Handwerk Special Nr. 175 vom 7. Dezember 2013 - page 19

Handwerk bewahrt Vergangenheit für die Zukunft
19
Nr. 175
7. Dezember 2013
Das vermeintlich Geringe schützen
„Ich finde es spannend,
an Gebäuden zu arbei-
ten, die eine Geschichte
erzählen“, so Alexander
Fenzke aus Bad Marien-
berg. Der Maurermeister
ist Restaurator aus Lei-
denschaft.
„Ich glaube, man muss diese
Leidenschaft als Restaurator im
Handwerk einfach haben, um
die Objekte zu begreifen. Man
kann dabei nicht eine bestimmte
Fähigkeit in den Vordergrund
rücken und behaupten, diese sei
die relevanteste Voraussetzung,
um fachgerecht zu restaurieren.
Man muss immer das ganze
Projekt im Blick haben und es
in seiner Gesamtheit, in seiner
Zusammensetzung, in seiner
Originalität sehen“, erklärt der
40-Jährige.
Für ihn spielt dabei handwerk-
liches Geschick eine Rolle, ein
Faible für Naturbaustoffe und
traditionelleVerarbeitungstech-
niken, aber aucheineAffinität zu
Naturwissenschaften sowie das
Gespür für interdisziplinäres,
Gewerke übergreifendes Den-
ken und Handeln. 2010 bekam
er für diese Arbeitsweise den
Bundespreis für das Handwerk
in der Denkmalpflege. Fenzke
engagiert sich federführend in
mehreren Arbeitskreisen der
Denkmalpflege – unter ande-
rem bei der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz –, ist Mitglied
imRestauratorenring, imVerein
Restaurator im Handwerk, der
Fachgruppe Restauratoren und
im Dachverband Lehm.
2004 gründete Fenzke seine
Firma „Denk-AF-Mal“. „Eine
richtige Entscheidung für Herz
und Verstand“, schätzt er nach
neun Jahren ein. Als Fachmann
Alexander Fenzke ist Restaurator im Handwerk aus Leidenschaft
Denk-AF-Mal, Bad Marienberg
Gegr. 2004 | Fachbetrieb für Restaurierung und Altbausanierung | Innova-
tive Lehmspritzmasse | Tel. 02661/ 981834 |
FORUM
BAUKULTUR | FARBKULTUR
Handwerkskammer (HwK) Koblenz und Struktur- und Geneh-
migungsdirektion (SGD) Nord laden gemeinsam zum Forum
Baukultur | Farbkultur Welterbe Oberes Mittelrheintal am
Freitag, 13. Dezember, in das HwK-Zentrum für Ernährung und
Gesundheit, St.-Elisabeth-Straße 2, 56073 Koblenz ein.
I
nfos
Die Vielzahl der hochrangigen Baudenkmäler war
einer der wesentlichen Gründe für die Auszeichnung
des Oberen Mittelrheintals als Welterbe. Diese in ihrer
Integrität und Authentizität zu erhalten, ist der von der
UNESCO formulierte Auftrag an alle, die Verantwor-
tung für das Welterbe tragen.
Die Initiative Baukultur kümmert sich seit ihrer Grün-
dung im Jahr 2006 um die Pflege des baukulturellen
Erbes im Welterbe Oberes Mittelrheintal. Die Partner
dieser Initiative sind das Ministerium der Finanzen,
die SGD Nord, die Generaldirektion Kulturelles
Erbe (GDKE), der Zweckverband Welterbe Oberes
Mittelrheintal und die Architektenkammer
Rheinland-Pfalz. Die HwK Koblenz pflegt
gemeinsam mit den Vertretern der Initiative
Baukultur in einem partnerschaftlichen Dia-
log den fachlichen Austausch.
Das Forum Baukultur | Farbkultur richtet sich
an alle Handwerksbetriebe, die sich in ihrer
Arbeit in diesen Prozess einbringen möchten.
Ab 10 Uhr stehen Impulsreferate, Diskussi-
onsrunden zu den Fachthemen Dach, Farbe
und Fassade sowie Fenster und Türen auf
dem Programm. Eine begleitende Ausstellung
veranschaulicht die Thematik.
Anmeldung ist noch möglich!
... unter Tel. 0261/ 398-0, Fax -398,
E-Mail
ist der Restaurator imHandwerk
gefragt und vielbeschäftigt.
Zahlreiche Referenzobjekte
weit über die Region hinaus
tragen seine Handschrift. Vom
Gutshof über Kirchen bis zum
Dom, in Rathaus, Schloss und
Festunghat er schonmitgewirkt,
aber auch kleinere Objekte von
Privatpersonen reizen ihn. „Das
Geringere bedarf oft mehr des
Schutzes als das Bedeutende“,
nennt er seinen Leitspruch aus
Max Dvoraks „Katechismus der
Denkmalpflege“.
Prämierter
Lehmspritzmörtel
Fenzke ist einziger Hersteller
eines verarbeitungsfertigen
Lehmspritzmörtels für An-
schlussfugen. Für seine Ent-
wicklung wurde er 2010 mit
dem rheinland-pfälzischen In-
novationspreis ausgezeichnet.
Lehm, Ton, Steinmehle und
Sande bilden die mineralischen
KomponentendesSpritzmörtels.
Dazu kommen Flachsfasern,
Korkmehl, Strohhäksel, rohes
Leinöl und Wasser. Der Spritz-
lehm besteht nur aus Natur-
stoffen, ist lösungsmittelfrei und
somitbestensfürdieAnwendung
in der Denkmalpflege geeignet.
„Restaurierungen sollen Werte
erhalten. Moderne Baustoffe
wurden, beispielsweise bei der
Restaurierung von Fachwerk-
häusern, diesemAnspruch nicht
gerecht. Die Lehmspritzmasse
schützt die Bausubstanz, ist re-
versibel und dank verschiedener
Ausführungen für alle Anwen-
dungsgebiete einsetzbar.“
Beispiele für Alexander Fenzkes Restaurierungsarbeiten aus (v.l.) Bauschert und Öschingen.
Fotos: privat
Bei seiner Arbeit,
unabhängig vom
S c h u t z s t a t u s
der Gebäude,
geht er nach
den in der
Charta von
V e n e d i g
festgelegten
Grundsätzen
vor: Anam-
nese – Dia­
gnose – Therapie
– Prophylaxe.
„Grundgedanke
ist dabei immer,
dieOriginalsub-
stanzweitestge-
hendzuerhalten
oder, falls not-
wendig, durch
h i s t o r i s c h e s
Material zu er-
gänzen sowie
das neue Nut-
zungskonzept
in der Historie des Gebäudes
zu finden. Diese Art der Rück-
führung ermöglicht eine denk-
malpflegerisch anspruchsvolle
Arbeit“, ist Fenzke überzeugt.
Mit alten, neu inter-
pretierten Naturwerk-
stoffen auf Lehmba-
sis geht Maurermeis­
ter und Restaurator
Alexander Fenzke ans
Werk. Oben: der mit
dem rheinland-pfäl-
zischen Innovations-
preis ausgezeichnete
Lehmspritzmörtel.
Die eigentliche Umsetzung der
Instandsetzung erfolgt dann
durch einen festen Stamm von
Handwerkskollegen.
Bauen und Gestalten
mit Lehm
In Zeiten steigender Rohstoff-
preise und mitten drin im Kli-
mawandelplädiertderFachmann
für traditionelle Bauweisen wie
den Lehmbau. „Eine hervor-
ragende Umweltbilanz, ausge-
zeichnete klimatische und strah-
lungsdämpfende Eigenschaften
sindArgumente, auf altbewährte
Handwerkstechniken zu setzen.
In Verbindung mit modernen
ökologischenDämmmaterialien
ist der Lehmbau eine echte Al-
ternative zum konventionellen
Baubetrieb.“ Fenske arbeitet
im Lehmbau nach eigenen, in-
dividuell zusammengestellten
Rezepturen.
Sein stetig bei Weiterbildungen
im In- und Ausland erworbenes
Wissen gibt Fenzke gerne als
Dozent in Kursen zur Denkmal-
pflege weiter – unter anderem
auch im HwK-Zentrum für Re-
staurierung und Denkmalpflege
in Herrstein.
1...,8,9,10,11,12-13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook