Handwerk Special Nr. 99 vom 2. Juni 2004 - page 8

Handwerk mit Innovationskraft / Im Ausland lernen
2. Juni 2004
Nr. 99
Sägewerkzeuge aus Kleinmaischeid
schneiden weltweit
Handwerksbetrieb bekam Innovationspreis
Das 1.300 Seelendorf Klein-
maischeid im rheinland-pfälzi-
schen Westerwald ist nicht nur
neues geografisches Zentrum
der Europäischen Union, es ist
auch der Firmensitz der Dramet
Draht- und Metallbau GmbH.
Die in dem Handwerksbetrieb
hergestelltencomputergesteuer-
ten Draht- und Bandsägen
schneiden weltweit jedes Werk-
stück, das ihnen vorgelegt wird.
DerAchtpersonenbetriebwurde
dafür mit dem Innovationspreis
desLandesRheinland-Pfalzaus-
gezeichnet.
Stabileres Band für feinste
Schnitte
„Am Anfang der Innovation
stand die Idee, ein reißfestes
Sägebandzuentwickeln,“soJür-
genHoffmann,Geschäftsführer
der Firma. Der promovierte
Maschinenbauingenieur, der
seit 1994 selbstständig ist, er-
zählt, dass bis dahin für klei-
ne Drahtsägen Sägedrähte
endlos verschweißt und mit
Diamanten belegt wurden.
„Durch Ersetzen des Drahts
durch ein endlos verbundenes
Seil wurde das bis dahin beste-
hende Drahtbruch-Problem ge-
löst. Mit diesen flexiblen Säge-
drähten ist es nun möglich klei-
ne wirtschaftlich arbeitende
Drahtsägen für den industriellen
Einsatz zu bauen und hier die
Vorteile desDrahtsägens zunut-
zen. Der Draht kann jede belie-
bigeRichtungschneiden,schnei-
det sich selbst frei, beliebige
Konturen können in einem Ar-
beitsgangherausgesägtwerden“,
erklärt er dieVorteile seines Pro-
dukts.
Schnittfläche wie spani-
sche Sektflasche
Neben den Drahtsägen werden
nun bei Dramet auch Diamant-
bandsägen gebaut. Ausgangs-
punkt war die Entwicklung ei-
nes dünnen, reißfestenDiamant-
sägebandes. Das wichtigste an
diesemSägebandist,dassesauch
bei vergleichsweise kleinenUm-
lenkrollen dauerlauffest und der
Schnittspaltmit 0,4-0,8mmsehr
klein ist. Das bedeutet wenig
Verschnitt und eine geringe
Wärmeentwicklung. Das Werk-
zeug muss weniger stark ge-
spannt werden, was vor allem
bei bruchgefährdetenWerkstof-
fen ein großer Vorteil ist. Durch
die hohe Bandgeschwindigkeit
von bis zu 2.500m/min. wird die
Schnittfläche in Schleifqualität
erzeugt. „Schneidet man bei-
spielsweiseGlasplatten, erinnert
die Schnittfläche an dieOberflä-
che spanischer Sektflaschen, sie
fühlt sich samtig an“, bringt
Hoffmann einen bildhaftenVer-
gleich. „Dadurch, dass das neu
entwickelte Band bei Verwen-
dung kleinerer Umlenkrollen
dauerhaft bruchfest ist, wird es
möglich, kleine und kostengün-
stigeDiamantbandsägen für den
Einsatz in der Produktion, im
Labor oder in der Qualitätskon-
trolle zu bauen“, erläutert er die
Auswirkung seiner Innovation.
Nicht von der Stange
„Wir fertigen individuell nach
Kundenauftrag. Bei uns gibt es
keine Diamantbandsäge von der
Stange“, betont Hoffmann. Er
erzählt, dass inzwischen Indu-
striefirmen auf der ganzen Welt
Sägeseile und Maschinen aus
Kleinmaischeid erwerben. „Sie
finden zu uns durchs Internet
-
Mund-Propaganda“, sagt er.
Hoffmann verschweigt auch
nicht, dass hinter seiner so sim-
pel aussehenden Innovation,
endloseDiamantsägebänder und
entsprechende Sägewerkzeuge
herzustellen, Jahre der Tüftelei
und Arbeit stehen. Es erfüllt ihn
mit Stolz, wenn auf der ganzen
Welt mit dem „Know-how aus
Kleinmaischeid“gearbeitetwird.
Der Innovationspreis ist für ihn
„AnerkennungundBestätigung“
zugleich. „Als Techniker spürt
man eine gewisse Befriedigung,
wenn man einen technischen
Prozess optimieren kann“, sagt
er. Hoffmann räumt dabei ein,
dass er letztendlich durch seine
Selbstständigkeit besonders an-
getrieben wurde. „UmEntwick-
lungsarbeit zubewältigen, ist ein
gutes Team notwendig“, lobt er
seine Mitarbeiter.
Dr. Jürgen
Hoffmann,
Geschäftsführer
der Dramet
Draht- und
Metallbau
GmbH, an einer
der Entwicklun-
gen seines
Unternehmens,
die „weltweit
alles schnei-
det, was
ihr vor-
gelegt
wird“.
Der sonst übliche Draht
von Endlos-
sägemaschinen wird bei
Dramet durch ein Seil
ersetzt. Damit konnten
die Bruchprobleme
gelöst werden.
Info-Tel.: 0261/398-223
Lehrlingsaustausch
Zehn Handwerkslehrlinge
aus dem Bezirk der Hand-
werkskammer Koblenz hat-
ten 14 Tage die Möglichkeit,
in ihrem Handwerk in Wien
zu arbeiten. Dabei konnten
sie den Charme Wiens ken-
nen lernen, Kontakte knüpfen
und die Tradition dieser
europäischen Metropole
erleben.
Damir Kopic, Gas- und Was-
serinstallateurlehrling aus
Neuwied, berichtet, dass er
freiwillig Überstunden ge-
macht hat, weil ihm die Ar-
beit so gut gefallen hat. „Die
Chefin hat mir ganz Wien
gezeigt“, erzählt Sarah Franz,
Goldschmiedelehrling aus
Idar-Oberstein. Ina Pick,
Tischlerlehrling aus Helmen-
zen, lernte neue Oberflächen-
bearbeitungsverfahren ken-
nen, die in ihrem Betrieb
nicht üblich sind. „Wien ist
eine Reise wert“- so das
übereinstimmende Fazit aller
Teilnehmer.
Die HwK Koblenz bietet den
Lehrlingsaustausch in Zu-
sammenarbeit mit der Wirt-
schaftskammer Wien, Sekti-
on Gewerbe und Handwerk,
an. Ziel der Austauschpro-
gramme ist, das Handwerk
im jeweiligen Land und sein
Ausbildungssystem kennen
zu lernen, neue Fachkennt-
nisse zu erwerben und damit
zur europäischen Verständi-
gung beizutragen. Neben der
Ausbildung in einem Hand-
werksbetrieb gehört auch das
Erkunden der Umgebung
dazu.
Die Maßnahme wird vom
Land Rheinland-Pfalz finan-
ziell gefördert.
Informationen zum HwK-
Lehrlingsaustausch-
programm unter Tel.: 0261/
398-223, Fax: -994, E-Mail:
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,...18
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