Handwerk Special Nr. 118 vom 1. September 2007 - page 16

Im Dialog mit der Politik – Der Mensch hinter dem Namen
Nr. 118
1. September 2007
„Habe eine Kämpfernatur“
Er ist der jüngste CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende
in der Geschichte von Rheinland-Pfalz und der zweitjüngs-
te bundesweit. Christian Baldauf, Jurist und Fachanwalt
für Arbeitsrecht, ist seit Juli 2006 Chef der Landespartei.
Wir begleiten ihn auf der Fahrt von seinem Wohnort in
Fran­kenthal in die CDU-Landtagszentrale nach Mainz.
Im Gespräch mit Rheinland-Pfalz-CDU-Chef Christian Baldauf
und Mitglied der Mittelstands-
vereinigung zu Handwerkern
hat. „Ich spreche mit vielen
Inhabern kleiner und mittlerer
Unternehmen und kenne daher
ihre Sorgen. Der Mittelstand
trägt dieWirtschaft. Drei Viertel
der Arbeitsplätze, 85 Prozent
der Ausbildungsverhältnisse
dokumentieren das. In Zeiten
des steigenden Konkurrenz-
druckes brauchen die Betriebe
Entlastungen, umsich amMarkt
behaupten zu können. Die Her-
aufsetzung des Steuerbonus auf
Handwerkerleistungen wäre im
Sinne der Unternehmen. Wir
können der Schwarzarbeit nur
entgegenwirken, wenn die Mar-
ke Handwerk im Bewusstsein
der Bevölkerung wieder stärker
verankert ist. Dazu gehört das
Wissen, dass der Bäcker von
nebenan ein Hightech-Mann ist.
Hightech ist aber nicht ein Syn-
onym für Qualität. Der Begriff
Handwerk ist vielschichtiger
denn je.Dasmuss denMenschen
bewusstwerden.Ichhabegroßen
Respekt vor den Leistungen des
Handwerks undwerde dies auch
nach außen tragen.“
Mit Menschen zu diskutieren,
ist seine Sache. Auch deshalb
hat er heute noch ein paar feste
Mandanten,um„imPolitgesche-
hen nicht abzuheben und bei den
Leuten zu bleiben“. „Wir dürfen
nicht so viel Zeit für unsere
parteiinternen Tagungen ver-
wenden“, fordert er, „sie ist vor
Ort beim Handwerker, Bauern
oder Winzer besser angelegt. In
der Kommunalpolitik müssen
wir wieder stärker werden.
Dort erfahren wir die Nöte der
Leute.“
Offen sein
bei der Berufswahl
Stichwort Ausbildung: Ver-
lief sie bei Christian Baldauf
wunschgemäß? „Ich hatte in
der Schule als Leistungsfächer
Französisch, Mathematik und
Physik und habe mit dem na-
turwissenschaftlichen Bereich
geliebäugelt.Da ichmichbereits
mit16sehrfürPolitikinteressiert
habe, fand ich es ebenso interes-
sant,Gesetze zu formulierenund
anzuwenden. So beschloss ich,
Jura zu studieren.
Wie bewertet er den Einfluss
der Eltern bei der Berufswahl?
„Eltern sind gefordert, hinter
ihrem Kind zu stehen, auch
wenn es darum geht, schulische
Defizite auszubügeln oder opti-
male Chancen für einen guten
Abschluss herzustellen.“ Sein
Rat, wenn es bei der Berufswahl
nicht auf Anhieb klappt? „Nicht
versteifen, immer offen bleiben
für andere Richtungen.“
Wissen der Generation
55plus ist gefragt
Stichwort 55plus: „Stellen Sie
einen 55-Jährigen in Ihrer Kanz-
lei ein, Herr Baldauf?“ „Ja, mir
geht es um die Qualifikation,
um den Ehrgeiz des Bewerbers,
etwas leisten zu wollen, darum,
ob er ins Team passt. Das Alter
ist völlig egal.“ Baldauf betont,
dass die Wertschätzung älterer
Menschen ein wichtiger Pfeiler
seiner Politik ist. „Wir wollen,
dass dasWissen undKnow-how
geradevondiesenPersonennicht
sozialer und wärmer zu
wirken? „Wir müssen
durchehrlicheundrealis-
tische Argumente sagen,
warum wir das, was wir
machen, für und nicht
gegen dieMenschen tun.
Undwir brauchenwieder
eine Lichtgestalt in der
Union, die für die Werte
glaubhaft steht. Das hat
bei Helmut Kohl übri-
gens gut funktioniert.“
„Sind Sie Kohl-Fan?“
„Ja, unabhängig von
der Deutschen Einheit
hat er ein Lebenswerk
vollbracht. Er war sehr
geradlinig, stand oft in
der Kritik und wurde lä-
cherlich gemacht. Er hat
dieHürden par exellence
übersprungen und in der
eigenenParteieineStruk-
tur und Kultur gepflegt,
die uns vorangebracht
hat.“
Stärken
und Schwächen
Wir wollen noch etwas
mehr über den Privat-
mann wissen. Wo sieht
Baldauf, gerade 40 Jahre alt
geworden, ist gut gelaunt. Er
trägt Jeans und ein weißes
kurzärmliges Hemd. Ein ju-
gendlich-sportlicher Typ. Es
scheint, ihn drückt keine Last.
ImGegenteil, imGesprächwirkt
ersehrentschlossenundoptimis-
tisch. Immer wieder zeigt er ein
Blitzen in den Augen. „Ich will,
dass dieCDUwieder die stärkste
Partei wird in Rheinland-Pfalz.
Ich habe eine Kämpfernatur.“
Er sagt es engagiert, mit fester
Stimme, die keinen Zweifel an
seinenWorten zulässt. Christian
Baldauf gibt sich unkompliziert.
Er sagt gerade heraus, wofür
er steht, was seine Ideale und
Ziele sind.
Der Pfälzer bekennt, dass er
„keine Zweifel hatte, diese
Aufgabe leisten zu können, als
mir der Fraktionsvorsitz ange-
tragen wurde“. „Ich habe mich
allerdings mit meiner Frau, mit
Kollegen in der Kanzlei und
engen Parteifreunden beraten“,
räumt er ein. „Jetzt sieht er sein
Amt als „spannende und große
Herausforderung“, die ihn „mit
Stolz“ erfüllt. Ist die neueMacht
wichtig für Christian Baldauf?
„Wennesmirgelingt,durchmein
Amt Menschen in eine Richtung
zu führen, die allen nützt, auch
wenn dies für manchen im
Augenblick nicht einleuchtend
scheint, dann ist sie wichtig.“
DerFrankenthalerbetont,dasses
für ihn bei Amtsantritt zunächst
darum ging, in der Partei wieder
ein „Wir-Gefühl entstehen zu
lassen, nach vorne zu denken,
zu sagen, wir können das und
wir werden es schaffen, die Re-
gierung in den zentralen Fragen
der Landespolitik zu stellen“.
„Ich spüre in der Fraktion die
Sehnsucht nach Geschlossen-
heit.AllewollenineineRichtung
gehen.“
„Bäcker ist auch
Hightech-Mann“
Zu den Themen, die die CDU-
Politikbestimmen, zähltBaldauf
vor allem Bildung und Wirt-
schaft. Er berichtet von zahl-
reichen Kontakten, die er auch
als Fachanwalt für Arbeitsrecht
er selbst seine Stärken und
Schwächen? „Ich bin ehrgeizig,
habe einen langen Atem, kann
einstecken, aber auch austeilen.
Harte Auseinandersetzungen
kannichmeistern,dasmussteich
als Anwalt oft.“ Baldauf verrät,
dass er sehr religiös geprägt ist
undesihmimmerwiedergelingt,
den neuen Tag „mit Freude zu
beginnen. Ich komme aus der
katholischen Jugend und es war
für mich immer wunderschön,
amLagerfeuer zu sitzen und den
Tag gemeinsam zu beenden“.
Wenigermag er seineUngeduld,
das manchmal „Unvermögen,
mein Zeitbudget optimal einzu-
teilen und somit mehr Zeit für
meine sieben- und fünfjährigen
Kinder zu haben“. Entspannen
kann er beim Mountainbiken,
Schwimmen und Tauchen.
Er schätzt Menschen, die sich
engagieren, die kreativ sind,
anpacken, solche, die etwas für
andere leisten. Menschen mit
Rückgrad, die ihre Meinung
vertreten, aber auch zugeben,
wenn sie falsch gelegen haben.
BlindenEhrgeiz, Egoismus, pro-
filieren auf Kosten anderer lehnt
er ab. Privat wünscht er sich, mit
„meiner Frau die Diamantene
Hochzeit zu feiern“ und dass
„meine Kinder mir in 20 Jahren
mal sagen, dass sie es gut finden,
dass ich ihr Papa bin“.
„UndwerdenSieder nächsteMi-
nisterpräsident?“ – „Das sehen
wir dann. Aber darauf arbeiten
wir ja hin.“
brachliegen. Sie
sollen beispiels-
weise stärker in die
Ausbildung junger
Menschen einbe-
zogen werden. Ich
erlebe, dass Men-
schen über 55 sich
engagieren wollen
und es ihnen weh
tut, nicht mehr ge-
braucht zu werden.
Hiermuss undwird
sich etwas tun“,
verspricht er.
WassolltedieUnion
generelländern,um
auf die Menschen
Kopfarbeit: Der rheinland-pfälzische CDU-Chef Christian
Baldauf im Büro der Landtagsfraktion.
Handar-
beit: Ganz
praktisch
befasst
sich
Christian
Baldauf
beim
Spargel-
stechen
mit Fra-
gen des
Arbeits-
marktes.
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