Handwerk im Winter vom 7. Dezember 2002 - page 10

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Aktuelle HwK-Weiterbildung: Vorbereitung auf die Meisterprüfung für Gold-
und Silberschmiede in Herrstein / Infos: HwK Koblenz,
Tel. 0261/398-113
Made in
Idar-Oberstein:
Schmuck
für die Seele
„Schmuck ist zum Tragen da, nicht zum weglegen...“
... so die Goldschmiedemeister Kurt
Ruth, Wolfgang Wild, Eckhard
Cullmann, Franz Risch und Jürgen
Stellwagen aus Idar-Oberstein.
“Schmuck soll nicht in Schatullen
verborgen liegen. Schmuck tut
auch der Seele gut.“ Aus ihren
Worten spricht Optimismus,
Schwarzmalen gilt für sie nicht,
auch in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten.
Schmuckreise nach Idar-Oberstein
Nachdem
HANDWERK
SPECIAL in Ko-
blenzer Goldschmiede-
werkstätten unterwegs war,
sind wir diesmal in die Edelstein
-
metropole nach Idar-Oberstein gefah-
ren. In allen Teilen der 1933 durch
Zusammenlegung mehrerer Einzel-
gemeinden entstandenen Stadt Idar-
Oberstein gibt es individuell arbei-
tende Goldschmiede. 58 Gold- und
Silberschmiedemeister sind in der
Handwerksrolle der HwK eingetra-
gen. Ihre Kreativität wurde durch die
Schaffung des Deutschen Schmuck-
und Edelsteinpreises deutlich geför-
dert, ebenso durch die schulischen
Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort
an der Fachschule oder der Fach-
hochschule für Edelstein- und
Schmuckgestaltung. Das nahe gele-
gene Zentrum der Handwerkskam-
mer Koblenz für Restaurierung und
Denkmalpflege in Herrstein bietet
umfassende Fortbildungsmöglich-
keiten beispielsweise zum Restaura-
tor im Goldschmiedehandwerk.
Leidenschaft erwecken...
möchte Wolfgang Wild mit
seinem Schmuck. „Seit ich
1977 meine Werkstatt in der
Hauptstrasse 24 eröffnet habe,
ist es mein Ziel, die Menschen mit
meinen Kreationen zu begeistern, oh-
ne dabei die Natur des Steines als
Kunstwerk aus den Augen zu verlie-
ren.“ Für ihn ist Schmuck „Ausdruck
von Schönheit, Ästhetik und Sinn-
lichkeit. Inspirationen zur Gestaltung
bekomme ich aus der Natur, beiWan-
derungen durch die schroffe Huns-
rücklandschaft. Ich denke, Schmuck
erlebt momentan alsWertanlage eine
neue individuelle Wertigkeit“, so
Wild. In seinerWerkstatt erhält er Un-
terstützung von einem Gesellen und
zwei Lehrlingen.
„Sich zu schmücken...
bedeutet, das eigene Individuum her-
auszustellen, einer Lebensstimmung
Ausdruck zu geben“, sagt Jürgen Stell-
wagen, der seine Werkstatt in der
Poststraße 38 hat.
„Da der wichtigste
Aspekt der Mensch
ist, der unseren
Schmuck tragen möch-
te, kommt es vor allem
auf eine ausgezeichnete Beratung an.
Hier liegt unsere Stärke“, sagt er und
trifft damit auch die Meinung seiner
Kollegen. „Wir müssen absolute Spit-
zenqualität bieten und uns heute im
Wettbewerb noch stärker engagie-
ren“, fügt Stellwagen hinzu. Seine
Werkstatt führt er seit 10 Jahren ge-
meinsam mit seiner Frau, ebenfalls
Goldschmiedemeisterin.
„Wir verkaufen uns selbst...
und keine Markennamen“, so Franz
Risch. In der 3. Generation werden
in seiner Werkstatt in der Jahnstraße
16 Schmuckkreationen gefertigt. Die
Werkstatt existiert seit 1920. Zusätz-
lich verkauft Risch in seinen Laden-
geschäften in Rottach-Egern und Bad
Kissingen. „Marken werden in allen
Branchen stark durch die Medien ge-
g e -
för-
dert.
Wir müssen unseren eige-
nen Namen vermarkten“
sagt Risch. Er und seine
vier Mitarbeiter, darunter ein Lehr-
ling, schaffen ausschließlich
Handgefertigtes mit ausgefallenen
Farbedelsteinen. ImHinblick auf das
Weihnachtsgeschäft räumt Risch ein,
dass man „ die Zurückhaltung der
Leute beim Geldausgeben spürt.“
„Der Urlaub ist...
unser größter Konkurrent“, sagtWin-
fried Becker. Seit 19 Jahren betreibt
er gemeinsam mit seinem Sohn die
Goldschmiedewerkstatt in der Re-
gulshausener Straße 6. „Immer mehr
werden jetzt an Weihnachten Reisen
verschenkt. Für viele stellt sich die
Frage: Urlaubsreise oder Wertan-
schaffung.“ Trotzdem ist auch er Op-
timist. „Natürlich hat die Kauflust
gelitten. Der Aufwand, Kunden zu
gewinnen, ist erheblich größer als
Treffen der Meister: Winfried Becker, Eckhard Cullman, Kurt Ruth,
Jürgen Stellwagen, WolfgangWild und Franz Risch (v.l.), Gold- und
Silberschmie-
demeister aus Idar-Oberstein.
noch vor
10 Jahren.
Eckhard
Cullmann,
der erst
in diesem Jahr das Ge-
schäft und dieWerkstatt seiner Eltern
in der Hauptstraße übernommen hat,
stimmt dem zu. „Der Schmucktrend
wird vom Kunden bestimmt.“ Und
er ist überzeugt, „dass so manches
Schmuckstück aus unsererWerkstatt
unterm Weihnachtsbaum liegt...“
„Rahmenbedingungen...
erschweren uns die Arbeit. Sorgen
machen wir uns nicht um unsere
Kunden“, betont Obermeister Kurt
Ruth. „Wir Goldschmiedemeister ha-
ben in Idar-Oberstein andere Bedin-
gungen als Kollegen anderswo. Durch
die einmalige wechselseitigeVerbin-
dungzwischenGold-undSilberschmie-
den mit den Edelsteinschleifern und
-graveuren entsteht eine überregiona-
le Relevanz. Weder national noch in-
ternational gibt es Vergleichbares.“
Die gemeinsame Arbeit von Edelstein-
graveuren und Goldschmieden macht die Re-
gion Idar-Oberstein international einmalig...“
Kurt Ruth, Obermeister
Gold & Silber
Galerie Handwerk
Ein Besuch in der Region Idar-
Oberstein lohnt nicht nur wegen
der schönen Landschaft, auch
handwerklich bieten Gold- und
Silberschmiedebetriebe und das
Handwerk rund um die Edel-
steinbearbeitung viele Schönhei-
ten. Doch auch in der Koblenzer
Galerie Handwerk kann man
noch bis zum 23. Dezember in
der Weihnachtsausstellung Ar-
beiten von Goldschmiede-
meistern aus Idar-Oberstein
bewundern und kaufen. Wo?
Rizzastr. 24-26. Wann? Wochen-
tags 10 bis 18 Uhr, am Wochen-
ende 11 bis 17 Uhr.
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