Handwerk Special Nr. 109 vom 4. Februar 2006 - page 20

Sein Großvater Karl
Rousek war Schnei-
dermeister in Prag
und kam nach dem
Deutsch-Französi-
schen Krieg von 1870/
71 als Uniformschnei-
der nach Berlin. Die
Wurzeln des Familien-
namens reichen bis zu
den Hugenotten des
frühen 18. Jahrhun-
derts zurück und lei-
ten sich von „Rous-
seau“ ab.
Wenn Werner Rousek beginnt,
aus seinen Erinnerungen und
Nachforschungen zu erzählen,
wird ein Stück europäischer
Geschichte lebendig. Der 76-
Jährige lebt in Namedy und er-
hielt kürzlich seinen Goldenen
Meisterbrief - 50 Jahre, nach-
dem er seine Prüfung im Elek-
troinstallateurhandwerk abge-
legt hatte. Viele Jahre hatte er in
verantwortlichen Positionen in
der Industrie gearbeitet. „Mei-
nen Meister habe ich aber im
Handwerk gemacht, die Hand-
werkskammer war in Sachen
Fortbildung schon in den 50er
Jahren eine erste Adresse, als es
die Ausbildung zum Industrie-
meister noch gar nicht gab.“
Aber zurück nach Berlin, wo
Werner Rouseks Vater bereits
als Kind sehr früh zum Voll-
waisen wurde. Auf Fürsprache
ihrer Königlichen Hoheit Jose-
phine von Belgien, verheiratet
mit Prinz Carl Anton von Ho-
henzollern-Sigmaringen, arbei-
tete er zunächst alsKammerdie-
ner amBerliner Hof der Familie
Hohenzollern. Mit Erwerb und
Umbau der BurgNamedy durch
Handwerk im größer werdenden Europa
4. Februar 2006
Nr. 109
Eine europäische Geschichte
„Goldmeister“ Werner Rousek und die Burg Namedy
der 2. Weltkrieg seine Schul-
zeit, er kam an den Westwall.
Zurückgekehrt in die Heimat
fand die ausgebombte Familie
wiederum Unterkunft in der
Burg, die somit auch für Elektro-
installateurmeister Werner
Rousek zur Heimat wurde. „Die
Geschichte von Namedy“, die
mit ihrer Hohenzollern-Burg
über Jahrzehnte auch zu der sei-
ner Familie wurde, schrieb er in
einem 1998 erschienenen Buch
nieder.
HwK-Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen Wilbert
überreicht Elektroinstallateurmeister Werner
Rousek namens der Handwerkskammer den
Goldenen Meisterbrief.
Rumänische Abgeordnete zu Gast
Handwerksordnung
I
nfos
Rumänien bereitet
sich auf den EU-Bei-
tritt im Jahr 2007 vor.
Ein intensiver Informa-
tions- und Erfahrungs-
austausch, wie ihn die
HwK Koblenz und ihre
Ost-West GmbH seit
fünf Jahren im Rah-
men eines Partner-
schaftsprojektes mit
Mittelstandsorganisa-
tionen in Rumänien
führen, richtet das Au-
genmerk besonders
auf die Schaffung von
tragfähigen Rahmen-
bedingungen für das
Handwerk.
Im Rahmen dieses Partner-
schaftsprojektes besuchten
jetzt vier Abgeordnete der
Demokratischen Partei - sie
ist Regierungspartei im ru-
mänischen Parlament - die
HwKKoblenz, begleitet von
dem Berater des Präsiden-
ten der rumänischen Part-
nerorganisationundder Lei-
terin desHwK-Projektbüros
in Bukarest. Sie arbeiten an
der Vorbereitung einer
Handwerksordnung für ihr
Land mit und informierten
sich über die Organisation
des Handwerks in Deutsch-
land.
HwK-Vizepräsident und Ehrenkreishandwerks-
meister Werner Wittlich (Mitte) erläuterte den
rumänischen Parlamentariern in Montabaur die
Aufgaben und Arbeitsweise der Kreishandwer-
kerschaften und Innungen.
Die HwK Koblenz führt das Partnerschaftsprojekt mit drei
Mittelstandsorganisationen Rumäniens durch. Es wird vom Bun-
desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung (BMZ) finanziell gefördert und über die Stiftung für
wirtschaftliche Entwicklung und berufliche Qualifizierung
(SEQUA) abgewickelt.
Infos bei der Ost-West GmbH der
HwK:
In Gesprächen mit Partnern des
Handwerks beleuchteten sie die
Zusammenarbeitmit Politikund
Rechtspflege. So empfing sie
auch der rheinland-pfälzische
Wirtschaftsminister Hans-Ar-
thurBauckhage. Dabei standdas
Wechselspiel zwischen Politik,
Landesregierung und der hand-
werklichenSelbstverwaltung im
Mittelpunkt. Über die komple-
xen Bereiche der Zusammenar-
beit und die Kontrollmecha-
nismen diskutierte die Delega-
tion aus Rumänien mit dem
Leiter des Handwerksreferates
im Ministerium, Dr. Fred
Schmittgen.
Zu den wesentlichen Themen
des Besuches gehörte für die
Parlamentarier auch die „Duale
Ausbildung“ in Deutschland.
Auf dem Besuchsprogramm
standen daher sowohl die Be-
sichtigung der modernen HwK-
Berufsbildungszentren als auch
ein Besuch der Berufsschule für
Technik. Alle vier Parlamenta-
rier zeigten sich nicht nur tief
beeindruckt von derVielfalt und
Leistungsfähigkeit des Hand-
werks in Deutschland, sondern
nahmenauchwichtigeAnregun-
gen für die Entwicklung einer
Handwerksordnung für Rumä-
nien in den kommenden Mona-
ten mit nach Hause.
die Hohenzollern zog auch Karl
Rousek an den Mittelrhein um
und lebte in dem fürstlichen
Anwesen.
Durch die Wirren des 1. Welt-
krieges und den baldigen Tod
Carl Antons folgte die Auflö-
sungderHofhaltung inNamedy.
Der inzwischen verheiratete
Karl Rousek wechselte 1921 in
eineAnstellung bei Rasselstein.
1929 kam Werner als jüngster
von drei Brüdern auf Burg Na-
medy zur Welt. 1944 beendete
Studiendirektor Helmut Pflug feierte seinen 90. Geburtstag
Auf ein erfülltes Leben
blickt Studiendirektor
a.D. Helmut Pflug zu
seinem 90. Geburtstag
zurück, den er am 23.
Januar feierte.
Aufgewachsen in Oberlahn-
stein studierte er nach demAbi-
tur Pädagogik in Weilburg.
Bevor er als Volksschullehrer
in den Beruf einsteigen konn-
te, wurde er 1937 zu Reichs-
arbeitsdienst und Wehrmacht
eingezogen. Nach schwerer
Verletzung in Russland und
Wiedergenesung übernahm er
1946 seine erste Fachklasse an
der gewerblichen Berufsschule
in Koblenz und blieb bis zu sei-
ner Pensionierung 1977Berufs-
schullehrer für die angehenden
Kfz-Mechaniker.
1948 übernahm Helmut Pflug
den ersten Lehrauftrag in der
HwK-Meisterprüfungsvorbe-
reitung und engagierte sich seit
1952 im Meisterprüfungsaus-
schuss für Kfz-Mechaniker. In
den folgenden 54 Jahren wur-
de er in 22 verschiedenen Prü-
fungsausschüssen tätig und hat
bis heute etwa 12.000 ange-
hende Meister in 80 Hand-
werksberufen geprüft, im Kfz-
Handwerk im fachlichen und
in den anderen Berufen im pä-
dagogischen und betriebswirt-
schaftlichen Teil.
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