Handwerk Special Nr. 175 vom 7. Dezember 2013 - page 17

Zum Glück gibt es (nicht nur) das Schornsteinfegerhandwerk
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Nr. 175
7. Dezember 2013
Auszeichnung für „Farbkultur“
Obermeister JürgenGeifes von
der Maler- und Lackierer-In-
nung Mittelrhein-Mosel-Eifel
(rechts imFoto)wurdemit dem
Dr.-Murjahn-Förderpreis2013
in der Kategorie „Farbe und
Gestaltung“ ausgezeichnet.
Der Stifter (links) würdigte
damit Geifes’ Engagement für
den „Leitfaden Farbkultur“,
der Analysen und Anregungen
für die farbige Gestaltung im
UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal beinhaltet. Herausra-
gend an diesem Projekt sei das interdisziplinäre Zusammenwirken
unterschiedlichster Professionen mit dem Ziel, gemeinsam einen
LeitfadenfürdieStadtbildgestaltungdesWelterbetaleszuentwickeln.
„Auf der Basis gemeinsamer Bereisungen, den wissenschaftlichen
AnalysenderDenkmalpflege, historischer Entwicklungen, architek-
tonischer und städtebaulicher Erkenntnisse sowie handwerklicher
Erfahrungen ist es invorbildlicherWeise gelungen, einenFarbfächer
als Beratungs- und Planungsinstrument zu entwickeln“, heißt es
in der Jurybegründung. Wesentlicher Bestandteil des „Leitfadens
Farbkultur“ ist es, Tradition, Regionalität undBaukultur nicht nur zu
berücksichtigen, sondern auch zu integrieren. So korrespondiert die
gewählteFarbgestaltungmit derMaterialität desLandschaftsraumes.
Unterwegs für Umwelt und
Handwerk
Immer unterwegs – das
ist ganz normal für einen
Schornsteinfeger. Bei
Marco Villmann erreicht
das größere Ausmaße
und zieht sich durch
sein berufliches Leben.
Dennoch ist er sesshaft
geworden: im Dorf Kaden
im Westerwald.
In Nastätten aufgewachsen,
möchte der heute 46-Jährige
„etwasmit Technikmachen“. Im
Wunschberuf Radio- und Fern-
sehtechniker bekommt er keine
Lehrstelle, macht ein Praktikum
beim Obermeister der Schorn-
steinfeger-Innung Rheinhessen,
ziehtsüdwärtsnachMainz,woer
seine Lehrzeit und auch Gesel-
lenjahre verbringt. Dann geht’s
durch den Wehrdienst Richtung
Norden nach Rennerod, wo er
seine Frau Dorothee kennen
lernt.KaumaufdemWesterwald
angekommen, schlägt er wieder
die andere Richtung ein, besteht
1991 die Meisterprüfung an der
Schornsteinfegerfachschule in
Kaiserslautern. Nach mehr als
zehn Jahren als angestellter
Meister ist er seit November
2005 in seinemeigenenKehrbe-
zirkrundumdenWohnortKaden
unterwegs.
„Meinen Berufswunsch, etwas
mit Technik zu machen, habe
ich mir erfüllt. Dabei kommt
aber der Kontakt mit Menschen
nicht zu kurz. Hier auf demLand
freutsichnochjeder,wennerden
Schornsteinfeger trifft!“, weiß
Marco Villmann sein Lebens-
umfeld zu schätzen. In dem es
Marco Villmann ist neuer Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Montabaur
Bezirksschornsteinfeger M. Villmann, Kaden
Übern. Kehrbezirk 2005 | 3Mitarb. | amtl. Feuerstättenschau, Schadstoffmes-
sung, Kehrarbeiten, Energieberatung | Tel. 02663/ 5123 |
dennoch gravierende Verände-
rungen gibt: „Früher haben wir
eine Straße angefahren und sind
von Haus zu Haus gezogen. Wo
einmal mehrere Generationen
unter einem Dach gelebt haben,
ist heute nicht mehr ständig
jemand zu Hause. Also handeln
wir jeden Termin aus, der auch
Berufstätigen gerecht wird.“
Einsatz für
Innung und Verband
Dabei hilft, wenn man im Team
arbeitet. Dazu gehören bei Mar-
co Villmann die beiden Söhne
David – mit 21 Jahren frisch
gebackener Meister und im Jahr
2012 bundesweit der fünftbeste
Schornsteinfeger im Leistungs-
wettbewerb des Deutschen
Handwerks – und Matthias,
der mit 19 Jahren im zweiten
Lehrjahr ist. Gemeinsam mit
den Schornsteinfegermeistern
Michael Baldus und Stephan
Keßler, Inhaber der beiden be-
nachbarten Kehrbezirke, hat er
inKadeneineBürogemeinschaft
gegründet. Man hilft sich unter-
einander aus und kann teures
technisches Gerät gemeinsam
nutzen.
Das schafft dann auch die Frei-
räume für das ehrenamtlicheEn-
gagement, das Marco Villmann
bereitsaufderArbeitnehmerseite
im Bundes- und Landesverband
der Schornsteinfegergesellen
sowie im Prüfungswesen der
Schornsteinfegerfachschule
gepflegt hat. Im Jahr nach sei-
ner Selbstständigkeit wurde er
dann auf der Arbeitgeberseite
zunächst als stellvertretender
und seit April dieses Jahres als
Obermeister der Schornstein-
feger-Innung Montabaur aktiv.
In diesen Aufgaben war und
ist er wiederum viel unterwegs
und pflegt den Kontakt mit den
Innungsmitgliedern.
Beratung zu
gesetzlichen Vorgaben
„Die kontinuierlichen Ände-
rungen in der Umweltgesetzge-
bung, die Fachkräftesicherung,
aber auch die Veränderungen
durch den Wegfall des so ge-
nannten Schornsteinfegermo-
nopols fordern uns als Gemein-
schaft.“ Der Organisationsgrad
der Innung Montabaur liegt mit
40 von 41 Betrieben sehr hoch,
in den landesweit 480 Meister-
betrieben werden 180 Lehrlinge
ausgebildet. „Wir schließen
jetzt die Ausbildungslücke, die
durch die lange Verunsicherung
entstanden ist, bis das neue
Schornsteinfegergesetz in Kraft
getreten ist.“
Neben den hoheitlichen Auf-
gaben des „Bevollmächtigten
Bezirksschornsteinfegers“ – so
die neue Bezeichnung für den
Kehrbezirksinhaber –, also der
Erstellung der Feuerstätten-
bescheide, der Abnahme von
Heizungsanlagen bei Neu- und
Umbau oder der Einstufung von
Feststofffeuerstätten, nimmt die
Gebäudeenergieberatung einen
immergrößerenRaumein.Dafür
hat sich Marco Villmann eigens
qualifiziert.
„Aktuell sind wir besonders bei
Einzelraumfeuerungsanlagen –
Schornsteinfegermeister Marco Villmann überprüft
die Zentralheizung der Schreinerei J & M Baumann in
Brandscheid, mit der sie auch reine Holzabfälle aus
der Werkstatt zur Wärmegewinnung nutzt.
Drei Schornsteinfegerbetriebe
schaffen Synergien durch Zusammenar-
beit (v.l.): Stephan Keßler, Patrick Steinebach,
Michael Kasperski, Marco Villmann mit den Söhnen
Matthias und David sowie Michael Baldus.
Foto: privat
also mit Holz oder Kohle betrie-
benen Kamin- und Kachelöfen
– gefragt, für die schrittweise
strengere Feinstaubgrenzwerte
eingeführt werden.“ Die Über-
gangsfristen sind mit bis zu 25
Jahren kundenfreundlich gestal-
tet. „Wer allerdings seineAnlage
vor 1975 in Betrieb genommen
hat, sollte sich schnell mit sei-
nem Bezirksschornsteinfeger in
Verbindung setzen.“
Michel Koczy
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