Handwerk im Winter vom 7. Dezember 2002 - page 9

Anzeigen
Aktuelle HwK-Weiterbildung: Betriebswirt des Handwerks,
Beginn 15. März 2003 / Infos: HwK Koblenz,
Tel. 0261/398-113
Großer Bahnhof
für die
besten
Junghandwerker
Sieger im Praktischen Leistungswettbewerb auf Landesebene geehrt
Die weltbeste Dachdeckerfamilie ist imWesterwald zu Hause
“Gute Mitarbeiter sind der größte
Schatz eines Unternehmens” lautet
ein Sprichwort. Was für eine Gold-
grube muss es dann sein, wenn
man unter 16 Mitarbeitern gleich
zwei der weltbesten Handwerker
ihres Faches hat...
Heinz Fischer, selbstständiger Dach-
deckermeister aus Gehlert imWester-
wald, ist ein sympathischer Mensch:
Wenn er erzählt, ist ein Lächeln im
Gesicht. Auch das, was er berichtet,
kann sich über einen Mangel an Hu-
mor nicht beklagen. Und doch gibt
es im Leben des 54-jährigen Dach-
deckermeisters einige Dinge, bei de-
nen er keinen Spaß kennt. So bei ei-
ner gründlichen Ausbildung seiner
Lehrlinge. Über 20 Jugendliche,
Mädchen und Jungen gleichermaßen,
haben im Unternehmen ihren Beruf
erlernt, viele arbeiten noch heute bei
Heinz Fischer, der 1974 seinen Meis-
terbrief ablegte. Zu den weltweit
Besten seiner Zunft zählt sein Sohn
Björn: 1999 wurde er beim Prakti-
schen LeistungswettbewerbWeltmei-
ster. Seine damalige Freundin Alex-
andra Kempf ist Anwaltsgehilfin,
doch das ändert sich, als sie in ihren
Ferien mit Freund Björn aufs Dach
steigt. “Ich habe just for fun mit an-
gepackt, hatte Spaß an der Arbeit...”.
Sie beschließt, einen zweiten beruf-
lichen Weg einzuschlagen...und er-
lernt ab 1998 im Unternehmen das
Dachdeckerhandwerk. Natürlich
auch wieder auf allerhöchstem Ni-
veau, was sich während der Teilnah-
me am Praktischen Leistungswettbe-
werb im Jahr 2000 niederschlägt:
Auch die junge Frau marschiert
durch alle Instanzen desWettbewerbs
und ist Deutschlands beste Dach-
deckerin. Bemerkenswert dabei:
Nicht wie im Sport, wo Frauen und
Beruflich
hoch hinaus
Männer getrennt um Medaillen
kämpfen, treten bei der Berufs-
meisterschaft beide Geschlechter in
einemWettbewerb an. Mit dem Sieg
nominiert sich Alexandra für die
Weltmeisterschaft, die im Herbst
2001 in der österreichischen Haupt-
stadt Wien stattfindet. Die Entschei-
dung fällt nach langen Bewertungen
und Beratungen der Jury hauchdünn
für einen Österreicher. Auf Platz 2
steht der Name von Alexandra
Kempf. Sie ist Vizeweltmeisterin!
Und damit als Frau in der absoluten
Weltspitze in einem eher männer-
geprägten Beruf etabliert.
Freund Björn ist inzwischen Hand-
werksmeister – und seit Sommer
2002 Ehemann. Eine Familie, bei der
man sich gar nicht vorstellen kann,
dass die nächste Generation etwas
anderes erlernt als das Dachdecker-
handwerk. “An Kinder denken wir
schon. Aber was sie einmal werden,
das überlassen wir ihnen selbst”. Und
wieder muss Schwiegervater Heinz
Fischer lächeln: Auch das nimmt er
mit Humor, ist es doch naheliegend,
wo die Familie beruflich zu Hause
ist, ganz oben, auf den Dächern...
Alexandra
Fischer hat
gut lachen:
Sie ist die
beste
Dach-
deckerin
der Welt.
Über 120 junge Handwerksgesellen haben sich bei dem diesjährigen Praktischen
Leistungswettbewerb auf Landesebene plazieren können. In der bis auf den letz-
ten Platz gefüllten Mittelrheinhalle (unten) erhielten sie ihre Anerkennungsur-
kunden. In einer Diskussionsrunde berichteten ehemalige Sieger von ihren Erfah-
rungen nach demWettbewerb.
Die besten Nachwuchshandwerker
aus Rheinland-Pfalz 2002 wurden
im Rahmen einer Feierstunde zum
Praktischen Leistungswettbewerb
in der Mittelrheinhalle in Ander-
nach geehrt. Harald Glahn, Staats-
sekretär im Ministerium für Wirt-
schaft, Verkehr, Landwirtschaft und
Weinbau, und Karl-Heinz Scher-
hag, Präsident der Handwerkskam-
mer Koblenz, überreichten den
Landessiegern und Platzierten
2002 ihre Anerkennungsurkunden.
„Das duale System gehört zu den
wirklichen Stärken des deutschen
Bildungssystems“, so Glahn auf ei-
ner Podiumsdiskussion im Rahmen
der Ehrung. Dies belege eine Studie
der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung,
zu der sich die wichtigsten Industrie-
staaten zusammen geschlossen ha-
ben. „Mit der Förderung der überbe-
trieblichen Lehrgänge werde das
staatliche Bildungssystem erheblich
entastet, da rein schulische Bildungs-
gänge die öffentlichen Haushalte um
ein vielfaches belasten“, argumentier-
te Glahn. Er verwies darauf, dass
2001 in den 43.866 rheinland-pfäl-
zischen Handwerksbetrieben über
29.575 Lehrlinge tätig sind. „Unter
dem Aspekt der Sicherung des
Fachkräftenachwuchses ist es not-
wendig, die Bedeutung des Hand-
werks für die mittelständische Wirt-
schaft hervorzuheben“, betonte
Glahn. Karl-Heinz Scherhag unter-
strich, dass die Vorteile des dualen
Systems für alle transparent sein
müssen. „Eltern sollen begreifen: Ok,
das ist ein Weg für mein Kind. Eine
Lehre ist der Grundbaustein für die
berufliche Karriere.“
Siege fördern Laufbahn
Teilnehmer der Podiumsdiskussion
waren auch Glasermeister Marco
Rees, Bundessieger Verglasung und
Glasbau 1994, sowie Dachdecker-
meister Björn Fischer, Weltmeister
1999 und seine Frau Alexandra,
Vizeweltmeisterin im Dachdecken
2002. Sie waren sich einig, dass Sie-
ge in Leistungswettbewerben förder-
lich für die berufliche Laufbahn sind.
Für Marco Rees und Björn Fischer
war der Sieg ausschlaggebend, den
Schritt in die Selbstständigkeit zu
gehen. „Wir wissen, was wir können
und wo wir stehen.“
Berufliches Kräftemessen
Seit vier Jahrzehnten stellt der
Handwerksnachwuchs sein Können
im Praktischen Leistungswettbewerb
unter Beweis. Teilnehmen können
Nachwuchshandwerker bis 23 Jahre,
die ihre Gesellenprüfung mindestens
mit der Note “Gut” beendet haben.
In den Wettbewerben beweisen die
jungen Gesellinnen und Gesellen,
dass sie ihr Handwerk von der Pike
auf gelernt haben. Sie zeigen sich von
ihrer kreativsten Seite und testen ihre
Leistungsfähigkeit. NachVergleichen
bei Innungen und Kammern stehen
die Landeswettbewerbe auf dem
Fahrplan. Die Sieger erhalten die
begehrten Tickets für die Bundes-
wettbewerbe. Die Bundeswettbe-
werbe sind derzeit noch nicht abge-
schlossen.
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12
Powered by FlippingBook