Handwerk Special Nr. 87 vom 25. Mai 2002 - page 5

Nachgefragt: Unternehmensfinanzierung / Handwerk & Politik
25. Mai 2002
Nr. 87
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Friedrich-Ebert-Ring 31
Tel.: 0261/398-180
City-Büro der HwK
HwK-Beratungsservice für
Handwerker und ihre Kun-
den unter einem Dach, mo-
fr 8-18 Uhr, sa 8-13 Uhr.
Tel. 0261/398-180,
Fax: 0261/398-980
Der Zentralverband des Deut-
schen Handwerks legte Ende
April der Öffentlichkeit einen
Katalog anWünschen und For-
derungen, Wahlprüfsteine ge-
nannt, vor, der sich an die poli-
tischenParteienundandieneue
zu wählende Bundesregierung
richtet.HerrScherhag,Sieschei-
den am Ende dieser Legislatur-
periode aus der Bundespolitik
aus und kandidieren nicht mehr
Im Gespräch: HwK-Präsident Scherhag (MdB)
für den Bundestag. Somit ver-
lässt einer der wenigen Hand-
werksunternehmer im Bundes-
tag die politische Bühne. Wel-
che der vom Handwerk erhobe-
nen Forderungen halten Sie für
besonders wichtig?
So ist es ja nicht - ichwerde auch
weiterhin auf der Bundesebene
das Handwerk vertreten. Als
Präsident der HwK Koblenz bin
ich in vielen Gremien des Zen-
tralverbandes des Deutschen
Handwerks in Berlin vertreten.
Die vorgelegtenWahlprüfsteine
beinhalten vor allem die Anlie-
gen der mittelständischen Wirt-
schaft, dem Lastesel der Nation.
So drängen wir auf eine konse-
quente Weiterführung der Steu-
erreformundeineBesserstellung
von Personenunternehmen. Da-
bei bedarf es einer Senkung des
Spitzensteuersatzes in Richtung
35%. Auch die Erbschaftssteuer
muss mittelstandsfreundlicher
werden, denn gerade im Hand-
werk hat die Fortführung der
Betriebe innerhalb der Familie
eine hohe Bedeutung.
Das Forderungspapier enthält
auch Vorschläge zur Konjunk-
turbelebung, so für die Bau-
wirtschaft.
Ein Drittel der handwerklichen
Leistungen werden an und um
den Bau erwirtschaftet. Sie hat
damit eine Schlüsselposition für
die Konjunktur. Niedrige Zin-
sen und günstige Baukosten rei-
chen in der heutigen Einkom-
menssituation und den Ängsten
vor einem Arbeitsplatzverlust
nicht aus, um die Baunachfrage
anzuregen. Wir brauchen eine
Verbesserungder Eigenheimzu-
lage auch fürModernisierungen.
MitderKopplungderEigenheim-
zulage andieVorlage vonHand-
werkerrechnungengingemanef-
fektivergegenSchwarzarbeitvor.
Die öffentliche Hand, insbeson-
dere die Kommunen, sind wich-
tige Auftraggeber des Hand-
werks. Die schlechteHaushalts-
lage lässt aber nicht allzu viel
Spielraum. Was kann man tun?
Die Steuereinnahmen sollen in
diesem Jahr um fast 30 Mrd.
Euro höher liegen als angenom-
men – aber die Städte und Ge-
meinden haben nichts davon.
Auf der anderen Seite wurden
den Kommunen in den letzten
Jahren immer mehr Lasten un-
seres Sozialsystems aufgelegt.
So wurden die Spielräume im-
mer enger. Notwendige Investi-
tionen werden verschoben, re-
duziert oder gestrichen. Wir
müssen endlich mit der schon
lange überfälligen Reform der
Gemeindefinanzen beginnen.
Stichwort Ökosteuer:Wie sehen
hier dieForderungendesHand-
werks aus?
VondernächstenÖkosteuerstufe
ab dem 1.1.2003 muss abgese-
hen, die bisher erhobenen vier
Ökosteuerstufen im Zuge einer
grundlegendenSteuer- undRen-
tenreform zurückgeführt wer-
den. Als Sofortmaßnahme sollte
zudemdermittelstandsfeindlich
Ökosteuer-Sockelbetrag abge-
schafft werden.
Banken im Urteil von Existenzgründern
Wie zufrieden bin ich
mit meiner Bank?
Friseurmeisterin Carmen Schneider übernahm Anfang 2001 einen
Friseurbetrieb in Koblenz-Karthause. In der Planungsphase lief es
bis zur Finanzierung ihres Vorhabens gut: Ein Geschäftsplan
wurde erstellt, der Rat von Experten eingeholt, u.a. bei der
Betriebsberatung der HwK Koblenz, die ihr eine Rentabilitäts-
vorschau erarbeitete. „Doch die Gespräche mit der Hausbank
liefen nicht so, wie ich mir das erhofft hatte.“ Der Geldhahn wollte sich
nicht so recht öffnen, „bis mein Steuerberater intensiv in die Verhand-
lungen einstieg“. Heute führt die Handwerksmeisterin einen Salon, der
sich besser entwickelte, als sie sich das erhofft hatte.
Carmen Schneider
Friseurmeisterin & Existenz-
gründerin
Nachgefragt
DreiViertelderExistenzgründer
imHandwerk sind mit den Leis-
tungen ihrer Banken und Spar-
kassen in der Gründungsphase
zufrieden-sodasErgebniseiner
aktuellen Befragung der HwK
Koblenz. Rund 1600 junge Un-
ternehmer der Gründungsjahr-
gänge 1998 und 1999 wurden
von der HwK Koblenz aufgefor-
dert, die Leistungen ihrer Haus-
banken in der Gründungsphase
imVergleichzuheutemitSchul-
noten zu bewerten.
Im Ergebnis bewerteten die Be-
fragten die Leistung ihrer Haus-
bank anlässlich der Gründungs-
finanzierung besser als die aktu-
elle.SolagdieDurchschnittsnote
bei der Gründung bei 2,8. Die
heutige Bewertung liegt bei 3,1.
Diese Schlechtereinstufung ist
ein Resultat der häufig auftre-
tenden Probleme der Nachfi-
nanzierung in der Wachstums-
phase der jungen Handwerksbe-
triebe.
Welche Erfahrungen hat sie mit der Bank gemacht?
Geld ging aus
Bei fast 40% der befragten Be-
triebe reichte der anfänglich ein-
geräumte,kurzfristigeKreditrah-
men nicht aus. Bei über 40%
dieser Unternehmen hatten An-
passungsbemühungen keinen
Erfolg.
Bei der Finanzierung notwendi-
ger Investitionen war die Situa-
tion besser. Rund 70% der be-
fragtenUnternehmer führten In-
vestitionen durch. In 65% der
Fälle übernahm die Hausbank
die Finanzierung. Der Rest
musste andere Wege gehen, wie
LieferantenkrediteoderLeasing.
Jedes zehnte Unternehmen ver-
lagerte in der Etablierungsphase
die Hauptbankverbindung.
Die Sparkassen bleiben nach der
vorliegenden Befragung zu fast
60%Hauptbankverbindung jun-
ger Handwerksunternehmen.
Der Anteil der Volks-und Raiff-
eisenbanken liegt bei 40%. Pri-
vate Großbanken haben die ge-
wollte Restgrößenbedeutung
von ca 5% erreicht.
45% der jungen Unternehmer
hatten Schwierigkeit mit ihrer
Gründungsfinanzierung,diezwar
behobenwerdenkonnte,abermit
zeitlichen Verzögerungen. Fast
ein Viertel mussten zur Sicher-
stellung oder zur Verbesse-
rung der Gründungsfi-
nanzierung ihrebeste-
hendeBankverbin-
dung wechseln.
Die häufigsten
Problemfel-
der warenmit
fast 70% der
Nennungen die
Kreditsicherheiten, zu
30% fehlende Planungs-
daten, 28% die Mithaftung des
Ehepartners und ebenfalls zu
28% Fehleinschätzungen des
Kreditsachbearbeiters.
Der Eigenkapitalanteil bei der
Gründungsfinanzierung ist ein
wesentlichesKriterium, auch für
die Beantragung öffentlicher Fi-
nanzierungshilfen. Laut Befra-
gung konnten über 60% mehr
als 15% Eigenkapital nachwei-
sen. Über 50% nutzten die Fi-
nanzierungsangebotederFörder-
banken.
DieVorbereitungszeitaufdieFir-
meneröffnung lag bei über der
HälftederJungunternehmerüber
einem halben Jahr. Über 80%
ließen sich dabei von verschie-
denen Beratungseinrichtungen
beraten. An erster Stelle lagen
die Steuerberater, gefolgt von
den Banken und Sparkassen und
der HwK. Familie und Freunde
hatten bei jedem Dritten eine
Bedeutung als Berater.
Ausführliche Infos zur
Befragung und zur Fi-
nanzierung von Hand-
werksunternehmen gibt
die HwK, Tel.: 0261/398-
249, E-Mail: beratung@
hwk-koblenz.de, Internet:
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