Handwerk Special Nr. 105 vom 21. Mai 2005 - page 8

Automobiler Schmuck für ein schmuckes Auto / Schüler-Praxistage
21. Mai 2005
Nr. 105
Goldener Lüftungsschalter
mit Diamanten besetzt ...
Schmuckhersteller aus Idar-Oberstein liefert Rolls-Royce-“Zubehör“
Wir haben ein Bauteil im Rolls-Royce
gesucht, das seit der ersten Baureihe
vor 100 Jahren unverändert blieb -
und es schließlich im Lüftungsschal-
ter gefunden.“
Brüder Mayer über ihren Auftrag für
die automobile
Edelmarke
Mit der Marke verbindet sich
weltweit Luxus, eine „very old
english tradition“, Handarbeit
und das Automobil schlecht-
hin: Rolls-Royce. Seit nun-
mehr 100 Jahren baut die
Marke mit dem Silberengel auf
der Haube Traumwagen. Ein
Grund zum Feiern, dachten
sich die Engländer und legten
eine Sonderauflage von 35
Stück des „Jahrhundert-Phan-
toms“ auf. Das i-Tüpfelchen
als „Zubehör“ zum rollenden
Superstar (Preis über 400.000
Euro) aber kommt aus Idar-
Oberstein.
Mit Autos hat die Arbeit von
Frank und Stefan Mayer nur be-
dingtzutun:GutgepanzerteFahr-
zeugebringendafür dieRohstof-
fe und holen die fertigen Arbei-
ten wieder ab. Was dazwischen
liegt? „Wir fertigen Schmuck“,
gebendieBrüderAuskunft.Aber
was für welchen! Aus Gold, Pla-
tin oder Diamanten schaffen sie
wahre Kunstwerke, die schließ-
lich in aller Welt getragen wer-
den.„EsisthochwertigerSchmuck
imoberenPreissegment, denwir
ausschließlich an ausgesuchte
Facheinzelhändler in Europa,
gegründet 1950 Entwurf und Herstellung hochwertigen Schmucks
40 Mitarbeiter Internet:
Steckbrief:Heinz Mayer OHG, Idar-Oberstein
Amerika,AsienundArabien lie-
fern.“Was nach einemMärchen
austausendundeinerNachtklingt,
fing 1950 an. Damals gründete
Vater Heinz Mayer ein Unter-
nehmenzurSchmuckherstellung
und spezialisierte sich auf die
Fertigung von Ringen. Schnell
wurde der Name „Ring-Mayer“
zumSynonym für die Arbeit des
Familienunternehmens, das sich
seit 1599 der Edelstein- und
Schmuckbearbeitung widmet.
So wie sich die Märkte in den
Jahrenveränderten,sopasstesich
der Betrieb den Wünschen sei-
ner Kunden an. Seit Mitte der
1980er Jahre wurden auch Arm-
bänder gefertigt. Und damit ver-
bindet sich die Geschichte der
englischen Autobauer mit den
anspruchsvollen Schmuckar-
beiten der Idar-Obersteiner.
Rolls-Royce-Connection
Rolls-Royce wollte seinen Kun-
dennichtnureinexklusivesAuto
bieten, sondern auch das pas-
sende Schmuckstück. Auf der
weltweiten Suche nach dem
Accessoire und seinem Herstel-
ler landete man schließlich bei
der Heinz Mayer OHG. Der
Auftrag für Stefan und Frank
Mayer sowie ihre rund 40Mitar-
beiter, darunter 2 Handwerks-
meister: Sie sollten ein Rolls-
Royce-typischesThemaaufgrei-
fen und gestalterisch in hoch-
wertigen Schmuck umsetzen.
„Also beschäftigten wir uns mit
demAuto“, verrät Gestalter und
GemmologeStefanMayer. „Wir
suchten nach einem Bauteil, das
sich in 100 Jahren nicht verän-
dert hat, das für Konstanz und
Tradition steht.“ Dafür machten
sich die Deutschen auf den Weg
nach England, sprachen mit In-
genieuren und Handwerkern,
durchsuchtenArchive. „Schließ-
lich fiel dieWahl auf eineSteuer-
kette“. Doch kurz vor der Abrei-
se besuchten die Idar-Oberstei-
nereinen97-jährigenRolls-Roy-
cer in seinem Altersheim. Er-
nüchterung: Bereits 1912 wurde
die Steuerkette völlig überarbei-
tet. Mit dem 97-Jährigen mach-
ten sich die Mayer-Brüder auf
Armbandkreationwieder,dienur
zusammenmit demJahrhundert-
Phantom bestellt werden darf
„und wird“, so Dipl.-Volkswirt
Frank Mayer. „Mehrere Kun-
den machen von dem Angebot
bereits Gebrauch.“
Was das Schmuckstück kostet,
ist Betriebsgeheimnis. Doch ein
japanischer Kunde lässt aktuell
ein kleines Museum bauen –
nicht für den Rolls, sondern für
das Armband ...
Im Rolls-Royce-Armband wird der Lüftungsschalter als
Motiv aufgegriffen. Dieser ist seit 100 Jahren unverändert.
Jedes Armband besteht aus 123 Einzelteilen. Nach dem
Gießen bringt die Säge die goldenen „Schalter“ in Form.
Stefan (links) und Frank
Mayer im firmeneigenen
Tresor, der auch die Rolls-
Royce-Armbänder beher-
bergt.
Patente Idee:
„Rolling Dia-
monds“ heißt das
geschützte Verfah-
ren, mit dem die
einzelnen Glieder
beweglich verbun-
den werden.
denWeg ins Werk, setzen ihn in
den jüngsten Phantom. Und der
Engländer wurde fündig: Der
Lüftungsschalter sah vor 100
Jahren aus wie heute.
Aus massivemGold, besetzt mit
feinsten natürlichenDiamanten,
findet sich der Schalter in der
Praxistage im HwK-Berufsbildungszentrum Bad Kreuznach
Zum 7. Mal in Folge seit 1999
veranstalteten die Sonderschu-
le AmEllerbach in BadKreuz-
nach und das Berufsbildungs-
zentrum Bad Kreuznach der
HwKKoblenz die „Praxistage“
für 24 Schüler der Klasse 9 a-c.
Der Grundgedanke der Praxis-
tage, den Schülern einenErleb-
nis getragenen Orientierungs-
rahmen für die Berufswahl zu
vermitteln, stand auch diesmal
im Mittelpunkt: Über die Her-
stellung von Einzelwerkstü-
cken und Projektarbeiten soll-
ten handwerkstypische Arbei-
ten und Werkstattatmosphäre in
den Berufen Metallbauer, Kon-
struktionsmechaniker, Maurer
und Zimmerer erlebbar gemacht
werden. Dies ermöglichte den
SchülerneinedirekteRückkopp-
lung auf eigene Berufspräferen-
zen und - neigungen einerseits,
den begleitenden Klassen- und
Arbeitslehre-Fachlehrern eine
praxisnaheÜberprüfungvorhan-
dener Begabungen hinsichtlich
der Berufseignung andererseits.
So entstand während der Praxis-
tageimHolzbearbeitungsbereich
ein Kicker-Tisch, den die Schü-
ler nach der Fertigstellung in
ihre Schule mitnehmen durften.
Dreimal wurden die Werkstatt-
teams neu zusammengestellt,
dreimal wurden am Ende eines
Werkstattblocks die Arbeit mit
den Jugendlichen ausgewertet.
Mehr als zufrieden zeigten sich
dabei Ausbilder wie auch Schü-
ler, die den Praxisbezug und die
interessanten, anspruchsvollen
Aufgabenstellungen lobten.
Weitere Infos bei der HwK,
Tel.: 0671/894013-810 oder E-
Mail:
Eines der Projekte, das von Schülern und HwK-Ausbil-
dern an den sechs Praxistagen angefertigt wurde: dieser
Kicker-Tisch wird künftig im Foyer des Schulgebäudes
zur abwechslungsreicheren Pausengestaltung beitragen.
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