Handwerk Special Nr. 135 vom 12. Dezember 2009 - page 5

Zukunftsperspektive Handwerk: Im Wettbewerb Leistung gezeigt
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Nr. 135
12. Dezember 2009
Optimale Leistung honoriert
„Ich wollte mein Gesel-
lenstück so optimal wie
möglich gravieren. Dass
es mir einmal den Bun-
dessieg bringt, habe ich
nie erwartet“, bekennt
Nils Schäfer aus Nister-
berg im Westerwald.
Der 19-jährige Graveur, Fach-
richtungFlachgraviertechnik, ist
Bundessieger imLeistungswett-
bewerb des Deutschen Hand-
werks. Sein Gesellenstück, ein
Steuerungsgehäuse mit Front-
und Rückplatte, überzeugte die
JurorenzunächstaufLandes-und
danach auf Bundesebene. Ein
jeweils neu zusammengesetzter
Prüfungsausschussbewertetedie
eingereichten Gesellenstücke.
Die Arbeit von Nils erhielt stets
die Note 1,0.
SeineLehre absolvierte
NilsimelterlichenBe-
trieb, der Schilderfa-
brik Schäfer. Aus-
bilder war sein Va-
ter, Graveur Otmar
Schäfer. „Ich habe
meinen Sohn nicht
zur Graveurlehre ge-
drängt“, sagt er. „Ein
jungerMenschmussmit
Herzblut und Leidenschaft
Westerwälder Nils Schäfer ist Deutschlands bester Graveurjunggeselle
Die Sieger des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks (PLW): 5 Platzierungen auf Bundesebene
„Sie haben gezeigt, dass
Sie verstanden haben,
was in Ihrer beruflichen
Karriere wichtig ist:
optimale Leistung bei
optimalem Einsatz“,
begrüßte HwK-Präsi-
dent Werner Wittlich
die Sieger des PLWs.
Im Rahmen einer Feierstunde
in Anwesenheit von Persön-
lichkeiten aus Politik und
Wirtschaft erhielten sie zu-
sammen mit ihren Ausbildern
ihre Urkunden. Die Ehrung
übernahmen der neu gewählte
Präsident und der Arbeitneh-
mer-Vizepräsident Ulrich Fer-
ber. „JedenMorgen erwacht in
Afrika eine Gazelle. Sie weiß,
dass sie schneller sein muss
als der schnellste Löwe. Jeden
Morgen erwacht in Afrika ein
Löwe. Er weiß, dass er nicht
langsamer sein darf als die
langsamste Gazelle. Egal, ob
wir Gazelle sind oder Löwe
– wir müssen rennen!”, zitierte
Wittlich zuBeginn seiner Lau-
datio den langjährigen Bahn-
Manager Heinz Dürr. „Leistung
undWettbewerb stehen in einem
engen Verhältnis zueinander.
Das ist kein Spiel mit Worten
und Phrasen. Dahinter steckt der
Schlüssel unsererWettbewerbs-
gesellschaft. Und dasHandwerk
ist ein Teil davon“, so der Kam-
merpräsident. „Sie dürfen nicht
stehen bleiben. Ihr berufliches
Voranschreiten ist gleichsam
einDauerlauf. Immer aktuell auf
dem neusten Stand “, ermutigte
er die Preisträger.
41 Gesellen aus dem Bereich
der HwK Koblenz hatten sich
als Kammersieger für den Leis­
tungswettbewerb auf Landes-
ebene qualifiziert. Sie holten
24 Siege, sieben zweite und
fünf dritte Plätze. Ein Landes-
sieger wurde
Bundessieger,
drei erreichten
den Zweiten
und einer den
drittenPlatzauf
Bundesebene.
Inkurzen Inter-
views stellten
sich die Bun-
dessieger vor:
Graveur Nils
Schäfer aus
Nisterberg, der
seine Lehre im
elterlichen Be-
trieb„Schilder-
fabrik Otmar
Schäfer“ ge-
Er absolviert bereits die be-
rufsübergreifenden Teile III
und IV der Meisterprüfungs-
vorbereitung. So sehen dies
auch Sarah Roth aus Staudt
– Ausbildungsbetrieb „M+B
Betonbau GmbH“ in Bann-
berscheid – und Steffen Gürke
aus Windeck – Ausbildungs-
betrieb „Raiffeisen-Waren-
Zentrale Rhein-Main eG“ in
Flammersfeld – Bundeszweite
bei den Bürokaufleuten und
Mechanikern für Land- und
Baumaschinentechnik.
Die Leistungen von Stein-
bildhauerin Jennifer Wild aus
Breitenbach – Ausbildungs-
betrieb „Kirchberger Natur- u.
Betonsteinwerk“ in Kirchberg
– wurden im Bundeswettbe-
werb mit dem bronzenen Platz
belohnt.
Weitere Informationen zum
Leistungswettbewerb des
Deutschen Handwerks,
Tel.: 0261/ 398-641, Fax:
41 junge Gesellinnen und Gesellen hatten sich vom Kammer- bis
zum Bundesentscheid der Konkurrenz gestellt. Die HwK Koblenz
ehrte sie mit einer Feierstunde in Andernach.
die Ausbildung absolvieren,
nur dann wird er zufrieden und
glücklich im Beruf“, ist der 54-
Jährige überzeugt. So hat er es
bei seinenvierKinderngehalten.
Der älteste Sohn ist Tischler, die
beidenanderenarbeitenalsSteu-
erfachwirt und Erzieherin. Über
den Erfolg seines Jüngsten freut
sich die ganze Familie.
Meisterschule und
Schwedischlehrgang
„Mich hat die Arbeit im elter-
lichen Betrieb schon früh
fasziniert. Man kann
sowohl manuell als
auch maschinell
arbeiten und be-
nötigt viel Fin-
gerspitzengefühl.JedeGravurist
einOriginal,was einmal graviert
ist, ist geritzt“, schildert der
BundessiegerseineBegeisterung
für das Handwerk. Seinen Vater
beschreibterals„ausgeglichenen
und fairen Lehrherrn“, der ihn
„immer zu guten Leistungen
angespornt hat“. Im Familien-
betrieb wird jede Art von Schil-
dern (Bezeichnungsschilder,
Hinweisschilder,Typenschilder,
Firmenschilder, Fließ- und
Leuchtschaltbilder u.a.)mithilfe
vonCNC-Maschinenbeschriftet
und gefräst. Er stellt
auch Frontplat-
ten her, aus
denenSchaltpultefürMaschinen
zusammengebaut werden.
Trotz Technisierung in vielen
Bereichen kann auf Einfalls-
reichtum, Feingefühl und das
handwerkliche Geschick im
Graveurhandwerk nicht ver-
zichtet werden. Eigenschaften,
die Nils Schäfer auszeichnen
und jetzt honoriert wurden. Ein
Ehrenplatz wird die ihm von
Bundespräsident Horst Köhler
auf einer Festveranstaltung des
Deutschen Handwerks persön-
lich überreichte Ehrenurkunde
erhalten.DerBildungsgutschein
der HwK Koblenz, den er in
einer Feierstunde von Präsident
WernerWittlich bekommen hat,
soll die Basis für die Meister-
schule sein.
Neben dem Beruf geht Nils sei-
nenHobbysLaufenundFahrrad-
fahren nach. Außerdem lernt er
Schwedisch. „Das Land mit sei-
ner tollen Natur begeistert mich,
seit ich als Austauschschüler in
der 9. Klasse dort war. Hier gibt
es auch ideale Möglichkeiten
zum Angeln.“ Die Ruhe dafür
bringt der Westerwälder ja von
Berufs wegen mit ...
Steckbrief: Schilderfabrik Schäfer, Nisterberg
Gegr. 1982 | 4 Mitarbeiter | Frontplatten, Bedientafeln, Firmen-
schilder | Tel.: 02661/ 7944 |
Vater und Sohn Otmar und Nils Schäfer bilden ein
eingespieltes Team in der Werkstatt.
macht hat, möchte Meister in
seinem Handwerk werden und
später den elterlichen Betrieb
übernehmen. Kevin Naujo-
kat aus Koblenz, der bei der
HwK zum Informationselek-
troniker, Fachrichtung Bürosys­
temtechnik ausgebildet wurde
und den zweiten Platz belegte,
meinte, dieses Ergebnis sei für
ihn Ansporn zur Weiterbildung.
Der Graveur liefert
Präzisionsarbeit im
Bereich von Millime-
ter-Bruchteilen.
CNC-
Pro-
gram-
mie-
rung
gehört
dazu!
Foto: P!ELmedia
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