Handwerk Special Nr. 80 vom 27. April 2001 - page 32

Wenn er malt, nimmt er nicht
Farbe und Pinsel, sondern den
Sandstrahler. Schließlich malt
Michael Flicka auch nicht auf
Papier, sondern auf Glas, so,
wie es sich für einen Glas-
veredlermeister gehört. Der
malt beispielsweise auf Türen
oder auf Spiegeln, gestaltet sie
nach eigenen Ideen oder nach
denWünschen des Kundenmit
Motiven, gleichgültig, ob sich
eine Schar von Delfinen auf
der Tür tummeln, ein flächiges
Muster unerwünschte Durch-
blicke verhindern oder das De-
kor der Fliesen im Badezim-
mer auf dem Spiegel auch wie-
der auftauchen soll.
„DieMöglichkeiten, mit und auf
Glas zu gestalten, sind gerade
im Innenbereich vielfältig“,
meint Flicka, der von 1980 bis
1983 seine Lehre absolvierte,
1997 den Meister machte und
sich zunächst im Nebenerwerb,
ab 1. Januar 2000 imVollerwerb
in der Neuendorfer Hand-
werkerstraße selbstständig
machte. „Je mehr die Leute
Helligkeit und Transparenz lie-
ben, desto mehr bietet es sich an
Glas als Material einzusetzen,
bei Türen beispielsweise, aber
auch bei Möbeln.“
Gestalten mit Glas
Erst recht veredeltes Glas. Die
Oberflächenbearbeitung, das
Schleifen undPolieren vonKan-
ten gehören zu den Hauptauf-
gaben eines Glasveredlers. Bei
der Oberflächenbearbeitung,
erläutert Flicka, gebe es vor al-
lem zwei Techniken, das Ätzen
und das Sandstrahlen. Dass er
sich auf Letzteres konzentriert,
hat auch finanzielle Gründe.
„Das Ätzen erfordert einen er-
heblich größeren technischen
Aufwand, allein schon wegen
der Umweltschutzauflagen, da
ist eine Sandstrahlkabine ein-
fach günstiger zu haben.“
Sparsamkeit, Ausrichtung am
Möglichen und Machbaren war
für Flicka bei der Einrichtung
seinesBetriebs, bei derAnschaf-
fung der benötigten Maschinen
generell oberstes Gebot. „Man
soll das Geld nicht schon ausge-
ben, bevor man es überhaupt
hat“, kommentiert er seine Ma-
xime. Mit dem bisherigen Ver-
lauf der Geschäfte ist er zufrie-
den, verweist stolz darauf, dass
er schon einen guten Teil des
aufgenommenen Darlehens
habe zurückzahlen können.
Als nützlich erwiesen sich für
das noch jungeGlasveredlungs-
unternehmen die guten Kontak-
Glasveredlermeister Michael Flicka „malt“ seine Motive,
ob Delfine oder Weltkarte, auf Folie vor und „graviert“
sie anschließend mit dem Sandstrahl in das Glas (l.). Den
gläsernen Schreibtisch mit dem Weltkartenmotiv (o.)
reichte er als Meisterstück ein.
te, die Michael Flicka aufgrund
seiner vorherigen Arbeit in ei-
nemGlasgroßhandel besaß.Mit
etlichen der Glaser, die er in
dieser Zeit kennenlernte, arbei-
tet er nach wie vor zusammen,
hält mit ihnen auch durch Ge-
spräche in der Innung Kontakt.
„Wir sehen uns weniger als
Konkurrenten denn als Partner.“
Selbst wenn er laut Handwerks-
ordnung auch „normale“ Gla-
serarbeiten durchführen kann,
Glas-Berufe
Mehr als 300 (!) Berufe beschäftigen sich ur-
sprünglich mit der Herstellung oder Bearbeitung
von Glas, das mit seinem Glanz, seiner Transpa-
renz schon immer die Menschen bezauberte. Die
Palette reichte vom Schmelzer und Flusssieder
über den Röhrenzieher und Kugelmacher bis
zum Glassäger. Die Zahl der Glasberufe hat sich
im Lauf der Jahrhunderte erheblich verringert;
heute finden sich in der Koblenzer Handwerks-
rolle 52 Meister verschiedener Glaskünste.
Ideen für anspruchsvollesWohnen: Fachmarkt Haus+Raum - Hallen 2-4
möchte sich Flicka bewusst auf
die Glasveredlung konzentrie-
ren, wie es seiner Ausbildung
entspricht, wie es die Aufschrift
auf dem kleinen Laden verrät,
der zum Betrieb gehört. Das
Gestalten von undmit Glas, z.B.
das Bauen von gläsernen Vitri-
nen, Ganzglasduschkabinen, die
nicht nur schöner, sondern we-
sentlich pflegeleichter und hy-
gienischer sind als Konstruk-
tionen mit Alu-Rahmen, macht
ihm am meisten Spaß.
Planen für Messepremiere
Für die Zukunft wünschte er
sich noch einige Privatkunden
mehr, erhofft sich hier von der
MESSE AM RHEIN: Hand-
werksmesseKoblenz
, an der er
sich in diesem Jahr erstmals
beteiligt, einen merklichen An-
schub. „Ich glaube, dass sie eine
gute Möglichkeit ist potentielle
Kunden zu interessieren und an-
zusprechen.“ Wenn es ihm die
Zeit erlaubt - vorerst arbeitet er
noch als Einzelkämpfer im Be-
trieb, möchte erst dann perso-
nell aufstocken, wenn dies mit
gutem Gewissen machbar ist -,
bereitet er den Appetit auf Glas
anregende Exponate vor, plant
seinen Stand, überlegt sich, wie
er sein Handwerk möglichst an-
schaulich, sogar live demon-
strieren könnte - damit auch die
Messebesucher gleich vor Ort
sehen, wie man mit dem Sand-
strahl auf Glas malt.
Mit dem Sandstrahl
auf Glas gemalt
Michael Flicka präsentiert seinen
jungen Betrieb für anspruchsvolles Wohnen
Unikate aus Meisterhand
Wohnaccessoires von Metallgestaltung Berens seit 75 Jahren
Seit der Gründung der ersten
Schmiede 1926 in Kail durch
Schmiedemeister Jakob Berens
wuchs der Familienbetrieb kon-
tinuierlich. Ursprünglich betä-
tigte man sich mit Hufbeschlag
und Wagenbau. Seit Mitte der
70er Jahre kamenKunstschmie-
de- und Schlosserarbeiten zum
Tragen. Heute zeichnet sich das
Unternehmen durch moderne
Metallgestaltung von Treppen
und Geländern, Möbeln und
Einrichtungsteilen, Schmuck
und Accessoires aus.
Nach seiner Meisterprüfung im
Metallbauerhandwerk und der
Ausbildung zum Schweiß-
fachmann übernahm Jürgen
Berens 1990 in dritter Generati-
on den Betrieb und zog
1999 nach Kaisersech
um; im Sommer wird
das Betriebsgelände
nochmals erweitert,
neue Arbeitsplätze ent-
stehen.
Die Feier zum 75. Ge-
burtstag eröffnet Me-
tallgestaltung Berens
mit der ersten Beteili-
gung an der MESSE
AM RHEIN. Dort gibt
man einen Einblick ins
„metallische Wohnen“
und stellt die neue
Präsentations-CD-Rom
vor.
Exklusive Garde-
robe aus Metall.
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