Handwerk Special Nr. 125 vom 25. Oktober 2008 - page 18

Geschmackvoll aus Meisterhand
Nr. 125
25. Oktober 2008
Nachgefragt
Obermeister Markus Kramb
Seit Frühjahr 2007
steht Fleischer-
meister Markus
Kramb an der
Spitze der Koblen-
zer Innung mit 38
Mitgliedsbetrieben.
Gemeinsammit dem
Vorstand und Eh-
renobermeisterHans
Werner Seul hat er
das 1. Koblenzer
Wurstkolleg auf den
Weg gebracht.
en. Blut- undLeberwürste oder
auchSülzenwerdentraditionell
direkt an den Schlachttagen
hergestellt und sind daher fes-
ter Bestandteil einer deftigen
Schlachtplatte.
Der Familien Rohwurst und
Schinkennimmt sichderOber-
meister selbst an. Hergestellt
werden sie unter Zugabe von
Koch- oder Pökelsalz. Viel Zeit
einmal um die Vorläufer der
Guinness-Weltrekorde.Vielesin
derWurstherstellungistbisheute
geblieben: Fleisch zerkleinern,
mischen, würzen, räuchern oder
trocknen – das alles ist Welterbe
seit Jahrtausenden.
Und so sei die Wurst auch
eines der ersten Convenience-
Produkte – zu übersetzen als
„Bequemkost“. Also ein Le-
bensmittel, das gegenüber einem
Rohprodukt bereits eine oder
mehrereBe-oderVerarbeitungs-
Einfach zum Anbeißen
Es geht um die Wurst!
Nein, diesmal ist es nicht
die Ansage einer beson-
deren Herausforderung.
Vielmehr verbinden
Obermeister Markus
Kramb und seine Flei-
scher-Innung Koblenz
damit die Einladung,
es sich beim 1. Wurst-
kolleg mit allen Sinnen
schmecken zu lassen.
Wie es sich für ein Kolleg
gehört, lernt man dabei auch
dazu. Wurstgeschichte und
Wurstgeschichtenbegleitendie
Präsentation von elf Sorten aus
sechs Meisterbetrieben in drei
Gängen. Völlig zu Recht ver-
spricht Meister Kramb aus St.
Goar einen „geschmackvollen
Abend“,derdiewissbegierigen
Teilnehmer von der Qualität
undVielfalt der handwerklichen
Wurstherstellung überzeugt.
Ehrenobermeister Hans Werner
Seul aus Koblenz beginnt mit
derKategorieBrühwurst:Fleisch­
wurst, Bierschinken, Puten-
jagdwurst oder Fleischkäse mit
allen ihren Variationen ... Von
Kuttern, demmaschinellen Zer-
kleinern undVermischen, ist die
Rede, vonWurstbrät, regionalen
Unterschieden und Rezepturen,
die derMode unterliegenwie bei
der topaktuellen Pizzawurst.
Herzhafter Genuss
ohne Reue
Und von der freiwilligen Selbst-
kontrolle des Fleischerfachver-
bandes zum Nutzen der Kunden
weiß er zu berichten. Sie bringt
übrigens regelmäßig ein wich-
tigesErgebnis hervor:Wurst aus
dem Meisterhandwerk enthält
deutlich weniger Fett als vom
Gesetzgeber erlaubt – und damit
auch als die Industrieware.
Meister überzeugen beim 1. Wurstkolleg der Fleischer-Innung
Die Fleischermeister Hans Werner Seul, Markus Kramb – mit der
Obermeisterkette von 1962 – und Martin Hemmerle (v.r.) präsen-
tierten beim 1. Koblenzer Wurstkolleg mit Wurstkenner Rainer Schul-
te Strathaus (2.v.l.) lukullische und geschichtliche Spezialitäten.
Wurstvielfalt III: Rohwurst
Wurstvielfalt II: Kochwurst
zumReifendurchTrocknenoder
RäuchernbrauchenSalami, Cer-
velat- oder Mettwurst, Zeit, die
sich anschließend in Haltbarkeit
auszahlt.
Meisterliche Produkte
mit Geschichte(n)
Garniert ist die praktische
Wurstschule durch Einwürfe
von Rainer Schulte Strat-
haus, dem Wurstkenner vom
Fachblatt „afz – allgemeine
fleischer zeitung“. Entgegen an-
ders lautenden Einschätzungen
sei das Fleischerhandwerk das
älteste Gewerbe der Mensch-
heit, habe doch Gott selbst
nach der Schöpfungserzählung
den ersten Menschen Felle als
Kleidung gegeben, wofür er
zuvor Lämmer habe schlachten
müssen. Vom Griechen Homer
bis ins Mittelalter belegt er
Wurstkämpfe – einmal ging es
um die Wurst als Siegespreis,
stufen erfahren hat und dadurch
die Zubereitung einer Mahlzeit
erleichtert und verkürzt. Und
wenn schon nicht im Fußball, so
sind die Deutschen wenigstens
bei der Wurstherstellung mit
mehr als 1.600 Sorten unange-
fochtene Weltmeister. Schulte
Strathaus ist sich übrigens
sicher – und schmunzelt, dass
Vegetarier nicht besonders alt
würden, sie sähen vielleicht nur
so aus ...
Wurstvielfalt I: Brühwurst
T
ipp
Herr Kramb, wen sprechen Sie mit dem Wurstkolleg an?
Das Wurstkolleg ist für uns ein Instrument der Öffentlichkeits-
arbeit und Imagepflege. Wir haben Repräsentanten aus Politik,
Medien und Gesundheitswesen eingeladen, also aus allen Be-
reichen, die im weiten Sinn im Bereich der Ernährung Meinung
bilden. DiesenMultiplikatoren machen wir deutlich, worum es in
den handwerklichen Fleischereifachbetrieben im Gegensatz zur
industriellen Fertigung geht. Wir stehen mit unseren Produkten
für regionaltypische Vielfalt.
Und den Endverbraucher überzeugen Sie ...
... an der Theke. Wir stehen Rede und Antwort zu allen Fragen
nach den verarbeiteten Bestandteilen oder den individuellen
Geschmacksvorlieben. Von der Qualität unserer Fleisch- und
Wurstwarenüberzeugen sichdieKundenunmittelbar undmit allen
Sinnen. Sie erkennen, dass die Meisterbetriebe mit ihrer Frische
undQualität einüberzeugendesPreis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Unter den Innungsmitgliedern haben wir ein echtes Wir-Gefühl
entwickelt, weil nicht die handwerklichen Fleischerbetriebe
untereinander in Konkurrenz stehen, sondern wir gemeinsam
gegenüber den Discounter-Theken.
Was macht Ihr Handwerk für einen jungen Menschen
interessant, wie gewinnen Sie Ihren Berufsnachwuchs?
Unser Handwerk ist ein gestaltendes Handwerk. Es fordert und
fördert Erfindergeist, wenn ich aus dem rohen Fleisch immer
neu eine Delikatesse mit einzigartigem Geschmack forme, einen
Genuss für den Kunden. Dies den Jugendlichen zu vermitteln, ist
nicht einfach. Deshalb gehen wir gezielt zu Berufsinformations-
tagen in die Schulen. Unser Fachverband hat dafür erstklassige
Materialien bereitgestellt.
EinnächstesWurstkollegfindetseinZuhauseimneuenHwK-
Berufsbildungszentrum für Nahrung und Gesundheit?
Wirfreuenunssehrdarüber,dassfürdieNahrungsmittelhandwerke
einemoderneAusbildungsstätteentsteht,inderLehrlinge,Gesellen
und Meister fit gemacht werden für die hohen Anforderungen
unseres Berufes. Gerne werden wir es für unsere Arbeit nutzen,
warum nicht auch und insbesondere für zukünftige Kollegs?!
Infos zum Fleischerhandwerk im
Internet unter
HS 71
Genuss pur
beim Bäcker
um die Ecke,
Konditor an der
Ausflugsroute
oder Fleischer­
imbiss in der
Mittagspause.
Die Meister
der Nah­
rungsmittel­
handwerke
punkten mit
der Qualität
ihrer
regional­
typischen
Produkte, die auch
preislich gegen die Industrieware aus den
Supermärkten besteht. Und mit Tipps zum Festtagsmenü.
Appetit auf
die Gruppe
d e r Ko c h -
wurst macht
der stellver-
tretendeOber-
meisterMartin
Hemmerle aus
Bendorf. Im
Gegensatz zu
Brühwürsten
sind Koch-
würste nicht
so schnittfest.
Neben Fleisch
enthalten sie
häufigInnerei-
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