Handwerk im Winter vom 7. Dezember 2002 - page 8

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75 Altmeister wurden in Koblenz mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt
„Unsere
Frauen
sind die
Seelen des Handwerks“
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„Unsere Frauen sind die Seelen unseres Handwerks. Wir haben gemeinsam
den Betrieb aufgebaut. Ohne sie wäre alles noch sehr viel schwerer gewesen“,
so Herrenschneider Nikolaus Klinkhammer, Fleischermeister Hans Spielmann
und Dachdeckermeister Johann Bischof. Die Handwerkssenioren sind in Be-
gleitung ihrer Frauen zur Altmeisterfeier der Handwerkskammer Koblenz ge-
kommen. Stolz und sichtbar gerührt nehmen sie und 72 weitere Altmeister den
Goldenen Meisterbrief aus den Händen von Kammerpräsident Karl-Heinz
Scherhag in Empfang. Auch die Augen der Handwerkerfrauen werden feucht.
„Vier
Kinder zu ernähren, war nicht leicht“,
erinnert sich Cecilia Klinkhammer.
„Wir haben nach demKrieg wirklich
jeden Groschen mehrfach umgedreht.
Anfang der 50er Jahre hatte mein
Mann ganz gut zu tun, vor allem
Winzer gehörten zu seinen Kunden.
Später hat er noch zusätzlich Hilfs-
arbeiten in einer Fabrik angenom-
men. Ich hab ihm den Rücken frei
gehalten und mich immer gefreut,
wenn ein Auftrag kam, denn das
Schneiderhandwerk ist die Leiden-
schaft von meinemMann“, erzählt
sie.
Meisterstück hängt im Schrank
„Mein Meisterstück, einen dunklen
Anzug, habe ich noch heute“, wirft
der 78-jährige Handwerkssenior ein.
Er bedauert die Nachwuchssorgen in
seinem Handwerk. „Die bekannten
Modedesigner sind überwiegend
Männer. Unser Beruf eröffnet doch
Kreativen einen großen Frei-
raum und bietet vieleWeiter-
bildungsmöglichkeiten.“
„Wenn wir Kartoffeln im
Keller haben, ist alles ok,
habe ich zu meinemMann im-
mer gesagt“, erzählt Martha Bi-
schof. „Früher waren die Men-
schen weniger anspruchsvoll.“ Be-
denken habe sie immer gehabt, wenn
ihr Mann aufs Dach stieg, bekennt
sie.
In den Fußstapfen des Vaters
Als er vor 30 Jahren vom Dach fiel,
ist sie
„beinah gestorben vor
Schreck“.
Ihr Wunsch
war es nicht,
dass Sohn Karl-Heinz beruflich in die
Fußstapfen desVaters trat.Verhindert
hat die Mutter es aber nicht. „Es ist
ja auch ein sehr schöner Beruf.“ 56
Jahre sind die Bischofs verheiratet.
„Ich habe immer Kraft in meiner Ehe
gefunden“, so der 83-Jährige.
„Mein Mann wollte einen Bullen
kaufen und hat mich mitgenommen“,
erzählt Clara Spielmann. Selbst
Fleischer-
tochter,
ist sie
mit dem
Schlachten
groß geworden. „Als ich das riesige
Tier sah, bekam ich es mit der Angst
zu tun und habe meinem Mann vom
Kauf abgeraten. Ich war so in Sorge
um ihn. Was passiert, wenn der Bul-
le stärker ist als du?, hab ich ge-
fragt.“ Clara Spielmann
berichtet, dass es ihr
früher nie etwas
ausgemacht hat,
beim Schlachten
dabei zu sein.
„Das war schlag-
artig vorbei, als
unsere erste Tochter
geboren wurde. Von da
ab war es mir nicht mehr
möglich, Tiere sterben zu sehen.“
Zwischen Laden und Familie
Sie stand zwischen Laden und Woh-
nung ihren Mann. „An Freizeit war
kaum zu denken“, erinnert sie sich.
Der 83-jährige Hans Spielmann be-
kennt, dass er immer etwas „traurig
war, weil sein Geschäft
nicht in der Familie
blieb“. Beide Töchter hat-
ten andere Pläne.
Der 75-jährige Installateur- und
Heizungsbauermeister Eberhard
Werner aus Braubach ist allein zur
Altmeisterfeier gekommen. Auch er
nennt seine Ehefrau, mit der er 54
Jahre verheiratet ist, den guten Geist
der Familie. „Sie hat mir immer ge-
holfen und für eine liebevolle war-
me Familienatmosphäre gesorgt.“
Söhne und Enkel im Betrieb
Stolz berichtet er von seinen beiden
Söhnen, die mit ihm den Betrieb füh-
ren. Er erzählt von seinen Enkeln, die
ebenfalls seinen Beruf lernen. „Einer
macht bei der Handwerkskammer
parallel zu seiner Lehre den Betriebs-
assistenten im Handwerk. Ich hoffe,
dass sie später auch den Meisterbrief
erwerben. Der Meisterbrief ist die
Krone im Handwerk.“ Das hat er
auch immer den Gesellen mitgege-
ben, die er während seiner 18-jähri-
gen Tätigkeit als Vorsitzender im
Gesellenprüfungsausschuss beim
Start ins Berufsleben begleitet hat.
„Wir haben sonntags die Meister-
kurse besucht, weil von Montag bis
Sonnabend Arbeitswoche war“,
weiß er.
„Mit dem Erwerb des
Meisterbriefes vor
50 Jahren und damit
in einer wirtschaft-
lich angespannten
Zeit haben sie für den
wirtschaftlichen Auf-
schwung der Folgejahre das
Fundament gelegt, ihn aktiv voran-
getrieben“, würdigte HwK-Präsident
Karl-Heinz Scherhag die Altmeister.
Mit der Altmeisterfeier sollen Tradi-
tion und Erinnerung an das Geleiste-
te der Handwerkssenioren lebendig
bleiben. Ihnen gebührt Dank und
Ehre, schrieben sie doch ein Stück
Wirtschaftsgeschichte mit.
Debüt für Kfz-Technikermeister und Prüfungskommission
Neues
Berufsbild
In diesen Tagen wurden bei der
Handwerkskammer Koblenz die
ersten Meisterbriefe an 30 Kfz-
Techniker übergeben. Es war die
erste Prüfung, die nach der neuen
Kraftfahrzeugtechniker-Meister-
verordnung vom August 2000 statt-
fand. Sowohl Prüflinge als auch
Prüfungskommission gaben ihr
erfolgreiches Debüt.
Die neue Meisterverordnung ist stark
praxisorientiert. Das Berufsbild des
Kfz-Technikermeisters beinhaltet
sowohl die Kraftfahrzeugmechanik,
-hydraulik, -pneumatik und Karosse-
rieinstandsetzung einschließlich der
Lackierung sowie die Kraftfahrzeug-
elektrik und die auf das Fahrzeug
bezogene Informationstechnik. Nicht
mehr abstraktes Wissen ist gefragt,
sondern die praxisorientierte Umset-
zung des Erlernten in verschiedenen
betrieblichen Situationen. Der Prüf-
ling muss neben umfangreichem
technischen Wissen auf dem Gebiet
der Kraftfahrzeugtechnik jetzt auch
umfangreiches Wissen in der Auf-
tragsabwicklung sowie der Betriebs-
führung und Betriebsorganisation
nachweisen. Das Kfz-Techniker-
handwerk ist ein technischer Dienst-
leistungsberuf. Deshalb wird auch
der Kundenberatung zukünftig noch
stärkere Bedeutung zuteil. Horst
Vogtmann, Vorsitzender des Berufs-
bildungsausschusses im Zentralver-
band des Deutschen Kraftfahrzeug-
handwerks, bewertet die Meisterprü-
fung als Voraussetzung für perma-
nentesWeiterlernen: „Wer nicht stän-
dig an sich arbeitet, ist nach der neu-
en Meisterprüfung genauso schnell
wie nach der alten Meisterprüfung
aus dem Geschäft.“ Das bestärkt
Reinhold Scherer, Vorsitzender der
Meisterprüfungs-kommission. „Wir
haben mit der Prüfung getestet, in-
wieweit der junge Meister mit den
komplexen Aufgabenstellungen in
einem Kfz-Betrieb zurechtkommt.
Ständige Weiterbildung ist in unse-
rem Handwerk unerlässlich.”
Die KFZ-Technik ist nur ein Teil des umfangreichenWissens, das die frisch-
gebackenen Kfz-Techniker-Meister nachweisen mussten.
Meisterkurs für
Kfz-Techniker
Für Kfz-Techniker starten bei der
HwK-Meisterakademie am 28.
April 2003 wieder Meistervorbe-
reitungskurse in Vollzeit.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie: Tel.:
0261/398-400, Fax: -990
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12
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