Handwerk Special Nr. 122 vom 17. Mai 2008 - page 21

Handwerklicher Service am Ohr / Fachkräfte für das Handwerk
Nr. 122
17. Mai 2008
Gesuchte Kraft
Ein ehemaliger Zeitsoldat als Mitarbeiter? Anfänglich begeg-
nete Elektromeister Rainer Quirmbach diesem Gedanken
eher mit Skepsis. Zu wenig Berufserfahrung, nicht mehr
auf aktuellem Stand, hohe Gehaltsvorstellungen ... Diese
Sichtweise ist bekannt. Der Inhaber von Elektro Schmitz in
Wirges hat sich darauf eingelassen und dem ehemaligen
Soldaten auf Zeit Dirk Bellinghausen eine Chance gegeben.
Ausschlaggebend für die Entscheidung: „Die Möglichkeit, den
zukünftigen Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum ohne jede
Verpflichtung im Arbeitsalltag kennen lernen zu können.“ Im
Rahmen seiner Berufsförderung hatte Dirk Bellinghausen seinen
Elektrotechnikermeister und Betriebswirt gemacht, verfügte damit
sowohl über topaktuelle handwerklichewie auchunternehmerische
Kenntnisse, die es in der Alltagspraxis zu vertiefen galt. Dafür hatte
er mit dem Beratungszentrum Bundeswehr-Wirtschaft unter dem
DachderHwKKoblenz(Infounten)eineviermonatige„Ausbildung
am Arbeitsplatz“ zum Abschluss der Fachausbildung eingeplant.
„Eine reguläre Meisterstelle stand in unseremBetrieb nicht offen“,
so Rainer Quirmbach. Unter der Führung des 47-Jährigen steuert
der Familienbetrieb seit Jahren auf Expansionskurs. „Zu meinem
Naturell gehört, dass ich immer wieder alles auf den Prüfstand
stelle, nachWeiterentwicklungsmöglichkeiten suche und mir neue
Ziele setze. Unsere Betriebsanalyse hat gezeigt, dass wir durchaus
Verstärkung im Bereich der Elektroinstallation benötigen“ – auch
umZukunftsmärktewie dieGebäudeautomation (EIB) bedienen zu
Chance für Betrieb und ehemaligen SaZ
Fachkräfte aus dem Kreis ehemaliger Soldaten gewinnen
Als Ansprechpartner aus der
Wirtschaft steht den SaZ das
BeratungszentrumBundeswehr-
Wirtschaft unter dem Dach der
HwK Koblenz in allen Fragen
einer arbeitsmarktgerechten
Qualifizierung zur Verfügung
–unddamitauchdasHwK-Bera-
terteamfür Existenzgründungen
oder Betriebsübernahmen.
Informationen
im Koblenzer Beratungszent­
rum, HwK-City-Büro, Tel.:
0261/ 398-126, Fax: -934, E-
Die Töne des Lebens
Neben der ärztlichen
Versorgung leistet ein
Handwerksberuf seinen
Beitrag für ein unge-
trübtes Hörvergnügen:
der Hörgeräteakustiker.
Gab es vor 100 Jahren Probleme
beim Hören, half der lange
Ohrtrichter. Eine technisch ein-
fache Sache und ästhetisch eher
etwas für Unerschrockene. Das
sieht heute anders aus: Mit einer
wahrenHightech-Offensivewird
nach Hörfehlern gefahndet und
gezielt korrigiert.
„GutesHören ist Lebensqualität.
Betroffene wissen, dass man
schnell auch sozial den An-
schluss verliert“, weiß Thomas
Kühner aus Bad Kreuznach,
der sich zusammen mit seiner
Ehefrau Miriam Kühner, beide
jeweils doppelte Handwerks-
Ganz Ohr: Hörgeräteakustiker sorgen für mehr Lebensqualität
bewusstinErscheinungzutreten.
Das fängtmit der Farbgestaltung
an und endet mit dem Verzieren
beispielweise mit Edelsteinen.
„Man trägt, was einem gefällt.“
Die Verbindung
aus Technik und
Erscheinungs-
bild, der richtige
handwerkliche
Service und die
Ansprache der
Kunden – eine Kombination,
diedemEhepaarKühnerwichtig
ist und für den unternehme-
rischen Erfolg steht. „Das setzt
eine gründliche handwerkliche
Ausbildung voraus, die ihren
Abschluss im Meisterbrief fin-
det, der in unserem Handwerk
Voraussetzung für das Führen
eines Betriebes ist. Doch man
muss sich auch menschlich auf
jeden einzelnen Fall einstellen.
Die Zusammenarbeit mit den
Kunden ist ganz wichtig“,
unterstreichen Miriam und
Thomas Kühner, beide 30 Jahre
alt, sagen aber auch deutlich:
„Leider kommen viele Leute zu
spät. Hätten sie bei den ersten
Anzeichen für einen Hörverlust
einen Test gemacht, böten sich
nochganz andereMöglichkeiten
der Hilfe.“ Denn es ist nicht nur
das Ohr, das „runterfährt“, son-
dernauchderangesprocheneTeil
des Gehirns. So müssen beide
Bereiche nachdemEinsatz eines
Hörgerätes neu trainiert werden
auf das, was man Jahre nicht
mehr wahrnehmen konnte: Die
vielen, unterschiedlichen Töne
des Lebens.
Steckbrief: Die Ohrmuschel, Bad Kreuznach
Meisterbetrieb, gegründet 2007 | drei Mitarbeiter | Messung, Bera-
tung, Anpassung und Wartung |
meister im Optiker- wie auch
Hörgeräteakustikerhandwerk,
2007 selbstständig machte. Ihr
Unternehmen„DieOhrmuschel“
ist nun ganz Ohr im Namen
der Kunden und bietet alle
Leistungen für den akustischen
Anschluss an die Umwelt. Das
reicht vom Hörtest über die
Beratung, dasAusprobieren von
Hörgeräten, dessen Anpassung
bis zumService, „dennwie beim
Auto gibt es auch für Hörgeräte
Inspektions- undWartungsinter-
Modisches fürs Ohr: Hörgeräte können mit dem
richtigen Design zum Modeaccessoire werden.
valle“. Mit geübten Handgriffen
zeigen die Handwerksmeister
Kühner, was selbst an kleins-
ten Hightechwundern dank
handwerklicher Ausbildung
individuell aufKundenwunsch
nachjustiert werden kann.
Die digitale Welt hat längst Ein-
zugbei denHörgerätengehalten.
AmComputerwerdendieGeräte
der jüngsten Generation pro-
grammiert und erzielen Ergeb-
nisse, die bis vor kurzem unvor-
stellbar erschienen. Sie erkennen
ihrUmfeldundunterscheiden,ob
ein Fernsehprogramm läuft oder
der Träger im Restaurant sitzt
und sich unterhält. Alles dank
programmierbaremMikrochipin
einemkleinenGerät, das sich lo-
cker hinter der Ohrmuschel oder
direkt imOhr versteckt – „wenn
dies gewünscht wird“, ergänzt
Miriam Kühner, denn moderne
Hörgeräte haben durchaus das
Zeug, als modisches Accessoire
In Präzisi-
onsarbeit
passt
Kühn Hör-
geräte an.
Steckbrief: Elektro Josef Schmitz, Wirges
Gegr.1928 | Unterhaltungselektronik,Elektroinstallationu.-fachmarkt |
35Mitarb.(5Lehrl.) |Tel.:02602/60357 |
können und die stabile
Auftragslage durch
eine systematischere
Kundenakquise zu fes­
tigen.
Einem neuen Mitar-
beiter gewähre er die
berühmten 100 Tage,
sich auf den Betrieb,
die Kollegen und Auf-
gabeneinzustellenund
seineLernfähigkeitun-
ter Beweis zu stellen,
so Rainer Quirmbach.
Inzwischen hat sich
Dirk Bellinghausen
seit fast einem Jahr
bewährt.VondenAus-
schreibungen über die
Angebotserstellungbis
zur Ausführung auf
der Baustelle zieht er
die Strippen mit bei
Elektro Schmitz. Zu
seinenSchwerpunkten
wurden ferner eine
gezieltere Betreuung
der fünf Lehrlinge und Aufgaben in der Betriebssicherheit und
Unfallvermeidung – Bereiche, in denen ihm seine Erfahrungen als
Hauptfeldwebel der Bundeswehr zugute kommen.
„Der Übergang aus der Bundeswehr in das zivile Berufsleben
gestaltet sich für mich als nahtloser Lernprozess“, zieht Dirk
Bellinghausen eine erste Bilanz. Ebenfalls wichtig für ihn und
seinen Arbeitgeber: Verbleibende Ansprüche über den Berufsför-
derungsdienst der Bundeswehr (BFD) kann der Jungmeister für
noch erforderliche Anpassungslehrgänge nutzen. Konkret steht
dabei die Zertifizierung als EIB-Partner an.
1.000 Leuchten, 50 km Ka-
bel: Meister und Betriebs-
wirt Dirk Bellinghausen (l.)
betreut die Arbeiten auf der
Baustelle von Reifen Specht
in Ransbach-Baumbach.
Die Bundeswehr unter-
stützt über ihren Berufs-
förderungsdienst BFDSol-
daten auf Zeit (SaZ) bei der
Rückkehr indenZivilberuf.
Das Team vor Ort: Tho-
mas Kühn mit Ehefrau
Miriam (r.) und Mitarbeite-
rin Heike Partenheimer.
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