Handwerk Special Nr. 80 vom 27. April 2001 - page 39

Riesiger Ausstellungsbereich „Haus+Raum“ in den Hallen 2,3 und 4
Auf seinem Kurs, doch
nicht in seinem Schatten
Annette Moitz eine junge mutige Frau von heute
„Ich investiere meine Kraft und
meinKönnenindasLebenswerk
meines Vaters, gehe aber mei-
nen eigenenWeg.Wennwir uns
auch sehr ähnlich waren, bin
ich keine Kopie“, sagt die Dipl.-
IngenieurinundTischlergesellin
AnnetteMoitzausKoblenz.„Ich
habe eigene Vorstellungen und
Neue Messeaussage
Die Holzwerkstätten Moitz sind
seit 1987 und damit seit der er-
sten Handwerksmesse Koblenz
dabei. In diesem Jahr hat der
Stand 431 in Halle 4 in Form,
Farbe und Gestaltung eine neue
Aussage: „Ich, Annette Moitz,
versichere, es geht weiter, jetzt
erst recht, aber anders“. Über
spezielle Projektionen sind Ein-
richtungsideenzu sehen.Dar-
über hinaus werden aus-
gewählte Einzelmöbel
und Holz zum Anfas-
sen präsentiert. „Der
Wiedererkennungs-
effekt wird bleiben
aber die Begrifflich-
keit hat sich geändert.
Wir zeigen Ideen, sie
sindderMotor für In-
novationen.Siewec-
kendieNeugier,die
Lust auf mehr,
auch auf Partner-
schaft
zwischenKundenundHandwer-
ker“, schätzt Annette Moitz ein.
Zukünftig möchte sie den Kun-
den verstärkt Gesamteinrich-
tungskonzepte anbieten, das
kommt auch ihrem eigenen Fai-
ble für „Wohnen zumWohlfüh-
len“ entgegen.
Erinnerung an Dresden
Erfahrungen auf diesem Gebiet
hat sie bei den DeutschenWerk-
stätten Hellerau in Dresden ge-
sammelt. Dort ließ man der jun-
gen Fachfrau bei der Gestaltung
von Projekten freie Hand. An
die Zeit in Dresden, wo-
hin sie bald nach Ih-
remStudi-
werde sie zielorientiert durch-
setzen“, fügt sie hinzu. Und sie
sagt es selbstbewußt.
Seit Januar, nach dem plötzli-
chen Tod ihres Vaters, Tischler-
meister Norbert Moitz, ist sie
Geschäftsführerin des Familien-
betriebes mit 17 Mitarbeitern.
„Einige Mitarbeiter sind länger
in der Firma als ich alt bin und
anderehabenmich inder Schub-
karre gefahren“, erinnert sichdie
30-Jährige. Akzeptanzprobleme
hat die junge Chefin aber nicht.
Sie kommt vom Fach, setzt auf
Teamarbeit und hat von Anfang
an klargestellt: „Wir haben nur
eine Chance, wenn wir gemein-
sam weitermachen!“
Das Herz darf hüpfen
Die Holzwerkstätten Moitz ste-
hen seit langem für Seriosität.
Die jungeUnternehmerinmöch-
te jetzt Berührungsängste, vor
allem bei jüngeren Leuten ab-
bauen. „Ich bin jung, meine Ar-
beit macht mir Spaß. Die Leute
sollen wissen, hier kann man
auch verrückte Sachen bekom-
men.DasHerz darf hüpfen, ohne
das der Qualitätsanspruch ver-
wässert.“ So präsentiert sie sich
auch auf der MESSE AM
RHEIN.
Annette
Moitz leitet seit
dem Tod
Ihres Vaters
Norbert M
oitz das
Koblenzer
Familien-
unternehmen
.
Holzbearbeitung mit Bits & Bytes in Halle 1, Stand 107 und 108
DieVorteile derCNC-Holzbe-
arbeitungssysteme zu nutzen,
ist in den nächsten Jahren ver-
Früher wurde demHolzmit Hobel, Säge oder Bohrer die gewünschte
Formgegeben. Nicht ganz so handfest, aber wesentlichwirkungsvol-
ler arbeiten sichheuteBits undBytes durch dasNaturprodukt, das an
Attraktivität und Einsatzmöglichkeiten nichts verloren hat.
stärktesAnliegenderTischlerei-
betriebe des Handwerk. Werk-
stattorientierte Programmierung
undProduktionsplanungssyste-
me, die z.B. die Fertigung von
Möbeln und Möbelkomponen-
ten professionalisieren, sind
charakteristisch für ausgereifte
Systeme–undwerdenaufMes-
se an Stand 107 und 108 (3-D-
Programmierung) vorgestellt.
Messe mit Römer-Ramme
Pfahlramme eine Messe-Attraktion
Ein Messe-Highlight mit einer über 2000jährigen Vorgeschichte
steht im Freigelände hinter dem Kongress-Zentrum: der Nachbau
einer römischen Pfahlramme aus dem Jahr 55 v. Chr. Mit ihrer
Hilfe entstand die erste Rheinüberquerung im Neuwieder Becken.
Die historische Pfahlramme erlebte in den Ausbildungswerkstät-
ten des Bauzentrums der HwK Koblenz ihre „Wiedergeburt“,
nachdem ihre Konstruktion und Funktion 1998 in einem durch
die BBC London initiierten Dokumentarfilm in archäologischen
Experimenten getestet wurde. Die Ausbildungsmeister im Zim-
mererhandwerk der HwK bauten mit den Lehrlingen die „Römer-
Ramme“. Nach dem Messe-Auftritt zieht sie in die archäologi-
sche Schausammlung des Landesmuseums auf der Festung Eh-
renbreitstein um.
um der Innenarchitektur an der
FH Hildesheim zog, denkt sie
gern zurück. Hier hat sie bis zur
plötzlich schweren Erkrankung
ihres Vaters gelebt und ge-
arbeitet. In Dresden hat
sie sich wohlgefühlt,
beruflich anerkannt
undmenschlichge-
schätzt.Hierhatsie
hat auch gelernt,
sich durchzubei-
ßen. „Dort war mein
Vater nicht bekannt
aberderNameMoitzbe-
kam durch mich einen
guten Klang“, sagt
sie nicht ohne
Stolz.
Sie erzählt
von ihrem
Herzklopfen,
als es galt,
ihre Einrich-
tungsideen
beimVorstand
einer großen
Bank durch-
zusetzen und
davon, das es
ein Erlebnis
war, durch nichts zu ersetzen,
nachdem es geklappt hat.
Wäre Annette Moitz in Dresden
geblieben? „Gern länger, aber
demWunschmeinesVaters, ein-
mal seine Nachfolgerin im Be-
trieb zu werden, habe ich auch
immer verfolgt. Darauf ist mein
beruflicherWeg ausgelegt“, lau-
tet die spontane Antwort. Die
Nachfolge bezieht sie allerdings
nicht auf all die zahlreichen Eh-
renämter von Norbert Moitz.
„Die Roentgen- Stiftung, in der
sich Vater engagierte, ist sicher
einespannendeSache.MeinHob-
by ist sie aber nicht. Ich mache
nichtshalbherzig“, so ihreÜber-
zeugung. In diesemZusammen-
hang verrät sie auch, dass sie in
10 Jahren nicht nur eine erfolg-
reicheUnternehmerinseinmöch-
te, sondern ebenso an eine glück-
liche Familie denkt.
Informationen
zu den nächsten Meister-
vorbereitungskursen im
Tischlerhandwerk bei der
HwK Koblenz gibt auf der
Messe die Meisterakade-
mie in Halle 1 oder täglich
unter Tel.: 0261/398-400,
Fax: -990, email: meister@
hwk-koblenz.de, Internet:
Bereits Wochen vor dem
Messestart wurde der 10
Meter hohe Kollos auf
dem Freigelände
aufgebaut.
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42
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