Handwerk Special Nr. 83 vom 17. Oktober 2001 - page 7

Handwerk prägt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
17. Oktober 2001
Nr. 83
„Natürlich reflektiert man im-
mer wieder, ob sich der Einsatz
dafür lohnt. Wenn ich aber spä-
ter sagen kann, dass beispiels-
weise 15 Millionen Menschen
mehr Anspruch auf zusätzliche
Altersversorgung haben, weiß
ich, dass es sich gelohnt hat
auch schwere Zeiten durchzu-
stehen.“
Stärke für die Schwachen
Was ist neben der Rentenreform
und der Reformierung des Ar-
beitsmarktes ein politisches
Herzensthema von Arbeitsmi-
nisterWalter Riester? „DieVer-
besserung der Arbeitssituation
behinderter Menschen. Sie be-
kommen keinen Impuls aus dem
Markt heraus und brauchen die
starke Unterstützung durch die
Politik. Wir haben deshalb das
Gesetz zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit Schwerbehin-
derter gemacht. Damit verfol-
gen wir das Ziel 50.000 neue
Jobs für Schwerbehinderte zu
schaffen. Im Sozialgesetzbuch,
das imSommer diesen Jahres in
Kraft getreten ist, wird die Re-
habilitation von Behinderten
neu geregelt. Behinderte sollen
ihr Leben selbstbestimmt ge-
stalten können.“ Ein Gleich-
stellungsgesetzwerdeBarrieren
in unserer Gesellschaft für be-
hinderte Menschen beseitigen.
So sollen Gaststätten zum Ein-
bau behindertengerechter Toi-
letten gezwungen, Behörden-
bauten, neueStraßenbahnenund
Busse noch mehr den Bedürf-
nissen der Rollstuhlfahrer an-
gepasst werden.
MeistermüssenMeister sein
Wir kommen noch einmal auf
den Fliesenlegermeister Walter
Riester zu sprechen. Welche
Zukunftschancen räumt er dem
Meistertitel inDeutschland ein?
Walter Riester: Vom Fliesenlegermeister zum Bundesarbeitsminister
Beate Holewa interviewt den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester .
„Als ich vor 30 Jahren meine
Meisterprüfung gemacht habe,
vertraten viele Meister die Mei-
nung, jetzt bin ich am Ziel. Das
kann es heute nicht mehr sein.
Fachpraxis ist wichtig, aber um
einen Betrieb erfolgreich füh-
ren zu können, gehört mehr
dazu. Der Titel hat weiterhin
seine Berechtigung, wenn der
Meister in Theorie und Praxis
dem Wort immer gerecht wird.
Das heißt auch: Der Meister
muss ständig weiter lernen um
nicht vomWissen seines Gesel-
len überflügelt zu werden.“
Minister „leckt“ Boden
Fliest Walter Riester sein Bad
eigentlich noch selbst? „Natür-
lich, erst letztes Jahr habe ich
einen Teil meines Urlaubs da-
für verwendet, in meinem Haus
in Kärnten 120 Quadratmeter
Boden zu verfliesen. Das hat
riesig Spaß gemacht. Der halbe
Ort hat zugeschaut und sich
amüsiert, wie der Arbeitsmini-
ster Deutschlands kniet und
‘Boden leckt’. Die Wertschät-
zung im Ort hätte ich mit nichts
höher bekommenkönnen alsmit
der praktischen Arbeit.“
Walter Riester privat
Was liebt Walter Riester und
was nervt ihn? Er nennt die klei-
nen Dinge, ein gutes Gespräch
bei einem guten Glas Wein,
Punkte der Ruhe. Er schätzt es
Neues zu erfahren von Men-
schen, die kreativ sind, neue
Ideen umsetzen, etwas anpa-
cken, solche, die etwas für an-
dere leisten. Ihn nerven Bor-
niertheit, die immer wieder ab-
gedroschenen gleichen Vorur-
teile, Wichtigtuerei, sehr Ideo-
logiebehaftetes. Sein eigenes
Leben schätzt er „eher untypisch
ein“, steht aber zu dessen ein-
zelnen Phasen, so zur Arbeit auf
dem Bau wie zur Arbeit in der
Gewerkschaft. „Für die Ent-
wicklungmeiner Persönlichkeit
waren sie wichtig. - Ein Ge-
werkschaftsfunktionärkannbei-
spielsweise voreingenommene
Bilder in denKöpfen vonHand-
werkern revidieren, wenn er
vom Handwerk kommt und die
Sprache spricht.“
Hat Walter Riester bei all der
vielen Arbeit privat etwas ver-
säumt? Zum ersten Mal zögert
er mit der Antwort. Verhalten
räumt er ein, dass das Private
eher zurückbleibt. „Die Zeit ist
immer zu knapp gewesen. Da
leiden natürlich die Frau, die
Kinder...“UndwelchenWunsch
hat er für die Zukunft? „Gesund
bin ich und jünger möchte ich
auch nicht unbedingt sein, also
wünsche ich mir mehr Zeit mit
den mir wichtigen Menschen.
Das reicht mir, ich bin ein zu-
friedener Mensch.“
Beate Holewa
Berlin, Bundesministeriumfür
Arbeit und Sozialordnung. Im
Gespräch mit Walter Riester:
Fortsetzung
von der vorherigen Seite
In Zukunft wird es in Koblenz
die WIVA (Wirtschafts- und
Verbrauchermesse) nichtmehr
geben, auch 2002 nicht, son-
dern nur noch die weiterhin
alle zwei Jahre stattfindende
MESSE AM RHEIN: Hand-
werksmesse Koblenz. Diese
dann auch inhaltlich undmög-
licherweise räumlich in erwei-
tertem Rahmen.
DerMessestandort Koblenz soll
durch diese Konzentration auf
nur eine mittelstandsbezogene,
kundennahe Messe am Wal-
lersheimer Kreisel gestärkt wer-
den. Daneben soll für weitere
neue Spezialmessen Raum ge-
schaffen werden.
Auf dieses für die Region be-
deutsame Ergebnis verständig-
ten sich Detlef Koenitz, Grün-
der undVeranstalter derWIVA,
die elfmal stattgefunden hat,
WIVA hört auf - Handwerksmesse läuft weiter
HwK Koblenz und Detlef Koenitz treffen Zukunftsentscheidung
HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag (MdB) und Hauptge-
schäftsführer Karl-Jürgen Wil-
bert. Die HwK Koblenz ist In-
haberin und Veranstalterin der
Handwerksmesse Koblenz, die
bisher achtmal im Zweijahres-
turnus stattgefunden hat.
Scherhag und Wilbert würdig-
ten übereinstimmend das Enga-
gement von Detlef Koenitz,
ohne den und seinen verstorbe-
nen Vater Georg Koenitz und
dessen Pionierarbeit die Ent-
wicklung desMessegeschehens
auf dem jetzigen Gelände in
Koblenz nicht denkbar gewe-
sen wäre. Koenitz bleibt dem
Messegeschehen in Koblenz
verbunden, er wird der Hand-
werksmesse beratend und be-
treuend zur Verfügung stehen.
Die bereits in Planung befindli-
chen und weiterzuentwickeln-
den Spezialmessen (z.B. Um-
weltmesse) werden von der
Messe GmbH der HwK betreut.
„Wir können uns“, so Scherhag
und Wilbert, „weitere Formen
der Zusammenarbeit imBereich
von Messen, Ausstellungen,
Kongressen und größeren Ver-
anstaltungen mit der Stadt, den
Kreisen, dem Land aber auch
der Wirtschaft insgesamt vor-
stellen.“ Auch die vereinbarte
verstärkte Zusammenarbeit mit
der Industrie- undHandelskam-
mer Koblenz könne hier Früch-
te tragen. Projekte wie diese
neue Messe-Initiative prägten
Wirtschaft, Stadt und Region
insgesamt.
Die HwK habe, so Scherhag
und Wilbert ergänzend, bereits
mit dem Kauf des Nachbar-
grundstücks (über 21.000 qm)
eine Investition in die Zukunft
eines Messe- und Kongresszen-
trums, das auch alle anderen
Angebote der StadtKoblenz und
der Region im Veranstaltungs-
bereich ergänzen könnte, gelei-
stet. Die nächsten Messeziele
würden unter Einschaltung von
Gutachtern und derWirtschafts-
förderungsgesellschaft der Stadt
Koblenz angegangen.
Informationen
bei der HwK-Pressestelle, E-
Mail:
Das Koblen-
zer Messe-
geschehen
wird zukünf-
tig noch stär-
ker durch die
Handwerks-
messe ge-
prägt sein.
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