Handwerk Special Nr. 122 vom 17. Mai 2008 - page 13

Junge Unternehmer mit frischen Ideen erfolgreich
Nr. 122
17. Mai 2008
Nachgefragt
Mutmacher für Gründer
Tischlermeister
Maik Rönne-
farth: „Vieles lief
besser, als wir
gehofft hatten!”
Eigentlich war es als
Nebengewerbe ge­
plant, doch dann kam
alles anders: Maik
Rönnefarth und Boris
Ulmann starten 2003
mit ihrem eigenen
Tischlerunternehmen.
I
nfos
Und sagen heute, dass vieles besser lief, als sie es erwartet hatten.
„Bei der Finanzierung konnten wir uns zwischen zwei Banken
entscheiden.“Und sogar diePolitikbekommt lobendeWorte: „Wir
haben eine tolle Unterstützung durch die Gemeinde erhalten“, so
Rönnefarth und Ulmann, als es umUmwandlung des ehemaligen
Landwirtschaftsbetriebes zu einem Unternehmensstandort des
produzierenden Handwerks ging. Schließlich sei auch die Ent­
wicklung ihres Unternehmens viel besser verlaufen, als erwartet.
„Wichtig war uns immer ein gesundes Wachstum. Nur wenn die
Auftragslage stimmte, haben wir auch Stück für Stück in den
Betrieb investiert.“
Lohn dieser Strategie: Aus dem Zwei-Mann-Betrieb wurde eine
Tischlerei mit 11 Mitarbeitern, die auch weiterhin auf Wachs­
tumskurs ist. Jährlich wird ein Lehrling eingestellt, diese zählen
bei der Gesellenprüfung stets zu den Jahrgangsbesten. Doch ohne
Fleiß kein Preis: Die Gründer kommen locker auf eine Wochen­
arbeitszeit von 50 bis 60 Stunden und auch Urlaub ist erst ein
Luxus der jüngeren Firmengeschichte.
für Existenzgründer bei der HwK, Tel.: 0261/
398-203, E-Mail:
Weit weg von „normal”
Es hört sich visionär an,
wenn Maik Rönnefarth
über Unternehmertum
spricht: Jeder Mitarbei-
ter entscheidet selbst,
wann und wie lange er
arbeitet. Gemeinsam
geht es auf Kosten der
Firma in den Urlaub. Und
wenn der Chef dabei ist,
einen guten Auftrag an
Land zu ziehen, fragt er
bei den „Jungs“ nach,
was sie davon halten.
Was es besonders spannend
macht: Rönnefarth ist Chef und
leitet sein Tischlerunternehmen
nach genau diesen visionären
Grundsätzen.
Wie funktioniert ein Unterneh­
men, in dem das Durchschnitts­
alter der Mitarbeiter 24 Jahre
ist, in dem man gemeinsam in
den Urlaub reist? In dem es
eine freie Arbeitszeiteinteilung
gibt. In dem die Mitarbeiter
gefragt werden, geht es um die
Annahme einesAuftrages.Maik
Rönnefarth, 31 Jahre, seit 2002
und mit 24 Jahren Handwerks­
meister, seit 2003 und damit mit
25 Jahren selbstständig, gibt eine
kurze Antwort: „Super!”
Bis Februar 2009 sind die Auf­
tragsbücher der Tischlerei aus
Dernau (Eifel) randvoll. Gerade
hat man eine neue, knapp 1.000
qm große Halle bezogen, weil
die Produktion aus allen Nähten
platzte und die bereits schon
wieder mit dem hochmodernen
Maschinenpark ausgebucht ist.
Eine wirtschaftliche Erfolgssto­
ry, hinter der man ein beinhartes
Eine Tischlerei und ihr ungewöhnlicher Weg über das „Wir-Gefühl“
Steckbrief: Tischlerei Rönnefarth, Dernau
Meisterbetrieb, gegr. 2003 | 11 Mitarbeiter (2 Meister, 3 Lehrlinge)
kompl. Innenausbau, Terassen u.a. | Internet:
Maik Rönnefarth (links) und Boris Ulmann (3.v.r.)
und ihre „Jungs”, zu denen auch eine Frau gehört.
Management vermuten müsste.
Stattdessen steht vor dem Büro
des Chefs ein Kicker, wo man
nach Lust und Laune antreten
kann, stattdessen spürt man in
jedem Satz, den Rönnefarth,
der die Firma zusammen mit
KumpelBorisUlmanngründete,
über seinen Betrieb verliert, wie
wichtig ihm das Wohl seiner
„Jungs“ ist. Die reflektieren
diese Einstellung ihres Chefs.
„Wenn ich amSonntagnachmit­
tag anrufe und sage: ‚Leute, ich
brauch euch jetzt.’, stehen wir
alle gemeinsamamAbend in der
Werkstatt und arbeiten.“ Nicht
mitverbissenenMienen,sondern
mit Freude an dem, was man
gemeinsam gerade auf den Weg
bringt. „Das Wir-Gefühl ist uns
allen wichtig.“ Dabei leben die
Chefs Rönnefarth und Ulmann
diesenIdealismusvor.„Voracht,
neun Uhr abends haben wir nie
Feierabend.“
Holzwürmer überraschen
mit kreativem Auftritt
EineHerangehensweisemit Fol­
gen – in erster Linie Erfolg. „Der
Kunde spürt dieseAtmosphäre“,
weiß Rönnefarth. Schon der ers­
te Auftritt der „Jungs“ kommt
gut an: Einheitliche, moderne
Arbeitskleidung, vorne lächelt
das Firmenlogo, ein Holzwurm,
wie auch der Vorname des Mit­
arbeiters den Kunden an, hinten
verrät eine Notiz auf dem Kra­
gen, wie weit die handwerkliche
Karriereleitererklommenwurde.
„Meister“ steht da geschrieben
oder„Stift“.Dochegal,werinden
Klamotten steckt – stolz sind sie
alle, ein „Holzwurm“ zu sein.
Was die Dernauer aus Holz alles
zaubern können, das hat sich
längst über die Region hinaus
herumgesprochen.Aufträge von
Großunternehmen aus Stuttgart,
KölnoderDüsseldorf sinddabei,
„doch70bis 80Prozent kommen
vonPrivatleutenausderRegion“.
Und wer sagt, der Tischler um
die Ecke und seine Möbel seien
mit Blick auf die Konkurrenz
großer Einrichtungshäuser ein
Auslaufmodell, wird überrascht
sein, für welche Fälle man die
Holzwürmer bemüht. Vomklei­
nen Einbauschrank bis zur kom­
pletten Küche oder eine ganze
Hotelreinrichtung ist alles dabei.
Auch inderAhr-Akademie, dem
jüngsten HwK-Zentrum in Bad
Neuenahr-Ahrweiler,packendie
Dernauer Tischler beim Umbau
kräftig mit an.
Küche der Extraklasse, die in Gestaltung und hand-
werklicher Ausführung überzeugt.
Möbelbau für innen (links) und außen (oben),
für die die Dernauer Tischler auch gleich die
gesamte Terasse liefern.
Für Tischler beginnt der
nächste Meistervorberei­
tungskurs bei der HwK-
Meisterakademie am 1.10.
in Vollzeit, der nächste
Teilzeitkurs am 5.12.
Im Zimmererhandwerk star­
tet ein Vollzeitmeisterkurs
am 20.10., in Teilzeitform
am 26.9. Alle Meistervor­
bereitungskurse finden in
Koblenz statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurse
Tischler und Zimmerer
Info-Tel.: 0261/ 398-415
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14-15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...28
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