Wärmepumpe: Moderne Heiztechnik, die langfristig Geld spart
9. März 2005
Nr. 104
Die Natur angezapft
Moderne Heizungsanlagen strecken ihre Fühler 100 Meter in die Tiefe
Erdwärme hört sich nach
Vulkan, heißen Quellen oder
blubberndem Schlamm an.
Spricht der Handwerker von
Erdwärme, geht es nicht um
Lava oder Geysire, sondern um
Temperaturen in Erdschichten
zwischen 40 und 100 Metern
Tiefe. Diese liegen bei etwa 12
Grad. Einem Einfamilienhaus
können diese Plusgrade, die
eher an einen Frühlingstag
erinnern als an sommerliche
Wärme, dennoch kräftig ein-
heizen.
Was die 12 Grad in 100 Metern
Tiefe so interessant machen, ist
die Konstanz und der riesige
Energiespeicher„Erde“.ObWin-
ter oder Sommer, ab rund 1,50
Meter Erdtiefe spiegelt sich das
in der gemessenen Temperatur
nicht mehr wider – diese bleibt
konstant und erhöht sich alle 100
Tiefenmeter um rund 0,5 Grad.
„Umgedrehter“Kühlschrank
Liebshausen im Hunsrück: Im
Garten von Volker Schmitt ver-
raten heute nur drei kleine runde
Deckel, dass hier vor Monaten
Bohrer bis in 100 Meter Tiefe
vorgedrungen sind. Den Auf-
trag, für seine Heizung die Erde
anzuzapfen, hat Schmitt, selbst
Bauunternehmer, dem ebenfalls
inLiebshausenansässigenHand-
werksunternehmen von Hei-
zungs- und Lüftungsbauermeis-
ter Heinz Echterbroch gegeben.
Für den 41-jährigen Unterneh-
mer und seine 6Mitarbeiter, dar-
unter zwei Meister und zwei
Lehrlinge, ist es nicht der erste
Auftrag dieser Art. Fast 10 An-
lagen haben sie bisher montiert.
„Im Haus ist der Unterschied
kaum zu erkennen. Größe und
Aussehen entsprechen konven-
tionellen Heizungsanlagen.“
DasFunktionsprinzip isteinfach:
WiebeimKühlschrankwirdüber
Ausdehnung und Verdichtung
eines Kältemittels auf der einen
Seite Abkühlung, auf der ande-
ren Seite Erwärmung erzeugt.
Was beim Kühlschrank auf der
Rückseite montiert ist und Wär-
me an die Umgebung abgibt, ist
in diesem Fall die Heizungsan-
lage des Hauses. „Durch die
Verdichtung des Kältemittels
schafft unsere Anlage 43 Grad,
die über einen Wärmetauscher
andasHeizungs-und Warmwas-
sersystem abgegeben werden.“
Energie liefert die Natur
DemInnenteil desKühlschranks
entspricht die Tiefenbohrung:
Hier gibt das gasförmige, abge-
kühlte Kältemittel die Kälte ab.
Nach 100 Metern in die Erde
hinein und wieder hinauf liegt
die Temperatur bei ca. 12Grad –
alsoder Temperatur imErdinne-
ren. Über den Verdichter wird
demSystemEnergie „zugesetzt“
–derKreislauf beginnt vonvorn.
„Eine sehr effektive Form der
Wärmegewinnung, denn drei
Viertel der Heizungsenergie
spendiertdieUmweltkostenlos“,
soEchterbroch. Nach spätestens
acht Jahren haben sich die An-
schaffungskostenvon ca. 35.000
Euro amortisiert.
„Die Erdwärme-Heizung ist
zwar teurer in der Anschaffung,
langfristig entlastet sie aber den
Geldbeutel erheblich.“
Ein weiterer Pluspunkt: Die An-
lagen sind sehr zuverlässig. „Wir
haben bei einer Heizung nach
sieben Jahren denKondensator -
ein eher kleines Teil - reparieren
müssen, ansonsten lief sie ein-
wandfrei.“
alle Arbeiten im Bereich Heizungs- und Lüftungsbau gegründet
1991 6 Mitarbeiter, 2 Lehrlinge Tel.: 06764/96 00 46
Steckbrief: Fa. Echterbroch, Liebshausen
Von der Beratung bis zur Installation
bietet das Handwerk in Sachen
Wärmepumpe alles aus einer Hand.
Konrad Vrbanatz (rechts) erläutert
einem seiner Kunden die moderne
Heiztechnik.
Wie funktioniert die „Erdwärme-Heizung“?
Heizungs-, Sanitär- und Lüftungsbau gegründet 1983 18
Mitarbeiter Tel.: 06747-8076
Steckbrief: Fa. Hölzmann & Vrbanatz, Emmelshs.
Bei dieser Heizungstechnik wird Wärme aus dem natürlichen Vor-
gang der Verdichtung und Entspannung eines Kühlmittels via Wär-
mepumpe gewonnen. Bei dem „umgekehrten“ Kühlschrank-Prinzip
(nicht die Kälte wird genutzt, sondern die anfallende Wärme) wird
einemSystem (der Heizung des Hauses)Wärme zugeführt. Nach dem
Entspannen der Kühlflüssigkeit verdampft diese. Dabei wird Kälte-
energie frei, die durch die Erde (Luft oder auch Wasserreservoire)
aufgenommenwird: DasKältemittel erwärmt sich. Über denVerdich-
ter wird anschließend dem System Energie zugeführt, anschließend
verflüssigt sich das Kältemittel wieder, wobei Wärmeenergie für das
Haus gewonnen wird. 3/4 dieser Energie steuert die Umwelt bei.
Wärme frei Haus aus der Luft
Im Garten des Neubaus
mit Erdwärme-
Technik verrät
nur ein kleiner
Deckel, dass es
hier für
Teile der
Heizung
100 Meter in die
Tiefe geht.
Auch im Unternehmen von
Dieter Hölzmann, 50-jähriger
Zentralheizungs- und Lüf-
tungsbauermeister, und Kon-
rad Vrbanatz, 47, spielt das
Prinzip, die Natur anzuzap-
fen, eine Rolle.
Auch kalter Luft „entlockt“ eine Wärmepumpe warme Temperaturen
Zum umfassenden Dienstleis-
tungsangebot des vor 22 Jahren
in Emmelshausen gegründeten
Betriebs mit seinen 18Mitarbei-
tern gehört neben den Arbeiten
imHeizungs-, Sanitär- und Lüf-
tungsbau auch die Installation
von Wärmepumpen-Systemen.
Auch hier kann, wie jüngst von
einem Kunden gewünscht, die
Erde angezapft werden. Doch
Geschäftsführer Konrad Vrba-
natz favorisiert eher, die nötige
Wärme der Luft zu entziehen.
„Die Anlagen sind billiger, da
die Tiefenbohrung mit rund
5000 Euro entfällt, außerdem
kann man sie ganz einfach an-
und abbauen.“
Die Faustregel bei Erdwärme
lautet: Um 4000 Watt Heiz-
leistung zu gewinnen, muss
dem System 1000 Watt Ener-
gie zugeführt werden.
Erfolgt der Wärmeaustausch
über die Luft, gibt die Anlage
3200 Watt ab – also 800 weni-
ger. DemBauherren eines Ein-
familienhausesempfiehltVrba-
natz, eher auf Luftwärmean-
lagen zurückzugreifen, die
durch eine Elektroheizeinheit,
die in dieHeizungsanlage inte-
griert ist, ergänzt wird. „Eine
Sicherheit, dass auch im aller-
kältestenWinter dieWohnung
warm ist.“
Das Heizungssystem imHaus,
das über eine Wärmepumpe
versorgt wird, sollte in jedem
Fall eine Fußbodenheizung
sein - so die Empfehlung der
Fachleute.
Heizungs-
und Lüf-
tungsbauer-
meister
Heinz
Echterbroch.