Handwerk Special Nr. 86 vom 17. April 2002 - page 21

Thema Umwelt: Heizstoff Holz / Politiker bei HwK-Experten
17. April 2002
Nr. 86
Heimischer Heizstoff Holz
HwK stellt auf Exkursion alternative Brennstoffe vor
Private Bauherren sollten heute mehr denn je mit dem Blick auf die
Zukunft bauen - vor allem dann, wenn es um möglichst sparsamen
Umgang mit Energie geht. Um neue Wege dabei aufzuzeigen und zu
vermitteln, veranstaltete das Zentrum für Umwelt- und Arbeitssicher-
heit derHwKKoblenz imRahmen der Initiative „Raumfür die Zukunft
- Energiesparendes Bauen“ des Landkreises Mayen-Koblenz Exkur-
sionen für Fachleute aus dem kommunalen Bereich und für interes-
sierte Bauherren, die der „Heimischen Energiequelle Holz“ galten.
Die wird angesichts absehbar
knapper werdender und sich da-
mit ebenso absehbar verteuern-
der Ressourcen an Erdöl und -
gas immer interessanter. Holz
lässt sich in modernen Anlagen,
die mit Pellets (rechts im Bild)
oder Hackschnitzeln befeuert
werden, ökologischoptimal nut-
zen. Die Exkursionsteilnehmer
besichtigten unter fachkundiger
Führung von Mitarbeitern des
HwK-Zentrums entsprechende,
ganz unterschiedliche Anlagen
im Landkreis MYK, so die mit
Holzhackschnitzeln beheizte
Anlage im Bauhof Andernach,
mit Holzpellets befeuerte Einfa-
milienhäuser inGimmingenund
die 65 Gebäude mit Wärme ver-
sorgendeHolzhackschnitzelheiz-
zentrale der Alten Ziegelei in
BadNeuenahr-Ahrweiler. Gis-
bert Mürtz von der Verbands-
gemeindeverwaltung Weißen-
thurmformuliertestellvertretend
für viele denpositivenEindruck:
„Ich hätte nie gedacht, dass der
Heizstoff Holz so attraktiv ist.
Auch im kalten Winter gab es
hier, wie man uns versicherte,
keine Probleme mit der Hei-
zung.“
Auch wenn gegenwärtig noch
eine Holzpellets-Anlage für ein
Einfamilienhaus um ca. 3000
Euro teurer ist als eine vergleich-
bare Öl- oder Erdgasheizung,
dürfte dieAttraktivität desHeiz-
stoffsHolznochzunehmen.„Die
Preisschere wird immer kleiner,
da sichÖl weiter verteuernwird.
Die Pellets dürften imPreis eher
Die Türen standen ihnen offen: Während der Exkursion besichtigten die Teilnehmer
Holzfeuerungsanlagen in Häusern und informierten sich über die Erfahrungen damit.
Politiker informieren
sich bei der HwK
Technik und ihre Kosten nachgefragt
Angelockt vom tollenAmbiente
des Gemeinschaftsstandes der
Umweltzentren im Handwerk
und den aktuellstenHightech-
Produkten des Handwerks auf
der Int. Handwerksmesse in
München, interessierte Bun-
desfinanzministerHans Eichel
besonders das Berufsbild des
Solateurs. Zu den prominen-
tenBesuchern zählte auch Ba-
yerns Ministerpräsident Dr.
Edmund Stoiber.
Hans Eichel wollte wissen, ob
Produkte aus dem Bereich der
Photovoltaik auch in Deutsch-
land kostendeckend eingesetzt
werden können oder ob sie
eher für den Export bestimmt
seien. Der Finanzminister frag-
te Heike Lambach vom Um-
weltzentrum der HwK Ko-
blenz, ob sie das 100.000-Dä-
cher-Programm der Bundesre-
gierung oder das Stromeinspei-
sungsgesetz für geeigneter hal-
te, um die Photovoltaik hierzu-
lande weiter voranzubringen.
Dabei sah die HwK-Expertin
im Stromeinspeisungsgesetz
die besseren Möglichkeiten.
Modernste Solartechnik prä-
sentierte auf der Handwerks-
messe in München das Unter-
nehmen Viva Solar aus Ander-
nach.
Darüber hinaus wurde auf dem
Kongress „Klimaschutz im
Handwerk“ derWindkraftanla-
genbauer Fuhrländer aus Wai-
gandshain einem internationa-
len Publikum vorgestellt. Das
Handwerksunternehmen ent-
wickelt, baut und installiertAn-
lagen für den Einsatz im Bin-
nenland über deutsche Gren-
zen hinaus. So soll in Afrika
die Windnutzung mit einer
Meerwasserentsalzungsanlage
kombiniert werden.
fallen“, so
dieHwK-Experten.Dafürspricht
einiges, nicht zuletzt die Menge
des ungenutzt bleibenden Hol-
zes, ob imWald oder aus Indus-
trieabfällen. „Das Problem“, so
Hans-Peter FärbervonderKreis-
verwaltungCochem-Zell, „wird
vor allemdie gleichmäßige Ver-
teilung des Heizstoffs, der nicht
überall in gleicher Menge vor-
handen ist“. Eines spricht auf je-
denFall für das Feuernmit Holz:
UngefährdiegleicheMengeKoh-
lendioxid, die bei der Verbren-
nung anfällt, bindet ein Baum
während seines Wachstums.
Prof. Dr. Manfred Schlich
Versorgungstechnik FH Trier
Wie beurteilen Sie die Chancen für den Brennstoff Holz?
Sozusagen aus „beruflicher Vorbelastung“ heraus nahm Prof. Dr.
Manfred Schlich, Dozent im Fachbereich Versorgungstechnik an der
FH Trier, an der Exkursion des Zentrums für Umwelt und Arbeitssi-
cherheit der Handwerkskammer Koblenz teil.
Sein Urteil über den heimischen Heizstoff Holz: „Es wird höchste
Zeit, dass wir uns auch in Rheinland-Pfalz mit der Nutzung rege-
nerativer Energien, also z. B. der des vorhandenen Biomassepo-
tenzials, beschäftigen. Das ist gerade hier doppelt interessant, sind
doch 41 Prozent des Landes von Wald bedeckt - mehr als in Bay-
ern.“ Selbst wenn mit Holz befeuerte Anlagen die Energiekonzepte
nicht vom Kopf auf die Füße stellen könnten, seien sie als Eckpfeiler
für die Zukunft unverzichtbar. „Dass wir ja bereits heute die dafür
notwendige Technologie haben, zeigt diese Exkursion beispielhaft,
gerade auch den Entscheidungsträgern aus dem kommunalen Be-
reich.“ Das Interesse privater Bauherren, so der Versorgungstech-
niker, steige permanent. „Wie bei jeder neuen Technik werden die
Kosten bei hohen Stückzahlen fallen - das wird der Durchbruch.“
Nachgefragt
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