Handwerk Special Nr. 182 vom 06.09.2014 - page 5

Kreishandwerkerschaften – Dienstleister für die Innungen
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Nr. 182
6. September 2014
Nach intensiver Weiter-
bildung in Verwaltungs-,
Handwerks-, Arbeitsrecht
und zum Betriebswirt des
Handwerks wurden Sie
zwölf Jahre nach Lehrende
Geschäftsführer der KHS.
Welche Eigenschaften sollte
ein junger Mensch mitbrin-
gen, um beruflich auf Er-
folgskurs durchzustarten?
Er sollte kommunikativ sein
und die Sprache der Menschen,
die seinen Berufsweg kreuzen,
sprechen und verstehen. Nicht
abzuheben bei allem, was man
macht, ist wichtig, sich die Neu-
gier zu bewahren und Neuem
gegenüber aufgeschlossen zu
bleiben, gilt imÜbrigen für jedes
Alter. Und – nie liegen bleiben,
wenneseinmalnichtsogutläuft,
immer wieder aufstehen und für
seine Ziele kämpfen!
In 25 Jahren Geschäfts-
führungstätigkeit haben
Sie viele Projekte reali-
siert. Was waren aus Ihre
wichtigsten Themen und
Entscheidungen, an denen
Sie mitgewirkt haben?
DafallenmirspontanderErwerb
und Umbau einer ehemaligen
Tankstelle zur Geschäftsstelle
der KHS in Neuwied gleich zu
BeginnmeinerGeschäftsführer-
tätigkeit ein. Es war ein Projekt
von über 1,5 Mio. DM und zum
damaligen Zeitpunkt sicherlich
einWagnis.Dankmeines dama-
ligen Kreishandwerksmeisters
WernerWittlich,desVorstandes
undderInnungen,diemirimmer
wieder den Rücken stärkten,
konntediesesProjekterfolgreich
durchgeführt werden und mit
einer Stelevor derKHSalsSym-
bol des modernen Handwerks
eingeweiht werden.
Ursprünglich war ein traditio-
nellerHandwerksbaumgeplant,
der die verschiedenen Innungen
repräsentiert. Schließlich haben
wir uns mit einer 14 Meter
hohen und über sechs Tonnen
schweren Stele aus Edelstahl,
Stahl undAcrylglas für einemo-
derne Darstellung
des Handwerks
entschieden.
Aktuell wur-
de unsere Ge-
schäftsstelle in
Neuwied ener-
getisch saniert
und komplett
renoviert. Die
Vorderfront ist
indenFarbender
Imagekampagne
„DasHandwerk.
DieWirtschafts-
macht. Von ne-
benan.“ gestal-
tet. Das Haus
soll auf die be-
sondereStellung
des Handwerks
hinweisen, das
Selbstbewusst-
sein des Hand-
werkers stärken
und ihn immer
wieder stolzma-
chen.
Diesen Stolz ha-
ben wir nach au-
ßenfürallesicht-
bargemacht.Ein
weiterer großer
Schritt war die
Einführung der
Innungskran-
kenkasse, die
in unserem Be-
zirk noch nicht
existierte. Dann
war da natürlich die Fusion
der drei Kreishandwerker-
schaften. Immerhin mussten
42 Innungen von den Vorteilen
einer verschlankten Verwaltung
überzeugt werden. Auch die
Gründung einer Genossenschaft
für wirtschaftliche Aktivitäten
der Innungen war ein steiniger
Weg. Ich stehe dafür, dass die
Kreishandwerkerschaftaberkei-
neBehördesondernDienstleister
ist. Die Mitarbeiter müssen
verstehen, dass sie das Geld von
freiwilligenBeiträgenverwalten
undvondiesenBeiträgenbezahlt
werden. Entsprechend muss die
Arbeitsleistung sein.
Was war für Sie dass
spannendste Projekt?
Spannend trifft es vielleicht
weniger, es handelt sich eher
um die Realisierung eines
Hilfsprojekts. So unterstützen
wir die Fly & Help Stiftung von
ReinerMeutsch,derenHauptziel
die Förderung von Bildung und
Erziehung von Kindern und Ju-
gendlichen in Entwicklungslän-
dern ist. 2011wurde durch einen
Spendenaufruf der KHS der Bau
einer Schule für 300 Kinder in
Ruanda finanziert und darüber
hinaus die Bezahlung der Leh-
rer für fünf Jahre sichergestellt.
Wennman dieKinder sieht, geht
einem schon das Herz auf.
Worin sehen Sie Ihr
Erfolgsgeheimnis?
Geheimnisse gibt es nicht. Ich
halte stets die Augen und Ohren
auf und bin Ansprechpartner
bei Fragen und Problemen
unserer Mitgliedsbetriebe. Ich
freue mich aber auch mit ihnen
über Erfolge. Ich bin sicher, das
nimmt man mir ab.
Ichversuche auch, dieHandwer-
ker zusammen zu bringen und
damit die Kollegialität unter-
einander zu fördern. Sitzungen
werden nicht nur dazu genutzt,
Regularien abzuhandeln und
Informationen weiterzugeben,
sondern anschließend auch die
Geselligkeit zu pflegen. Lehr-
und Studienfahrten, Betriebs-
besichtigungen und Fernreisen
helfen dabei. Erlebnisse verbin-
den auf eine besondere Weise.
Den Mitbewerber nicht als
Konkurrenten zu sehen sondern
als Kollegen, der eigentlich die
gleichen Probleme hat, wie er
selbst, ist das Ziel. Kooperation
statt Konfrontation lautet mein
Motto. Die Kollegialität und
den Gemeingeist zu stärken, ist
im Übrigen auch in der Satzung
verankert und eine wichtige
Aufgabe von Innungen und
Kreishandwerkerschaft.
Wie sieht die Kooperation
mit dem Ehrenamt aus?
Die Zusammenarbeit mit dem
Vorstand der KHS und den
Obermeistern ist sehr gut. Oh-
ne das gegenseitige Vertrauen
wäre so eine Arbeit auch nicht
möglich. Es herrscht ein Geben
und Nehmen, ein Überzeugen
und sich überzeugen lassen. Wir
sind fair in der Sache und ziehen
an einem Strang. Man kann es
nicht oft genug betonen, das
Handwerk ist ohnedasEhrenamt
nicht denkbar.
Seit 2009 leiten Sie die KHS
Rhein-Westerwald und
betreuen 28 Innungen mit
derzeit 1.600 Mitgliedern.
Welche Ziele als Haupt-
geschäftsführer setzen Sie
sich für die Zukunft?
Gemeinsam mit den Kreishand-
werksmeisternunddenVorstän-
den werde ich mich gegenüber
der Politik weiter für den Erhalt
des Meisterbriefs stark machen.
Einerseits lobt man europaweit
Deutschlands duales Ausbil-
dungssystem als beispielhaft,
andererseits hat der europaweit
vorangetriebene Verzicht auf
nachweisbare Qualifikationen
Konsequenzen für den Endver-
braucher. Verbraucherschutz
und Gewährleistung bleiben
langfristig auf der Strecke.
Immer wieder wird in Fernseh-
sendungen über Pfusch am Bau
berichtet, aber niemanderwähnt,
dass es sich bei den ausführen-
den Betrieben in der Regel um
nicht qualifizierte Unternehmen
handelt.Qualitätsarbeit hat ihren
Preis, der ist aber nicht so hoch
wie der Ärger, den man vielfach
durch Minderqualität hat. Ohne
Meisterbrief gibt es auch keinen
gut ausgebildeten Nachwuchs.
Wir sähen es am liebsten, wenn
Meisterprüfungen nach deut-
schemVorbild auf europäischer
Ebene Schule machen würden.
Dafür müssen wir kämpfen.
WeitereHerausforderungensehe
ich bei dem mangelnden Nach-
wuchs, veränderten Rahmenbe-
dingungen in der Tarifpolitik,
der Sozialversicherung, bei den
Steuern, bei den Energiekosten
und bei demBürokratieaufwand
allgemein. Hier den Handwer-
kern zu helfen, Dinge zu ver-
ändern und zu verbessern, darin
sehe ichnochvieleAufgabenauf
mich zukommen.
Dienstleister des regionalen Handwerks
DieKreishandwerkerschaft (KHS)Rhein-Wester-
wald entstand zum 1. Januar 2002 durch Fusion
der KHS der Kreise Al-
tenkirchen,Neuwiedund
Westerwald. Sie betreut
28 Innungen mit 1.600
Mitgliedern, darunter
drei überregionale (In-
formationstechniker-In-
nung Rheinland-Pfalz
Nord, Innung für Käl-
te- und Klimatechnik
Rheinland-Pfalz, Töpfer- und Keramiker-Innung
Rheinland-Pfalz). Die KHS bietet ihren Mit-
gliedern unter anderem
juristische Beratung im
Zivil-, Vertrags-, VOB-,
Sozial-, Tarif- und Ar-
beitsrecht an. Sitz der
KHS ist Montabaur,
den kurzen Weg für
ihreHandwerker sichern
zwei Geschäftsstellen in
Neuwied und Betzdorf.
Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald
Joseph-Kehrein-Str. 4, 56410 Montabaur,
Tel. 02602/ 1005-0, Fax 02602/ 1005-27
Langendorfer Str. 91, 56564 Neuwied,
Tel. 02631/ 9464-0, Fax 02631/ 9464-11
Bismarckstr. 7, 57518 Betzdorf,
Tel. 02741/ 9341-0, Fax 02741/ 9341-29
E-Mail
Internet
Hauptgeschäftsführer Udo Runkel erinnert sich noch gut an Bau und energetische
Sanierung der KHS-Geschäftsstelle Neuwied und die Diskussion um die Stele.
Spatenstich für das HwK-Berufsbildungszentrum
Rheinbrohl 1995: (v.l.): Landeswirtschaftsminister
Rainer Brüderle, Ulrich Schmalz, MdB, HwK-Präsident
Karl-Heinz Scherhag, Kreishandwerksmeister Werner
Wittlich, MdL, Geschäftsführer Udo Runkel und Mittel-
rhein-Kreishandwerksmeister Berni Oster.
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