Mit gezielter Vorbereitung erfolgreich in den Traumberuf starten
9. März 2005
Nr. 104
„Mein Meisterstück liegt im
Tresor meines Vaters. Es ist
eine Bockbüchsflinte“, so
Büchsenmachermeister Tho-
mas Spohr aus Großmai-
scheid. Mit gerade 24 Jahren
ist er der jüngste Büchsenma-
chermeister in Rheinland-
Pfalz. Mitte März wird er sei-
ne eigene Werkstatt mit La-
dengeschäft eröffnen.
„Eine Bockbüchsflinte hat oben
einen Schrotlauf und darunter
einen Kugellauf. Man hat also
zwei Waffen in einer und ist
bestens gerüstet für die Jagd“,
erklärt Spohr sein Meisterstück
und ergänzt, dass beispielswei-
se zur Niederwildjagd (Hase,
Fuchs, Fasan) die Schrotflinte
und zur Hochwildjagd (Wild-
schwein, Hirsch, Reh) die Re-
petierbüchse oder die kombi-
nierte Waffe mit Kugel- und
Schrotlauf zumEinsatz kommt.
Präzisionsarbeit im Visier
120 Stunden standen ihm zum
Bau der „Meisterwaffe“ zur
Verfügung. „Für eine gute, von
Hand gebauteWaffe, können es
auch bis zu 700 Arbeitsstunden
werden“, betont er. Gute Ware
hat ihrenPreis: Eine solche Flin-
te kann bis zu 12.000 Euro kos-
„Mein Meisterstück liegt im Tresor“
24-Jähriger aus Großmaischeid ist jüngster Büchsenmachermeister in Rheinland-Pfalz
ten. „Viel Geld“, räumt Spohr
ein, „aber geht ein Schuss bei
der Jagd daneben, darf es nicht
an derWaffe liegen. Die Schuss-
waffenwerdenmit großer Sorg-
falt zusammengebaut. Qualität
und eigene Sicherheit stehen
obenan. Außerdemhalten hand-
gefertigteWaffennahezu ewig“,
weiß er.
„Es ist ein spannendes Hand-
werk. Wir arbeiten mit vielen
unterschiedlichen Materialien
wie Horn, Holz und Metall, die
in ihrer Kombination funktio-
nieren. Präzisionsarbeit ist ver-
langt, Fingerspitzengefühl, aber
auch ein Gespür für die Form“,
beschreibt Thomas Spohr sei-
nen Beruf.
Und er erzählt, dass er sich da-
mit seinen Traum erfüllt hat:
„Auf jeden Fall wollte ich et-
was mit der Jagd zu tun haben,
das Jagdfieber brennt seit der
Meisterbetrieb im Büchsenmacherhandwerk Herstellung, Repara-
tur und Verkauf vonWaffen und Zubehör für Jäger und Sportschützen
Tel.: 02689/ 958582
Steckbrief: Thomas Spohr, Großmaischeid
Jugendzeit in mir. Mein Vater
ist Sportschütze, hat mich oft in
den Schützenverein mitgenom-
men und mir die Liebe zur Jagd
sozusagen in dieWiege gelegt.“
Als 15-Jähriger hat er zunächst
ein Praktikum bei einem Büch-
senmacher absolviert und nach
der Mittleren Reife im österrei-
chischen Ferlach fünf Jahre
Waffentechnik in Kombination
mit demAbitur gebüffelt. „Eine
Ausbildung, die der Büchsen-
macherlehre gleichgestellt ist“,
erklärt er.
Reparaturleistungen gefragt
Zurück inDeutschland, besuch-
te er in Ehlingen bei Ulm die
Meisterschule. „Neben den
praktischen Fertigkeiten, recht-
lichen und betriebswirtschaftli-
chen Kenntnissen, habe ich mir
in dieser Zeit auch großes theo-
retisches Wissen in meinem
Handwerk angeeignet. Allein
die verschiedenen Munitions-
kaliber füllen ganze Bücher.
Darüber hinaus gelten für den
Gebrauch von Waffen hohe Si-
cherheitsbestimmungen“, be-
richtet er. Den Jagdschein hat er
auch längst gemacht. „Mankann
über nichts reden, wasman nicht
kennt“, sagt Spohr. Schließlich
gehören Jäger und Sportschüt-
zen zu seinen Kunden.
Büchsenmachermeister
Thomas Spohr arbeitet in
seiner Werkstatt am Schaft
einer neuen Flinte.
Spohr ist sich sicher, dass das
Herstellen einer Waffe eher zu
seinen seltenen Aufgaben ge-
hören wird. Reparaturen an
Langwaffen jeder Art werden
jedoch immer gefragt sein. So-
wohl beimMontieren einesZiel-
fernrohres als auch beim Erset-
zen von gebrochenen Federn
oder Reparaturen am Schaft der
Waffe ist der Büchsenmacher
ein gefragter Fachmann. „Wir
leben vom Hobby unserer Kun-
den“, schätzt der jungeBüchsen-
machermeister ein. Er blickt op-
timistisch in die Zukunft. „Man
muss flexibel sein, dann kann
man in unserem Beruf auch ei-
nen Volltreffer landen.“
Erfahrungen der HwK-Aus-
bildungsberater zeigen, dass
eine große Zahl der Lehrab-
brüche im Handwerk auf
eine falsche Berufswahl-
entscheidung der Jugendli-
chen zurückzuführen ist.
Die jungen Leute können oft
ihre Fähigkeiten sowohl in der
Theorie, aber vor allem auch in
der Praxis nicht einschätzen. Sie
habenunrealistischeVorstellun-
gen vomangestrebtenBeruf und
erleben in der Berufswelt häu-
fig Schiffbruch. Die HwK Ko-
blenz beugt dem vor. „Wir wol-
len das Problem in den Griff
bekommen“, soHwK-Hauptge-
schäftsführer Dr. h.c. Karl-Jür-
gen Wilbert.
Die Handwerkskammer bietet
ein dreitägiges praktisches Pro-
filing in den Werkstätten ihrer
Berufsbildungszentren an. Er-
fahrene Ausbildungsmeister
und Praktiker checken die
psychomotorischenFähigkeiten
der Jugendlichen. Nach der
Auswertung der Testergebnisse
gemeinsam mit Pädagogen und
Handwerksmeistern schließt
sich eine Beratung durch einen
Ausbildungsberater an. Abge-
schlossenwird das Profilingmit
einem Bewerbertraining und
einer Optimierung der Bewer-
bungsunterlagen. „Diese neue
Testform wird in Kooperation
mit der Agentur für Arbeit auch
im Hinblick auf die jährliche
Ausbildungskampagne der
Kammer angewendet“, erläutert
Wilbert weiter.
De HwK führt das praktische
Profiling monatlich durch. Ju-
gendliche erhalten damit eine
Chance, den richtigen Beruf zu
wählen. Eltern und Lehrer er-
weitern die Möglichkeiten, ihre
Kinder bei der Berufswahl noch
besser unterstützen zu können.
Dieses Angebot basiert auf den
Erfahrungen des „Jobtesters“,
den die HwK Koblenz bereits
seit einem halben Jahr erfolg-
reich einsetzt, so beispielsweise
beim Sekundar-I-Fest und El-
tern-Infotag 2004. Dieses zwei
bis drei Stunden dauernde
„Kurzprofiling“ wurde in der
Vergangenheit von mehreren
Schulen im Rahmen eines Be-
rufs-Orientierungscamps ange-
fragt und genutzt.
Zum Einsatz kam der „Job-
tester“ auch im Rahmen eines
Projektes der Robert-Bosch-
Stiftung inZusammenarbeit mit
der HwK in Bukarest. Die Ro-
Lehrstellenabbruch lässt sich vermeiden
HwK Koblenz bietet „praktisches Profiling“ zur Berufsorientierung an
bert-Bosch-Stiftung finanziert
50 Jugendlichen eine Berufs-
ausbildung und suchte ein Aus-
wahlverfahren. Auf Grund der
positiven Ergebnisse soll der
„Jobtester“ jetzt landesweit in
Rumänien eingeführt werden.
Praktisches Profiling
Info-Tel.: 0261/ 398-324
Start in die Lehre
Informationen zum prakti-
schen Profiling bei der Pä-
dagogischen Anlaufstelle:
Tel.: 0261/ 398-324
Fax: 0261/ 398-989
E-Mail:
pa@hwk-koblenz.deInternet:
www.hwk-koblenz.de