Handwerk Special Nr. 166 vom 26. Januar 2013 - page 10-11

Traditionelle Handwerkstechniken für die Zukunft sichern
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Nr. 166
26. Januar 2013
Gute Restaurierer-Adresse im Maler- und Lackiererhandwerk
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Nr. 166
26. Januar 2013
Gold- und Geschichtsspuren
Es geht um goldenen Glanz, die richtigen
Farben und Techniken – und 800 Jahre Kir-
chen-Geschichte: Die evangelische Kirche im
Westerwälder Neunkirchen hat schon einiges
in acht Jahrhunderten erlebt. Jeder Balken,
jeder Quadratzentimeter Kirchenwand atmet
Geschichte. Und natürlich hinterlässt die Zeit
ihrerseits Spuren. Ein Fall für das auf Restaurie-
rung spezialisierte Fachhandwerk.
Raulands 240-jährige Familientradition lässt 800 Jahre alte Kirche gut aussehen
Wer der Vergolderin bei ihrer
Arbeit über die Schulter schaut,
ist tief beeindruckt, denn das
Blattgoldistsodünngehämmert,
das ein Atemzug ausreicht, es
durch die Luft fliegen zu lassen.
Mit spezieller Technik bringt sie
es nach intensiver Vorarbeit,
für die mehrere Schichten Ton
aufgebracht und poliert werden
müssen, auf das Orgelgehäuse,
denProspekt, auf. Anschließend
wird mit einem Achatstein
poliert, bis das Gold mit dem
Untergrundeinswird.Voneinem
einzelnen Blatt Gold ist dann
nichts mehr zu erkennen und die
Oberfläche strahlt großflächig in
einem besonderen Licht.
Über 250 mal hat die Koblenzer
Handwerkerin diese Arbeits­
schritte wiederholt, bevor Pfar­
rer Hilmar Lenz
„seine“ Orgel in
perfektemZustand
übernehmen konn­
te. Gut 200 Jahre,
so weiß Andrea
Rauland, wird die­
se Arbeit halten
unddas Instrument
dank veredelter Oberfläche
schützen. Perspektivisch gese­
hen also dann wieder ein Fall für
„Maler Rauland“, wenn der Be­
triebauf sein500-jährigesBeste­
hen zusteuert. Mit einer „Horde
Kirchenmalern“ hat es angefan­
gen, sich über die Jahrhunderte
und Jahrzehnte bis ins Jahr 2013
fortgesetzt durch gut qualifi­
zierte Fachhandwerker, die sich
natürlich
nicht nur
auf Re­
staurie­
rung und
D e n k ­
malpfle­
ge ver­
s t e h e n ,
sondern
auch auf
die mo­
Steckbrief: Maler Rauland, Koblenz
Gegr. um 1775 | 14 Mitarbeiter | Beratung, Durchführung aller Malerar­
beiten,spez.aufMineralfarben | Tel.:0261/73630 |
Qualifiziert für Denkmalpflege
Sechs Maler- und Lackie-
rermeister sowie zwei
Maurer- und Betonbau-
ermeister aus Rheinland-
Pfalz, Baden-Württemberg
und Hessen haben ihre
Prüfung zum Restaurator
im Handwerk bei der HwK
Koblenz erfolgreich ab-
gelegt.
NeunMonate lang sinddie frisch
gebackenen Restauratoren im
Handwerk in regelmäßigen
AbständennachHerrstein/Huns­
rück gekommen und haben sich
imHwK-ZentrumfürRestaurie­
rung und Denkmalpflege für die
Arbeit in der Altbausanierung
undDenkmalpflege qualifiziert.
Die Fortbildung ist eine bun­
desweit anerkannte Zusatzqua­
lifikation, die den Handwerker
befähigt, verantwortungsvolle
Tätigkeiten im Kultursektor
auszuführen.
DieArbeitinDenkmalpflegeund
Altbausanierung bedingt in den
meisten Fällen die Verwendung
ökologischer Baumaterialien.
Gerade in der heutigen Zeit,
in der die Anforderungen an
Hausbesitzer steigen, energie­
einsparend und umweltverträg­
lich zu sanieren, zeichnen sich
die traditionellen Techniken
Acht Meister haben HwK-Prüfung zum Restaurator im Handwerk erfolgreich abgelegt
Seminare
im HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege Herrstein
Restaurator im Tischler-, Maler- und
Lackierer-, Maurer- und Betonbauer-
sowie Zimmererhandwerk
ab 24. Oktober 2013, Teilzeit
Restaurator im Gold- und
Silberschmiedehandwerk
ab 26. Januar 2014, Blockunterricht
Fachübergreifende Lehrgänge
– Grundlagen in der Denkmalpflege
24.-25. Oktober 2013
– Kunst- und Baugeschichte, Stilkunde
26. Oktober, 28.-30. November 2013
– Bauaufnahme
7.-8. November 2013
– Dokumentation
9.-10. November 2013
– Materialkunde
21.-23. November 2013
– Allgemeine Bauphysik
12.-14. Dezember 2013
Fachkraft Lehmbau (DVL)
8.-26. April 2013, Vollzeit
Tischler
– Möbelstilkunde
10.-11. Januar 2014
– Ornamentschnitzen
23.-24. Januar 2014
– Intarsien und Furnier
14.-15. Februar 2013, 6.-8. Februar
2014
– Schellacktechniken
11.-13. April 2013, 20.-22. März 2014
– Oberflächenbehandlungen im Tischler­
handwerk
22.-24. März 2013, 7.-8. März 2014
– Vergoldungstechniken
25.-27. April 2013
– Imitationstechniken
2.-3. März 2013
– Fenster im Altbau
14.-16. März 2013
Maurer und Betonbauer
– Gewölbebau – Theorie und Praxis
12., 24.-26. Januar 2013
– Natursteinmauern – Praxisseminar
10.-11. Januar 2013
Maler und Lackierer
– Innen- und Außenanstriche in der
Altbausanierung
15.-16. Februar 2013
– Illusionsmalerei
15.-16. März 2013
– Sgraffito- und Freskotechnik
28. Februar - 1. März 2013
– Tadelakt
23.-24. März 2013
– Heißkalk und trocken gelöschte Mörtel
12.-13. April 2013
– Energetische Optimierung historischer
Bausubstanz
21. März 2013
– Lehmputze
7.-8. Juni 2013
– Lehmbau
22.-23. März 2013
I
nfos
und historischen Materialien
als wirkungsvolle und in vielen
FällenauchoptimaleAlternative
zu konventionellen Bauwei­
sen aus. Parallel dazu finden
Meisterlich: Simone Sahler aus Wittlich erlernt in der
HwK-Fortbildung zur Restauratorin im Maler- und
Lackiererhandwerk die Vergoldungstechnik.
verstärkt energieeinsparende
technologischeNeuerungen den
WeginAltbautenundDenkmale.
Auch auf dieses Tätigkeitsfeld
wurden die Restauratoren durch
entsprechende Lehreinheiten
vorbereitet.
In der Fortbildung erworbene
Kenntnisse können sogar im
Neubau gewinnbringend ange­
wandtwerden.Oberflächentech­
niken, wie das marokkanische
Tadelakt oder Putze aus Kalk
und Lehm, profilieren sich zu­
nehmend auch wegen ihrer öko­
logischen Stärken am Markt.
Als Kursbester hat Thomas
Jahnen aus Auderath in der
Eifel seine Prüfung erfolgreich
abgeschlossen.Nachdemer2010
die Meisterprüfung abgelegt
hatte, hat er sich im Juli des
vergangenen Jahres selbststän­
dig gemacht. Mit der Zusatz­
qualifikation zum Restaurator
im Maler- und Lackiererhand­
werk erschließt er sich nun ein
zusätzliches Marktpotenzial.
„Neben der Baugeschichte
haben mich schon immer auch
die historischen Techniken und
Materialien der alten Meister
interessiert. Wo immer es ange­
bracht ist, empfehle ich meinen
Kunden Alternativen zu den
konventionellen Produkten.
Da kann es dann gerne einmal
ein Lehm- oder Kalkputz sein,
für den sich die Bauherren ent­
scheiden.“
... und Anmeldung beim HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege, Schloßweg 6, 55756 Herrstein,
Tel.: 06785/ 9731-761, Fax: -769, E-Mail:
ternet:
Historische
Bautechnik,
wieder-
entdeckt
auch für
Neubauten:
Schnitt durch
eine Lehm-
bau-Wand.
www
.
hwk
-
.
de
/
ha
Ein typischer
Handwerksbetrieb
ist kein typischer
Handwerksbetrieb.
Von groß bis klein, von jung bis alt, von traditionell bis Hightech: Keiner der fast
1 Million Handwerksbetriebe in Deutschland gleicht dem anderen. Was trotzdem
alle gemeinsam haben, sind moderne Arbeitsbedingungen, Innovationskraft und
Kompetenz. Darum begegnen wir verstaubten Vorstellungen vom Handwerk
genauso wie unseren Kunden: mit einem Lächeln.
Nach einer auf­
wendigen Re­
staurierung und
handwerklichen
Spitzenleistun­
gen mehrerer
Gewerke zeigt
sich die Kirche
nun wieder von
ihrer besten Sei­
te. ÜberWochen
war es auch der
Arbeitsplatz des
Koblenzer Ma­
lerunternehmens
Rauland, das
nicht nur jahr­
hundertealteOb­
jekte wieder gut
aussehen lässt,
sondern selbst
auf 240 Jahre Fa­
milientradition
im Einsatz mit
Pinsel und Far­
bezurückblicken
kann.
Eine „ganze Horde
von Kirchenmalern“
Es war „eine ganze Horde von
Kirchenmalern und Restaura­
toren“, schaut Andrea Rauland
auf die Jahre um 1775 zurück,
als man erstmals in Chroniken
den Namen Rauland der Farb­
gestaltung zuordnet. Tradition
verpflichtet – und so hat sich
der 14 Mitarbeiter zählende
Betrieb über die Region hinaus
einenerstklas­
sigen Ruf in
genau diesem
Fachbereich
erarbeitet, für
den Andrea
Rauland in
b e s ond e r e r
Weise steht:
MithauchdünnemBlattgoldlässt
sieObjektewiedieKirchenorgel
von Neunkirchen in goldenem
Glanz erstrahlen.
derneFarbgestaltungvon Innen-
und Außenbereichen.
Und auch für die Zukunft sieht
Malermeister Johannes Rauland
als Chef seinen Betrieb gut auf­
gestellt: „Die Auftragslage ist
gut und dank intensiver
Ausbildung können wir
auf ein erstklassiges
Team von Fahrkräf­
ten zurückgreifen.“ So
wird man auch künftig
die über 200 Jahre alte
Geschichtsschreibung
weitergestalten – wie
auch Kirchen, Burgen,
Schlösser oder ganz nor­
male Wohnhäuser.
Han werk Special
Jahre
25
Hier
geht’s
mit dem
Smart-
phone zum Filmbei-
trag aus HwK-TV
vom 12. Dezember
2012 unter
hwktv
Das handwerkliche Meis­terwerk Orgel hat
Vergolderin Andrea Rauland aus Koblenz
gekonnt veredelt.
Alles Handarbeit mit Liebe zum Detail: Andrea Rauland
vergoldet Profile an dem Orgelprospekt in der evange-
lischen Kirche von Neunkirchen.
Restaura-
toren im
Handwerk
sichern
alte Bau-
substanz,
damit
sie einer
neuen
Nutzung
zugeführt
werden
kann.
1,2,3,4,5,6,7,8,9 12,13,14,15,16,17,18,19,20
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