Handwerk Special Nr. 118 vom 1. September 2007 - page 15

Familienbetriebe: viel Tradition und beste Zukunftsaussichten
Nr. 118
1. September 2007
Frohe Kunde(n)
Dass seine Kunden sehr zufrieden sind, hat Malermeister
Rainer Günther jetzt auch schriftlich: Die Initiative „Qualität im
Handwerk“ zeichnete den 48-jährigen Meister aus Lehmen an
der Mosel mit dem Gütesiegel „Vom Kunden empfohlen“ aus.
„Es ist ein schönesGefühl, als bundesweit einer der erstenMalerbe-
triebe dieses Gütesiegel zu bekommen“, freut sich Rainer Günther.
Das Zertifikat der Initiative ‚Qualität im Handwerk’ wird nur an
Betriebe verliehen, die aus Sicht der Kunden besondere Leistungen
erbracht haben. In einer Skala von 1 bis 5, sehr gut bis mangelhaft,
werden beispielsweise Termintreue, Kompetenz, Kundenorientie-
rung, Sauberkeit und Preis-Leistungsverhältnis bewertet. „Ich habe
zu 95 Prozent private Kunden und stelle mich gern ihrem Urteil.
Ihre Meinung bestärkt mich in meiner Arbeit und spornt immer
wieder an. Eine bessere Werbung als
die Mund-zu-Mund-Empfehlung gibt
es nicht“, ist er überzeugt.
Gütesiegel für Maler Rainer Günther
Steckbrief: Maler Reiner Günther, Lehmen
Meisterbetrieb, gegr.: 1879 | 3 Mitarbeiter (1 Lehrling) | Raumde-
sign, Fußbodenbeläge, Fassadengestaltung | Tel.: 02607/ 6500
Prachtstücke aus Wachs
Kaum ein anderes Licht
verbreitet so eine ro-
mantische Atmosphäre
wie der Kerzenschein.
Weniger romantisch, da-
für aber sehr kreativ und
mit viel Technik geht es
bei Wachsziehermeister
Folkard Mentzer in As-
bach im Westerwald zu.
Der Handwerksbetrieb Mentzer
ist der einzige seiner Art im
nördlichenRheinland-Pfalz.Mit
seinen 10 Mitarbeitern produ-
ziert er täglich 500 kg Kerzen.
Sie werden aus Bienenwachs,
Paraffin oder Stearin gefer-
tigt. „Bei hochsommerlichen
Temperaturen müssen wir die
Produktion etwas drosseln, aber
sonstläuftdieKerzenherstellung
ohne Konjunkturdelle“, lacht
der Firmenchef. „Taufkerzen,
Hochzeitskerzen und Kerzen zu
Folkard Mentzer stellt von Hand aufwändig verzierte Kerzen her
eingesetzten Verfahren in der
Kerzenherstellung, kommt die
Kerzenziehmaschine zum Ein-
satz. Über zwei Trommeln läuft
der Docht. Dazwischen befindet
Bis zu 500 Kilogramm Kerzen fertigen die Mitarbei-
ter der Wachszieherei Mentzer an einem Tag.
Diplom-Kauffrau ist sie schon, jetzt lernt Julia Mentzer von
ihrem Vater Folkard das seltene Kerzenzieherhandwerk.
tive umgesetzt. Verzierungen,
hergestellt ausmodelliertenMo-
tivenoder feinenWachsstreifen,
werden so in Handarbeit auf die
verschiedenstenKerzenwie Os-
Steckbrief: Wachszieherei Mentzer, Asbach
Meisterbetrieb, gegr.: 1924 | 10 Mitarbeiter | Altar-, Tauf-, Zier-
kerzen | Tel.: 02683/ 4752 |
Jubiläen haben immer Saison“,
erklärt er. Hauptabnehmer sind
Kirchen im gesamten Bundes-
gebiet. Auch Privatkunden, weit
über dieRegionhinaus, kommen
nach Asbach, das unter Kennern
inzwischenals„Mekka“handge-
fertigter Kerzen gilt.
Handwerkliches Können
gefragt
Wie eine Kerze entsteht, erklärt
der 55-Jährige so: „Das Rohma-
terial sind Paraffinplatten. Sie
werden in großen Schmelzton-
nen bei 110 Grad aufgeschmol-
zen undmit anderenMaterialien
wieBienenwachs und härtenden
Stoffen gemischt. Beim Zieh-
verfahren, dem am häufigsten
sichdiemit flüssigemWachs ge-
füllteZugwanne.DerDochtwird
ständig durch die Wachswanne
geführt, bis der Kerzenrohling
den gewünschten Durchmesser
erreicht hat. Über eine Schneid-
einrichtungwirddieEndloskerze
auf die geforderte Länge gesägt.
Im Tauchverfahren erhält der
Kerzenrohling einen härtenden
und farblichen Wachsüberzug.
Die Technik des Wachsziehens
erfordert viel handwerkliches
Können.“ Mit Fingerfertigkeit
undvielLiebezumDetailwerden
Blüten geformt und andere Mo-
ter-, Tauf-, Hochzeits-,
Jubiläums- oder Ge-
burtstagskerzen ange-
bracht. Mit dem Pinsel
bekommt dieKerze den
farblichenTouch,selbst
Siebdruckekönnenauf-
gebracht werden.
Wahre „Schmuck-
stücke“ verlassen die
Mentzer Werkstatt.
Zum Anbrennen sind
sie eigentlich viel zu
schade. Das siehtMeis­
terMentzerzuRechtan-
ders. „Wir lebendavon,
dass ein Streichholz
dem Kerzendasein ein
Ende bereitet.“
Bald zwei Mentzer
Meister?
Seit 1924 stellt der von
seinemVaterWalter gegründete
Betrieb handwerklich gefertigte
Kerzen her. Im elterlichen Be-
trieb erlernte Folkard Mentzer
dasWachszieherhandwerk.1981
legte er die Meisterprüfung ab.
Tochter Julia studierte nach dem
Abitur Betriebswirtschaft und
absolviert jetzt eine Lehre zur
Wachszieherin.
„Ich möchte das Handwerk von
der Pike auf lernen und später
wiemeinVater denMeisterbrief
erwerben“, so die 25-jährige
Diplom-Kauffrau.
Der Malerberuf hat im Familienbetrieb Tradition. Malermeister
MartinGünthergründete1879imMoselorteinGeschäft.Derheutige
Chef ist sein Urenkel. „Hoher Anspruch an unsere Arbeit, Kon-
taktfreudigkeit, Einfühlungsvermögen sowie freundlicher Umgang
sind die Basis für den Erfolg des selbstständigen Malersmeisters.
Standardlösungen sind wenig gefragt“, weiß Günther. Ein Geselle
und ein Lehrling bilden mit ihm das Team. „Wer einen Fachmann
bestellt, erwartet, dass er Flair, Ideen und individuelle Atmosphäre
an die vier Wände bringt, eben eine besondere Leistung“, betont
er. Dazu zählen ausgewählte Mal- und Oberflächentechniken,
die ein neues Raumgefühl erzeugen. Günther erklärt, dass sich
beispielsweise ein kleiner Raum optisch vergrößern lässt, indem
er mit hellen Tapeten tapeziert wird. Ein ähnlicher Effekt entsteht
durch Tapezieren einer Dekorwand mit einem großen Muster, bei
der dezente Karos oder Glanzeffekte zur Geltung kommen.
„Pastelltöne sowie braune und erdigeFarben sindbeliebt.Grün- und
Olivtöne erleben derzeit ein Revival, ebenso ‚Schokolade’, ‚Rose’
und ‚Sand’. Bei den Tapeten stehen Barock- und Blumenmuster im
Vordergrund. Außerdem ist die Mischung verschiedener Muster
im Kommen. Ob mediterranes Flair, Landhausstil oder exotische
Ornamente, der Fantasie sind keineGrenzen gesetzt. Nur überladen
soll der Raum nicht sein. Besser ist es, nur eine Wand mit Mustern
zu versehen und den Rest des Zimmers einfarbig zu gestalten. So
lassen sich bewusster Akzente setzen“, rät der Fachmann.
Zu den zu-
friedenen
Kunden
von Rainer
Günther ge-
hören auch
die Inhaber
des Hotels
Traube in
Löf, dessen
Fassade der
Malermeister
gestaltete.
1...,4,5,6,7,8,9,10-11,12,13,14 16,17,18,19,20
Powered by FlippingBook