Handwerk Special Nr. 89 vom 19. Oktober 2002 - page 10

Vergangenheit mit Zukunft / Altmeisterfeier
19. Oktober 2002
Nr. 89
Immer den richtigen Riecher
Von der Munitionskiste zur Kunsststoffbearbeitung: Wilhelm Burger aus Pünderich
Zwei Maschinenbauermeister: Wilhelm Burger (rechts)
und Gottfried Daun bauen im kleinen Moselort
Pünderich Anlagen zur Kunststoffbearbeitung.
Neulich kam ein Winzer zu
ihm, für den er seinerzeit eine
mobile Seilwinde
gebaut hatte. „Sag
mal Burger, die
Winde ist kaputt.
Die ist doch erst 35 Jahre alt
ist und hat doch bestimmt noch
Garantie“, erzählt Wilhelm
Heinrich Burger, Maschinen-
bauermeister aus Pünderich
an der Mosel. Und lacht dazu:
Ja, an ihn als Handwerksmei-
ster werden besondere Quali-
tätsansprüche gestellt. Und
darauf ist er stolz.
Das galt auch schon für den Va-
ter, der 1928 sein Unternehmen
gründete. Nicht mit Winden für
den Weinanbau in den steilen
Mosellagen verdiente er sein
Geld, sondern mit der Fertigung
von Beschlägen für die Holzki-
sten, in denen die Weinflaschen
auf ihre lange und beschwerli-
cheReise „mit der Bahn, Pferde-
fuhrwerkenunddenerstenLKW
quer durchEuropa gingen“. Pro-
spektmaterial aus dieser Zeit ist
noch immer vorhanden, vergilbt,
beim Preis steht „RM“ für
Reichsmark.
Oben: Nordpolexpedition mit Kisten, deren
beschläge und Verschlüsse aus dem Unter-
nehmen Burger sind.
Links: Neben der Mechanik, der Heiztech-
nik „implantieren“ die Pündericher auch
modernste Steuergeräte in ihre Anlagen.
Kunststoff gefügig machen
„Mit dem Wein hat alles ange-
fangen“ sagt Wilhelm Burger
heute. 65 Jahre alt wird er am
erstenWeihnachtsfeiertag2002,
aber aufhören will er noch nicht.
„Meine Arbeit macht mir viel zu
viel Spaß.“ Zumal er mit dem,
was er heute herstellt, erfolg-
reich ist: Vor fast 40 Jahren be-
gann er mit der Bearbeitung von
Kunststoffen,darunterPlexiglas.
„MeinBruder, der in derWerbe-
branche arbeitete, brachte mich
auf die Idee. Für die Anferti-
gung von Leuchtreklametafeln
musstenKunststoffplattengebo-
genwerden.“AlsoprobierteWil-
helmBurger, ob er dass schaffen
könnte. Und schaffte es: „Da-
mals waren solche Arbeiten ein
Nischenmarkt. Geboge-
ner Kunststoff war sel-
ten, so im Flugzeugbau.
Und teuer.“
PündericherNordpolbesuch
Zu dieser Zeit baute man in Pün-
derich nicht mehr die Beschläge
für Wein-, sondern für Muni-
tionskisten. Und Spezialkisten,
„diemit unserenBeschlägenund
Griffen sogar auf Expeditionen
zum Nordpol eingesetzt wur-
den“, ergänzt Burger.
Im Trend der Zeit liegt heute die
Bearbeitung von Kunststoffen.
Burger und seine Mitarbeiter
bauen aus Aluminiumprofilen
die Anlagen, bestücken sie mit
Heizstäben und der geeigneten
Elektronik. Über einen Neu-
wieder Partner, das Unterneh-
men Herz, gelangen die Pünde-
richerAnlagenindieganzeWelt.
Herz selbst, die für die Wartung
und Reparatur bei der HwK
Koblenz eingetragen sind, hat
für sein internationales Ver-
triebsnetzeineReihevonNieder-
lassungen im In- und Ausland
aufgebaut. Mit dem Kunststoff-
Center der HwK Koblenz ist ei-
ner der Kunden in der Region.
Hier wird imWeiterbildungsbe-
reich demonstriert, was alles
möglich ist. U.a. mit Burgers
Anlagen macht die HwK Hand-
werker für den Einsatz mit dem
Zukunftswerkstoff Kunststoff
fit. Auch hier gab es bisher keine
Probleme an Burgers Maschi-
nen. Da die eingesetzten Anla-
gen stets auf den aktuellsten
Standder Technikgebrachtwer-
den, wird allerdings ein Kom-
plimentausbleiben:„Dieistdoch
erst 35 Jahre alt und funktioniert
plötzlich nicht mehr...“
Altmeister ehren
Mit dem Goldenen Meister-
brief wird die HwK Koblenz
auch in diesem Jahr Hand-
werksmeister ehren, die vor
50 Jahren ihre Meisterprü-
fung abgelegt haben.
Am 25. November um 14.30
Uhr sind sie in das HwK-Bil-
dungszentrum in der St. Eli-
sabethstrasse zur Überrei-
chungderGoldenenMeister-
briefe eingeladen.
In den Jahren des wirtschaft-
lichen Wiederaufbaus haben
dieseHandwerksmeister sich
mit demMeisterbrief für den
Weg in die Selbstständigkeit
und damit für dieVerantwor-
tung in ihren Unternehmen
gegenüber den Mitarbeitern,
Lehrlingen und der eigenen
Familie entschieden. Mit der
Altmeisterfeier sollen Tradi-
tion und Erinnerung an das
Geleistete lebendig bleiben.
Den Altmeistern gebührt
Dank und Ehre.
Handwerksmeister,die1951/
52 und früher ihre Meister-
prüfungabsolvierten,werden
gebeten, sichbei derMeister-
akademie der HwK Koblenz
zu melden: Tel.: 0261/398-
400, Fax: -990, E-Mail:
Meisterbriefe aus 80 Jahren Handwerks-
geschichte der Familie Burger: 1922
schreibt sich Coblenz
noch mit „C“.
Metallbauer 29.11.
Info-Tel.: 0261/398-404
Für Metallbauer beginnt am
29. November bei der HwK-
Meisterakademie ein Meister-
vorbereitungskurs in Koblenz
(Teilzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK Koblenz:
Tel.: 0261/398-404
Fax: 0261/398-990
HwK-Meisterkurs
Kunststoffbearbeitung
Info-Tel.: 0261/398-402
Auch in der Kunststoffbear-
beitung bietet die HwK ein
breites Weiterbildungspro-
gramm an, so die Kunst-
stoffschweißer-Prüfung oder
das Extrusionsschweißen.
Infos und Anmeldung:
Tel.: 0261/398-110
Fax: 0261/398-990
HwK-Weiterbildung
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