Handwerk Special Nr. 162 vom 25. August 2012 - page 17

Teamarbeit: Betriebe und ihre Mitarbeiter – Meistervorbereitung
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Nr. 162
25. August 2012
40 Jahre dabei
„Ich habe als Bub bei Blümling angefangen. Der Gedanke,
einmal woanders zu arbeiten, kam mir nie“, erzählt Maurer
Günther Wermann. 40 Jahre sind vergangen, seit er als da-
mals gerade 14-Jähriger seine Lehre in der Blümling Bauge-
sellschaft in Sohren begonnen hat.
„An Aufträgen hat es nie gefehlt. Und ein sicherer Arbeitsplatz
gehört zum glücklichen Leben“, so der 54-Jährige. Er sagt, dass
ihm das Arbeitsklima gefällt und wichtig ist. „Man verbringt die
meiste Zeit des Tages auf der Arbeit. Da muss man gern hinge-
hen.“ Mit seinem Vorgesetzten kommt er gut klar. Roman Schin-
ke, der 2002 in die Geschäftsleitung kam, ist der dritte Chef des
Maurers.
Günter Wermann: Start bei Blümlingsmit 14
Handwerkslehrlinge: Auf nach Spanien!
Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Die HwK-Mobilitätsbe-
ratung und das spanische Berufsbildungszentrum Xabec
bieten Lehrlingen der Metall-, Elektro- und SHK-Handwerke
ein dreiwöchiges Praktikum in Valencia an.
Vom29. September bis 20. Oktober können sie hierBerufserfahrung
sammeln und die spanische Kultur erkunden. Praktikumsplätze
gibt es auch in England, Frankreich, Norwegen, Nordirland und
Österreich. Die Lehrlingsbegegnungen – gefördert aus Mitteln des
Bundesministeriums fürArbeit undSoziales sowiedesEuropäischen
Sozialfonds – haben zum Ziel, junge Menschen unterschiedlicher
Nationalität und Ausbildungssysteme einander näher zu bringen.
Infos bei derHwK-Mobilitätsberatung, Tel.: 0261/ 398-331, E-Mail:
ternet:
Mit den Augen hören
„Mit dem Blick fürs
Wesentliche“, heißt der
Slogan im Malerbetrieb
Klein in Mendig. Diese
Philosophie setzt Maler-
und Lackierermeister
Otmar Klein auch in der
Zusammenarbeit mit sei-
nen Mitarbeitern um.
In diesen Tagen hat er den ge-
hörlosen Maler und Lackierer
Hans-Günter Krazeise in den
Ruhestand verabschiedet. Für
seine 40-jährige Tätigkeit im
Maler- und Lackiererhandwerk
hat ihm auch die Handwerks-
kammer Koblenz mit einer
Ehrenurkunde gedankt.
Persönlichkeit steht
über Behinderung
„Für mich zählt der Mensch,
seine Ausstrahlung und sein
fachlichesKönnen.Hans-Günter
hat mich und die Kunden von
seinenFähigkeitenüberzeugt. Er
‘hört’ mit den Augen, liest von
den Lippen und wir kommuni-
zieren mit den Händen“, so der
Betriebsinhaber über seinenMa-
ler mit Handicap. „Hans-Günter
hat überwiegenddieTerminebei
unseren Privatkunden wahrge-
nommen. Wir haben mit ihnen
vorher gesprochen, sind die
Räume alle gemeinsam durch-
gegangenund es gab schriftliche
Arbeitsanweisungen.Vorbehalte
gegenüber unserem gehörlosen
Mitarbeiter kamen sehr selten“,
so Otmar Klein. Seit 24 Jahren
leitet der 46-Jährige zusammen
mit Ehefrau Ingrid den 1974
gegründeten Betrieb.
Hans-Günter Krazeise ist seit
dem zweiten Lebensjahr auf-
grund einer Mumpserkrankung
gehörlos. Im Betrieb seines
Onkels absolvierte der künst-
40 Jahre erfolgreiche Arbeit im Handwerk mit „Handicap“
Steckbrief: Otmar Klein GmbH, Mendig
Gegr. 1974 | 13 Mitarbeiter (1 Meister, 5 Lehrlinge) | Fassaden &
Objekte, Boden & Innendesign |
Einstieg noch möglich:
Am 25. August startet für
Straßenbauer ein Meister-
vorbereitungskurs in Teil-
zeit in Rheinbrohl, am 3.
September für Maurer und
Betonbauer ein Vollzeitkurs
in Koblenz.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurse
Maurer / Straßenbauer
Info-Tel.: 0261/ 398-311
Dialog unter Maler-Profis, der zwischen dem gehör-
losen Hans-Günter Krazeise (r.) und seinem Chef
Otmar Klein über Jahrzehnte auch in Gebärden-
sprache geführt wurde. Die beiden verstanden sich
immer – menschlich wie auch beim Thema an sich.
lerisch und handwerklich be-
gabte Andernacher eine Lehre
zum Maler und Lackierer. Der
theoretische Unterricht in der
Berufsschule erfolgte in Laut-
und Gebärdensprache. Als die
Firma 1996 geschlossen wurde,
fand Krazeise auf Vermittlung
des Andernacher Pfarrers im
Malerbetrieb Klein eine neue
berufliche Heimat. Zu Beginn
seiner Betriebszugehörigkeit
musste er sich neuen Herausfor-
derungen stellen und auch der
Betrieb, seine Mitarbeiter und
die Leitung haben dank ihres
„Neuen“ die Sichtweise auf das
Alltägliche verändert.
Seit 1996 sind die Kleins Mit-
glied im Förderverein für Ge-
hörlose. Gerade am Anfang
der Zusammenarbeit mit Hans-
Günter Krazeise fand das Unter-
nehmerehepaar Unterstützung
bei Mitarbeitern des Psychoso-
zialen Dienstes für Gehörlose.
„Menschen mit eingeschränkter
Sinneswahrnehmung haben ihre
eigene Welt und sie reagieren
manchmal anders“, weiß Otmar
Klein. „Wenn im Betrieb eine
Sonderschicht anstand, weil der
Auftrag termingerecht erledigt
werden musste, war Hans-Gün-
ther dabei. Ich habe ihm klar
signalisiert, dass ich ihnbrauche.
Dieses Gebrauchtwerden war
ihmganzwichtig“, soderMaler-
und Lackierermeister. Jederzeit
würde er wieder Menschen mit
Behinderungen einstellen. „Bei
dem anstehenden Fachkräf-
temangel aufgrundder demogra-
fischen Entwicklung sind sie ein
unverzichtbares Potenzial.“
Als 14-Jähriger begann Günther Wermann im
Bauunternehmen Blümling – und blieb dem Un-
ternehmen über vier Jahrzehnte treu bis heute.
„Das Aufgabenspektrum hat sich vergrößert und die körperlich
schwere Arbeit verringert“, so Günther Wermann. Wurde früher
von Hand gestemmt, wird heute der Stemmhammer an der Ma-
schine befestigt. Minibagger kommen selbst in kleinste Ecken
und Vakuumtechnik erleichtert die Arbeit auf Baustellen und im
Straßenbau. 2003 wurde die Vermessung mittels elektrooptischer
Geräte in den Baubetrieb integriert.
Neben dem Bau von Kläranlagen und Hochbehältern in ganz
Rheinland-Pfalz ist der Straßen- und Kanalbau wichtiges Stand-
bein der Baugesellschaft. Auch die Bereiche Asphaltbau, Erd-
bau und Bauschutt-Recycling wurden immer weiter ausgebaut.
„Inzwischen trage ich als Mitarbeiter auch immer mehr Verant-
wortung. So bin ich jetzt als Vorarbeiter für die Erdarbeiten auf
der Rheinhöhe in Bad Salzig verantwortlich“, freut sich Günther
Wermann.
„Ältere Arbeitnehmer mit ihrer Berufserfahrung werden ge-
braucht“, ist Geschäftsführer Schinke überzeugt.
Steckbrief: Blümling Baugesellschaft, Sohren
Gegr. 1908 | 70 Mitarbeiter (7 Meister, 9 Lehrlinge) | Straßenbau,
Erdbau, Kanalbau | Tel.: 06543/ 2224 |
1...,6,7,8,9,10,11,12-13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24
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