichts für mich. Ich brauche
Bewegung. Haare färben oder so etwas liegt mir nicht. Und in
einem Geschäft zu arbeiten, dazu habe ich auch keine Lust.
Mein Ausbildungsberuf passt zu mir“, so Stefanie Monschau
aus Bruchhausen. Sie wird im Handwerksunternehmen „Pla-
ned“ in Rheinbreitbach zur Metallbauerin, Fachrichtung Kon-
struktionstechnik ausgebildet.
Die 20-Jährige verfügt über
die Fachhochschulreife und
hat mehrere Praktika absol-
viert. Im Metallgewerk ist sie
„hängengeblieben“. „Am An-
fang der Lehre schauen einen
die Jungs schon ein bisschen
komisch an, aber man muss
sich durchsetzen können, das
ist alles. Angst, sich dreckig zu
machen, sollte man allerdings
nicht haben“, schätzt sie ein.
Die notwendige Kondition
für die körperliche Arbeit holt
sichStefanie beimFußball. Sie
kickt in der Damenmannschaft
SV Rheinbreitbach.
„Mit der richtigen Einstellung,
Lust und Liebe wird der Erfolg
nicht ausbleiben“, motiviert
Frantz Konzen die junge Frau.
Der 46-Jährige ist mit sei-
nem Partner, Tischlermeister
und Restaurator im Handwerk
Herbert Wolf, Geschäftsführer
von „Planed“. „Der Name setzt
sich aus den Abkürzungen der
Wörter Planung, Entwicklung
und Durchführung zusammen
und weist auf die Vielfältigkeit
unseres Angebots hin“, erklärt
er. So diente eine Zeichnung als
Vorlage für die Rekonstruktion
eines historischen Förderwa-
gens aus dem Jahr 1858. Der
Nachbau aus der Werkstatt der
Handwerker wurde vor dem
Bodendenkmal „Untere Burg“
aufgestellt und erinnert an die
schwere körperliche Arbeit der
Bergleute in der Region. Der
Bau des Altars mit Taufbecken
und Kreuz in der evangelischen
Kirche in Aegidienberg war
ebensospannendwieeinAuftrag
für das Deutsche Zentrum für
Luft-undRaumfahrt.„Wirhaben
imRahmeneinesWettbewerbs
Prüfobjektefürselbststeuernde
Roboter angefertigt.“
Das Spektrumdes 12-köpfigen
Teams umfasst alle Holz- und
Metallarbeiten – ob historisch
oder ganz modern – und reicht
von der individuellen Planung
vonMaßeinbautenbis zumLa-
denbau. Zugenommen haben
Sicherheitsvorkehrungen zum
Einbruchschutz. Herbert Wolf
ist in einer offiziellen Liste
der Polizei in Rheinland-Pfalz
und Nordrhein-Westfalen
für Fachleute zum Thema
Einbruchsschutz registriert.
„Materialübergreifendes Ar-
beiten und Transferleistung
lassen kein Schubladen- und
0815-Denken zu“, so Konzen.
Bei der Arbeit ist dem Ge-
schäftsführer dieKombination
aus Form und Funktion wich-
tig. Dieses Faible liegt auch
in seinen erlernten Berufen
begründet. Der Goldschmied
und Maschinenbaumechani-
ker sieht in der Symbiose aus
Funktionalität und Gestaltung
einen Schlüssel für den Erfolg
am Markt.
Vom Handwerk lernen
Charlotte Liebenow aus
Koserow von der Insel
Usedom möchte Modede-
signerin werden. Sie stu-
diert an der Internationa-
len Kunsthochschule für
Mode „Ecole Superieure
des Arts et Techniques de
la Mode“ (ESMOD) in Ber-
lin. Zurzeit macht sie ein
Praktikum bei Schneider-
meisterin Eva Weber-Ih-
den in Koblenz.
„Ich wollte nach dem Abi-
tur etwas Kreatives machen.
Ein Schulpraktikum bei einer
Schneiderin und ein Auslands-
jahr in Frankreich haben mich
bestärkt, die Mode zum Beruf
zu machen“, so die 19-Jährige.
IhreBewerbung ander ESMOD,
diealsInternationaleKunsthoch-
schule für Mode in der Branche
stark etabliert ist, war erfolg-
reich. Nun studiert Charlottemit
30 weiteren Kommilitoninnen
ausderganzenWelt.Unterrichtet
wird in englischer Sprache.
Die Einbindung von Praktika
ins Studium ist grundlegend
erforderlich. Der persönliche
Kontakt zu einer Mitarbeiterin
ESMOD-Studentin hospitiert bei Obermeisterin
Eva Weber-Ihden, Koblenz
Gegr. 1972 | Maßbekleidung | Tel. 0261/ 401118
der Handwerkskammer (HwK)
Koblenz ermöglichte der ES-
MOD-Studentindievierwöchige
Hospitation bei der Obermeiste-
rin der Innung für Bekleidung,
Bücher, Schuhe Mittelrhein.
„Ich bin sehr froh, hier zu sein.
So lerne ich imdirektenUmgang
mit dem Kunden, wie ein Klei-
dungsstück entsteht. Die Palette
reicht von der Beratung über die
StoffauswahlunddasAnfertigen
des Schnittmusters, dem Zu-
schneiden, Heften, Anprobieren
undNähen.Manhat denKunden
vor Augen und möchte seine
Persönlichkeit modisch unter-
streichen“, freut sich Charlotte.
Weil die Schneidermeisterin
aktuell an den Kostümen für
Prinz und Confluentia arbeitet,
erfährt die Studentin auch etwas
über dieTraditiondesKoblenzer
Karnevals.
Handwerk und Studium:
Gelungene Symbiose
EvaWeber-Ihden ist in der Welt
derModekeineUnbekannte. Für
ihre bei Events aufBundesebene
vorgeführten Modelle erhielt
sie zahlreiche Preise und große
Anerkennung. Dazu gehört
auch die große Präsentation
„Handwerk ist in Mode“ im
Zentrum für Ernährung und
Gesundheit der HwK, die 2015
fortgesetzt wird. Seit Gründung
ihres Modeatelliers1972 hat sie
ihr Wissen an über 30 Lehrlinge
weiter gegeben. „Ich profitiere
ebenso vom Esprit der jungen
Leute“,beschreibtsiedieseSym-
biose. Charlotte darf zum Ende
ihres Praktikums einen eigenen
Entwurf realisieren. Es wird
ein asymmetrisch geschnittenes
Kleid sein. „Ein Designer muss
nichtselbstnähen.Esistabergut,
wenn er es kann“, sagt Eva We-
ber-Ihden. Und die zukünftige
Designerin Charlotte Liebenow
hat von der Schneidermeisterin
viele praktische Tipps erhalten.
Ihr Ausflug an die Basis der
Mode hat sich gelohnt.
Studentin Charlotte Liebenow (links) zusammen mit Schneidermeisterin Eva
Weber-Ihden im Koblenzer Atellier.
Planed GmbH, Rheinbreitbach
Gegr. 1997 | 12 Mitarbeiter | Holz- und Metallbearbeitung | 02224/
900336 |
Stefanie Monschau wird im Rheinbreitbacher Unter-
nehmen Planed zur Metallbauerin ausgebildet.
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