Handwerk Special Nr. 87 vom 25. Mai 2002 - page 13

Bauen & Energie: Erdwärme Heizenergie aus dem Boden
25. Mai 2002
Nr. 87
Die Theorie
Das Zauberwort, um das es sich
hierbei dreht, ist die Erdwärme-
nutzung. Mit der aus der Erde
gewonnenenWärmeenergiekön-
nen die modernen Anlagen heut-
zutageproblemlosHäuser heizen
undWarmwasserbereiten.Dabei
wird dem Erdreich die Wärme
entzogen, die imInneren zurHei-
zung der Räume und für die
Wo ist der
Schornstein
geblieben?
Das Prinzip ist so alt wie der Kühlschrank. Energie wird der Erde
entzogen, um im Haus wieder abgegeben zu werden. Mit modernen
Wärmepumpen werden Häuser kostengünstig und umweltfreundlich
geheizt. In den Zeiten einer absehbaren Verknappung der natürlichen
Ressourcen ist das eine interessante Alternative zu Öl und Gas.
Saubere Energie fürs Haus aus der Erde
Warmwasserbereitung benötigt
wird. Die Umwandlung der Erd-
wärme in wohlige Raumwärme
geschieht stufenweise in einer so
genannten Wärmepumpe. Sie
entzieht einer imAußenkreislauf
zirkulierendenFlüssigkeitdieauf-
genommene Energie, welche
dann im Inneren der Pumpe in
Wärme umwandelt wird. Diese
Wärmewird dann über denHeiz-
kreislauf an die Räume abgege-
Ökologische Bauweise, gepaart mit alternativer Energienutzung liegt stark im Trend.
ben. Das Beachtliche an dieser
Heizungsform ist, dass vor Ort
weder Schadstoffe noch Kohlen-
dioxid entstehen.
Die Praxis
Drei verschiedene Grundprinzi-
pien der Erdwärmegewinnung
kommen, jenachVoraussetzung,
dabei zumEinsatz. Näheres dazu
im Kasten. Der Clou dieser Hei-
zungsform ist aber, dass sie im
Sommer sogar zur Kühlung des
Hauses eingesetzt werden kann.
Dazu wird einfach (und auf
Wunsch sogar vollautomatisch)
derHeizungskreislaufumgekehrt.
So erhält man “gratis” noch eine
Klimaanlage mitinstalliert.
Der Handwerker
„Die modernen Wärmepumpen
haben heute Wirkungsgrade von
1:4. Das bedeutet, für 1000Watt,
die ich in das System stecke, er-
halte ich 4000 Watt wieder aus
diesem System heraus. Man er-
hält praktisch 3000Watt aus dem
Erdreichgeschenkt“erläutertHer-
mann Barbeln aus Beuren in der
Eifel das Wirkungsprinzip.
Der gelernte Gas- und Wasser-
installateur hat sich Anfang des
Jahres mit seinemHeizungs- und
Sanitärunternehmenselbstständig
gemacht. Sein besonderes Inter-
esse gilt dem Einsatz alternativer
und erneuerbarer Energien zur
Heizung von Wohnhäusern.
Schon seit der Lehre war es sein
Wunsch, im erlernten Metier ei-
nen eigenen Betrieb zu führen.
Den Wunsch erfüllte er sich, als
der Betrieb, in dem er lange Zeit
tätig war, aus wirtschaftlichen
Gründen neu strukturiert wurde.
„Jetzt oder nie“ –war seineDevi-
se - und er ging den Schritt in die
Selbstständigkeit. Gut vorberei-
tet durch eine umfassende Exis-
tenzgründungsberatungderHwK
Koblenz fiel ihm der Schritt nun
wesentlich leichter: „Hier habe
ich alles Nötige für die Selbst-
ständigkeit mitbekommen“.
So gibt es in der Umgebung von
Beuren schon einige Häuser, die
dank seiner Arbeit mit umwelt-
freundlicher Erdwärme beheizt
werden.UnddieResonanz seiner
Kunden auf diese Heizmethode
Förderung & Zuschüsse
Info-Tel.: 0261/398-655
HwK-Beratung
Rheinland-Pfalz fördert die
Installation vonWärmepum-
pen mit einem Zuschuss in
Höhe von 1000 Euro. Zu be-
antragen ist die Förderung
vor Baubeginn beim Wirt-
schaftsministeriuminMainz.
Weitere Informationen unter:
Einige regionale Energie-
versorger, Banken, Bauspar-
kassen und die KfW-Bank
habeneigeneFörderprogram-
me und Sonderkonditionen
fürDarlehenbeiNutzungvon
alternativen Energien.
Das Zentrum für Umwelt-
und Arbeitssicherheit der
HwKKoblenz hält eine aktu-
elle Liste der Förderungen
für die Nutzung erneuerbarer
Energien und von Wärme-
pumpen bereit. Infos unter
Telefon0261/398-655, Inter-
net:
Funktioniert dieses Prinzip
überall?
Ja, denn diese Wärmeenergie
kann in unseren Breiten überall
genutztwerden.Unddashatauch
nichts mit Geothermie zu tun,
wo aufwendig mehrere hundert
Meter tief gebohrt wird. Je nach
dem zur Verfügung stehenden
Platz muss man sich zwischen
Flächenkollektor oder Bohrung
entscheiden.
Kann man bestehende Anla-
gen umrüsten?
UnterbestimmtenVoraussetzun-
gen: Die bestehenden Anlagen
müssen auf einer Niedrigtem-
peraturheizung basieren. Wich-
tig ist auch die gute Isolation des
Hauses, sonst leidet die Ener-
giebilanz.DieWärmepumpeund
dieArtderErdwärmegewinnung
werden dann individuell auf das
Objekt abgestimmt.
Mit welchen Baukosten ist zu
rechnen?
Wenn die Erdwärmenutzung
vonAnfangangeplantwird, sind
die Erstellungskosten mit denen
einer herkömmlichenÖlheizung
vergleichbar. Denn es werden
weder Kamin, Öltanks noch
Tankraum benötigt. Die so ein-
gesparten Kosten können direkt
in die Investition fliessen. Zu-
dem hat man Raum gewonnen.
Wie hoch ist der Wartungs-
aufwand?
Die Anlage ist ein geschlosse-
nes System und läuft fast war-
tungsfrei.GegenüberHeizungen
mit herkömmlichen fossilen
Brennstoffen bedarf die Anlage
weder Schornsteinreinigungen
noch Abgasmessungen.
Was ist an Betriebskosten zu
erwarten?
Auf der Kostenseite steht nur
der laufendeEnergieaufwand für
den Betrieb der Wärme- und der
Umwälzpumpen.
Wohin geht der Trend?
EinökologischesUmdenkenhat
eingesetzt, der Trend geht zur
Nutzung erneuerbarer Energien.
Bisher war der Solarbereich
stark,aberdieErdwärmenutzung
ist im Kommen.
istdurchwegbegeistert.Daskann
jeder auf seiner Homepage
ch-
lesen.AufdiesenSeitensindauch
in griffiger Formalle Informatio-
nen rundumdasThema alternati-
ve Energien, Heizung und Bad
zusammengefasst und aufberei-
tet.
Wenn Ihnen nun demnächst ein
Haus auf den ersten Blick unge-
wöhnlich erscheint, weil Sie ver-
geblich nach einem Schornstein
suchen,seienSienichtüberrascht.
Hier hat niemand beim Bau ge-
schlafen. Vielmehr ist dieser An-
blick beim Einsatz modernster
Heizungstechnologienvöllignor-
mal.
Uwe Heuser, Obermeister der
Installateur- und Heizungsbauer-Innung Rhein-Westerwald
Nachgefragt
Flächenkollektor
Hierfür wird in einer Tiefe von
1,10 – 1,50 m ein Rohrschlei-
fensystem von mehreren hun-
dert Metern Länge im Erdreich
verlegt. Das Ganze erinnert im
AufbauaneineimGartenverleg-
te Fussbodenheizung - nur die-
nen sie hier der Wärmeauf-
nahme.
Grundwasser
Bei der Erdwärmegewinnung
durch Grundwasser wird eine
bestehende Grundwasser-
schicht angebohrt. Dem geför-
derten Wasser wird, bevor es
wieder in seine ursprüngliche
Tiefe zurückgeleitet wird, die
zur Beheizung des Hauses er-
forderliche Wärme entzogen.
Erdsonde
Bei dieser Variante sind zwi-
schen drei bis fünf Bohrungen
notwendig, die 30 bis 100 Me-
ter in den Boden hinabreichen.
In die Bohrungen werden Son-
den eingelassen, durch welche
dasKältemittel fließt. Es nimmt
die Energie auf und gibt sie an
die Wärmepumpe weiter.
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14,15,16,17,18
Powered by FlippingBook