Handwerk Special Nr. 135 vom 12. Dezember 2009 - page 15

Familientradition im Fleischerhandwerk mit neuen Ideen belebt
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Nr. 135
12. Dezember 2009
Gaswärmepumpen
für Vulkaneifel Therme
In Bad Bertrich entsteht
die neue Vulkaneifel
Therme: Eine attraktive
Bade- und Saunaland-
schaft mit einem außer-
gewöhnlichen Heiz- und
Klimatisierungskonzept.
Neben dem Einsatz von Erd-
gas-Brennwertkesseln sieht die
Anlage sechs Gaswärmepumpen
vor, die von der Energieversor-
gung Mittelrhein GmbH (EVM)
gefördert werden. „Das Konzept
hat uns überzeugt, weil es beson-
ders effizient und damit sowohl
I
nfos
kostengünstig als auch umweltschonend ist“, erklärt Michael
Krämer, Geschäftsführer der Staatsbad Bad Bertrich GmbH.
Im fertiggestellten Thermalbad liefern sechs Gaswärmepumpen
die konstant benötigte Wärme und Kälte. Zwei Erdgas-Brenn-
wertkessel mit einer Leistung von bis zu 1.240 Kilowatt werden
„auf kleiner Flamme“ laufen, um zusätzlichen Wärmebedarf zu
decken. „Die EVM begrüßt und fördert den Einsatz innovativer
und umweltschonender Techniken“, sagt Christian Schröder,
Leiter Öffentlichkeitsarbeit der EVM. „Darum unterstützen wir
gerne im Rahmen unseres Förderprogramms die Anschaffung
dieser sechs Gaswärmepumpenmit insgesamt 9.000 Euro.“ Auch
das Land Rheinland-Pfalz und die Europäische Union fördern die
Gaswärmepumpen mit Mitteln aus dem europäischen Struktur-
fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Der Standort des Thermalbades biete ideale Bedingungen für den
Einsatz von Gaswärmepumpen. Michael Krämer erklärt: „In Bad
Bertrich haben wir die außergewöhnliche Situation, dass 32 Grad
warmes Thermalwasser direkt an die Erdoberfläche sprudelt.“
Ohne aufwendige Bohrungen kann die natürliche Energiequelle
mithilfe der Gaswärmepumpen genutzt werden. Sie entziehen
dem Wasser die Wärme und führen sie dem Heizkreislauf des
Thermalbades zu.
AlsAntriebsenergiefürdieWärmepumpenwirdErdgasverwendet,
was sich positiv auf deren Wirkungsgrad auswirkt. Damit ist das
VerhältnisdereingesetztenEnergiezurerzeugtenWärmegemeint.
Denn Erdgas steht als Primärenergie zur Verfügung und muss
nicht erst wie Strom unter Inkaufnahme von Verlusten erzeugt
werden.InsgesamterreichtderWirkungsgradbeidenverwendeten
Gaswärmepumpen durch den Einsatz des Thermalwassers einen
sehr guten Wert von bis zu 230 Prozent. Da geringerer Energie-
einsatz gleichzeitig weniger Schadstoffausstoß bedeutet, lohnt
sich das Heiz- und Klimatisierungskonzept auch für die Umwelt.
Weitere Informationen zumFörderprogrammGaswärmepumpen
... zu Förderprogrammen im HwK-Umweltzen-
trum, Tel.: 0261/ 398-655,
Zwischen Meisterprüfung und Hochschulabschluss
Das Aufstiegsstipendium
der Bundesregierung
bringt Fliesenlegermeister
Andreas Schwedt zum
Studium nach Bremen.
Wer ihn besuchen möchte,
muss mittlerweile eine Reise
von über 400 Kilometern bis
zum oberen Ende der Bun-
desrepublik auf sich nehmen.
Seit Andreas Schwedt in das
Programm „Aufstiegsstipen-
dium“ der Bundesregierung
aufgenommen wurde, hat
es den aus Mittelelsaff bei
Neustadt/Wied stammenden
Westerwälder nach Bremen
an die Fachhochschule ver-
schlagen. Anfang Oktober hat
er dort mit dem Studium des
Bauingenieurwesens begon-
nen. Sein Ziel war immer der
Meisterbrief. „MeinVorbildwar
mein Onkel Sandro Hausmann,
der sich als Fliesenlegermeister
immer leistungsstark in seinem
Beruf engagierte und meinen
Ehrgeiz anspornte. Ihm habe
ich viel von meinem bisherigen
Erfolg zu verdanken“, bekräf-
tigt Andreas, der von klein auf
vom Bauwesen begeistert war.
1999 trat er eine Lehrstelle zum
Fliesenleger im Unternehmen
Fliesen Klöckner in Windhagen
(Kreis Neuwied) an.
Stets bestrebt, das Optimum aus
sichund seinemBeruf herauszu-
holen, nahm Andreas Schwedt
2002 am Leistungswettbewerb
des Deutschen Handwerks teil,
siegte auf Kammerebene und
Bingel-Team on tour
Die Bewohner von 25 Ort-
schaften im Rhein-Lahn-
Kreis warten regelmäßig
auf den Verkaufswagen
von Fleischermeisterin
Ute Bingel aus Eisigho-
fen. Täglich gegen 6 Uhr
morgens füllt sie ihren
mobilen Laden mit fri-
schem Fleisch, leckeren
Wurstsorten und Sala-
ten und fährt mit Sohn
Sascha, ebenfalls Flei-
scher, Haltepunkte in den
Dörfern der Region an.
Die Bingels sorgen mobil für
das leibliche Wohl und haben
denWagennachmittags auf dem
Hof ihres Grundstücks geöffnet.
„Es ist ein schönes Gefühl, mit
meinenProduktenmobil zu sein.
Für mich bedeuten die Touren
mehralseineWarezuverkaufen.
Ich freue mich immer wieder,
die Menschen zu treffen und
mit ihnen zu sprechen“, so die
47-Jährige. „Bei älterenKunden
führt der Weg manchmal sogar
bis zu ihrem Kühlschrank. Ich
schaue, was wirklich frisch be-
nötigtwird.Ichbindannwirklich
der Metzger des Vertrauens, im
wahrsten Sinne des Wortes“,
freut sie sich.
Spezialität der Bingels – Ehe-
mann Gerhard wie der jüngste
Sohn Andreas sind ebenfalls
Fleischer – sind „Hüttenleib-
Fleischermeisterin sorgt mobil fürs leibliche Wohl
Steckbrief: Fleischerei Ute Bingel, Eisighofen
Gegr. 2003 | 6 Mitarbeiter (1 Meisterin) | eigene Produktion, mobi-
ler Verkauf, nachmittags Hofverkauf | Tel.: 06430/ 928012
Fleischermeisterin Ute Bingel und ihr Sohn Sascha
bieten ihre frischen Waren im Verkaufswagen an.
chen“. „Das sind gebratene und
geräucherte Schweinebauch-
scheiben, diemit einer speziellen
Würzmischung versehen sind.
Sie schmecken zumBrot ebenso
wie zu Kartoffeln“, verrät Ute
Bingel.
„Ich komme aus einer Fleischer-
familie. Mein Großvater, Vater
und meine beiden Brüder haben
den Beruf auch gelernt. Vom
Schlachten über die Produktion
bis zum Verkauf kenne ich alle
Sparten des Handwerks“, so
die Fleischermeisterin. Acht
Jahre führteUte Bingel inHahn-
stätten gemeinsam mit einem
ihrer Brüder einen Betrieb. Aus
familiären Gründen startete sie
2003einenNeuanfang.Zunächst
wurden fremde Produkte mobil
vertrieben. Der große Anklang
in der Bevölkerung ermutig­te
sie, eine Halle zu erwerben und
wieder selbst zu produzieren.
EhemannundSöhne,derjüngere
beginnt imJanuarmit demMeis­
terkurs, stärken ihr den Rücken.
Inzwischen ist ein zweites Ver-
kaufsfahrzeughinzugekommen,
zwei Verkäuferinnen ergänzen
das Team.
trug auch auf Landesebene den
Sieg davon. „Ich kann jedemnur
empfehlen, an den Leistungs-
wettbewerben teilzunehmen.
Man vertieft seine fachlichen
Fähigkeiten“, bekräftigt der
heute 27-Jährige.
DenMeisterbrief immer als Ziel
vor Augen entschließt er sich
noch während seiner Lehre,
sich bei der HwK Koblenz zum
Betriebsassistenten und zum
Fachkaufmann für Handwerks-
wirtschaft zu qualifizieren: „Die
Aufstiegsstipendium
Bewerbungsvoraussetzungen für das Programm „Aufstiegsstipen-
dium“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind
eine abgeschlossene Berufsausbildung, mindestens zwei Jahre
Berufserfahrung und ein Beleg der besonderen Leistungsfähigkeit.
ImaktuellenAuswahlverfahren ist dieOnline-Bewerbungbis zum9.
Februar 2010möglich.Weitere Infos, Tel.: 0261/ 398-585, Fax: -986,
E-Mail:
Teile III und IV der Meistervor-
bereitung hatte ich damit schon
mal in der Tasche.“ 2004 war
es schließlich so weit: Andreas
Schwedt durfte sich zu den Flie-
senlegermeistern zählen!
Als er von den Aufstiegssti-
pendien der Bundesregierung
erfuhr, erschien ein neues Ziel
vor seinen Augen: Ein Bauinge-
nieurstudium.Kurzentschlossen
bewarb er sich, durchlief das
dreistufige Auswahlverfahren
aus Online-Bewerbung, Prü-
fung der Leistungs- und Lern-
bereitschaft und einem Aus-
wahlgespräch und wurde als
Stipendiataufgenommen.„Das
Nervenaufreibendstewar, dass
ich auch einenStudienplatz be-
kommenmusste“,gibtAndreas
zu, der die gesamte Zeit auch
in Vollzeit arbeitete. Quasi
im letzten Moment erhielt er
in Bremen eine Zusage. Nun
freut er sich auf seine neuen
Herausforderungen.
Andreas
Schwedt
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