Handwerk Special Nr. 89 vom 19. Oktober 2002 - page 5

Handwerk kleidet: Kürschner im Wintertrend / Internet-Konferenz
19. Oktober 2002
Nr. 89
Martina Stertz
mit den Lehrlingen
Janina Kröter und
Odila Kleist (v.l.)
For fashion fun,
Koblenz
Ich bilde aus, weil ich
meine Freude am Beruf
weitergeben und Nach-
wuchs heranziehen
möchte“, sagt Kürsch-
nermeisterin Martina
Stertz. Seit 1993 engagiert sie sich in der Ausbildung. Von ihren
Lehrlingen wünscht sie sich „ein hohes kreatives Gespür und die
Bereitschaft zum Lernen“. Phantasievolle junge Leute können sich
im Beruf austoben und selbst Mode machen. Odila Kleist aus
Koblenz ist im 3., Janina Kröter im 2. Lehrjahr. Die 22-jährige
Fachabiturientin Odila begeistert sich vor allem für die „tollen
Materialien“ mit denen sie arbeitet. Die 18-jährige Realschülerin
Janina reizt besonders die kreative Seite ihres Handwerks.
Ich bilde aus weil...
Pelze bestimmen
Trends der Wintermode
Braun-, Camel- und Goldtöne signalisieren Luxus und Eleganz
Luxus und Genuss sind zwei
Schlüsselbegriffe für die
Herbst-Winter-Mode 2002.
Für die Mode-Designer sind
Pelz und Leder ausgesproche-
ne Favoriten. Pelz ist ein Stück
Natur. Er schmückt und
schmeichelt, wärmt auf natür-
liche, gesunde Art, schenkt
Geborgenheit und „Wellness“.
„Die neuen Pelze sind leicht,
kuschelweich, sensuell wie ed-
les Cashmere oder teure Seide.
Sie haben bei richtiger Pflege
eine hohe Lebensdauer“, so
Kürschnermeister Werner Füh-
rer vom Koblenzer Pelzhaus
Schmidt. „Farbigkeit ist und
bleibt weiter
Thema.Braun-
, Camel- und
Goldtöne si-
gnalisieren
Luxus und Eleganz. Schwarz ist
immer noch aktuell. Chic sind
auchKombinationeninSchwarz-
Weiß. Kräftige Farben setzen
Akzente. Es gibt kein Diktat.
Generell gilt: ist der Kunde zu-
frieden, bin ich es auch. Alles ist
machbar.EineServicewüstegibt
es bei den Kürschnern nicht“,
betont Führer.
Mode reflektiert 70er Jahre
„Der modische Trend im Pelz
reflektiert die 70er Jahre: lange
Mäntel, langgrannige Pelze und
eine Tendenz zum Hippie/Folk-
lore-lookmit langhaariggekräu-
seltem Tibetlammbesatz“, er-
klärt KürschnermeisterinMarti-
na Stertz aus Koblenz. Wie ihr
Kollege Werner Führer holt sie
sich Anregungen für eigene
Kreationen auf großen interna-
tionalen Mode-Pelz- und Stoff-
messen. Demnächst trifft sie im
Rahmen eines Partnerschafts-
projekts der HwK Koblenz in
Mazedonien vor Ort mit Desi-
gnern, Kürschnern und Pelz-
näherinnen zusammen. Wie be-
reits bei Besuchen in Russland
und Ungarn bringt Martina
StertzIdeen,TechnikenundVer-
bindungen zu den westlichen
Märkten. Sie selbst kommt mit
Inspirationen und neuen Mate-
rialiennachDeutschlandzurück.
Bekanntes kommt wieder
Vor allem Füchse zieren als Ac-
cessoires dieKleidung. Fellwerk
spielt bei Handtaschen, Hand-
schuhen, Tüchern, Schals,Kopf-
bändern, losenKragenundMan-
schetten, die auf Pullovern, Bla-
zer-Jacken oder Mänteln getra-
gen werden, eine wichtige Rol-
le.NeueVerarbeitungstechniken
der Kürschner nehmen Fuchs-
fellen ihre Wuchtigkeit. „Die
Felle werden
„luftgaloniert”, das
heißt, mit vielen kleinen
Schnittenversehenundanschlie-
ßendgestreckt.Dadurchgewinnt
das Fell bei gleichbleibender
Breite die doppelte Länge. Bei
gleicher Optik werden heute nur
noch drei statt früher sieben
Füchse in einer Jacke verarbei-
tet. Dadurch wird sie leichter
und hat einen angenehmen
Tragekomfort“, erklärt Martina
Stertz.
Kürschnermeisterin Martina Stertz
setzt mit ihrer Pelz-Mode auch in
diesem Winter Modetrends: Bunt, im
Materialmix & leicht.
„Die neuen Pelze sind leicht,
kuschelweich, sensuell wie
edles Cashmere oder teure
Seide“, beschreibt Kürschner-
meister Werner Führer.
Tipps zur Pflege
Pelzkosmetik
Dem Pelz eine „Wellnessbe-
handlung“ beim Kürschner
gönnen: Die Fachleute arbei-
ten um und auf, können auch
„Pflegefällen“helfen.Anson-
sten gilt für denAlltag: Nach
Regen und Schnee Pelz zum
Trocknen auf einen Bügel
hängen. Nie inHeizungsnähe
aufbewahren, weil das Fell
verfilzt. Staub einfach aus-
schütteln.Vorsicht vor allem,
was scheuert. Schnallen an
Taschen können Kahlstellen
verursachen. Lavendel, Nel-
ken oder Teakholz halten
Motten fern. Als Staubhülle
eignen sich Leinen oder Nes-
sel, kein Plastiksack, da geht
dem Pelz die Luft aus.
Zahlen rund ums Kürschnerhandwerk
Die letzte Erfassung des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden
datiert vom 31.12. 2000: Danach gab es 625 Kürschnerbetriebe,
davon 592 in den alten und 33 in den neuen Bundesländern. Im
nördlichen Rheinland-Pfalz sind 13 Kürschnerbetriebe in der
Handwerksrolle der HwK registriert. Zur Zeit lernen zwei junge
Mädchen das Kürschnerhandwerk.
21.9.: Treff im Internet
Mit Ideen ins Netz rein, mit einer Anlage raus
Am 21. September geht die
Handwerkskammer Koblenz
zusammen mit einer Universi-
tät und den Technologie-Ex-
perten zwei weiterer Hand-
werkskammern neue Wege
beim 3D-CAD-Unterricht
(CAD: Computergestütze
Konstruktion) - den ins
Internet.
Gemeinsam lernen, eine neue
Spannvorrichtung dreidimen-
sional zu konstruieren - so
lässt sich die livegeschaltete
Internet-Konferenz beschrei-
ben, an der CAD-Schüler
teilnehmen. An vier Orten,
dem Campus Freudenberg der
Bergischen Universität -
Gesamthochschule Wuppertal,
in den Zentren der Handwerks-
kammern Chemnitz, Münster
und Koblenz, finden zeitgleich
ganz „reale“ Veranstaltungen
statt, die die Ergebnisse der
virtuellen Arbeit in die Tat
umsetzen. Hintergrund der in
ihrer Art einmaligen Zusam-
menarbeit ist die Präsentation
neuer Lern- und Unterrichts-
medthoden im Bereich der
Weiterbildung im Rahmen des
Projektes NET-CA-T. Hinter
dem Projekt stehen neben den
Einrichtungen der Live-
Konferenz auch die Zentral-
stelle für Weiterbildung im
Handwerk und die ets GmbH.
Infos unter
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