Handwerk Special Nr. 182 vom 06.09.2014 - page 3

Koblenzer Kunsthandwerkermarkt mit der HwK / Aktuelles
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Nr. 182
6. September 2014
Ja zum Meister!
Seit Monaten ist die
Debatte um die Meister-
pflicht in vollem Gange.
Grund ist das Vorhaben
der EU-Kommission,
den Meisterbrief als not-
wendige Voraussetzung
für die Gründung eines
Handwerksbetriebs und
die Ausbildung von Lehr-
lingen abzuschaffen. Das
Handwerk hat sich unter
dem Dach des Zentral-
verbands des Deutschen
Handwerks (ZDH) zu
einem breiten Bündnis für
den Erhalt des Meister-
briefes formiert.
Neben vielfältigen Aktivitäten
auf politischer Ebene geht es
dabei auch um die Vermittlung
der Standpunkte in der Öffent-
lichkeit.Nichtderegulieren,son-
dern Qualität und Qualifikation
erhalten, lautet die Maxime.
Das Meistersystem integriert
Fachkräfte aus ganz Europa und
kanndeshalbauchdiebesteBasis
füreineinheitlicheseuropäisches
Qualifikationssystemsein–auch
wenn die Messlatte durch die
Meisterqualifikation hoch liegt.
Das deutsche System der Mei-
sterausbildung ist Vorbild für
ganzEuropa!DieMeisterpflicht
schafft solide Arbeitsplätze und
sichert dauerhaft Ausbildungs­
chancen für Jugendliche. Das
hat Deutschland auch in Zeiten
bewiesen, in denen internati-
onale Wirtschaftskrisen mit
hoher Arbeitslosigkeit – auch
19. bis 21.9.: Koblenzer Kunsthandwerkermarkt lädt ein
Nachgefragt
zu Ausbildung & Meisterbrief
Eine Steigerung bei der Zahl neu abge-
schlossener Lehrverträge im regionalen
Handwerk,eindeutlichesBekenntniszum
Meisterbrief undneueAkzente inder bun-
desweiten Kampagne „Das Handwerk.
DieWirtschaftsmacht. Von neben.“ – das
sind aktuelle Themen auch für das Hand-
werk im nördlichen Rheinland-Pfalz.
HwK-Präsident Werner Wittlich geht im
Interviewauf Hintergründe ein und nennt
Fakten, die beweisen: Das Handwerk ist
tatsächlich eine Wirtschaftsmacht, die
insbesondere für Jugendliche an Attrak-
tivität gewinnt.
Herr Wittlich, bei der Zahl neu abgeschlos-
sener Ausbildungsverträge gibt es eine faust-
dicke Überraschung – welche?
Entgegen dem bundesweiten Trend freuen wir uns
über ein Plus bei der Zahl neuer Lehrlinge im Hand-
werk. 2.857 neue Lehrverträgewurden zum31. August
abgeschlossen – das sind 15 mehr, als zum gleichen
Zeitpunkt des Vorjahres. Damit erlernen momentan fast
9.000 Jugendliche einen Handwerksberuf in Betrieben
unseres Kammerbezirks. Mit Blick auf die Sicherung der
Fachkräfte von morgen ist das natürlich ein Erfolg, der auf das
intensiveEngagementderKammer,derHandwerksorganisationen,
den unermüdlichen Einsatz des Ehrenamtes und natürlich der
Ausbildungsbetriebe selbst zurückzuführen ist.
Jugendliche sollen auch durch die Imagekampagne ange-
sprochen werden. Welche Strategie steckt dahinter?
Die Imagekampagne des Handwerks wirbt seit 2010 für die
Werte des Handwerks, soll neugierigmachen und begeistern. Das
Konzept sah von Anfang an vor, über verschiedene und ständig
wechselnde Schwerpunkte alle Gruppen unserer Gesellschaft zu
erreichen. Das ist uns bislang gut gelungen. Mit einemneuen TV-
Spot, der seit einigen Tagen im Fernsehen und auch im Internet
läuft, wollen wir insbesondere Jugendliche ansprechen. Und das
erste Echo zeigt: Auch das hat geklappt! Der Spot mit dem Titel
„Die Welt war noch nie so unfertig. Pack mit an.“ ist frisch,
provoziert und zeigt Handwerk von einer nicht zu erwartenden
Seite. Um es auf den Punkt zu bringen: Er fällt auf. Und damit
fällt das Handwerk auf. Das ist Ziel einer Kampagne und wenn
wir insbesondere potentielle Berufseinsteiger damit erreichen,
können wir feststellen: Ziel erreicht!
Das ist nationale Sachlage. International muss der Mei-
sterbrief für seine Bedeutung kämpfen. Warum?
Auslöser für das Hinterfragen des Meisterbriefes auf europä-
ischer Ebene ist nicht der Verbraucherwille oder Handwerker
anderer Länder, sondern die Regulierungsleidenschaft der
EU-Kommission in Brüssel. Hier sieht man im Meisterbrief Zu-
gangsbeschränkungen für die freie Berufsausübung und fordert
deshalb seine Abschaffung. Leider geht diese Überlegung völlig
an der Praxis vorbei und es ist unbestritten, dass unsere gute
Situation in Ausbildung, Beschäftigung und Wirtschaftslage eng
mit der Meisterqualifikation verbunden ist. Nun kann man über
diese Fehleinschätzung der Brüsseler Kommission klagen und
jammern, oder aktiv werden und die Werte des Meisterbriefes
stärker herausstellen.Wirmachendas nicht hinter verschlossenen
Betriebstoren, sondernkämpfen zusammenmit derÖffentlichkeit
für den Erhalt des Meisterbriefes. Das setzt eine Werteorientie-
rung voraus und die Vermittlung: Was würde sich eigentlich in
unserem Leben, im Alltag verändern, wenn es den Meisterbrief
nicht mehr gäbe? Welche Qualitätsstandards würden über Bord
gehen, wenn das Ausbildungssystem zusammenbricht? Wer sich
intensiver mit solchen Fragen auseinandersetzt, stellt schnell fest:
Ohne Handwerksmeister geht es nicht. Das wollen wir national,
aber auch international mit der Aktion „Ja zum Meisterbrief!“
stärkerherausstellen–auchmiteinerUnterschriftenaktionaufdem
Koblenzer Kunsthandwerkermarkt vom 19. bis 21. September.
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
und gerade unter Jugendlichen
– sowie starken Einschnitten
beim Wirtschaftswachstum
stabil auf Erfolgskurs lag. Die
Basisdafürhatderdeutsche
Mittelstand geschaffen!
Eine Absenkung des
Qualitätsniveaus im
Handwerk hätte mas-
sive Auswirkungen
und würde auch zu
Lasten der Steuer-
zahler gehen. Der
Preiskampf durch
mehr Unqualifi-
zierte am Markt
würdewachsenundsomitauch
dasMotiv „ander Steuer vorbei“
zu agieren.
Die Meisterpflicht sichert hohe
ökologische Standards und hilft
kulturelleWerte derVergangen-
heit für die Zukunft zu erhalten.
Ausbildungs- und Arbeitsplätze
wären gefährdet, einer stabilen
Gesamtwirtschaft würde eine
wichtige Säule entzogen. Die
Auswirkungen bis hinein in
die regionale Versorgung mit
LeistungenundProduktenwären
gravierendundwürdensichinal-
lenLebensbereichennega-
tiv bemerkbar
machen. Ziel
desHandwerksistesdaher,
gegendiedrohendeAbschaffung
des Meisterbriefes mit einer
Stimme zu sprechen und mit
Sachargumentenzuüberzeugen.
Rund um den bundesweiten
Tag des Handwerks lädt die
Handwerkskammer Koblenz
vom 19. bis 21. September zum
18. Kunsthandwerkermarkt auf
dieKoblenzer Schlossstraße ein.
Dort kann sich jeder mit seiner
Unterschrift am „Ja zum Mei-
ster!“-Stand für den Erhalt des
Meistertitels einsetzen. Viele
Menschen in unserer Gesell-
schaft profitieren von einer
soliden Aus- und Fortbildung
imHandwerk. Deshalbmuss die
Meisterpflicht bleiben, weil sie
mit ihren komplexen Auswir-
kungen allen nützt.
Der Kunsthandwerkermarkt in Koblenz bietet neben zahlreichen lebenden Werk-
stätten und handwerklichen Spitzenleistungen auch die Möglichkeit, sich mit einer
Unterschriftenaktion für den Meisterbrief auszusprechen.
alle Fotos: P!ELmedia
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