Handwerk Special Nr. 114 vom 3. November 2006 - page 16

Nadja Reichertz
CAT-Juniorenmeisterin mit 15
Aus der Tradition im Handwerk erwächst Innovation
3. November 2006
Nr. 114
Günsters „L’Eau de Noh“
Bad Kreuznacher Friseursalon feiert seinen 75. Geburtstag
In einem Interview im
„Oeffentlichen Anzei-
ger“ vom 18. Septem-
ber 1952 erklärte Juli-
us Günster: „Mir wur-
de das zu bunt, jeden
Tag zehn bis 15 Frau-
en wegzuschicken. Da
habe ich halt auch den
Damensalon eröffnet.“
Denn gegründet wur-
de der Friseursalon
Günster 1931 in Bad
Kreuznach als reiner
Herrensalon.
Sohn Jürgen Günster hatte die
Zeichen der Zeit in den 1960er
Jahren erkannt, ließ sich als Da-
men- und Herrenfriseur ausbil-
den und verbrachte seine Gesel-
lenjahre auf internationalem
Parkett. Beim Jubiläumsemp-
fang plauderte er kürzlich aus
dem Nähkästchen des 75 Jahre
alten „grünen Salons“, wie sein
Betrieb gerne genannt wurde.
Eröffnet hatte der 1903 gebore-
ne Julius Günster sein erstes
Geschäft 1931 in der Salinen-
straße, 1938 legte er die Meis-
terprüfung ab. Das Geld wurde
in den 1930er und 40er Jahren
vor allem mit Rasuren verdient
- 20 Pfennige zahlten damals
viele Kunden Tag für Tag da-
für. Sehr stark nachgefragt war
außerdem das Bartschneiden.
„Und gerade darin war mein
Vater ein wahrer Meister“, er-
innert sich Jürgen Günster.
1945 kehrte Julius Günster aus
der Kriegsgefangenschaft zu-
rück und fand seinen Laden in
Trümmern. Er fragte Nelly
Schmitthals, Bad Kreuznachs
bedeutende Kunstfotografin
und Immobilienbesitzerin, ob
sie nicht ein Ladengeschäft für
ihn hätte. Sie wusste Rat und
1973: Bürgermeister Josef Schmidt (r.) gratuliert
Julius Günster (l.) im Beisein von Sohn Jürgen
zum 70. Geburtstag.
vermietete Günster das Erdge-
schoss der Kurhausstraße 17.
Der Laden erstreckte sich da-
mals nur auf den vorderen Teil,
wo heute Zeitschriften, Kasse
und Tabakwaren platziert sind.
Im hinteren Teil wohnte die
Familie Günster.
Mit dem Friseurgeschäft ging
es schnell bergauf, denn der
Salon Günster profitierte von
seiner günstigen Lage im Her-
zen des Kurviertels. Damals
kreierte JuliusGünster auch sein
legendäres Haarwasser, das
„L’Eau de Noh“ („Nahe-Was-
ser“). Friseurmeister Friedhelm
Pfaff beispielsweise erinnert
sich: „Ein selbst hergestelltes
Haarwasser von Julius Günster.
UnsereBesatzer, die Franzosen,
waren ganz verrückt darauf.“
Jürgen Günster absolvierte sei-
ne Lehre von 1959-62 beim
Mainzer Modefriseur Arens.
Danach arbeitete er in interna-
tional renommierten Salons in
Zürich und Paris („Alexandre“).
Da sein Vater aber schwer er-
krankte, musste der Sohn an die
Nahe zurückkehren und den
väterlichen Betrieb überneh-
men. JürgenGünster setzte neue
Akzente, indem er den Damen-
salon ausbaute und später auch
den Verkauf von Zeitschriften
und Tabak integrierte.
Günster: „In den goldenen Jah-
ren hatte ich zwölf Mitarbei-
ter.“ Der Rückgang der Kur in
Bad Kreuznach und die zuneh-
mende Konkurrenz machten
dann auch dem „Friseurteam
Günster“ zu schaffen. Aber auch
in Krisenzeiten hielt Jürgen
Günster an seinem „Stecken-
pferd“, der Ausbildung des Be-
rufsnachwuchses fest und bil-
dete 31 Friseure aus. Wie ent-
spannt sich der Friseurmeister
vonEhrenamt - er engagiert sich
seit 1996 als Kreishandwerks-
meister und seit 1984 im
Berufsbildungsausschuss der
HwK - undBeruf?Günster: „An
HerdundBackofen. Hobbykoch
bin ich gerne und meine Roula-
den, Aufläufe und Käsekuchen
werden von Gästen gelobt.“
Gegr. 1931 3Mitarbeiter (1Meister) Damen- und Herrensalon
Zeitschriften und Tabakwaren Tel.: 0671/ 31606
Steckbrief: Friseurteam am Kurhaus, KH
Heribert Heinrich,
MdL, überreichte
Friseurmeister
Jürgen Günster
(l.) die Auszeich-
nung für langjäh-
riges ehrenamtli-
ches Engage-
ment in der Aus-
und Weiterbil-
dung.
22. Brotpfenniglauf am 11. November
Am Samstag, 11. No-
vember, startet der
22. Brotpfenniglauf
der Bäcker-Innung
von Kirn über Bad
Sobernheim nach
Bad Kreuznach.
Start ist um 12.00 Uhr an der
VolksbankNahetal amMarkt-
platz in Kirn. Der Erlös der
Aktion „Brotpfennig 2006“
geht anHilfseinrichtungen für
Kinder in Not. An dem Lauf
beteiligen sich ca. 50 Mara-
thonläufer aus Laufclubs und
Einzelläufer aus der Bäcker-
Innung. Das Etappenziel Bad
Sobernheimwird gegen 13.30
Uhr und das Ziel in der Fuß-
gängerzone von Bad Kreuz-
nach gegen 16.00Uhr erreicht.
Bei Start, Etappenziel undZiel
ist für das leibliche Wohl be-
stens gesorgt.
Infos bei der Kreishandwer-
kerschaft BadKreuznach, Tel.:
0671/ 836080, E-Mail: KHS_
Nadja Reichertz
heißt die neue
deutsche CAT-Meis-
terin der Friseure
in der Junioren-
klasse. Die 15-Jäh-
rige aus Ellenz an
der Mosel erreichte
für die geforderte
„Consumer-Föhn-
frisur“ 120 von 120
möglichen Punkten
und überzeugte die
Juroren auch mit
einer ausgefalle-
nen Abendfrisur.
Unter demMotto „Hair by night“ galt es, einHaarteil einzuarbei-
ten. Mit 118 Punkten blieb sie in diesemMetier nur zwei Punkte
unter der möglichen Höchstpunktzahl und erzielte mit ihrer
Gesamtwertung ein Traumergebnis. Nadja, die erst im August
ihre Lehre begonnen hat, ist die jüngste Siegerin aller Zeiten.
Figaros Blut hat sie in den Adern. Opa Kurt, Oma Irmgard, Vater
Ralf und Mutter Yvonne sind alle meisterlich im Umgang mit
Föhn, Kamm und Schere. Sie ist sozusagen aufgewachsen im
Salon ihrer Eltern. Antreffen kann man Nadja dort aber erst
wieder ab August nächsten Jahres. Dann setzt sie imBetrieb ihre
Lehre fort und wird ihn in ferner Zukunft in der fünften Gene-
ration führen. Zurzeit besucht sie für ein Jahr die Eliteschule der
Friseure in Mosbach amNeckar. Mit dem Beruf verwirklicht sie
ihren Traum. Schon als Schülerin trainierte sie bei dem der
Familie bekannten Bundestrainer der Friseure. Er erkannte früh
ihr Talent und förderte sie. Zu Recht, wie sie mit ihrem Sieg bei
den Juniorenmeisterschaften unterstreicht. Immerhin durften
Teilnehmer bis zum Alter von 25 Jahren an den Start gehen.
„Die Haarfarbe erzählt viel über die Persönlichkeit. Jeder möch-
te ein besonderer Mensch sein und die Haarfarbe sendet ein
Signal. Man kann sie nicht ablegen wie ein Kleid“, sagt Nadja,
die selbst eine magmafarbene Strähne im blonden Haar hat. Sie
schwärmt vonSträhnen die gepainted undPonys die ausgepointed
werden. „Friseure haben eine Macht. Sie sind echte Reformer.“
Nadja Reichertz bei ihrer
Meisterschaftsarbeit.
Mit fantasievollen Kreatio-
nen zum Meisterbrief: Vom
Haarschnitt über die Farbe
und das Outfit bis zum Na-
geldesign stylten die ange-
henden Meister ein Paar zu
einem frei gewählten The-
ma. „Adam & Eva“ wählte
Morin Volkland. Infos zu
den HwK-Meisterkursen,
Tel.: 0261/ 398-415, E-Mail:
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20
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